Interview mit Patrik von Porat (Gitarre) von Freternia

Ein Interview von Cornholio vom 29.06.2019 (24148 mal gelesen)
Vor kurzem ist mit "The Gathering" das Comeback-Album der schwedischen Power-Metaller FRETERNIA erschienen (Hier geht's zum Review). 17 Jahre Pause lagen zwischen dem letzten Werk, und das, obwohl sich die Band nie offiziell aufgelöst hat. Grund genug, Gitarrist Patrik von Porat mal etwas auf den Zahn zu fühlen.


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Hallo und Gratulation zu eurem Comeback-Album "The Gathering". Die erste Frage ist wohl offensichtlich, und ich vermute, du hörst sie nicht zum ersten Mal. Warum hat es über eineinhalb Jahrzehnte gedauert, dieses Album zu schreiben?

Patrik von Porat (Gitarre): Hallo, und vielen Dank! Nun, die Band ist, wenn man so will, nach dem zweiten Album 2002 etwas auseinandergedriftet. Ich glaube, der Hauptgrund war der Mangel an Zeit und etwas auch mangelndes Interesse. Irgendwie kamen das Privatleben und die Jobs der Bandmitglieder dazwischen.

Wie lief der denn Songwriting-Prozess ab? Habt ihr das Album zusammen geschrieben, oder gibt es ein oder zwei Bandmitglieder, die für das Schreiben neuer Stücke verantwortlich sind? Oder schreiben die Instrumentalisten die Musik und der Sänger die Texte? Oder schreiben gar unterschiedliche Bandmitglieder komplette Songs?

Patrik von Porat (Gitarre): Die meiste Musik wurde von Tomas Wäppling (Gitarrist)) und mir geschrieben, auch unser Keyboarder Tommie Johannson hat ein paar Ideen beigesteuert. Die Texte wurden von Tomas und von Pasi Humppi (Sänger) verfasst.

Wie habt ihr euch denn wieder zusammengefunden? Habt ihr euch direkt nach dem zweiten Album "A Nightmare Story" zusammengesetzt, wolltet ihr eine kleine Pause einlegen? Ich vermute, die 17 Jahre waren nicht unbedingt geplant.

Patrik von Porat (Gitarre): Ein paar Songs sind wirklich direkt nach dem zweiten Album entstanden, das dritte sollte in der Tat nur ein paar Jahre nach dem zweiten erscheinen, was offensichtlich so nie passiert ist. Tomas und Pasi schrieben 2005 und 2009 ein paar Lieder, also ist es ein Mix aus alten Songs, die natürlich nochmal etwas umarrangiert wurden, und neuen Stücken. Ich persönlich habe die Band nach dem ersten Album verlassen und es gab ein paar weitere Besetzungswechsel nach dem zweiten. Tommie zog nach Stockholm, Stefan Svantesson (Schlagzeug) verließ die Band und es gab ein paar neue Gitarristen. Ich vermute, die Magie war einfach nicht mehr da, durch dieses Karussell. Wie auch immer, die Band hat nie aufgegeben und sich nie aufgelöst, und es gab immer wieder Versuche, die Sache neu anzupacken.

Wie kommt es denn, dass so viele Songs auf dem Album gelandet sind? 13 Lieder, insgesamt fast 65 Minuten, das ist heutzutage fast schon zu viel. Ich will niemanden verärgern, aber meiner Meinung nach kann das hohe Level des Openers 'Reborn' von den folgenden Stücken nicht gehalten werden. Vielleicht wären drei Songs, 15 Minuten weniger hier besser gewesen.

Patrik von Porat (Gitarre): Du wirst staunen, eigentlich hatten wir sogar noch mehr Songs am Start! Ich gebe dir zwar recht, dass das Album mit 13 Songs ziemlich lang ist verglichen mit anderen Veröffentlichungen heutzutage, aber wir alle sind der Meinung, dass das Album eine gute Balance hat und die Songs eine gelungene und interessante Dynamik transportieren. Nach so langer Zeit hatten wir viel Musik geschrieben, und wir glauben, unsere Fans wollen das alles hören! imgleft

Nun mal zurück zu den Anfängen. Ihr habt euch 1998 gegründet und zwei Jahre später das Debüt "Warchants & Fairytales" veröffentlicht, das weite Werk erschien 2002. Ich bin ehrlich, ich kenne beide Alben nicht, aber erzähl mir doch mal aus deiner Sicht, was sich seit 1998 oder 2000 geändert hat, was den Sound von FRETERNIA angeht.

Patrik von Porat (Gitarre): Ich glaube, wir haben uns alle verändert und uns als Musiker und auch als Menschen weiterentwickelt. Aber wir waren und sind uns alle einig, dass wir den ursprünglichen Sound von FRETERNIA beibehalten wollten und wollen, als wir uns entschieden haben, "The Gathering" aufzunehmen. Es war und ist uns wichtig, dass unsere Fans den typischen Sound der Band erkennen und wiedererkennen. Große Chöre, die berühmten "Guitar Harmonies", und wir sind etwas rauer als eine typische Power-Metal Band.

Parallel zu eurem Debüt habt ihr auch eine Split-CD mit euren Landsleuten PERSUADER veröffentlicht. Wie kam es dazu? Kennt ihr euch, seid ihr befreundet, oder hat die Plattenfirma die Zügel in der Hand gehabt?

Patrik von Porat (Gitarre): Beide Bands haben ziemlich zeitgleich den Plattenvertrag bei Loud'n'Proud unterschrieben. Soweit ich mich erinnere, hat das Label die Split-CD organisiert.

Hat sich diese Split-CD rückblickend für beide Combos gelohnt? Oder hat eine Band mehr daraus gezogen als die andere? Habt ihr noch Kontakt zu PERSUADER?

Patrik von Porat (Gitarre): Ich finde, es war eine gute Sache aus Sicht beider Gruppen, keine Band hat der anderen die Lorbeeren geklaut oder so. Wir sind weiterhin mit PERSUADER in losem Kontakt über das Internet, haben uns aber nie im richtigen Leben getroffen, weil die Entfernung doch zu groß ist. Es wäre allerdings cool, sie mal zu treffen, es scheinen wirklich nette Kerle zu sein.

Ich habe gelesen, dass CRYSTAL EYES-Sänger Mikael Dahl auf zwei Songs von "The Gathering" dabei ist. Wie kam da der Kontakt zustande? Seine Band arbeitet ja ebenfalls an einem neue Album nach fünf Jahren, wird es eurerseits Gastauftritte dort geben?

Patrik von Porat (Gitarre): Ja, wir kommen aus der selben Kleinstadt, also kennen wir uns. Unser Drummer Stefan hat uns nach den ersten beiden Scheiben verlassen und ist bei CRYSTAL EYES eingestiegen, dort war er recht lange (von 2001 bis 2014, hat auf mit fünf Studioalben gespielt). Wir haben Mikael einfach gefragt, ob er Lust hat, ein paar Gastvocals einzusingen, und er hat zugestimmt. Wir werden allerdings nicht auf dem neue Album seiner Band zu hören sein.

Zurück zu FRETERNIA, wo liegen deiner Meinung nach eure größten musikalischen Einflüsse? Ich finde, Pasi klingt etwas wie Kai Hansen in seinen frühen HELLOWEEN-Zeiten. Ist das Zufall oder beabsichtigt? Ich finde, es passt sehr gut zum etwas rohen Sound.

Patrik von Porat (Gitarre): Wir haben natürlich alle viel HELLOWEEN und GAMMA RAY gehört, also ja, die Einflüsse kommen definitiv aus dieser Richtung. Allerdings weiß ich, dass Pasi nicht versucht, wie Kai zu klingen. Wir haben immer versucht, nicht wie andere Bands zu klingen, sondern unseren eigenen Sound zu kreieren. Viele neue Bands klingen für mich heutzutage viel zu gleich. imgright

Gibt es jemand in der Band, der andere Musik außer Metal hört? Oder habt ihr alle den gleichen Musikgeschmack?

Patrik von Porat (Gitarre): Wir hören eigentlich alle Power Metal. Natürlich gibt es ein paar Ausreißer, aber das betrifft maximal traditionellen Heavy Metal oder Subgenres wie Death, Thrash oder Progressive Metal.

Wie habt ihr angefangen, Musik zu machen? Wer hat euch zum Metal gebracht? Oder ist es in Schweden so, dass man automatisch mit der Mucke in Berührung kommt?

Patrik von Porat (Gitarre): Wir haben alle ziemlich früh angefangen, Metal zu hören. Meine erste Erinnerung war mit etwa acht Jahren. Ich bin nach der Schule mit zu einem Klassenkamerad gegangen und wir haben uns in das Zimmer seines älteren Bruders geschlichen. Da haben wir dann 'Future World' von HELLOWEEN gehört, und da war es um mich geschehen, ich wusste, dass ich Musiker werden will! Danach habe ich IRON MAIDEN, ACCEPT und weitere großartige Bands entdeckt.

Wie sieht's denn mit einer Tournee aus? Plant ihr, "The Gathering" live zu promoten? Ich meine, jeder Musiker würde bestimmt gerne auf Tour gehen, aber gibt es konkrete Pläne, kommt ihr vielleicht sogar nach Deutschland?

Patrik von Porat (Gitarre): Absolut! Wir schauen gerade nach Agenturen und versuchen, eine Tour auf die Beine zu stellen. Für Schweden haben wir schon ein paar Gigs gebucht, aber wir wollen unbedingt auf Tour kommen, hoffentlich auch nach Deutschland!

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten! Im Namen von Bleeding4Metal wünsche ich euch viel Glück und Erfolg mit "The Gathering", und ich würde mich sehr freuen, euch auf Tour zu sehen. Und hoffentlich dauert es nicht nochmal 17 Jahre bis zum nächsten Album!

Patrik von Porat (Gitarre): Vielen Dank für das Interview, und wir hoffen natürlich auch, dass es nicht nochmal so lange dauert. Wir haben bereits Pläne zum nächsten Album, mehr dazu aber ein anderes Mal.

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