|
Hell Over Hammaburg 2020Hier geht's zur Bildergalerie! |
Take off: 06.03.2020 - Review (40255 mal gelesen) |
Glück gehabt! Kann man wohl sagen, denn an dem Wochenende des Hell Over Hammaburgs ist das Coronoavirus schon auf dem "Triumphzug" quer durch die Republik und über die ganze Welt. Kurz nach dem Wochenende spricht Gesundheitsminister Spahn die Empfehlung aus, alle Veranstaltungen mit Besuchern über 1000 Menschen abzusagen. Also können wir uns glücklich fühlen, dass wir zusammen dieses Wochenende noch mit vielen netten Leuten und guter Musik verbringen dürfen, denn so wird es das für die nächsten Wochen und Monate nicht mehr geben. Kollege Andre/Blaze Breeg (BB) ist schon am Donnerstag in der Hansestadt um das Wochenende im Kronensaal auf der Warm Up-Show stilecht einzuläuten. Er berichtet:
DONNERSTAG, 05.03.2020
Die Warm Up-Show im Bambi hat sich seit ein paar Jahren zu einem festen Bestandteil des HELL OVER HAMMABURG-Wochenendes entwickelt. In diesem Jahr ist das Interesse am (nicht nur musikalischen) Vorglühen in Billstedt so enorm, dass die Veranstaltung in den größeren Kronensaal verlegt wurde - eine tolle Sache für die vier Bands, die in ihrer Karriere zum Teil noch nie vor so vielen Nasen aufgetreten sind.
Die Opener-Rolle übernehmen IRON KINGDOM aus Kanada. Diese Heavy Metal-Formation, die stilistisch und optisch knietief in den goldenen Achtzigern verwurzelt ist, existiert seit 2011 und hat im vergangenen Jahr mit "On The Hunt" bereits ihr viertes Studioalbum veröffentlicht. Ich muss zugeben, dass mich das Quartett um Bandkopf Chris Osterman (Gesang, Gitarre) auf Konserve bis dato nicht wirklich begeistern konnte. Es gibt zahlreiche NWOTHM-Truppen, deren Songwriting zwingender und eigenständiger ist. Im Kronensaal zeigen IRON KINGDOM jedoch, was in ihnen steckt. Die Kanadier sind zweifellos eine tolle Live-Band, die Anhänger traditionellen Stahls prima unterhalten kann. Hervorheben möchte ich die Entertainment-Qualitäten von Bassist Leighton Holmes: Das ist ganz großes Kino! In der Zukunft werde ich mich sicherlich immer freuen, wenn die drei Herren und die Dame auf einem Festival-Billing erscheinen. Allerdings habe ich auch nach ihrem Auftritt in Hamburg nicht den Drang verspürt, mich am Merch-Stand mit IRON KINGDOM-Platten einzudecken. Hier fehlt es mir einfach am "gewissen Etwas".
Danach betritt eine Band das Podium, die für mich persönlich zu den Headlinern des gesamten Wochenendes in der schönsten Stadt der Republik zählte: MIDNIGHT FORCE, gegründet 2016 in Glasgow. Die drei Schotten und der Oberhausener sind ein Geschenk für jeden Freund kauzig-epischer Töne, die den Mainstream-Metalhead bisweilen etwas ratlos zurücklassen dürften. Optisch bekommt das Publikum auch ordentlich etwas geboten: Sänger John überrascht mit rosa Schal und Sonnenbrille - mehr Epic Metal geht nicht, oder? Doch damit nicht genug: Bassist Brenden lässt seine Schuhe im Backstage-Bereich, um die Fans mit verschiedenfarbigen Socken aus Opis Mottenkiste zu verzücken. Das muss man erst einmal verdauen. Musikalisch können mich MIDNIGHT FORCE, deren Releases ich ausnahmslos mindestens gut finde, weitgehend überzeugen. Der eine oder andere schräge Ton von John gehört einfach dazu - nur die Setlist ist meiner Meinung nach eher durchwachsen. Epische Meisterwerke wie 'Dunsinane' und 'Y Goddodin' zu übergehen bereitet Zeitgenossen wie mir körperliche Schmerzen. Dennoch ein guter, hochgradig sympathisch-verpeilter Auftritt, der Bock auf mehr macht. Es wäre halt nur mehr drin gewesen ...
Letzteres gilt auch für die folgende Band: SABÏRE, ansässig in Australien. Ihr kreativer Kopf Scarlett Monastyrski (Gesang, Gitarre) stammt aus Kanada und könnte auch als Blackie Lawless-Double seinen Lebensunterhalt verdienen. Für Gitarrist Ivor Radocaj gilt selbiges übrigens in Bezug auf Kerry King. Aber gut, genug zu den Oberflächlichkeiten. SABÏRE, die mit ihrer ersten EP "Gates Ajar" für Aufsehen im Underground gesorgt haben, bezeichnen ihre Musik selbst als "Acid Metal". Während der ersten Nummern klingt das Ganze äußerst zahnlos - dies liegt aber an einigen technischen Schwierigkeiten, die erst nach längerer Zeit behoben werden können. Das nervt Band-Chef Scarlett Monastyrski sichtlich - im Backstage-Bereich sprach er wohl anschließend wutentbrannt vom schlechtesten Gig seiner gesamten Karriere. Nun, letzteres kann ich nicht beurteilen, aber es ist gut möglich. Mich zumindest können SABÏRE überhaupt nicht begeistern. Da ich weder auf W.A.S.P. noch auf alberne Show-Einlagen mit Kunstblut und Wasserpistolen stehe, gehöre ich aber auch nicht zur Zielgruppe. Vielen um mich herum gefiel der Auftritt, sodass ich hier mutmaßlich eine Minderheitsmeinung vertrete, die bei manchen Kopfschütteln auslöst.
Was sich danach im sehr gut gefüllten Kronensaal abspielte, stellt alles andere jedoch komplett in den Schatten. RIOT CITY aus Calgary veröffentlichten im Jahr 2019 mit "Burn The Night" ein fantastisches Debütalbum, das von vielen Kritikern als eine der besten Speed Metal-Platten seit der Jahrtausendwende eingestuft wurde. Kurz nach dieser ersten bemerkenswerten Duftmarke im Underground kam es aber schon zu einer einschneidenden Veränderung im Line-up der Kanadier: Cale Savy räumte den Platz am Mikrofon, um sich künftig komplett auf seinen Sechssaiter konzentrieren zu können. Auch wenn ich seinen hohen, genretypischen Gesang sehr mag, war diese Entscheidung rückblickend betrachtet goldrichtig: Mit Jordan Jacobs verfügen RIOT CITY jetzt nämlich über einen Weltklasse-Frontmann, der mich live enorm beeindruckt. Dies gilt aber, wie eingangs angedeutet, für die gesamte Truppe: Der Kronensaal kocht angesichts des leidenschaftlich dargebotenen Speed Metal-Feuerwerks. Das Quintett schießt von der ersten bis zur letzten Sekunde aus allen Kanonenrohren und verwöhnt die feierwütige Meute auch noch mit einer ziemlich gelungenen Version der JUDAS PRIEST-Göttergabe 'The Sentinel'. Hier passt ALLES, ein echter Triumphzug! Nach dieser Leistung muss man ganz nüchtern (höhö) notieren: Die Jungs hätten eigentlich in der Markthalle an einem der offiziellen Festival-Tage auftreten müssen. Aber ich bin mir sicher, dass HELL OVER HAMMABURG-Chef Wolf-Rüdiger Mühlmann RIOT CITY schon bald einen würdigen Platz im Billing gönnen wird. Der Mann hat ja bekanntlich Geschmack, gerade wenn es um hochtalentierte, hungrige Nachwuchskünstler geht.
FREITAG, 06.03.2020
Es ist ja immer spannend, mit der Bahn zu fahren, weil man nie weiß, was passiert. Doch heute hat mich das Unternehmen mal positiv überrascht. Keine Zwischenfälle, keine Verspätungen, kein Ausfall der Klimaanlage, nur das Internet lief nicht so richtig. Aber gut, das wäre dann auch vielleicht zuviel verlangt. Pünktlich in Hamburg angekommen, problemloses Einchecken, kurzer Zimmerbezug und dann ab in die Stadt was essen. Die Zeit vergeht schnell und schon muss ich mich auf den Weg in die Markthalle machen. Es dauert nicht lange und schon hat mich diese besondere Atmosphäre der Location und der Veranstaltung gepackt und es fühlt sich ein wenig wie zuhause an. Viele bekannte Gesichter, die Vorfreude in den Augen mit der entsprechenden Erwartung, dass die nächsten beiden Tage viel Spaß verbunden sind.
Nachdem um 14 Uhr das Tor geöffnet wird, starten die kanadischen TRAVELER um 16 Uhr. Traditionell ist es ja so, dass am ersten Tag nur die große Halle bespielt wird und so ist diese direkt gut gefüllt und die positive Anspannung sowie die Freude entladen sich direkt. Man merkt, dass die Leute Bock haben und so haben TRAVELER mit ihrem klassischen Heavy Metal als Opener ein leichtes Spiel. Sänger Jean-Pierre fegt über die Bühne, stilecht in schwarz-weiß-gestreifter Spandexhose, und heizt das Publikum ordentlich ein. Für ihn ist das Festival ja kein unbekanntes Terrain, war er och mit seiner anderen Band GATEKEEPER auch schon hier. Den Titeltrack vom neuen Album gibt es als Appetizer auf "Termination Shock", ansonsten konzentriert man sich hauptsächlich auf das erste, selbst betitelte Album. Nach 45 Minuten und einer kurzen Pause in der Wagerechten des Sängers auf der Bühne, ist der Auftakt des diesjährigen HOH schon mal gelungen. (ED)
Musikalisch sind (DOLCH) nicht unbedingt meine Baustelle, daher freut sich Kollege Dead Guy über den Auftritt der Band zu berichten. Wie schafft sie das bloß? So eine zierliche Frau und dann soviel Power. Der Nebel und das wenige Licht sorgen dafür, dass man nur Silhouetten vernehmen kann. Und so sorgt gerade der harte Kontrast aus harschen Gitarren und dieser wundervollen Stimme für eine enorme Gänsehaut. Und da der Sound auch schön dreckig ist, kommen auch die Songs der aktuellen Scheibe "Feuer" voll zu Geltung. Bei 'Burn' sowie dem Titeltrack gehen dann auch alle steil. Diese hypnotische Performance hat das Wort Ritual noch wirklich verdient, gerade die Bewegungen der Sängerin und ihr Winden auf der Bühne lässt zumindest meinen Blick nicht mehr los. (DG)
Eine gute Freundin spielte mir im Vorfeld einen Song von JOSEPH THOLL vor und ich fragte mich, ob dieser denn damit zum HELL OVER HAMMABURG passt. Als Solokünstler geht er musikalisch in eine doch etwas andere Richtung als mit seiner ehemaligen Band ENFORCER oder BLACK TRIP. "Devils Drum" heißt sein erstes Soloalbum, von dem er uns hier einige Songs präsentiert. Ich muss zugeben, dass es musikalisch nicht wirklich meins ist. Keine Frage, Tholl ist ein grandioser Gitarrist, was er uns hier und heute gerne zeigt, auch singt er gut, doch ich kann generell mit Vintage Rock wenig anfangen und so lässt mich der Auftritt des Schweden relativ kalt. (ED)
"VEMOD mache ich!" schrie Dead Guy, als es an die Aufteilung der Bands ging, also lehne ich mich entspannt zurück und überlasse dem Kollegen die Arbeit. VEMOD zeigen heute, wie man ohne großen Schnickschnack und nur alleine mit der Musik eine tolle Black Metal-Show bieten kann. Während die Musiker aussehen, als kämen sie gerade frisch aus der Uni, sorgt der kalte und epische Sturm, der da aus den Boxen tönt, für fallende Temperaturen in der Markthalle. Intensiv dürfte das Wort sein, was den Auftritt am besten beschreibt. Und da bisher nur ein Album vorliegt, wird kurzerhand dieses komplett zum Besten gegeben. Höhepunkt eines tollen Auftritts dürfte das Duett aus einzig und allein cleanem Gesang und Gitarre gewesen sein, welches massiv für Gänsehaut gesorgt hat. Eine volle Halle und ein gut abgehendes Publikum sprechen für sich. Und auch wenn für viele das Highlight der nachkommende Freitagsheadlighner gewesen sein dürfte, für mich sind es definitiv VEMOD. (DG)
Jetzt gibt es die musikalische Wende um 180 Grad, denn mit ARGUS, die ja auch schon mal das Vergnügen hatten, hier zu spielen, gibt es epischen Heavy Metal. Okay, ich gebe zu, dass ich mich nie wirklich mit der Band befasst habe und mir auch der erste Auftritt auf dem HOH nicht mehr wirklich präsent ist. Doch die Spielfreude und die Songs, die sie hier auf der Bühne zeigen, lassen mich erahnen, dass ich mich wohl mal mehr mit den Alben auseinandersetzen muss. Vier Alben bisher veröffentlicht, das sollte doch zu schaffen sein. Das i-Tüpfelchen des Auftritts ist das 12 Minuten-Epos 'Pieces Of Your Smile', welches nicht so oft live gespielt, weil die Gesamtspielzeit sonst immer zu kurz ist, doch heute machen sie es einfach, sagt Sänger Butch Balich. Und damit haben sie mich dann vollends gepackt und krönen sich so zum Tagessieger des Festivals. (ED)
Da auch am heutigen Abend Bruce Dickinson mit seiner Lesung zu Gast in Hamburg ist, bin ich mir etwas unsicher, ob NIFELHEIM heute überhaupt auftreten oder ob die IRON MAIDEN-Maniacs nicht doch lieber den Worten des englischen Fronters lauschen wollen. Letztendlich haben sie sich natürlich für die Markthalle entschieden und sie taten gut daran, denn das Publikum sollte ihnen aus der Hand fressen. Ich bin da ganz ehrlich, ich kann überhaupt nicht einschätzen, ob sich NIFELHEIM selbt so richtig ernst nehmen, oder ob sie sich doch einen keinen Spaß aus dem Ganzen machen. Denn die Show wirkt schon etwas überzogen. Massig Nieten, Schminke, löchrige Hosen, die so manches freilegen, was man vielleicht nicht unbedingt sehen möchte, und Posen auf der Bühne, als ob es kein Morgen gibt. Klar, NIFELHEIM wissen, was sie tun. Wissen, wie man das Publikum auf seine Seite bekommt, trotz relativ monotonem Black Metal. Und so macht der Auftritt der Band schon ordentlich Spaß. NIFELHEIM sind Kult, seit über 30 Jahren im Geschäft ziehen sie ihr Ding durch und kommen auch so extrem gut beim Publikum an, wie sich heute zeigt.
Und schon hat der erste Festivaltag ein Ende gefunden. Und während im Foyer noch die Metal Disco stattfindet, mache ich mich auf den Weg zum Hafen, um bei einem Spaziergang den Abend in Ruhe ausklingen zu lassen. (ED)
SAMSTAG, 07.03.20
Der gestrige Abend steckt mir noch etwas in den Knochen, trotzdem heißt es nach einem ausgiebigen Frühstück: Ab in die Stadt und Geld für Platten ausgeben. Gesagt, getan! Dann noch schnell was essen, ins Hotel die Klamotten holen und schon ist es so spät, dass ich die erste Band verpasse. Sorry MIDNIGHT DICE, aber ich habe es echt nicht geschafft. Okay, zweiter und zugleich schon wieder der letzte Tag des Festivals. Einigen Leuten sieht man förmlich an, dass der gestrige Tag doch wohl etwas lang, bzw. die Nacht dazu sehr kurz war. Doch was soll's? Auch heute wartet wieder jede Menge gute Musik auf uns, und diesmal nicht nur in großen Halle, sondern auch im kleinen Marx.
Dort starten die Doomer, Thrasher und Black Metaller von HORNS OF DOMINATION. Und fast zeitgleich machen (für mich) ULTRA SILVAM den Auftakt in der Markthalle. Black Metal-Experte Dead Guy berichtet darüber. Ein bisschen enttäuscht war ich ja schon, da ich von einer Show á la WATAIN geträumt habe. Nun gut, ohne Blut und Tierkadaver, dafür mit ordentlich Adrenalin prügeln die Schweden drauf los und bescheren einen ziemlich harten und humorlosen Auftritt. Die erste Reihe nimmt diese Tracht Prügel dankend auf und man sieht zahlreiche fliegende Haare. Obwohl ich bis dato noch nicht dazu gekommen bin mich mit der Musik zu befassen, macht der Auftritt richtig Spaß (darf man das so schreiben?) gemacht und geht auch gut in meinen Nacken. (DG)
Das Marx ist immer übervoll und so gilt: Geht einer raus, darf der Nächste rein. So viel Bewegung, wie es also an der Tür gibt, gibt es auch vor der Bühne. Denn BÜTCHER treffen mit ihrem Black/Thrash genau den Nerv des anwesenden Publikums. Während es im Marx also schön rabiat zugeht, bieten HAUNT auf der großen Bühne eine ebenfalls starke Show, oder DEAD GUY? Genau! Während BÜTCHER 66 im Marx einen Abriss deluxe abliefern, machen sich HAUNT daran, als die sportlichste Band des Festivals durchzugehen: Was haben die sich bewegt, gepost als gäbe es keinen Morgen. Und wenn man bis dahin das Gefühl hat, dass hinter dieser Flut an Veröffentlichungen irgendwie Kalkül steck, der wird spätestens jetzt merken, dass die Jungs gar nicht anders können. Hier wird über die Bühne gejagt, da wird sich zusammen gestellt, um für ein Solo zu posen, und man sieht der Band den Spaß an. Die komplette Diskografie wird berücksichtigt und der klassische Metal Fan ist rundum zufrieden. (DG)
Dich kenne ich doch! Denk ich mir, als ich die Jungs von ROBERT PEHRSSON'S HUMBUCKER beim Aufbau sehe. Klar, die komplette Truppe stand gestern schon mit JOSPEH THOLL auf der Bühne, nur dass heute halt die Frontmänner gewechselt sind. JOSEPH THOLL somit heute (fast) nur an der Gitarre mit ein paar Background-Vocals und ROBERT PEHRSSON also am Mikro. Musikalisch gibt es zu JOSPEH THOLL vom Vortag keine wesentliche Unterschiede. Gut, PEHRSSON ist ein wenig rockiger und mit einem etwas größeren Südstaaten Einfluss. Doch wie auch schon gestern, zeigt sich die Band extrem tight und vor allem auch bei ihrem zweiten Auftritt mit einer nicht zu übersehenden Spiefreude. Musikalisch nicht meins, aber schön anzusehen. (ED)
Dead Guy hat sich derweil ins Marx verzogen und erzählt euch was von SIJJIN. Die Erwartungen sind hoch, denn schließlich haben wir es hier mit der Nachfolgetruppe von NECROS CHRISTOS zu tun und so füllt sich das Marx echt gut. Auch ich bin gespannt und frage mich, ob Songs von kommenden Veröffentlichungen zu hören sein werden, denn schließlich gibt es bisher nur ein Demo zu hören. Allerdings gestaltet sich der Anfang sehr sehr zäh und der Soundcheck dauert quälend lange. Auch wenn Mors Dalo Ra bemüht ist, das Publikum wird langsam ungeduldig. Aber zur Freude der Band und des Publikums ist der Auftritt dann doch mehr als gelungen. Der Gesang sitzt wie bei NECROS CHRISTOS und die Musik atmet puren 90er Spirit. Wenn man die Augen schließt, könnte man meinen, MORBID ANGEL zu "Altars Of Madness"-Zeiten würden live spielen. Auch der neue Song ist toll und ich bin danach gespannt zu sehen, wie es weitergehen wird. (DG)
Radikale Stilwechsel gehören einfach zum HELL OVER HAMMABURG. So kommt nach lässigem Rock tonnenschwerer Doom-Sludge von BELLROPE. Schon beim Aufbau von unzähligen Effektgeräten zeigt sich, dass die Jungs einiges vorhaben. Zwei Bassisten und ein Gitarrist sorgen dafür, dass die Markthalle mal eben von bis an die Grenze ausgereizten Riffs überrollt wird. Der auf ein Minimum reduzierte Gesang wird immer mal wieder eingestreut, während die Saitenfraktion zeitweise so wirkt, also würden sie improvisieren oder einfach etwas jammen. So ist es auch kaum verwunderlich, dass sich die vier in ihren Songs verlieren und man das Gefühl bekommt, die Länge eines Tracks hat die 20 Minuten-Marke längst übeschritten. Erst bin ich mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Doch dann erwische ich mich selbst dabei, wie auch auf mich der Funke überspringt. (ED)
Dad Guy hat weiterhin seinen Platz im Marx gesichert. Im Anschluss an SIJJIN zerlegen IMHA TARIKAT das komplette Marx. Sieht es am Anfang nach ein wenig Streit aus, wird danach klar: Die haben Bock und wollen Randale. Und spätestens mit der Aufforderung das Publikum möge doch eskalieren, gibt es kein Halten mehr. Fronter Ruhsuz Cellât ist echt eine Rampensau. Er weiß, wie man eine Masse anstachelt. Und bei solcher Energie fällt es auch wirklich schwer, nicht mitzugehen. Mir fällt auf, dass ich gar keinen Song erkenne, was mir persönlich nichts ausmacht. Erst die Tatsache, dass auf Deutsch gesungen wird, verwundert mich. Die Antwort bekomme ich dann direkt nach dem Auftritt: Die Band hatte den Mut, beziehungsweise die Dreistigkeit, keinen einzigen bekannten Song zu spielen, sondern sie nutzten den Auftritt, um ihr kommendes Album komplett zu präsentieren. Und ganz ehrlich, das hätte nach hinten losgehen können, hat aber hier und heute prima funktioniert und der Mut wurde vom Publikum belohnt. (DG)
Nein, THE GATES OF SLUMBER können meinetwegen einen Kultstatus haben. Doch mir gibt die Musik einfach nichts. Und so muss ich auch gestehen, dass ich sie live alles andere als überzeugend finde. Letztenendes steht das Trio auf der Bühne und spielt ihr Set relativ emotionslos runter. Ich verlasse die Halle und gönne mir eine kurze Pause, während Kollege Dead Guy im Marx wie angewachsen scheint.
Während in der großen Halle das Comeback von THE GATES OF SLUMBER gebührend gefeiert wird, zieht es der Schreiber dieser Zeilen vor, bei MYSTIC SUNSHIP zu bleiben und den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Der instrumentale Stoner Rock psychedelischer Machart bietet sich perfekt zum Tagträumen an, und da bei der sympathischen Truppe eh nicht viel passiert und das Marx zum ersten Mal nur so halb gefüllt ist, setze ich mich auf den Boden und genieße den Auftritt mit geschlossenen Augen. Herrlich wenn man das Gefühl hat, dass die Songs gar nicht mehr aufhören wollen. Zwischendurch gibt es noch ein paar Ansagen und der obligatorische Jam darf auch nicht fehlen. Da ich allerdings irgendwann keine Lust mehr habe zu sitzen, gucke ich mir den Auftritt weiter im Stehen an und kann eine Band sehen, die einfach Spaß hat an dem was sie tut. Ein schöner Abschluss fürs Marx, der für mich darin endet, mich glücklich grinsend unter der Box sitzend wiederzufinden. Schönes Ding und bitte für die Zukunft mehr solcher Farbtupfer. (DG)
VISIGOTH sind der unangefochtene Headliner an diesem Tag und wir können nicht nur froh sein, dass sie es endlich auf die große Bühne der Markthalle geschafft haben (erinnert sich noch jemand an den HOH-Gig im Marx?) sondern, dass sie heute überhaupt spielen. Denn Sänger Jake erzählt während des Gigs, dass er sich Nachmittags in Hamburg verlaufen hatte und nicht mehr wusste, wie er zum Hotel komme. Bis ihm zwei bis drei Festivalbesucher über den Weg gelaufen sind, die die Lage erkannt haben und den verwirrten Jake in ein Taxi gesetzt haben. Als Dankeschön bekommen sie heute den besten VISIGOTH-Song gewidmet: 'The Revenant King'. Ansonsten wird schnell deutlich, dass VISIGOTH die große Bühne sichtlich genießen. Da soll noch mal einer sagen, dass es keinen großen Metalnachwuchs gibt. VISIGOTH beweisen heute das Gegenteil. So viel Spielfreude, so viel Power, dass es einfach nur Spaß macht der Band bei der Arbeit zuzusehen. Auch als eine Gitarrensaite reißt, wirft das die Band nicht zurück. Da ist jetzt Jakes Entertainmentqualität gefragt, von der er selbst sagt, dass er nicht gut in sowas ist. MANILLA ROADS 'Necropolis' als Hommage an der verstorbenen Mark Shelton ist ein Highlight und das nie zuvor live gespielte 'From The Arcane Mists Of Prophecy', welches keine besser Livepremiere als auf dem HOH finden kann. Doch natürlich haben VISIGOTH noch weitere Hymnen auf Lager, da hätten wir noch den Opener 'Steel And Silver', 'Dungeon Master' oder 'Warrior Queen'. Doch egal was heute von der Band gespielt wird: Es wird gefeiert, bis nach 'Traitors Gate' der letzte Ton verklungen ist.
Ja, es war wieder ein mal ein großes Vergnügen das Hell Over Hammaburg 2020. Und auch wenn über allem der Corona-Geist schwebt, haben sich die Leute das Feiern nicht nehmen lassen - unwissend, dass dieses wohl das letzte Live-Erlebnis für einige Wochen sein wird. Bis nächstes Jahr! |
Billing
|
ARGUS - BELLROPE - BÜTCHER - (DOLCH) - HAUNT - HORNS OF DOMINATION - IMHA TARIKAT - JOSEPH THOLL - MIDNIGHT DICE - MYTHIC SUNSHIP - NIFELHEIM - ROBERT PEHRSSON’S HUMBUCKER - SIJJIN - THE GATES OF SLUMBER - TRAVELER - ULTRA SILVAM - VEMOD - VISIGOTH |
Besucher-Interaktion
|
Artikel über soziale Netzwerke verbreiten
|
|
|