Interview mit Nightrage von Nightrage

Ein Interview von Wulfgar vom 03.10.2011 (23116 mal gelesen)
Anlässlich des neuesten Outputs der schwedisch-griechischen Todesboten NIGHTRAGE haben wir der Band um Mastermind Marios mal ein wenig auf den Zahn gefühlt. Trotz der knapp bevorstehenden Nordamerika-Tour war besonders der Mann an der Gitarre sehr gesprächig.

Hi Jungs, erstmal vielen Dank für das Interview. Wie fühlt ihr euch jetzt, da der Release geschafft ist?

Nightrage: Hey Man, wir fühlen uns alle sehr entspannt, jetzt wo "Insidious" in Europa draußen ist (in Nordamerika dauerts noch bis zum 11. Oktober). Wir fühlen, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat und wir sind natürlich sehr aufgeregt wegen der neuen Songs und dem Sound, den wir auf der neuen Scheibe haben.

Könnt ihr das Gefühl beschreiben, auf so ein Stück harter Arbeit zu blicken und auf die Reaktionen von Fans und Presse warten zu müssen?

Nightrage: Es ist immer so, wenn du ein neues Album machst. Du weißt nie, was die Leute davon denken werden und ob sie die Message deiner Musik verstehen. Die erste Instanz ist immer, dass wir die Songs lieben und es machen, damit es uns gefällt, so viel ist Fakt. Wenn es dann Leute gibt, die total auf unseren Scheiß abfahren, dann macht uns das selbstverständlich glücklich und gibt uns das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Wenn du dann auf die ganze harte Arbeit zurückblickst, die du geleistet hast und darauf wartest, wie sie akzeptiert wird, ist das in der Tat ein sehr seltsames Gefühl und das einzige was du tun kannst, ist da zu sitzen und zu warten, was passiert. Aber ich weiß natürlich auch, dass es nicht möglich ist, jeden zufrieden zu stellen und dass es viel Kritik und unterschiedliche Meinungen geben wird. Aber um ehrlich zu sein, finde ich das auch gut so, denn es wäre eigenartig, wenn jeder unsere Musik mögen würde, da braucht man schon etwas...Balance.

Ich muss gestehen, dass ich NIGHTRAGE vor dem "Insidious"-Review nur dem Namen nach kannte. Aber ich habe mal mein persönliches Archiv durchforstet und ihr seid eine von 4 Bands in 2 Jahren, die es aus dem Stand geschafft haben, 10 von 10 Punkten abzuräumen. Ist diese Platte für euch irgendwie etwas Besonderes? Fühlt sie sich besonders an?

Nightrage: Cool, vielen Dank dafür. Klar ist es immer geil, gute, positive Reviews zu kriegen. Ich denke, dieses Album ist wirklich etwas besonderes für uns, weil wir wirklich hart dafür gearbeitet haben, die bestmöglichen Songs zu verwirklichen. Wir spielen weiterhin die Musik die wir lieben; wir vergessen nicht, dass wir eine Metalband sind und nichts anderes, wir behalten die Wurzeln unseres Sounds immer im Auge und vergessen nicht, wo wir herkommen.

Wie fangt ihr an, wenn ihr mit den Arbeiten an einem neuen Album beginnt?

Nightrage: Ich komme immer mit einigen initialen Ideen für Musik oder Texte an, aber dann wird es zur Teamarbeit, weil die anderen sehr zum Gesamtbild beitragen. Deshalb gebe ich ihnen immer Raum, um zu komponieren und genau deshalb klingt es nach einer Band und nicht wie ein Projekt. Ich komponiere für gewöhnlich viel alleine in meinem Home-Studio und arbeite dann entweder mit Olof an Arrangements oder mit Anthony an den Texten und das funktioniert so auch ganz wunderbar. Jo und Anders setzen ihre Ideen für Bass und Schlagzeug selbst um, was wiederum einen ganz anderen Akzent beim Komponieren setzt.

Mir hat das Cover-Artwork gut gefallen. War der komplette Entwurf von Gustavo Sazes oder habt ihr ihm genau gesagt, was ihr haben wolltet?

Nightrage: Richtig, wir haben wieder Gustavo das Cover machen lassen und er hat wieder ein beeindruckendes Stück Arbeit abgeliefert. Er hat auch das vorige Albumcover gestaltet und auf diesem kannst du sehen, dass er etwas wie die Weiterführung des "Wearing a Martyrs Crown"-Covers gemacht hat. Wir haben ihm den Titeltrack und den Text zugeschickt und ein wenig darüber geredet, was wir uns vorgestellt haben. Dann kam er mit dem Entwurf für das jetzige Cover an und wir waren sofort Feuer und Flamme dafür. Ich denke, er hat die Energie und die Passion in Musik und Text sehr gut eingefangen.

Auf "Insidious" habt ihr mit vielen bekannten Gesichtern aus der Metalszene zusammengearbeitet. Wie würdest du die Arbeit mit diesen sehr unterschiedlichen Charakteren beschreiben?

Nightrage: Wir kennen all diese Leute und es war sehr einfach für uns, es zu verwirklichen. Es ist überwältigend, mit all diesen Musikern zu arbeiten. Wir lieben Gus G und Tomas Lindberg und es fühlte sich wirklich gut an, auf dem neuen Album wieder mit unseren Freunden zu arbeiten. Sie sind immer bereit zu helfen und ihre eigene Magie zu den Songs beizutragen. Tom von EVERGREY und Apollo von FIREWIND sind auch mit von der Partie und haben ein paar echt krasse clean-Vocals eingesungen. John K. von BIOMECHANICAL und George Baharidis von BREAKING SILENCE haben ein paar sehr coole orchestrale Arrangements beigetragen, die dem Gesamtbild des Albums ein paar sehr schöne und andere Töne hinzufügen.

Hat es sich nicht seltsam angefühlt, wieder mit Gus zu arbeiten? Er war immerhin mal Mitglied bei NIGHTRAGE.

Nightrage: Nein, überhaupt nicht. Gus G ist einer meiner besten Freunde und er ist immer bereit, uns bei NIGHTRAGE auszuhelfen. Es entsteht immer ein irre Chemie zwischen uns, wenn wir in der gleichen Band arbeiten. Für mich fühlte es sich ganz natürlich an, ihn auf der neuen Scheibe dabei zu haben (er hat ja auch für das Vorgängeralbum ein Gastsolo eingespielt). Sein Spiel, auch wenn es aus einer anderen Musikrichtung kommt, passt hervorragend zu unseren Songs. Für uns ist es eine Ehre, den Gitarristen von OZZY und FIREWIND auf unserem neuen Album dabei zu haben.

Als ich mir das Album angehört habe, konnte ich so viele unterschiedliche Sounds und Stimmungen hören, z.B. das sehr schnelle und harte 'Cloaked in Wolf Skin' und das sehr melodische 'Solar Corona'. Wie kommen diese verschiedenen Sounds zusammen?

Nightrage: Wir wollten diese Varietät auf dem Album haben. Wir wollen eben nicht nur schnelle oder nur langsame Songs spielen. Wir wollen diese Mischung aus unterschiedlichen Stimmungen, um eine coole Atmosphäre zu erzeugen, die die verschiedenen Tonfacetten des Albums zulässt, um es interessanter und nicht repetitiv zu machen. Ich denke, wenn du so verschiedene Songs auf einer Platte hast, kannst du eine angenehme Balance zwischen der Aggression des Metals und den ruhigeren akustischen Parts erzeugen. Und genau das machen wir auf "Insidious".

Ihr habt den Hauptteil des Albums im Mai dieses Jahres in Athen aufgenommen. Habt ihr was von den Tumulten mitbekommen, die wegen der drohenden Staatspleite Griechenlands ausgebrochen sind?

Nightrage: Ja, wir haben das erste Mal außerhalb Schwedens aufgenommen und auch das war neu für uns, rauszugehen und an einem Ort aufzunehmen, an dem wir uns besser entspannen und auf das Album konzentrieren konnten. Wir haben im Zero Gravity Studio Athen mit unseren Freund Terry Nikas auf dem Chefsessel aufgenommen. Er hat fantastische Arbeit geleistet und uns eine atemberaubende Stimmung und Umgebung geboten, um das Beste aus den Aufnahmen zu machen. Und naja, die großen ökonomischen Probleme, die wir zur Zeit in Griechenland erleben, kennen wir selbst sehr genau. Die Menschen gehen dort durch wirklich schwere Zeiten und versuchen zu überleben. Hoffentlich schaffen wir es, durchzuhalten und irgendwann ein besseres Griechenland für jeden zu schaffen

Hatte das irgendeinen Einfluss auf den Recording Prozess?

Nightrage: Um ehrlich zu sein, nicht wirklich. Wir waren so auf die Aufnahmen konzentriert, dass wir kaum an etwas anderes gedacht haben.

Sprechen wir mal von den Songs. Da gibt es eine Sache, über die ich immer wieder grübeln muss. Wie spielt ihr die Songs, die ihr mit den Gastmusikern aufgenommen habt, eigentlich live? Ich meine, es würde doch reichlich komisch wirken, wenn diese Parts von einem Playback Laufwerk kommen würden.

Nightrage: Wir benutzen nie Playbacks, das ist derartig schwul (lacht). Wir wollen eine reale Show abliefern und geben den Fans reale Musik. Antony hat eine begnadete Stimme und kann auch die anderen Vocal Parts singen. Er macht einen super Job und wir versuchen, ihm auch mit Backing Vocals zu helfen wo es geht. Wir sind sowieso keine Band, die gerne clean Vocals benutzt. Wir versuchen einfach so gut es geht, die Songs live umzusetzen.

Die kommende Tour führt euch nach Nordamerika und Kanada. Ist auch eine Europa-Tour geplant?

Nightrage: Yeah, wir arbeiten gerade an dieser Idee und werden sie wahrscheinlich im Februar 2012 umsetzen können. Dazu gibt's demnächst noch weitere Infos.

Bei bleeding4metal ist es Tradition, dass ihr die letzten Worte des Interviews habt. Danke...und bitte.

Nightrage: An dich tausend Mal danke für den tollen Support und das Interview und natürlich ein großes Hallo an all unsere deutschen Brüder da draußen. Ich hoffe, euch gefällt "Insidious" und ihr geht los und kauft es, um NIGHTRAGE zu unterstützen. Ich kann es kaum erwarten, euch auf kommenden Shows zu treffen, bis dahin haltet die Metal-Hörner gesund und am Leben. Marios und NIGHTRAGE.

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