Die große Bleeding4Metal-Konzertumfrage 2022

Ein Artikel von Opa Steve vom 25.10.2022 (16794 mal gelesen)
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Schnellüberblick


Motivation


Nach den Corona-Lockerungen im Sommer 2022 und einer gewohnten Festival- und Konzertszene wurden die Erwartungen an die Nachfrage durch Fans nicht erfüllt. Während die großen nachgeholten Touren, die mehrmals wegen Lockdowns und Einschränkungen abgesagt wurden, erfolgreich und vor vollem Haus abliefen und die großen Sommerfestivals schlagartig zu Prä-Corona-Verkaufszahlen zurückfanden, klagten viele kleinere Veranstalter und Bands über zurückbleibende Vorverkaufszahlen. In der Folge wurden sehr viele Touren und auch kleinere Festivals abgesagt. Wir wollten herausfinden, wie die Metal-Szene im Moment wirklich zu Konzerten steht – und wo die Knackpunkte liegen.

Zusammenfassung


In den drei Monaten vor der Umfrage wurden meist Konzerte im niedrigen einstelligen Bereich besucht. Die Konzertplanungen für die kommenden drei Monate lagen spürbar höher. Ungefähr die Hälfte der Teilnehmer besuchte keine der großen nachgeholten Tourneen und war auch auf keinem der großen Sommerfestivals.

Das Konzertangebot für die nächsten drei Monate wird tendenziell als eher zu groß beurteilt. Für ein Viertel passt es perfekt, nur ca. 5% wünschen sich ein deutlich besseres Angebot an Konzerten. In der Gunst der Konzertbesucher liegen kleine Hallen und Clubs bedingungslos weit vorne. Vor allem Riesentourneen spalten die Fans und bei größeren Tourpaketen mit vielen Bands in großen Venues hängt es sehr stark von den Bands ab, ob man ein Interesse an solchen Veranstaltungen zeigt.

Über ein Drittel der Teilnehmer hatte zum Zeitpunkt der Umfrage kein einziges Ticket aus dem Vorverkauf. Die Hälfte besaß 1-3 Tickets aus dem Vorverkauf. Im Schnitt kommt nur auf jedes dritte geplante Konzert ein erworbenes VVK-Ticket, obwohl fast die Hälfte der Teilnehmer angab, den VVK gerne zu nutzen. Bei den VVK-Skeptikern war die unklare Coronalage der Hauptgrund, auf den Vorverkauf zu verzichten. Nur 3% haben aktuell überhaupt keine Lust auf Konzerte.

Während die Ticketpreise mehrheitlich noch als fair bis leicht überteuert bezeichnet werden, gilt dies nicht für die Nebenkosten vor Ort (Getränke, Merchandise). Nur 13% bewerten die Kosten in den Venus als fair, während 80% diese für teuer bis stark überteuert halten. Bei der Hälfte der Teilnehmer schlagen Nebenkosten beim Konzertbesuch zwischen 100% und 200% des Ticketpreises zusätzlich zu Buche.

Bei jüngeren Konzertbesuchern sind Ticketausgaben in mittleren Kostensegment eher wenig vertreten, sondern es werden entweder sehr geringe Ausgaben getätigt, aber auch zu mehr als einem Drittel sehr teure Ausgaben. Bei Besuchern ab 30 ist das mittlere Ausgabensegment stärker vertreten. Lediglich besonders hohe Ticketausgaben nehmen mit dem Alter kontinuierlich zu.
Stärker ist die Abhängigkeit vom Nettoeinkommen. Auf Geringverdiener unter dem Existenzminimum fallen die geringsten Ticketausgaben, während schon bei unterdurchschnittlichen Einkommen mittlere Ticketkosten stark vertreten sind. Bei Gutverdienern nimmt der Anteil an geringen Ticketkosten wieder spürbar zu, während besonders kostenintensive Ticketkäufe vor allem den sehr gut Verdienenden vorbehalten sind. Beim Vorverkaufsverhalten ist eine lineare Abhängigkeit vom Verdienst festzustellen: Je höher das Einkommen, umso größer ist die Bereitschaft, Tickets im Vorverkauf zu erwerben.

Detailergebnisse


Zusammensetzung der Teilnehmer


Die Umfrage wurde über einen Bleeding4Metal-Newsartikel beworben sowie über diverse Social-Media-Kanäle. Von den öffentlichen News-Redaktionen in den führenden Medien für das Genre griff das Rock Hard Magazin die Umfrage in einem Facebook-Post auf. Aufgrund der Medienschwerpunkte durch das Teilen diverser Personen in Gruppen, Seiten und Foren ist die Umfrage nur als bedingt repräsentativ einzuordnen, da sie sich auf Metalfans in diesen Medien beschränkt.
Das kleinste angegebene Alter war 22 Jahre, das Höchstalter 68 Jahre. Mit einem Mittelwert von 43 Jahren (Median: 44 Jahre) hatte die Altersverteilung einen Schwerpunkt bei den 40-50-Jährigen, wohingegen die 20-30-Jährigen die kleinste Gruppe ausmachte. 393 Teilnehmer waren männlich, 110 Teilnehmerinnen weiblich. 13 Teilnehmende stuften sich als „Sonstige“ ein oder machten keine Angabe.

355 Teilnehmer machten freiwillige Angaben über das Nettoeinkommen, welches im Mittel bei 2544 € lag.

Die Umfrage verzeichnet 516 korrekt ausgefüllte Teilnahmen, weswegen von einem statistischen Konfidenzniveau von > 99% auszugehen ist (Angenommen wurden eine Standarabweichung der Antworten von 0,5 und eine Fehlermarge von 0,1 – die Mindestteilnehmerzahl für das gewünschte Konfidenzniveau beträgt 167. Dies bezieht sich nur auf die statistische Genauigkeit der Ergebnisse und berücksichtigt keine methodischen oder systemischen Fehler).

Konzertbesuche


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Stadiontouren und Festivals

Wer eine der großen nachgeholten Stadiontouren besuchte, war größtenteils bei IRON MAIDEN zugegen (23,71%), während ca. 12% der Teilnehmer jeweils JUDAS PRIEST oder RAMMSTEIN besuchten. Schlusslicht unter den Umfrageteilnehmern waren KISS mit ca. 5% Anteil. 47% besuchten keine dieser großen Touren.

Bei den großen Sommer-Open-Airs war die Teilnahme noch geringer. Fast 60% der Umfrageteilnehmer waren auf keinem Festival anwesend. Das Rock Hard Festival nahm gegenüber Wacken mit ca. 2% Vorsprung den ersten Platz ein, was aber der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass durch die Rock Hard News zu dieser Umfrage auch ein höherer Teilnehmerkreis aus dem Rock Hard Leserumfeld angesprochen wurde.
Sowohl bei Festivals als auch bei den Stadiontouren waren Mehrfachnennungen möglich. 50 Umfrageteilnehmer besuchten mehr als ein großes Sommer Open Air, 87 Teilnehmer besuchten mehr als eine der großen Stadiontouren.
Konzerte der letzten 3 Monate


Zum Umfragezeitpunkt hatten 16% der Teilnehmer angegeben, in den vergangenen 3 Monaten kein einziges Konzert besucht zu haben. Der größte Anteil (21%) hatte lediglich 1 Konzert in diesem Zeitraum besucht. Nur wenige Teilnehmer hatten mehr als 8 Konzerte in diesem Zeitraum besucht. Der Durchschnitt beläuft sich auf 3 Konzerte (Median: 2).
68% der Teilnehmer investierten in diesem Zeitraum in Ticketkosten zwischen 50 € und 500 € mit recht homogener Verteilung. Knapp 29% investierten in Summe maximal 50 €. Nur 3% der Teilnehmer gaben an, mehr als 500 € in Tickets investiert zu haben.
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Geplante Konzerte in den kommenden 3 Monaten

Für die kommenden 3 Monate gaben nur noch 10% an, kein Konzert geplant zu haben. Knapp die Hälfte der Teilnehmer wollten zwischen 1-3 Konzerte in diesem Zeitraum besuchen - für die vergangenen 3 Monate waren dies etwas mehr als die Hälfte). Allerdings planten 27% zwischen 4 und 7 Konzertbesuchen, was für diese Anzahl eine Zunahme um fast 50% gegenüber der vergangenen 3 Monate ausmacht. Etwas über 11% planen sogar 8-15 Konzerte für die kommenden 3 Monate, was ebenfalls eine leichte Steigerung ausmacht.
Insgesamt kann man für den Herbst somit eine größere Konzertbereitschaft ausmachen als für den vergangenen Sommer. Der Mittelwert stieg auf knapp 4 Konzerte für diesen Zeitraum pro Teilnehmer (Median: 3).
Einfluss von Alter und Einkommen auf Ticketkäufe

Auffallend ist, dass die große Gruppe der 40-50-Jährigen die geringsten Konzertpläne hegt, aber die Altersklasse der Ü50er die meisten Konzerte plant. Die Verteilung der 20-40-Jährigen hingegen liegt unauffällig im Schnitt. Bei der Verteilung der ausgegebenen Gesamtkosten für Tickets lässt sich keine deutliche altersabhängige Tendenz feststellen. Die jüngste Gruppe ist im Anteil der mittleren Ticketkosten relativ schwach vertreten. 35% der 20-30-Jährigen liegen im geringsten Ausgabenfeld mit weniger als 50 € für die vergangenen 3 Monate, aber sie stellen mit 25% auch die größte Gruppe mit Ticketausgaben zwischen 150 € und 250 €.
Bezogen auf das Nettoeinkommen (sofern angegeben) liegen die Kosten von Teilnehmern mit geringfügigem Einkommen spürbar im unteren Bereich. Die Hälfte der hierunter fallenden Teilnehmer hat in 3 Monaten weniger als 50 € in Tickets investiert, nur jeder Fünfte leistete sich Ticketausgaben zwischen 150 € und 250 €. Tendenziell steigt die Bereitschaft zu besonders hohen Ticketausgaben mit dem Einkommen. In der obersten Einkommenskategorie hatten immerhin 30% der Teilnehmer Ticketausgaben von mehr als 250 € in den letzten 3 Monaten getätigt.

Nutzung des Vorverkaufs


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Aktuelle Vorverkaufsnutzung für die nächsten 3 Monate

Für die geplanten Konzerte in den kommenden 3 Monaten hatte zum Umfragezeitpunkt ein gutes Drittel der Teilnehmer bislang kein einziges Ticket im VVK erworben. Die Hälfte der Teilnehmer hat 1 bis 3 Tickets für geplante Konzerte aus dem VVK bezogen. Als Mittelwert konnten knapp 2 Tickets im VVK pro Teilnehmer ermittelt werden, aufgrund der starken Varianz liegt der Median bei nur 1 Ticket pro Teilnehmer. Im Vergleich zu den geplanten Konzerten (Mittelwert 4, Median 3) ist eine deutlich geringe Bereitschaft zu erkennen, Tickets im Vorfeld zu erwerben, denn nur für jedes zweite bis dritte geplante Konzert wird bislang der VVK bemüht.
Gründe, den Vorverkauf nicht zu nutzen

Nur 43% der Teilnehmer gaben an, den VVK gerne zu nutzen. Dieser Anteil ist geringer als der der tatsächlichen VVK-Nutzer (66%). Dies lässt darauf schließen, dass auch Tickets im VVK erworben werden, obwohl man im Moment kein überzeugter Nutzer der VVK-Möglichkeiten ist. Eine mögliche Sorge vor ausverkauften Veranstaltungen könnte hier ein Grund sein, den VVK zu Teilen als eine Art Notwendigkeit zu betrachten, allerdings lassen sich die Gründe für diese Abweichung in dieser Umfrage nicht ermitteln.
Der Hauptgrund, den VVK im Moment zu meiden, ist die Sorge vor der Corona-Situation, bis der Konzerttermin stattfindet. Hierzu bekannten sich 35% der Teilnehmer. Die zwei weiteren relevanten Gründe, den VVK zu meiden, sind mit jeweils ca. 18% sowohl die Spontanität bei Konzertbesuchen als auch die Sorge vor der allgemeinen Inflation und gestiegenen Energiepreisen. Aber auch die aktuelle persönliche finanzielle Situation war für 14% der Angaben ausschlaggebend, sich aktuell keine Tickets im VVK zu besorgen. Nur 3% gaben an, aktuell generell wenig Lust auf Konzerte zu verspüren.

Bei den Angaben zu VVK-Entscheidungen konnten mehrfache Gründe genannt werden.
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Einflüsse von Alter und Einkommen auf die Vorverkaufsnutzung

Vor allem jüngere Teilnehmer zwischen 20 und 30 nutzen den Vorverkauf etwas seltener als die älteren Altersklassen.

Das Einkommen hingegen spielt eine große Rolle für die Nutzung der VVK-Angebote. Die Bereitschaft, Tickets im VVK zu erstehen, steigt linear mit dem verfügbaren Nettoeinkommen. Während Teilnehmer mit geringfügigem Einkommen nur zu 34% den VVK nutzen, steigt der Anteil bis zur höchsten Einkommensgruppe auf 66% an.

Trends und Zufriedenheit


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Bewertung des aktuellen Konzertangebots

Zum Zeitpunkt der Umfrage sollten die Teilnehmer das aktuelle Konzertangebot im Umfang von "viel zu wenig Konzerte, die mich interessieren" bis "viel zu viel Konzerte, als dass ich alle besuchen könnte" in den Abstufungen von 0 – 6 bewerten, wobei die Mitte bei 3 (= "genau richtig") lag. Für 28% der Teilnehmer passt das aktuelle Konzertangebot perfekt. Nur 13% der Teilnehmer wünschen sich tendenziell mehr gute Konzerte, wovon knapp über 1% der Teilnehmer die Meinung vertritt, dass es viel zu wenig gute Konzerte gebe. Anders sieht es auf der Gegenseite aus. Für über 48% ist das aktuelle Konzertangebot tendenziell eher zu groß, für 18% immerhin sogar viel zu groß.
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Bewertung der Kostensituation von Konzerten

Obwohl als Argumente für eine Zurückhaltung beim VVK auch die eigene finanzielle Situation sowie Sorgen über die Inflation genannt wurden, werden die Ticketpreise von Metal-Konzerten noch von 35% der Teilnehmer als fair bewertet. Knapp über 5% empfinden die Ticketpreise sogar noch günstiger als fair. Wenn man noch die 31% derjenigen mit einbezieht, die die Ticketpreise als „gerade noch fair“ bewertet, ergeben sich in Summe fast 75% der Teilnehmer, die keine oder keine große Kritik an der Ticket-Preisgestaltung üben. Nur jeder Vierte empfindet die Ticketpreise als deutlich verbesserungswürdig, davon etwas über 6% sogar als klar überteuert. Es konnte dabei kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem verfügbaren Einkommen und der Einschätzung der Ticketpreise festgestellt werden.

Auf die Frage, wie sich das Konzertverhalten bei gleichbleibenden Ticketpreisen verändern würde, antworteten 29 Teilnehmer (5,6%), dass sie ihre Konzertplanungen verringern werden. Bei sinkenden Ticketpreisen würden 270 Teilnehmer (52%) genauso viele Konzerte besuchen wie heute. Sollten Tickets teurer werden als heute, würden immerhin noch 170 Teilnehmer (33%) genauso viele Konzerte besuchen wie heute, allerdings würde die Mehrheit von 309 Teilnehmern (60%) ihre Konzertbesuche reduzieren. Auch war bei der Hypothese steigender Ticketpreise der Anteil der Unentschlossenen am Höchsten (5,8%).

Ebenfalls wollten wir wissen, welche "Nebenkosten" ein Besuch von Konzerten mit sich bringt. Hierunter fallen vor allem Anfahrt, Getränkepreise, Merchandise oder auch Übernachtungen. Die Teilnehmenden wurden gebeten, in einer Stichprobe dies für die letzten drei Konzertbesuche in Relation zum Ticketpreis zu setzen. 43% der Teilnehmer gaben an, für Konzerte bis 100% des Ticketpreises zusätzlich in Konzertnebenkosten investiert zu haben. Für fast jeden Zehnten entstehen durch Konzertbesuche sogar Nebenkosten, die ein Dreifaches der Ticketkosten betragen. Diese Zusatzausgaben sind unabhängig vom Alter.

imgrightDa Konzertbesucher je nach Wohnort und Region andere Anfahrtsbedingungen haben, wollten wir noch wissen, wie die Nebenkosten ausschließlich während der Veranstaltung beurteilt werden, also Getränke und Merchandise. Diese sollten in 7 Stufen von 0 – 6 ("erstaunlich günstig" bis "ziemlich überteuert") bewertet werden, wobei die mittlere Stufe 3 "faire Preise" bedeutet. Nur knapp über 15% befanden die Nebenkosten während des Konzertes als fair oder tendenziell günstig. 30% stuften sie als gerade noch fair ein, weit über 50% befanden sie als überteuert, davon 22% sogar als stark überteuert.
Bevorzugte Venues

Im Beliebtheitsgrad zeichnen sich Konzerte in kleinen Hallen und Clubs als eindeutige Favoriten unter den Umfrageteilnehmern ab. Fast 66% der Nennungen bevorzugen diese Venues gegenüber größeren Veranstaltungen. Knapp 44% mögen Touren von Megasellern eher weniger, was sich auch beinahe identisch bei der Frage nach den großen Touren von RAMMSTEIN, IRON MAIDEN, KISS und JUDAS PRIEST als Ergebnis abzeichnet. Bei größeren Tourtrossen aus vielen Bands ist es ganz stark von den Bands abhängig, ob sie gern besucht werden oder nicht.

Fazit


Der Anspruch an diese Umfrage und ihre Analyse hatte nicht das Ziel, akademische Standards zu erfüllen, sondern ist vor allem ein Stimmungsbild unserer Kulturszene und Metal-Welt. Mit methodischen Unschärfen und systemischen Abweichungen ist daher im Detail zu rechnen. Nichtsdestotrotz hat die Umfrage einige signifikante Punkte in einer großen Deutlichkeit hervorheben können:

  • Metalfans sind loyal und haben ein großes Interesse vor allem an kleineren Gigs und Touren – am vielbeschworenen Tod des Undergrounds ist offenbar weniger dran, als man meint. Auch wenn die Mega-Events in aller Munde sind, spiegeln diese absoluten Besucherzahlen nicht die Meinung einer Szenemehrheit wieder. Auch können Metalfans mehrheitlich die Ticketpreise ungeachtet ihres eigenen Einkommens mehrheitlich als noch fair einstufen. Sie freuen sich, wenn die Szene lebt, auch wenn sie selbst nicht immer in der Lage sind, immer jedes Ticket zu bezahlen. Auch der oft gehörte Vorwurf, dass das ganze Geld in diesem Jahr in die Stadion-Touren und Festivals gesteckt wurde, ist mit diesen Ergebnissen nicht haltbar.
    Nicht nur die jungen Metaller sind konzertaffin, sondern auch die Generation Ü50 dreht gern wieder auf Konzerten auf. Dies kann vorangegangenen Erziehungsjahren geschuldet sein, wo man zu wenig Zeit für Konzertbesuche hat, oder auch einem insgesamt gestiegenen Einkommen. Die Gründe hierfür konnten durch diese Umfrage nicht beantwortet werden.

  • Der Vorverkauf ist nicht zwingend ein Indiz für die kalkulierbaren Besucherzahlen auf einem Konzert. Es haben sich starke Unsicherheiten herausgestellt, was Corona und die finanzielle Lage angeht. Was aber nicht heißt, dass ein Konzert mit schlechtem Vorverkauf dann auch tatsächlich schlecht besucht wird. Die Pläne der Fans sind deutlich ambitionierter. Eventuell wurde die ein oder andere Tour mit schlecht laufendem VVK sogar völlig umsonst abgeblasen. Der VVK wird vor allem in höheren Einkommensstufen bereitwillig genutzt, da vermutlich die gutverdienende Gruppe sich ein Ausfallrisiko durch Corona eher leisten kann und will.

  • Die Nebenkosten in den Venus während des Konzertes (Getränke- und Merchandise-Preise) haben sich als der größte Kritikpunkt in der Umfrage herausgestellt. Viele Fans kalkulieren bis zum Doppelten des Ticketpreises oder mehr an Nebenkosten für ihren Konzertbesuch ein. Insofern gehören die Kosten in den Venues neben der Anfahrt zu einem relevanten Kostenfaktor, der bei einer überdeutlichen Mehrheit in der Preisgestaltung als „überzogen“ durchgefallen ist. Hier müssen sich die Clubs und Hallen Gedanken machen, ob sie nicht die oft beklagenswerte Konzertkultur selbst torpedieren und Fans vom Besuch eines Konzerts abhalten, die sich das Ticket an sich gerne leisten würden. Und Booker und Veranstalter sollten im eigenen Interesse ein Auge darauf werfen, dass vor Ort faire Preise für den Beikonsum verlangt werden.



Diese Umfrageauswertung steht auch als PDF-Download mit vielen erweiterten Grafiken und zusätzlichen Hinweisen zur Verfügung.

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