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ACCEPT laden zum Plausch über Festival und Symphonien |
Ein Artikel von Elvis vom 30.10.2018 (32724 mal gelesen) |
Die seit 2009 wieder kraftstrotzenden deutschen Metal-Urgesteine von ACCEPT haben derzeit einige Projekte auf der Band-Agenda. Logisch, dass man diese gerne der Presse vorstellen wollte und mit dem Rock Pit am Zülpicher Platz in Köln hat die Band hier mit Promoter Markus Müller von M2 media consulting dafür eine ideale Location gewählt. Der Einladung zu einem Medien-Abendessen sind wir daher am 29.10.2018 gerne gefolgt und konnten dabei in Gesellschaft von Gitarrist Wolf Hoffmann und Sänger Marc Tornillo einige interessante Einblicke und Informationen erhalten. Diese dürften den Fans vermutlich ebenso munden, wie die leckeren Burger und Hähnchen sowie frisches Trooper-Bier vom Fass, welches die Band hierfür springen ließ. Hierfür nochmals ein herzliches Dankeschön und eine klare Empfehlung für das Rock Pit: sowohl das Essen als auch der Service und das Ambiente bieten Fans der härteren Musik eine tolle Anlaufstelle in Köln.
Als Erstes stehen nach einer kurzen Verschnaufpause (die Band ist erst am Wochenende aus Süd Amerika zurückgekehrt) natürlich einmal die ersten bandeigenen Festivals vom 01. bis 4.11. in Köln, Wiesbaden und Obertraubling an. Zwischendrin gibt es noch am 02.11. einen Auftritt beim "Metal Hammer Paradise" am Weissenhäuser Strand. Wie Wolf Hoffmann verlautbarte, soll es der zunächst einmal klein anfangende Beginn einer Tradition sein. Mit der Live Music Hall in Köln oder dem Schlachthof in Wiesbaden hat man daher fürs Erste auf eine gut kalkulierbare Location von der Größe gesetzt. Für die Zukunft ist, entsprechende Resonanz natürlich vorausgesetzt, hier durchaus Luft nach oben und die Band scheut bekanntlich auch kein großes Publikum. Das zeigt der - hierzu später mehr - am 23.11.2018 erscheinende Mitschnitt des Auftritts beim Wacken Festival 2017 sicherlich eindrucksvoll. Sänger Marc Tornillo weiß hierzu zu berichten, dass gerade die kleineren Locations ihm oftmals mehr Respekt einflößen und abverlangen würden als etwa ein Festivalauftritt vor zig Zehntausenden von Zuschauern. Während man etwa bei Festivals sein Programm leicht durchziehen könne, da man ohnehin nur ein paar Reihen an Zuschauern sähe, sei das Publikum einem in einer kleinen Halle viel näher. Die Reaktionen seien ungleich intensiver und man müsse oftmals mehr Gas geben, damit die Fans auch richtig mitgehen würden. Auch wenn natürlich klar ist, dass ACCEPT jeweils der Headliner sind (das soll selbstverständlich bei diesen Shows auch in Zukunft so bleiben), ein Festival ist natürlich nicht komplett ohne ein paar andere Bands. Diese als Special Guests geführten Musikerkollegen sind für den Anfang MONUMENT, REFUGE und ORDEN OGAN, eine bunte Mischung also. Spannend für Old School-Fans von RAGE dürften sicherlich dabei REFUGE sein, handelt es sich dabei doch RAGE-Sänger und –Bassist Peavy Wagner der sich unter diesem Namen wieder mit seinen Ex-Bandkollegen Manni Schmidt (Gitarre) und Christos Efthimiadis (Drums) zusammengetan hat. Die Fans bekommen also RAGE in der Besetzung von 1988 bis 1993 geboten. Wolf Hoffmann ist so ehrlich, umumwunden zuzugeben, dass die Special Guests nicht von der Band selbst ausgewählt worden sind, sondern man solche Dinge ebenso wie Auswahl der Locations schon den deutlich fachkundigeren Booking Agenten und Promotern überlasse. Das gelte nicht nur für diese eigenen Festivals, sondern natürlich auch für Tourneen. Support oder Special Guest werde daher üblicherweise nicht eine Band, die sich der Headliner frei wählen könne, sondern man versuche im Ergebnis ein Paket zu schnüren, bei dem sich die Tour gut verlaufen lasse. Auch wenn es - so Hoffmann - vielleicht ein wenig die romantischen Vorstellungen der Fans etwas zerstören würde, echte Freundschaften zwischen Bands seien ohnehin mehr ein Mythos denn die Realität. Sicherlich sähe man diverse Musikerkollegen gerade bei Festivals untereinander zwar schon regelmäßig, doch dies sei eher eine professionelle und kollegiale Ebene, auf der man sich begegne. Grundsätzlich bestätigt auch Marc Tornillo dies, wirft allerdings ein, dass einen mitunter schon mit dem ein oder anderen Musikerkollegen letztlich eine Freundschaft verbinde, aber eben selten mit ganzen Bands. Wolf Hoffmann kann aus seiner mittlerweile über vierzigjährigen Musikkarriere auch bestätigen, dass vor allem in den frühen Jahren, als ACCEPT noch nicht auf dem Zenith waren, die meisten großen Namen unter den Kollegen sich ihnen gegenüber als Support Act anständig verhalten haben. Jenseits von ein paar üblichen Limits bei Sound und Licht, die sich der Main Act nunmal vorbehalte, habe man eigentlich keine Steine in den Weg gelegt bekommen. Sowohl Wolf Hoffmann als auch Marc Tornillo freuen sich auf jeden Fall schon auf diese Erfahrung, selbst einmal im kleinen Rahmen Festivals zu veranstalten und hoffen auf regen Zuspruch.
Danach geht es dann für beide wieder in die Staaten, wo neben dem gebürtigen Amerikaner Tornillo ja auch Hoffmann schon seit langem lebt. Der gebürtige Mainzer hat sich in Nashville schon seit langem seinen Lebensmittelpunkt mit seiner Frau Gaby aufgebaut und hat in Deutschland daher auch nicht mehr viel Anhang. Unabhängig davon, dass die politischen Lager sich gerade in den USA ja ziemlich unversöhnlich gegenüberstehen, fühlt er sich dort weiterhin sehr wohl. Wolf kann auch nicht bestätigen, dass diese online ja sehr oft extrem erscheinende Polarisierung sich in seinem tatsächlichen Alltag in den Staaten stark auswirkt. Das Leben ginge an sich seinen gewohnten Gang und ob man nun den polarisierenden US-Präsidenten Trump ablehne oder nicht, spiele da keine überragende Rolle. Hoffmann gibt auch klar zu verstehen, dass er als Musiker kein Freund davon sei, sich politisch weit aus dem Fenster zu lehnen, wie es ja viele Kollegen mittlerweile täten. Natürlich habe auch er wie jeder seine Meinung zu verschiedenen Dingen, doch sei er nun mal Musiker, was im Gegensatz zu politischen Fragen eben seine Kernkompetenz darstelle. Warum solle er sich als Entertainer, als der er sich verstünde, insofern unbedingt öffentlich dazu äußern? Er sei daher auch niemand, der in den Texten von ACCEPT irgendwelche Anspielungen auf zeitgenössiche Politik verarbeiten wolle.
Entertainment ist in diesem Zusammenhang auch ein gutes Stichwort, denn im Hintergrund läuft schon die ganze Zeit die neue DVD "Symphonic Terror - Live At Wacken 2017" zur Ansicht, die ja in wenigen Wochen am 23.11.2018 in verschiedenen Formaten erscheinen wird. Soweit man es von den ersten Eindrücken sagen kann, erwartet die Fans hier zum einen eine gewohnt kraftvolle Performance, die zum anderen angemessen mitgeschnitten worden ist. Die Show war der bislang ambitionierteste Auftritt von ACCEPT bis dato. Dreigeteilt präsentierte die Band am 03. August 2017 das gesamt Spektrum ihrer Geschichte mit ein paar Neuerungen. Nach einer üblich metallischen Eröffnung gab es u.a. die Weltpremiere des neuen Tracks 'Die By The Sword', den ersten Live-Lauf der Single 'Koolaid' sowie vielgeliebte Klassiker wie 'Restless And Wild' oder das beliebte 'Pandemic' aus der aktuellen Bandphase.
Danach ging es klassisch weiter, denn Gitarrist Wolf Hoffmann präsentierte danach, begleitet von einem kompletten Symphonie-Orchester, Highlights aus seinem aktuellen Solo-Album "Headbanger's Symphony". Wem das nichts sagt, es handelt sich dabei um metallisierte Versionen einiger der größten und bekanntesten Werke aus der Klassik. Beethoven, Mozart oder etwa Vivaldi - in dieser Form auf die Bühne gebracht war das definitiv ein Erlebnis. Doch das war noch nicht alles, denn als grandioses Finale bekam das Wacken-Publikum eine weitere Premiere geboten. Denn das Orchester blieb gleich auf der Bühne und es gab die größten Hits und Gassenhauer von ACCEPT mit Orchester-Begleitung. Sei es die Hymne 'Princess Of The Dawn', Klassiker wie 'Breaker', 'Fast As A Shark' oder 'Metal Heart' - die Band-Klassiker aus den Anfangsjahren hatte man so noch nie gehört. Doch auch der erfolgreiche Neustart mit Marc Tornillo kam insoweit zu einen Ehren. Die mehr als starken Songs der jüngsten Alben, wie z.B. 'Stalingrad', 'Shadow Soldiers' oder das ohnehin schon druckvolle 'Teutonic Terror' walzten nochmals intensiviert über das internationale Publikum im Norden. Krönendes Finale war eine über 8-minütige Version des Klassikers 'Balls To The Wall', die dem Publikum nochmals alles abverlangte.
Sowohl Wolf Hoffman als auch Marc Tornillo kommen auch an diesem Abend immer noch ins Schwärmen, wenn sie an diesen Auftritt denken und sind beide glücklich, dass es davon eine Veröffentlichung geben wird. Beide ACCEPT-Mitglieder sind sich nach eigenen Angaben durchaus bewusst darüber, dass zwar schon einige Bands sich an derartigen Auftritten versucht haben, der Erfolg jedoch nicht immer der Größte war. Auch wenn Wolf Hoffmann schon immer ein Faible für klassiche Musik hatte - sonst wäre es wohl auch nicht zu "Headbanger's Symphony" gekommen -, so war auch er überrascht, wie gut doch viele ACCEPT-songs in diesem pompösen Gewand mit einem vollen Symphonie-Orchester dahinter funktionieren. Er geht sogar so weit zu sagen, dass bei manchen Songs in seinem Kopf mittlerweile das Orchester für diese Songs kaum noch wegzudenken ist. Auch Marc Tornillo war von der schieren Wucht des Klangs absolut geflashed. Kein Wunder, dass die Band das gerne zumindest ansatzweise wiederholen wollen würde. Und die gute Nachricht ist: im Jahr 2019 wird das sogar, wenn auch ein bisschen kleiner dimensioniert, möglich sein. Ab April 2019 geht es nämlich wieder auf Tour und dabei wird dann tatsächlich ein Orchester mit auf der Bühne sein. Details hierzu werden in Kürze bekanntgegeben werden. ACCEPT brennen jedenfalls auf eine Wiederholung, nachdem sie Ende Januar 2019 in den USA noch die "70.000 Tons Of Metal" Kreuzfahrt spielen werden. Während Wolf Hoffmann, so nüchtern und abgeklärt wie er sein kann, zugibt, dass er als Profimusiker schon ewig eigentlich kaum mehr privat Gigs besucht (er spiele ja schließlich selbst regelmäßig Konzerte), hat Marc Tornillo sich doch ein wenig noch das Fan-Dasein bewahren können, dem dicken Erfolg mit ACCEPT nach seinem eigentlichen Rückzug aus dem Musikgeschäft in der Neunziger Jahren zum Trotz. Der sympathische Sänger plaudert etwa aus, dass er wohl kaum um die Las Vegas-Shows von AEROSMITH im Frühjahr nächsten Jahres herumkommen werde, schon alleine weil seine Frau riesiger Fan der Band sei. Nichtsdestotrotz habe auch er dabei mehr als nur seinen Spaß, gebe es doch kaum einen kompletteren Frontmann als den zeitlosen Steven Tyler.
Er habe es selbst zwar nie so erwarten können, doch sei es immens, wie viele Bands heute in ihren 60ern noch mit Vollgas unterwegs seien. Er sei selbst ja auch schon 64 mittlerweile. Während andere in dem Alter schon längst auf den Rentenbeginn schielen würden, hat der Mann mit der charakteristische Stimme, dessen musikalische Vorbilder am Mikrofon etwa Bon Scott oder Robert Plant sind, diesen noch nicht im Blick. Solange er auf der Bühne seine volle Leistung bringen könne, denke er auch nichts an Aufhören. Und sofern AC/DC es doch nochmals mit Brian Johnson und Cliff Williams auf die Bühne schaffen würden, sei er auch Fan genug, dass ihm der Preis für ein Ticket dabei einerlei sei. In diesem Zusammenhang weist Wolf Hoffmann darauf hin, dass man als Band leider auf den eigentlichen Ticketpreis nur einen ziemlich beschränkten Einfluss habe. Natürlich wolle man einen fairen Preis für die Fans haben, aber da spielten so viele Faktoren rein, dass es wirklich nicht immer leicht sei. In diesem Zusammenhang outet Wolf Hoffmann sich auch durchaus als Freund der heutigen Zeiten, die vielleicht schnelllebiger seien, aber doch auch einige Vorteile für Bands hätten. So würde - ungeachtet der ganzen politischen und sonstigen Querelen - der Euro ebenso wie Schengen einiges im Tourleben einfacher machen. Die Schweiz sei dadurch natürlich oftmals hakeliger wegen der Einreise und allem. Ob und inwieweit sich das nach dem zu erwartenden Brexit 2019 dann für Großbritannien ähnlich gestalte, gelte es abzuwarten. Marc Tornillo, der mittlerweile auch einen Großteil der Texte für ACCEPT schreibt, zeigt sich trotz aller Bequemlichkeiten, die die Moderne bietet, weiterhin als Fan der alten Zeiten. Musikalisch als auch vom Gesamtlebensgefühl seien im die 70er und auch 80er einfach am nächsten. Er sei wirklich, wie schon am Song 'Analog Man' vom aktuellen Album "Rise Of Chaos" zu erkennen sei, sicherlich kein Digital Native. Er nimmt daher amüsiert zur Kenntnis, dass einige Kollegen am heutigen Abend sich ihre Notizen ganz analog mit Block und Stift machen. Lachend gibt er zudem zu bedenken, dass er allen Fans von digitaler Musik und Streaming gerne mal entgegenhalte, dass er ihre Datei im Gegensatz zu einer Vinylplatte oder CD auch nicht wirklich gut signieren könne.
Sowohl Wolf Hoffmann als auch Marc Tornillo zeigen sich am heutigen Abend von einer sympathischen und bodenständigen Seite, weswegen diese Einladung sich als eine wirklich schöne Gelegenheit für einen Überblick über die aktuellen Pläne von ACCEPT herausstellte. Mit vielen Informationen und Einblicken versorgt (das leibliche Wohl kam definitv auch nicht zu kurz) bin ich sicher, dass alle Kollegen hier etwas Interessantes mitnehmen konnten. Wer es zu einem der Festivals am ersten November-Wochenende schafft, wird sicherlich einen tollen Abend erleben. Wer das nicht hinbekommt, darf sich schon bald mit der neuen DVD erfreuen und wird darüber vielleicht Lust bekommen, sich die symphonische ACCEPT-Power im Frühjahr 2019 live zu gönnen. Und selbst wer mit ACCEPT nicht so viel anfangen kann (und jetzt immer noch lesen sollte): das Rock Pit in Köln ist auf alle Fälle auch ansonsten einen Besuch wert.
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