Livebericht Onkel Tom (mit Amon Amarth und Mob Rules)

Ein Livebericht von Odin aus Hannover (Faust) - 24.04.2003 (44373 mal gelesen)
Wie soll ich anfangen, dieses Ereignis zu beschreiben?

"Nennt mich Tinnitus" oder "Trink, trink, Brüderlein trink" oder "Woran merkt man, das Onkel Tom spielt? - Wenn irgendwann mehr Leute auf als vor der Bühne stehen." Aber von vorne...

Als wir gestern Abend gegen 19:30 im Faust ankommen, sehen wir nur noch die letzten Stücke von Mob Rules inklusive "einem neuen Song von der vierten Scheibe" - alle zusammen stimmen Happy Birthday für Sänger Klaus an. Obwohl das Publikum zuvor eher steinern schien, fallen viele Kehlen mit ein und auch die Regungen nach den Songs sind warmherzig. Der Sound schien ordentlich gewesen zu sein und so leert sich die kaum gefüllte Halle wieder zum Umbau. Draußen ist es nämlich schön gemütlich, warm und es gibt zu Saufen und zu Fressen (lecker Pizza). Der Faust e.V. hat in der ehemaligen Bettfedernfabrik wirklich eine tolle Umgebung mit Biertischen etc., die von der langhaarigen Meute gerne genutzt wird.

Wieder rein zu Amon Amarth - wo kommen denn die ganzen Leute her? Draußen verteilt sich das doch besser... Jubelnd werden die Nordmänner empfangen und von Anfang an kräftig abgefeiert. Die PA hat zunächst etwas Probleme, die Salven von der Bühne sauber abzubilden, aber der Sound fängt sich noch und ist schließlich ganz ordentlich. Wenn man den Shouter der Schweden mal so vor sich sieht, weiß man auch endlich, wo diese Töne herkommen - Tier!

Verzückt wackelt die Matte und rotiert der Nacken, Amon Amarth machen keine Gefangenen. Matten, überall Matten! Die ersten Reihen sind ein Meer aus Haaren, auf der Bühne stehen vier Mann nebeneinander und lassen den Hammer auf den Schultern kreisen. Der Lead-Gitarre reisst direkt im zweiten Song eine Saite und wir müssen vorübergehend ohne das Solo auskommen, aber nach kurzer Zeit entlockt man auch der Ersatzgeige Töne. Das Feuerwerk geht weiter, Runde um Runde - wahrscheinlich boten Amon Amarth einen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens. Songs von "The Crusher" waren auf jeden Fall dabei und auch vom letzten Meisterwerk, das ich leider als einziges wirklich kenne. Aber das Konzert hat mit Sicherheit seinen Zweck erfüllt, denn genau diesen Zustand gedenke ich in nächster Zeit massiv zu ändern - und da bin ich bestimmt nicht der einzige. Auch für die W:O:A. Veranstalter dürfte diese Roadshow gute Arbeit leisten; die Resonanz auf "See you all in Wacken!" ist ziemlich eindeutig.

Nach diesem Fest strömen mittlerweile bestimmt 300 Metaller (und sehr vereinzelte Kurzhaarige ;-) ) wieder an die frische Luft, Kraft tanken für das, was kommt.

Und was kommt kann man ja kaum beschreiben, wozu auch? Diese Party muss man einfach selbst erleben. Onkel Tom Angelripper steht auf den Brettern und nach wenigen Takten macht sich ein breites Grinsen auf jedem Gesicht breit. Ein Sauflied nach dem anderen wird in die Masse gefeuert, die sich dürstend vor der Bühne ballt. Da bleibt kein Auge trocken, und dass bei allem Mitgröhlen auch keine Kehlen in den ersten Reihen trocken bleiben, dafür sorgen die freizügigen Bühnenbewohner zum Glück (gut, dass Bier gut für die Haare ist...).
Dem Charm von Onkel Tom und seinem Liedgut kann nichtmal meine Freundin wiederstehen (Zitat nach einer Ankündigung: "Das hab' ich in der Schule gelernt!" - und singt den ganzen Song lauthals mit, weiß aber nicht mehr, welcher es wahr), obwohl sie Onkel Tom eigentlich gar nicht sehen wollte, hehe. "Es gibt kein Bier auf Hawaii", "Trink, trink, Brüderlein trink", "Caramba caracho ein Whisky", Medley ("Die Musik hat Durst" etc.), "In München steht ein Hofbräuhaus" und viele mehr von diesem Kaliber und zwischendrin irgendwo ein Lied, das nur die ältere Generation (der Onkel selbst ist ja nun auch schon etwa 26 Jahre alt) mit gutem Gewissen mitsingen kann: "Bon Scott hab ich noch live gesehen" - egal, ich hab trotzdem mitgegröhlt!

Tatkräftige Unterstützung erfuhr das Ruhrpottoriginal im übrigen von seiner Band, die aus Brad Pitt an der Gitarre und Stefan und Stefan in der Rhythmusfraktion bestand. Letzterer (oder vorletzterer) hatte hinter dem Drumkit nicht viel zu tun, zumindest keine sehr kreative Arbeit, was er sich auch nicht bemühte zu verbergen. Seine Beine, die beständig und sauber die Doublebass unters Volk trieben, konnte man ja nicht sehen, aber Arme und Gesicht zeigten kaum Regungen. Die Trigger nahmen ihm und der Bühnencrew aber auch eine Menge Arbeit ab und spendierten dem Publikum durchgehend sauberen Sound, eine feine Sache.
Irgendwann war die Bühne vor dem Drumkit dann völlig überfüllt. Tom holte anfangs einzelne Leute auf die Bühne, aber auf einmal gab es kein Halten mehr und einer nach dem anderen erklomm die glitschigen Bretter. Dafür kam der Liedermeister selbst dann runter ins Restpublikum - zumindest sprach er so und war nicht mehr gesehen, nur noch gehört.
Gegen 22 Uhr war dann auch diese Show vorbei und wir warfen erschöpft nochmal einen Blick auf die Präsentation der W:O:A DVD. Sieht ganz lustig aus, allerdings hätte man wohl auch schon einige davon verkaufen können, wenn sie nicht erst im Mai erscheinen würde...

Metalblade loste noch die Gewinner von ein paar Überraschungspaketen mit CDs und Merchandising aus (hm, dann war die komische Karte doch zu was gut, die ich da gleich wieder weggeschmissen habe) und eigentlich dachte ich, der Abend sei gelaufen. Nochmal aufs Klo... achja! Wie beim W:O:A üblich war die Toilettensituation natürlich katastrophal. Es gab pro Geschlecht nur einen Toilettenblock und natürlich beide am der Bühne gegenüberliegenden Ende der riesigen Halle (keine 20 Meter). Während der gesamten Veranstaltung wurde niemals gesehen, dass die Dinger geleert worden wären, und Putzfrauen waren gleich gar keine vor Ort. Und dann diese Ordner! Die wollten doch jedes Mal, wenn man wieder reinwollte, den Stempel sehen!?

Jedenfalls hieß es dann auf einmal "Noch viel Spaß mit Lordi!" - oh! Gut, dass er das sagt, sonst wären wir schon abgedampft. Das also meinen die mit "Special Guest". Macht aber auch Sinn, die guten Leute brauchen ja etwa vier Stunden, um in ihre Kostüme zu kommen... Bühne dekoriert, dichter Nebel, das Intro von "Get Heavy" erklingt und die Monster stürmen die Bühne. Von Anfang an astreiner Sound (für die rockenden Nummern zu Beginn ist das Keyboard ja eh irrelevant) und so fliegen erstmal "Get Heavy" und "Devil Is A Loser" durch die Menge. Ja, nachdem die Halle schon fast völlig leer war, fanden doch noch einige Leute wieder den Weg hinein, so dass es vor der Bühne schnell eine erneute Mattenschlacht gab.
Ich bestreite nicht, dass Lordis Rock'n'Roll chartkompatibel ist, aber gerade Nummern wie "Devil Is A Loser" rocken einfach schweinegeil, live natürlich nochmal heftiger als auf Scheibe. Die Kostüme sind echte Meisterwerke, die Sänger Lordi selbst entwirft und zusammenbastelt. Kult: Augenkette um den Hals (verblüffend autentische Augäpfel!), rote Kontaktlinsen, 20cm durchgehender Absatz unter den Schuhen, bei "Devil..." ausfahrende Fledermausflügel - der Hammer in Tüten! Und er konnte noch variieren, so erschien er zu "Biomechanic Man" mit einer Robotermaske und bei einem anderen Song mit Schlachterschürze (blutverschmiert natürlich) und einem Eimer Knochen und blutigen Fleischfetzen. Das ganze open air, große Bühne und dann mit einer heftigen Pyroshow - hoffentlich wird in Wacken dieses Jahr ordentlich Feuer aufgefahren, das würde hier wirklich noch das I-Tüpfelchen darstellen.
Bemitleidenswert sind allerdings die eingegipsten Mitmusiker, die nichtmal was trinken konnten. Dem Gitarristen (erinnert mich mit seinem verschobenen Kiefer an Little "my brother hit me with a shovel" Nicky [Adam Sandler]) spritzte allerdings zwischendurch immer mal der Schweiß aus einzelnen Öffnungen des Kostüms...
Außer "Hellbender Turbulance" und "Last Kiss Goodbye" wurde das aktuelle Album durchgespielt (nicht in der Reihenfolge der CD) und bei "Monster Monster", das recht früh im Programm kam, war dann auch das benötigte Keyboard präsent. Lordi stellten den gelungenen Abschluss eines genialen Paketes dar, der Rest ist Geschichte (wankender Heimweg, Nackenschmerzen, Heiserkeit, Tinnitus - das Übliche).

Ich könnt' schon wieder!
Location Details
Faust in Hannover (Deutschland)
Website:www.faustev.de/
Adresse:FAUST e.V.
Verein für FabrikUmnutzung und Stadtteilkultur
Zur Bettfedernfabrik 3
30451 Hannover
Anfahrt:A7 aus Richtung Hamburg:
Abfahrt Hannover Flughafen-Langenhagen-Dortmund (A 352)
Abfahrt Hannover-Herrenhausen (Westschnellweg/B 6)
An der 6. Ampelkreuzung links Richtung Zentrum (Bremer Damm)
An der 1. Ampelkreuzung links und zwar um 180° zurück auf den
Schnellweg (Bremer Damm) und sofort den 1. Stichweg (50m) rechts ab. Danach den Schildern folgen.

A7 aus Richtung Kassel:
Autobahndreieck Hannover-Süd: Abfahrt Messe (Messeschnellweg)
Abfahrt Nienburg / Zentrum
Am Landwehrkreisel 1. rechts raus (Frankfurter Allee)
Am darauffolgendem Kreisel 2. rechts raus (Friedrich-Ebert-Str.)
Am Deisterkreisel (Wasserturm in der Mitte) 2. Rechts raus Richtung
Nienburg (Westschnellweg)
An der 1. Ampelkreuzung rechts Richtung Zentrum (Bremer Damm)
Siehe oben Nr. 4

A2 aus Richtung Ruhrgebiet und Richtung Berlin:
Abfahrt Hannover-Herrenhausen (Westschnellweg/B6)
An der 6. Ampelkreuzung links Richtung Zentrum (Bremer Damm)
Siehe oben Nr. 4

Wegbeschreibung für BundesbahnbenutzerInnen:
(Ziel: FAUST-Gelände)
Am Hauptbahnhofsvorplatz (Ernst-August-Platz) in die Straßenbahn, Linie 10, Richtung Ahlem/Limmer einsteigen.
An der 6. Haltestelle (Leinaustraße) aussteigen.
Die unmittelbar an die Haltestelle angrenzende Leinaustr.
runtergehen und ca. nach 300m rechts in die Straße "Zur Bettfedernfabrik" einkehren. Geschafft!

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten