Livebericht Pristine (mit Ni Sala ) |
---|
Ein Livebericht von Rockmaster aus München (Backstage) - 20.05.2019 (22748 mal gelesen) |
Nach der mehr als überzeugenden Blues Rock-Perle "Road Back To Ruin" von PRISTINE habe ich durchaus gehadert, denn am heutigen Abend hätte ich aus persönlichem Anlass durchaus einige andere Aktivitäten planen können. Auf der anderen Seite wäre es eine Schande, sich den Auftritt dieser unvergleichlichen Band entgehen zu lassen. Danke an Nuclear Blast, dass sie mir das möglich gemacht haben. Als Support sind die Münchner noch-NewcomerNI SALAmit PRISTINE auf Reisen. Im weitesten Sinne sind auch die Jungs aus Minga im leicht psychedelischen Blues Rock unterwegs, nehmen sich aber einige Anleihen aus dem Funk und Pop Rock. So verzerrt Bassist Artur Reichert nicht nur beim Opener 'Flabbergasted' seinen Bass mit funkigen Effekten. Sänger/Gitarrist Robert Salagean singt solide, zwar nicht in der Oberliga, aber das macht er durch gnadenloses Überperformen auf der Bühne wett. Lediglich die COLDPLAY-Gedächtnis-Pirouette erspart er uns. Bei so vielen anderen wäre das too much, aber irgendwie wirkt es bei Robert nicht aufgesetzt. Nebenbei spielt er bei einigen Titeln noch die Congas und Chimes. Das Publikum im noch eher gemütlich besuchten, kleineren Backstage Club jedenfalls nimmt die Band gut auf und es gibt reichlich Beifall. So allerlei Attribute kriegen die Jungs im Allgemeinen noch angedichtet. "Hippie-Rock-Philosophen" und anderes. Bei ihrem Titel 'Susie Allen' jedenfalls denke ich zum ersten Mal an Blues Rock. Die Zusammenarbeit zwischen der Lead-Gitarre von Daniel Rapp und Rhythmusgitarre von Robert klappt perfekt. Am meisten fällt mir aber Drummer Alexander Petri durch sein absolut präzises Timing auf. Insgesamt ist sein Stil zwar unspektakulär, aber mit Offbeats und Rhythmuswechseln gibt er den Songs ein klasse rhythmisches Fundament. Der nächste Titel 'Kind Of' hat durchaus Hitpotenzial. Bei 'The Truth' liefern sich Robert und Artur ein kleines, aber unterhaltsames Congas/Chimes-Bass-Duell. Für mich ist das vielleicht der beste Song von NI SALA heute Abend. Mit 'Shake' gibt es zum Abschied noch eine flotte, rockige Nummer, zu der sich alle nochmal austoben dürfen. Insgesamt merkt man, NI SALA ist eine Band, die zwar noch eine recht kurze Historie zu verbuchen hat, sich aber dafür um so höhere und sicher greifbare Ziele gesetzt hat. Die Jungs wollen bekannt werden und das dürfte ihnen auch gelingen! PRISTINEMit wabernden Sounds, mal Streicher drin, mal eine Stimme, kündigt sich der Auftritt der Band an. Das Intro ist minutenlang, aber endlich betritt die Band die Bühne, mit 'Pioneer' vom aktuellen Album "Road Back To Ruin" geht es los und sofort danach kommt der Titeltrack des Albums. Vom ersten Moment an liefert Sängerin Heidi eine grandiose Show. Sie singt und tanzt und wirbelt ihre knallroten, langen Haare und versprüht eine schier unerschöpfliche Energie. Christoffer Nicolai Mathisen, der Stamm-Gitarrist Espen auf der Tour ersetzt, hat auf der Bühne eine gewisse Star-Attitüde an sich, die kann er sich aber guten Gewissens erlauben, denn seine Riffs und Soli auf verschiedenen Gitarren (inklusive einer Double-Neck gegen Ende des Konzertes) gelingen auch ihm mit spielerischer Leichtigkeit. Gustav wirkt beim Bassspielen total stoned, sicher eine Täuschung (grübel), denn vor und nach der Show ist er ganz normal, und Ottar rackert sich großartig an den Drums ab. Kurz später kommt mein absoluter Favorit des Albums, 'Bluebird', natürlich muss das Publikum die Zeile "An eye for an eye" mitsingen. Ein paar vertun sich dabei, aber ansonsten: Gänsehaut! Den folgenden Titel, 'Cause And Effect', hat die Band für den Live-Auftritt umarrangiert. So begleitet lediglich Gustav am Bass (statt orchestraler Unterstützung oder Playback) Heidi während des ersten Teils des Songs, was eine ganz eigene Stimmung erzeugt. Mit 'Landslide', einem kurzen Drumsolo, und 'Dead End' geht es weiter. Überhaupt spielen PRISTINE heute Abend fast das komplette aktuelle Album. Auch live funktioniert jeder einzelne Song hammermäßig. Beim Titel 'Sinnerman' zeigt sich, wie unverzichtbar heute Abend Gastmusikerin Stine Maren Steien, die "Ice Queen" an den Keyboards ist, den Titel kann ich mir ohne nicht vorstellen. Auch bei 'The Rebel Song' hat sie ein klasse Solo parat. Mit 'Fire' hauen Heidi und die Jungs einen 'The Jimi Hendrix Experience'-Klassiker raus, bevor es mit 'Aurora Skies' emotional und melancholisch wird. Nach 'Derek' vom 2016er-Album ist erst einmal Schluss, aber die Band lässt sich nicht lange bitten und liefert mit dem bluesigen 'No Regret' und dem schnellen, rockigen 'Bootie Call' zwei klasse Zugaben. Das Publikum mag auch danach nicht aufhören, zu applaudieren. So frenetische Fans habe ich wirklich selten gesehen. Eigentlich läuft schon wieder Musik vom Band, aber irgendwie spüren alle, da geht noch was. Schließlich lässt sich Heidi noch einmal bitten und kommt mit Gitarre nochmal solo auf die Bühne. Christoffer stellt ihr noch schnell die Gitarre ein, und dann kündigt Heidi etwas absolut Ungewöhnliches an, was sie angeblich (andere Tour-Dates ausgenommen), noch nie getan habe: "I have never ever in my entire life done anything like what I'm going to do now. Because on our latest record, we have a song called 'Your Song'. And because I love you so incredibly much, I wanna try to sing it in Deutsch." Und tatsächlich, 'Dein Lied', die deutsche Version von 'Your Song', das von den frühen akustischen Werken von Neill Young inspiriert ist, ist noch einmal ein emotionaler Höhepunkt, mit dem der Auftritt aber dann wirklich leider endet. Im späteren Gespräch am Merchandise-Stand beschwört Heidi die Energie, die sie, wenn sie auf der Bühne steht, vom Publikum zurückbekommt. "Heidi", entgegne ich ihr, "I don't think that YOU need ANY MORE energy." "Well, I think I've reached a certain limit", lacht sie. Absolut. Ein paar bedauerliche Aspekte hat der heutige Abend wohl dennoch: Die Kollegin, die mitkommen wollte, ist krank, der Ex-Kollege, der mitkommen wollte, hat sich vom schlechten Wetter abschrecken lassen, und außer ein paar Münzen in der Gesäßtasche habe ich meine Kohle vergessen. Allein und durstig. Hmmm. Am meisten vermisst habe ich aber die Hammond-Orgel beim Auftritt von PRISTINE. Aber "Ice Queen" Stine Maren hat das durchaus verschmerzbar gemacht. Mehr Fotos in der GalerieSetlistsNI SALAFlabbergasted Golden Better Walk Susie Allen Kind Of The Truth Shake SYMPHONY XPioneer Road Back To Ruin All Of My Love The Sober Bluebird Cause And Effect Landslide Dead End Sinnerman The Rebel Song Fire Aurora Skies Derek Encore: No Regret Bootie Call Dein Lied |
Alle Artikel