Interview mit Lee Aaron von Lee Aaron

Ein Interview von Elvis vom 27.07.2017 (31959 mal gelesen)
LEE AARON ist nach vielen Jahren Abwesenheit von kontinentaleuropäischen Bühnen endlich mal wieder für eine kleine Tour in Europa unterwegs. Die immer noch sehr attraktive Kanadierin nahm sich vor ihrem Konzert in Köln dankenswerterweise Zeit für uns und konnte trotz Jetlag ein Interview einrichten. Lest selbst, was die nordamerikansiche Rockerin über ihre Mutterrolle, Feminismus und natürlich ihre Musik und wie all das zusammenhängt, zu erzählen hat. Viel Spaß!

Hallo Lee, schön, dass Du Dir die Zeit für ein Interview nimmst. Du siehst echt gut aus nach dem langen Flug heute Nacht. Ich hoffe, Ihr seid trotz vermutlich wenig Schlaf gut angekommen und halbwegs fit?

Lee Aaron: Ja, es war ein bisschen chaotisch. Wir sind ungefähr um neun Uhr heute Morgen angekommen, dann nochmals zwei bis drei Stunden nach Köln gefahren, wo wir vielleicht zwei Stunden Schlaf bekamen. Danach sind wir aufgestanden, um den Soundcheck zu machen. Der ursprüngliche Plan war auch ein anderer. An sich hätten wir einen Tag früher ankommen sollen, damit wir uns vom Jetlag erholen können und dann heute die Show haben. Dann haben wir jedoch ein ganz kurzfristiges Angebot bekommen, am 08. Juli beim Montreal Jazz Festival aufzutreten. Das konnten wir natürlich nicht ausschlagen. Es war derart toll! Tausende von Menschen, aber das ist natürlich Kanada, wo ich ja ziemlich oft spiele. In Europa und insbesondere auch Deutschland war ich ja schon seit vielen Jahren nicht mehr.

Das wollte ich grade auch fragen, es ist ja wirklich schon wenig her. Wann hast Du zum letzten Mal hier gespielt?

Lee Aaron: (Lee zeigt mir Fotos auf ihrem Smartphone) Das war die Bühne am Samstag, es war einfach nur sensationell! Ja, Du hast Recht, es ist wirklich schon lange her. Das hat verschiedene Gründe. Vor allem liegt vieles einfach daran, dass ich mittlerweile Mutter bin und zwei Kinder habe. Ich hatte mir das früher tatsächlich einfacher vorgestellt und geglaubt, ich könnte manches einfach mit einem Kindermädchen regeln. Die ersten zehn Jahre sind jedoch eine sehr bedeutsame, kritische Zeit bei Kindern und so habe ich mich dagegen entschieden und wollte möglichst viel Zeit mit ihnen verbringen.

Es ist schön, dass Du mal wieder in Europa unterwegs bist, nach dem Sweden Rock vor ein paar Jahren war Deine erste Show ja das Rockingham-Festival in Nottingham letztes Jahr. Da hat mir leider mein Flug einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber die wurde ja auch sehr positiv aufgenommen.

Lee Aaron: Ich finde es auch sehr gut, dass ich es mal wieder geschafft habe, da ich Europa und grade auch Deutschland liebe. Mir gefällt die Kultur sehr gut, die Leute sind toll und zum Glück ist der Rock 'n' Roll hier auch nicht totzukriegen. Das ist bei Euch nicht nur ein Trend, sondern echte, gute Rock-Musiker, die ihr Handwerk beherrschen, haben hier eine wirklich treue Fanbasis. Das ist doch wundervoll, oder?

Absolut! Denkst Du, das ist in Kanada oder den Staaten anders als etwa in Deutschland? Ihr habt ja auch in Kanada diverse tolle Bands, denken wir nur mal an RUSH oder auch HONEYMOON SUITE. Was natürlich wirklich stimmt: In Deutschland haben viele Bands immer noch ein mehr als solides Fundament an Fans. Denken wir nur mal an MANOWAR, die nirgendwo so populär sind wie in Deutschland und die in USA ja wirklich nur im Kleinen unterwegs sind, wenn überhaupt.

Lee Aaron: Ist das wirklich so? Grade in den Staaten hat man ein echtes Problem wegen der stark kommerziellen Radiosender, worüber die großen Majors ziemlich starken Einfluss darauf nehmen, was die Leute hören „sollen“. Und es funktioniert vielfach! Entscheiden die Leute wirklich, dass sie z. B. MILEY CYRUS oder TAYLOR SWIFT hören wollen? Weißt Du, was ich meine? Da geht einfach unheimlich vieles nach irgendwelchen Trends. Ganz so extrem ist es in Kanada, wo ich ja herkomme, nicht. Da kann ich fast überall auf ziemlich großen Bühnen spielen.

An diesem Punkt in Deiner Karriere, wie sehr kümmern Dich da noch Einnahmen aus Deiner Musik oder siehst Du das mittlerweile mehr als eine Art professionelles Hobby?

Lee Aaron: Das ist eine wirklich interessante Frage. Wenn ich in Kanada auftrete, verdiene ich wirklich noch Geld mit der Musik. Mit Europa ist das schon ein bisschen schwieriger, was allein schon an den Kosten liegt, die wir damit haben, herzukommen. Die Flüge nach UK z. B. haben uns zusammen an die 10.000,00 Dollar gekostet, das ist einfach eine Realität. Und zugegeben, das ist auch ein Grund, warum wir nicht so oft hier sind, es kostet einfach eine Stange Geld, nur herzukommen. In Kanada ist das im Vergleich schon günstiger. Hobby … nun ja, ich würde niemals sagen, dass Musik mein Hobby ist, das ist schon mein Lebenswerk. Aber die Realität ist auch, dass ich mittlerweile Mutter bin und mein Sohn kürzlich dreizehn Jahre alt geworden ist. Ich will ja nicht, dass meine Kinder mit 30 in Therapie müssen (lacht). Deswegen versuche ich, es in Häppchen zu machen, so z. B. drei Shows und dann wieder ab nach Hause oder mal fünf Shows und wieder nach Hause. Die wesentlichen Märkte in Kanada können wir so gut bedienen, Edmonton, Winnipeg, Wichita, Toronto, Saskatoon, Calgary, Alberta … in diesen Städten spiele ich ziemlich regelmäßig. Aber halt eben nicht im gleichen Zeitraum. Ergibt das Sinn?

Absolut. Ich habe gesehen und finde es auch mehr als gut, wie toll Du Dich um Deine Kinder sorgst. Das sollte zwar an sich ganz natürlich sein, aber ist es ja leider nicht.

Lee Aaron: Was für eine furchtbare Person wäre ich denn, wenn ich das anders machen würde (lacht)?

Ich hab mich schon länger gefragt - da Du wirklich eine hingebungsvolle Mutter bist -, ob Kinder etwas waren, was Du schon immer haben wolltest und nur den richtigen Zeitpunkt abgewartet hast oder ob das erst irgendwann bei Dir „Klick“ gemacht hat und Du Dich erst dann dafür entschieden hast. Du wirkst jedenfalls heute unheimlich glücklich in Deiner Mutterrolle.

Lee Aaron: Ich wollte definitiv schon immer Kinder! Doch immer, wenn ich wirklich bewusst darüber nachdachte, passierte irgendetwas anderes in meiner Karriere. Zudem hatte ich auch eine Ehe, die schiefging, und ich bin rückblickend wirklich froh, dass daraus keine Kinder hervorgingen, eine Patchwork-Familie wäre wohl eher nichts für mich. Ich dachte mir schon, nun langsam sollte ich mal Kinder haben, doch dann machte ich wieder eine Platte und ging auf Tour. Deswegen habe ich meine Kinder zu einem etwas späteren Zeitpunkt in meinem Leben bekommen, doch der gute Part ist, ich habe damit gewartet, bis ich die richtige Person dafür gefunden habe und in einer wirklich stabilen Beziehung war. Das sind wirklich die beiden großen Punkte in meinem Leben, ich liebe meine Kinder und ich liebe meine Musik. Ja, es ist natürlich immer eine gewisser Kraftakt, die Balance zwischen beidem zu finden. Kinder möchten ihre Eltern natürlich auch sehen, doch ich glaube, dass meine Leidenschaft für die Musik meinen Kindern unterm Strich zugutekommt. Wenn ich einen ungeliebten Job hätte, zu dem ich mich jeden Tag nur hinschleppen würde, meine Kinder würden spüren, dass mir das keinen Spaß macht und ich mich quäle. Wir haben wirklich leidenschaftliche Kinder, meine Tochter insbesondere ist sehr leidenschaftlich, wenn es um Musik geht. Sie hatte kürzlich ihre erste Hauptrolle in einem Musical und hat Belle in "Die Schöne und das Biest" in der Schule gespielt. Sie war so fantastisch, dass es mir fast schon Angst gemacht hat, wie gut sie vielleicht mal werden könnte. Da ist wirklich viel Talent bei ihr vorhanden. Sicherlich hat es da auch einen Einfluss gehabt, dass ihre Eltern beide im Musikbereich tätig sind. Ich bin eben nicht STEVIE NICKS oder DORO, die beide sagen, ich bin mit meiner Musik verheiratet.

So ist sie, die gute DORO.

Lee Aaron: Oh, sie ist fantastisch! Eine ganz wunderbare Frau, ich habe in den 80ern auch Shows mit ihr gespielt. In ihrem Bereich ist sie mit Abstand die Beste. Als ich meinen jetzigen Ehemann traf, fragte er mich irgendwann, was denkst Du, wirst Du tun, wenn Du im Sterbebett liegst, Deine goldenen Schallplatten umarmen? Das hat mich echt beeindruckt. Ich glaube, unterm Strich möchte man Menschen um sich herum, die einen lieben und die man liebt, darum geht es doch im Leben. Für mich und meine Musik ist das inspirierend. Ich brauche dieses intensive Gefühl, damit ich wirklich gute Musik schreiben kann.

Im Gegenzug bist Du damit ja auch eine bessere Mutter, denke ich. Diese Leidenschaft für die Musik kannst Du auf andere Weise ja wieder an Deine Kinder zurückgeben.

Lee Aaron: Ganz genau, da stimme ich Dir 100%ig zu.

Du bekommst ja immer wieder die Fragen hinsichtlich Deines Looks und musikalischen Stils in den 80ern gestellt. Was ich mich dabei immer frage, insbesondere auch, wenn ich Deine Antworten in älteren Interviews berücksichtige, ist: Siehst Du Dich selbst – auf eine positive Weise – als eine Art Feministin? Du hast ja häufig betont, dass es Dir, auch wenn man das vielleicht nicht vordergründig sieht, etwa bei "Metal Queen" um "Empowerment", also Ermächtigung, vor allem Selbstermächtigung geht. Das ist ja auch bei Frauenrechtlerinnen immer ein großes Thema.

Lee Aaron: Die absolute Wahrheit ist, ich habe meine Karriere im Teenageralter begonnen und hatte zu Beginn einen absolut skrupellosen Manager. Der hat mich in ein sehr, sehr ausbeuterisches Marketing gedrückt, wie z.B. auch die Pin-up-Fotos. "Metal Queen" war quasi ein Gegenschlag gegen all das, ich trug eine Rüstung, so nach dem Motto "Du kannst mich mal!". Gerade bei diesem Song ging es wirklich stark um Selbstermächtigung, nicht bloß für Frauen, sondern für jeden. Frauen können sich erheben, Frauen können Gehör erhalten! Leider, leider, weil es auch im Metalbereich vermarktet wurde, ist diese Botschaft irgendwie komplett verloren gegangen. Manche Leute haben es zwar verstanden, viele jedoch leider nicht. Und dieses Thema hat sich für mich durch viele meiner Songs und Alben irgendwie auch durchgezogen. Von daher hast Du absolut Recht, in meinen Songs findet sich an vielen Stellen auch eine feministische Botschaft. Zuletzt findest Du das etwa auch bei meinem Song 'Tomboy', darin, dass man frei sollte, einfach die Person zu sein, die man ist. Man sollte sich nicht dafür schämen, sondern stolz sein, man selbst zu sein. Man sollte sich nicht von religiösen, sexuellen oder kulturellen Stereotypen verbiegen lassen. Wir müssen allesamt nicht in irgendeine bestimmte Form passen. Alle sollten auf ihre Weise geliebt und geschätzt werden für das, was sie sind. Das ist für mich eine universelle Botschaft. Du hast das genau richtig verstanden! Ganz ehrlich, es tut gut, wenn man mal ein paar intelligente Fragen gestellt bekommt (lacht).

Danke, ich bemühe mich gerne darum, da es für Künstler sicher auch kein Spaß ist, immer dasselbe Zeug zu beantworten. Du wirkst ja auch sehr gelöst, was die verschiedenen Phasen Deiner Musik angeht. Nachdem Du einige Jahre ja wirklich ganz andere Musik bevorzugt hast, spielst Du ja seit einigen Jahren auch wieder häufig die Rocksongs. Gleichzeitig liebst Du ja auch weiterhin Deinen Jazz und irgendwie verbindest Du das auch häufig. Auf mich wirkt das sehr entspannt und Du scheinst einfach zufrieden in Deiner Haut zu sein.

Lee Aaron: Na ja, letztlich ist es ja alles LEE AARON. Da gehört auch der Jazz dazu. Mir fällt dazu eine lustige Geschichte ein. In Vancouver gibt es einen ziemlich populären Jazzclub, wo ich zu einer bestimmten Zeit einmal die Woche gespielt habe. Es gab da eine Phase, wo wirklich fast jede Woche bekannte Künstler sich regelmäßig abgewechselt haben. Und irgendwann kam ich dorthin und irgendjemand hatte mit Filzstift an die Wand geschrieben "Lee Aaron's Jazz Rocks!". Ich fand das einfach nur toll! Auch meinem Jazz habe ich eine bestimmte, sagen wir rockige Note gegeben. Auch wenn es Jazz und Blues war, so hatte es doch immer etwas von LEE AARON. Ich habe auch ein neues Album für den Herbst im Gepäck, davon werden wir heute Abend auch ein paar Songs schon mal für Euch spielen. Wir haben dabei versucht, "Fire & Gasoline" noch mal einen Schritt weiter zu treiben. Das neue Album fußt recht deutlich auf Blues-Rock. Wir gehen dabei ein wenig zurück zu den großartigen Sängern, die mich beeinflusst haben, wie z. B. PAUL RODGERS, ROBERT PLANT, DAVID COVERDALE, RONNIE JAMES DIO oder IAN GILLAN.

Rock hat ja nun mal auch seine Wurzeln in Blues und auch Jazz.

Lee Aaron: Genau. Als ich mich damit wieder beschäftigt habe, war das für mich wie eine Geschichtsstunde. Rock ist letztlich weiße Typen, die Blues spielen und dabei eine elektrische Gitarre einstöpseln.

Weiße, die auf eine gewisse Weise Schwarze sein wollen.

Lee Aaron: Und die, die Lautstärke aufdrehen, richtig (lacht).

Ich finde erfrischend, dass Du gar nicht erst versuchst, so zu tun, als hätten wir noch 1989. Klar, Du akzeptierst und umarmst gewissermaßen Deine musikalische Vergangenheit, aber Du versuchst nicht, sie großartig zu kopieren. Das tun meiner Meinung viel zu viele Künstler.

Lee Aaron: Vielen Dank, das wurde ich nämlich kürzlich sogar noch gefragt. Wenn ich immer wieder dieselbe Platte machen würde, würde ich durchdrehen. Ich muss mich irgendwie immer weiterentwickeln oder auch ändern. Versteh mich nicht falsch, denn ich würde mich nicht im Geringsten mit Künstlern wie den ROLLING STONES oder DAVID BOWIE vergleichen, die sind im Vergleich zu mir eine ganz andere Liga. Aber die Künstler, die ich selbst am meisten liebe, haben nie dieselbe Platte gemacht. Nimm wirklich die STONES, die haben kürzlich einfach ein Blues-Album gemacht. BOWIE hat auch niemals dieselbe Platte zweimal gemacht. Für mich ist das irgendwie wirklich der unterhaltsame Part an der Musik.

Hat das Deiner Meinung nach auch damit zu tun, dass man einfach älter wird und sich das eigene Leben ändert? Vor zwanzig Jahren wollte ich auch nicht so recht verstehen, dass viele Künstler eben irgendwann nicht mehr die Musik und Songs machen, die sie in ihren Anfängen gemacht haben. Du kennst ja sicher das Gemecker von wegen "Aber die ganz alten Sachen waren viel besser!". Ich glaube, viele verkennen dabei einfach, dass man vielleicht z. B. nicht mehr der wütende junge Mensch ist, der mal aggressive Songs geschrieben hat, sondern eine ältere Version seiner selbst, der vielleicht Familie und Kinder hat und deswegen an einem ganz anderen Punkt im Leben angekommen ist.

Lee Aaron: Du meinst die Diskrepanz zwischen "jung und wütend" und "alt und glücklich" (lacht)?

Ja, genau das. Wenn man doppelt so alt ist, kann das mit der jugendlichen Rebellion ja auch leicht unglaubwürdig wirken.

Lee Aaron: Ich weiß genau, was Du meinst. Für manche Künstler war so was dann oft die verklärte Phase ihrer Karriere, wo sie ihren größten Erfolg hatten und sie versuchen, dem hinterherzulaufen. Das gibt es bei mir sicherlich auch, es gibt natürlich Fans, die sagen, "Metal Queen" oder sogar mein erster Album wäre das beste gewesen, was ich je gemacht hätte. Ich selbst bin immer der Meinung, dass mein aktuelles Album das beste ist. Ich verstehe auch völlig, was diese Leute meinen. In meinem Alter bin ich aber z. B. über ganz andere Sachen sauer als früher. Da rege ich mich etwa über Donald Trump auf. Weißt Du, was ich meine?

Du wärst vermutlich am Beginn Deiner Karriere nicht wütend wegen Donald Trump gewesen.

Lee Aaron: Richtig, als ich 18 war, war ich wütend, weil ich ausgebeutet wurde. Ich war wütend, dass Frauen nicht die Gleichberechtigung erfuhren, die sie verdient haben. Klar, da hat sich viel getan, aber wirklich gleich behandelt werden Frauen immer noch nicht. Heute rege ich mich eher über den Zustand der Welt als solcher auf, dass wir z. B. all diese Ressourcen haben und trotzdem nicht den Hunger in der Welt besiegen. Ein bisschen davon findet sich sicherlich auch in der Musik wieder. Als erwachsenerer Künstler schreibe ich halt lieber über Dinge, die in meiner Gegenwart passieren als in meiner Vergangenheit. 'Fire & Gasoline' ist etwa ein Song über eine destruktive Beziehung. Selbst jetzt kenne ich noch Leute, die immer wieder in denselben Mustern handeln und sich z. B. immer wieder dieselbe Art Freundin suchen, die schlecht für sie ist und mit der es schiefgeht. Die Person, die in der Hinsicht für das eigene Unglück verantwortlich ist, ist damit im Wesentlichen man selbst. Die Psychologie von Menschen fasziniert mich ohnehin immer wieder. Auch ich bin immer wieder mal in so was hineingeraten und kann jetzt darüber schreiben. Daraus spricht deswegen eine gewisse Weisheit, wenn man es so nennen will. Davon steckt viel in 'Fire & Gasoline'.

Es ist ja auch eine gute Sache, wenn man solche Erfahrungen dann so verarbeiten kann. Man muss sich ja nicht dafür schämen, dass man älter und weiser wird. Im Leben hat ja vieles seine Zeit und seinen Platz.

Lee Aaron: Ganz richtig.

Da Du Dich ja sichtlich wohl fühlst dabei: Wie lange denkst Du, dass Du Musik machen und Konzerte geben wirst?

Lee Aaron: Das ist eine gute Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Hättest Du mich vor dreißig Jahren gefragt, ob ich das meiner Meinung nach jetzt noch tun würde, hätte ich wohl gedacht, eher nicht. Mittlerweile denke ich, solange ich weiterhin inspiriert bin, Musik zu schreiben und noch etwas zu sagen habe, werde ich weiterhin Alben machen. Es mag für eine Frau etwas schwieriger sein, da immer noch manche Leute erwarten, dass ich weiterhin aussehe, als sei ich 25, was ich ja einfach nicht mehr bin. Ich finde aber z. B. Künstlerinnen wie CHRISSIE HYNDE oder STEVIE NICKS sehr inspirierend. Nicht lachen, aber ich finde z. B. auch DOLLY PARTON fantastisch. Diese Frau ist wirklich außergewöhnlich! Sie singt wie ein Vogel, auch wenn sie ein ganz andere Musikgenre besetzt. Aber wenn ich mir eine Frau wie sie ansehe, ich habe dermaßen Respekt davor, dass sie immer noch da ist und das so gut macht. Von daher, ich bin inspiriert, also werde ich auch weiterhin Musik machen. Solange das so bleibt, auf jeden Fall.

Ich denke, das ist auch ein tolles Schlusswort für das Interview. Ich wünsche Dir daher ein tolles Konzert heute Abend und danke Dir vielmals für das interessante Interview.

Lee Aaron: Vielen Dank, es war mir ein Vergnügen!

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