Summers End Festival 2011

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Take off: 27.08.2011 - Review (14680 mal gelesen)
Das Summer's End Open Air in Andernach hat wie der feine Liveclub des Jugendzentrums schon einige illustre Bands gesehen, die man in diesem familiären Ambiente nicht erwarten würde. So gaben sich z.B. schon SAXON und DORO die Ehre, der regionalen Jugend und den Angereisten einen tollen Tag zu bereiten. Alles Bands, die man "dank" einer äußerst dünnen Konzert-Struktur im Koblenzer Raum wohl ansonsten niemals zu Gesicht bekommen könnte. Für dieses Jahr freute man sich dann auf die interessante Mischung aus AMORPHIS, SABATON und dem deutschen Thrash-Urgestein KREATOR, die einen tollen Tag unter freiem Himmel bei 2-10 Bierchen bereiten sollten.

Unter freiem Himmel? Da war doch was .... ach ja! Der tolle "Sommer", mit dem Deutschland dieses Jahr gestraft wurde (Globale Erwärmung - wo???), hatte schon einige Open Airs versemmelt und Zelte der Fans absaufen lassen. Und nicht zu vergessen das tragische Unglück beim belgischen Pukkelpop zwei Wochen vorher, bei dem ein Sturm die Bühne umstürzen ließ, was fünf Menschen das Leben kostete. Leider sollte es auch so kommen, dass das Andernacher Summer's End ebenfalls nicht verschont bleiben würde. Glücklicherweise nicht so tragisch wie in Belgien, aber auch bitter genug, vor allem für die Veranstalter. Nachdem die lokale Crew mit vielen Freiwilligen zwei Tage vor dem Open Air die Bühne errichtet, Anlage und Licht aufgehängt hatten, kam das Desaster exakt 20 Stunden vor geplantem Einlass: ein lokales Unwetter mit hohen Windstärken und tischtennisballgroßen Hagelkörnern schaffte es in weniger als 20 Minuten, alle Träume von einem Open Air platzen zu lassen. Die Planen der Bühne wurden zerschlagen, Monitorboxen von der Bühne gefegt, das Equipment durchnässt. Da die Lichttraversen im Sturm stark herumgerissen wurden konnte der Bühnenbauer auch nicht mehr ohne sorgfältige Untersuchung für die Stabilität des Bühnenaufbaus garantieren. Krisensitzung, blanke Nerven, während die Crew das komplette Equipment wieder abbaute, um es auf Schäden zu untersuchen und zum Trocknen in geschlossene Räume zu bringen. Am frühen Abend fiel dann die Entscheidung des Veranstalters: kein Risiko eingehen, ein Prüfen und Wiederaufbauen dauert zu lange, also wird man die Bands in der angeschlossenen Liveclub-Halle spielen lassen.


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(Katastrophenpics mit freundlicher Überlassung durch Torsten Butz)




An dieser Stelle ein ausdrückliches Lob an die Crew des JUZ - unter dem Eindruck des GAUs haben sie es tatsächlich in kürzester Zeit geschafft, einen Plan-B zu realisieren, die Clubbühne und die Halle vorzubereiten, und das Außengelände so abzuändern, dass der Bierbrunnen-Bereich und ein großes Zelt mit Sitzgelegenheiten für eine entspannte Verteilung des Publikums sorgten und die Halle nie wirklich überfüllt war. Jede vorverkaufte Karte für das Open Air konnte ihre Gültigkeit behalten, und selbst Tagesbesucher mussten an der Kasse nicht abgewiesen werden, da mit Augenmaß die Füllung des Geländes stets beobachtet wurde und auch klar wurde, dass bei den unterschiedlichen Fangemeinden der drei großen Bands im Lineup sich nur wenige Besucher dauerhaft während aller drei Acts vor die Bühne drängen würden. Und so wurde schon am frühen Abend klar, dass es trotz aller Widrigkeiten ein gelungener Tag werden würde, bei dem sich sowohl Bands als auch Publikum nicht durch diese Probleme aus der Ruhe bringen lassen würden. Dazu noch ein freundlich gesonnener Himmel, Getränke zu bekannt besucherfreundlichen Preisen, und auch der Veranstalter wirkte von Stunde zu Stunde sichtlich entspannter.

Doch nun .... Zeitmaschine! Nach leicht verspätetem Einlass war es auch gleich Zeit für die ersten Bands, die dank beibehaltenem Lineups alle auf die Bretter und ihr Set darbieten durften.

THE CLINCH



In all dem immer noch bestehenden Chaos der Verlegung des Festivals in die Halle haben THE CLINCH einerseits die Ehre und andererseits die undankbare Aufgabe, das diesjährige Summers End Festival zu eröffnen. Die noch jungen Andernacher Lokalmatadoren, die sich allesamt noch aus Schulzeiten kennen, spielten einen netten alternativ angehauchten Rockmix mit ein paar punkigen Elementen. Das klingt ganz ordentlich und sie erledigten die nicht ganz einfache Aufgabe vor noch nicht allzu vielen Gästen ganz solide. Auf Weltniveau ist das alles (insbesondere das Englisch ist schon schulhaft) noch nicht, aber doch ausbaufähig, und die Jungs sind ja schließlich noch jung. Eine ordentliche Leistung für den frühen Nachmittag!

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RULER



Bluesbetonter Hardrock ist mit einem Bier in der Hand ganz nett, aber RULER zogen zu dieser frühen Stunde leider auch nur vereinzelte Besucher in die Clubhalle. Es war auch dem Wetter geschuldet, welches sich aktuell von seiner guten Seite präsentierte, und sich das muntere Metal-Volk gern an der frischen Luft an den Ständen mit den Frischgezapften aufhielt. Davon ließen sich RULER aber nicht sonderlich beeindrucken und zogen auch vor den lichten Reihen ein gutes Stageaacting durch. Die Songs müssten allerdings fesselnder gestaltet sein, um die Leute wirklich aufzupeitschen. Damit sind die Jungs leider die Verlierer der gestrichenen Freiluftbühne, da sie auf dieser wenigstens von allen hätten gesehen werden können, was natürlich einer Präsentation zu Gute kommt.

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ADAM BOMB



Wer ADAM BOMB im Vorfeld der Show quer in seinem Van hat liegen sehen dachte sich nur eins: entweder wird das gleich ziemlich kaputt, oder ziemlich geil. Die Bühne wurde passend für den Glam Rock des unheimlich gealtert aussehenden Hünen recht tuffig eingerichtet: Lichterschlangen zierten Drums und Amps, sogar die Klampfen waren optisch gepimpt. Und als Minimal-Pyros war hier und da bisschen was versteckt, was im Rahmen der Halle noch erlaubt werden konnte. Auch wenn es einfach nicht cool wirkt, beim Intro persönlich mit dem Feuerzeug die Feuerfontäne am Gitarrenhals erst einmal anstecken zu müssen. Aber das war eins der Trademarks von ADAM BOMB: Posen wie die ganz Großen, aber alles im minimalen Rahmen der Möglichkeiten. Was normalerweise albern wirken müsste, kam hier dennoch gut rüber, denn erstens versprühten die Drei auf der Bühne eine ziemliche Credibility, und zweitens wählte man einen geschickten Opener mit viel Dampf, bei dem die bunte kleine Drummerin beim begeisterten Dreschen auf das Kit vielerorts ein Grinsen in das Gesicht der Besucher zauberte. 'Angry Angry' knallte als brutale Punkrock-Version aus der fetten PA. Dass einige Songs schon paar Jahre auf dem Buckel haben wurde dann aber während der Show auch klar, denn sie waren zu einem großen Teil Blues/Rock'n'Roll-beeinflusst und konnten nicht die Power des Openers halten. Dafür waren ADAM BOMB - wie schon erwähnt - Meister der großen Gesten und zelebrierten alle Trademarks des großen Rock'n'Roll-Zirkus. Trotz kurzer Spieldauer bauten sie ein (gelungenes) Drumsolo inkl. brennendem Becken ein, und die Gitarristen im Publikum zollten Adam Respekt, als dieser VAN HALENs 'Eruption' recht nah am Original auf der Klampfe schredderte. Als weitere Coverversion wurde noch UFOs Klassiker 'Rock Bottom' eingebaut, und am Schluss des Gigs gab es nochmal mächtig Feuer mit Fackeln, Fontänen, einer brennenden Gitarre und dem schon bekannten brennenden Becken. ADAM BOMB spielen größtenteils angestaubten Glam-Rock, aber als Liveband schaffen sie es, ziemlich gut zu unterhalten. Das ist nicht nur Musik, das ist Kirmes auf ihre positivste Art und Weise. Und so bekamen sie den verdienten großen Applaus und eine sehr zufriedene und zahlreiche Laufkundschaft. Clever, dass ADAM BOMB die einzige Band waren, die richtig Merchandise am Start hatte....

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ORDEN OGAN



Als nächster Act standen die Melodic/Symphonic Power Metaller ORDEN OGAN auf dem Programm. Diese sind im JUZ keine Unbekannten mehr, denn bereits im April gastierte die deutsche Truppe im Vorprogramm von GRAVE DIGGER in Andernach. Dieses Mal mussten sie jedoch mit Aushilfsschlagzeuger Felix Bauer antreten. Ich selbst hatte die Truppe bis dato noch nicht live gesehen, war aber aufgrund der überall zu hörenden/lesenden positiven Stimmen gespannt, was mich erwartete. Und damit stand ich nicht allein in der Halle, denn diese füllte sich während der Umbaupause zusehends. Gleich nachdem die Band die Bühne betreten und den ersten Song dargeboten hatte, wurde sie von der Meute stürmisch beklatscht. Fronter Seeb animierte die Zuschauer kräftig weiter, in dem er rief: "Hallo Publikum" und er als Antwort "Fuck you, Pussy" hören wollte. Das Gleiche gab's in ähnlicher Weise mit den Rufen "One, two" - "Fuck you". Nun, die Leute griffen diese Animation gerne auf und so wiederholten sich diese Spielchen nachfolgend noch öfter. Beim zweiten Stück - einer Rock/Metal-Ballade - ließen es ORDEN OGAN dann aber erstmal etwas ruhiger angehen. Doch auch dieses Lied wurde von den Fans bejubelt, genauso wie bewährte Stücke wie 'Welcome Liberty ' oder der Mitsing-Kracher 'We are Pirates'. Während der Perfomance dieses Liedes sah man zum ersten (und fast einzigen Mal) an diesem Tag/Abend Crowdsurfer. Außerdem durfte natürlich ein obligatorischer Moshpit nicht fehlen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatten die Jungs auf der Bühne das Publikum unten in der Hand und genossen sichtlich die super Stimmung in der Halle. Als kleines Schmankerl präsentierte die Power-Truppe später noch das bisher unveröffentlichte 'Angels War', welches auf der im kommenden Februar erscheinenden CD enthalten sein wird. Insgesamt hat es allen Beteiligten ziemlichen Spaß gemacht, dem Auftritt von ORDEN OGAN beizuwohnen, die eine nette Show und eine ansprechende musikalische Darbietung boten. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch Seeb's wirklich tolle Stimme und gesangliche Leistung. Auch den Musikern selbst war anzumerken, dass sie mit sich und den positiven Reaktionen der Zuschauer mehr als zufrieden waren. Verdienterweise wurden sogar am Ende des Sets "Zugabe"-Rufe laut, doch wegen der straffen Organisation war dafür leider keine Zeit mehr.



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AMORPHIS



Nachdem die Halle schonmal derart kräftig aufgeheizt war, wartete anschließend die nicht minder erhitzte Meute hoffnungsvoll auf das nächste Schmankerl des Abends: AMORPHIS. Während sich auf der Bühne der Umbau dann leider etwas länger als bei den vorherigen Changeover dahin zog, strömten immer mehr Menschen in die Halle des JUZ. Diese und auch die zusätzlich geöffnete Empore waren daher schon brechend voll, bevor auch nur der erste Ton aus den Boxen drang. Irgendwann hatte das Warten endlich ein Ende: das Licht ging aus und die finnischen Melodic Deathmetal-Geschichtenerzähler um Fronter Tomi Joutsen, der mal wieder ein neues, individuell angefertigtes Mikro präsentierte, betraten die Bühne, was die Fans mit großem Beifall bedachten. Als Opening Titel fungierte an diesem Abend das ansonsten recht kräftige 'My Enemy' aus dem aktuellen Album "The Beginning Of Times". Allerdings sprang während der Darbietung der Funke noch nicht gleich über, denn die Jungs auf der Bühne wirkten dabei noch etwas verhalten. Eventuell lag dies daran, dass sie erst kurz nach der Ankunft in Andernach am späten Nachmittag erfuhren, dass kein Open Air stattfindet, sondern es ein Hallenkonzert geben würde. Doch bereits beim folgenden Stück 'Sky Is Mine' kam Leben in die Bude und das finnische Sixpack agierte nun viel agiler; allen voran Haarwunder Joutsen, der sich von Minute zu Minute sichtlich wohler fühlte und dann auch freudig von den Zuschauern bejubeln ließ. Dazu immer wieder das obligatorische Propellerbanging mit Tomis langer Rastamatte. Stimmlich schien Tomi dieses Mal jedoch nicht so top drauf zu sein; so kamen einige Gesangspassagen etwas unsauber rüber, und bei dem eben erwähnten Song sang er den Refrain tiefer als gewohnt. Das alles tat der tollen Stimmung im Publikum jedoch keinen Abbruch, zumal AMORPHIS eine wirklich klasse Titelauswahl aus allen ihren Schaffensperioden und Alben präsentierten. Natürlich durfte auf der Setlist der Klassiker 'My Kantele' nicht fehlen. Vom Publikum wurden eigentlich sämtliche Stücke (egal, ob es sich um neuere wie 'Mermaid', 'You I Need' oder 'Silverbride' oder um ältere Sachen wie 'Against Widows' oder 'Castaway' handelte) begeistert aufgenommen, teilweise kräftig mitgesungen und mit Moshpits abgefeiert, bis die Halle zu kochen schien.

imgrightAuch wenn AMORPHIS während der gesamten, sehr professionell durchgezogenen Show eine sehr große Präsenz zeigten und dabei das Publikum fest im Griff hatten, zählte der Auftritt insgesamt doch nicht zu den allerbesten. Doch alle Beteiligten haben in der Situation ihr Bestes gegeben und so hatte - was die Hauptsache ist - restlos jeder der Zuschauer trotzdem seinen Spaß und die Band wurde unter frenetischem Jubel nur ungern von der Bühne gelassen. Leider waren auch für die Finnen keine Zugaben möglich, auch wenn die Meute dies lautstark forderte.


Komplette Setlist:
'My Enemy'
'Sky Is Mine'
'Mermaid'
'Against Widows'
'You I need'
'Weaving The Incantation'
'My Kantele'
'Silver Bride'
'Smoke'
'Crack In A Stone'
'Castaway'
'House Of Sleep'

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SABATON



SABATON vorzustellen dürfte mittlerweile bedeuten, Eulen nach Athen zu tragen. Die sechs Schweden, die ihre ureigene Art des Heavy Metal mit lyrischer Aufarbeitung von Schlachten und Kriegsthemen spielen, sind spätestens die letzten Jahre auf dem steil aufsteigenden Ast unterwegs. Der Wechsel zu Nuclear Blast hat mittlerweile für die erforderliche Rückendeckung für Ihren Eroberungszug der Metalwelt gesorgt. Aktuell ist gerade das erste Livedokument der Band, "World War Live - Battle Of The Baltic Sea", erschienen und bietet ein fettes Paket mit zwei CDs und einer DVD, mit dem jeder Fan glücklich werden dürfte. Fans ist an dieser Stelle das richtige Stichwort, denn der Eindruck des ganzen Tages, wenn man von den Shirts ausgeht, ist der, dass die meisten Leute heute den Weg nach Andernach wegen SABATON gefunden haben. Umso unverständlicher, dass Merchandiser/Roadie Emil auf mehrmalige Nachfrage vor der Show zu verstehen gab, dass es heute kein Merchandise zu kaufen geben wird. Schade, denn es wäre der Band sicherlich aus den Händen gerissen worden. Aber die "Power Of Metal"-Tour mit GRAVE DIGGER und anderen Bands steht ja immerhin schon kurz bevor, bald sieht es also wieder anders aus. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass die Band heute mit ein paar Problemchen zu kämpfen hatte, denn auf dem Weg von Zypern vom letzten Gig ist wohl der Koffer mit den Bühnenklamotten verloren gegangen. So bestand der erste Weg der Jungs um Joakim Broden und Pär Sundström darin, sich im lokalen Armyladen und Sportgeschäft halbwegs mit neuen Klamotten einzudecken, um die Show einigermaßen optisch adäquat über die Bühne zu bringen. Das hat glücklicherweise auch geklappt, so dass die Band nicht auf mein eigenes und das Angebot anderer Fans zurückgreifen musste, ihnen ernsthaft unsere Militärhosen zu leihen. Immerhin zeigt es, mit welcher Leidenschaft SABATON-Fans bei der Sache sind. Auch die mitgebrachten Pyros, die die Open Air-Show heute hätten versüßen sollen, konnten aufgrund der Verlegung in die Halle nicht gezündet werden. Das ist ebenfalls schade, denn für SABATON war es aus einem bestimmten Grund auch ein besonderer Gig, denn genau im JUZ Live Club in Andernach spielten sie 2005 beim "Swordbrothers Festival" ihren ersten Gig außerhalb von Schweden. Die Ausstrahlung der Band zeigt sich übrigens auch darin, dass trotz der kleinen Größe des Festivals heute tatsächlich diverse Fans auch aus dem weit entfernten Ausland angereist waren, um den letzten Festivalgig des Sommers von SABATON sehen zu können.

imgrightAllen Widrigkeiten zum Trotz forderte auch die Verlegung in die Halle zeitplantechnisch ihren Tribut, so dass die ersten Klänge von EUROPEs 'The Final Countdown', die die Ankunft der Kriegsheroen ankündigten, der wartenden Menge wie eine Erlösung anmuteten. Auch wenn der improvisierte Look dem Original-Bühnenoutfit schon ziemlich nahe kam (am meisten vermisst man wohl Joakims künstliches Sixpack), der fast schon gewohnte Einstieg mit 'Ghost Division' zeigte gleich, dass SABATON keine Gefangenen machen wollten und hypermotiviert waren. Die sich mittlerweile in die Halle quetschende beträchtliche Menge war gleich außer Rand und Band und feierte die Band gehörigst ab. Es begann ein Siegeszug ohnegleichen an diesem Tag, denn Song um Song prügelten SABATON sich durch ein Set von neuen und alten Krachern, die einfach nur zwingend sind. Während die erste Hälfte der Show von neuen Songs durchsetzt war (insbesondere bemerkenswert und gut, dass der hammerstarke Bonustrack 'Swedish Pagans' von den Neuveröffentlichungen der alten Alben fest in der Setlist angekommen ist!), gab es danach die gesammelten Klassiker. Man merkte, wie sich Band und Publikum nach und nach unheimlich hochschaukelten, und die mehrfachen Bekundigungen seitens Joakim Brodens, wie unglaublich gut diese Show doch sei, klangen mehr als glaubwürdig. Hier hatten sowohl Band als auch Publikum ihren unglaublichen Spaß und lebten das aus. Angesichts der doch recht "gefährlichen" Thematik "Holocaust" scheute man sich dennoch nicht, heute auch 'The Final Solution' - zweifellos ein sehr starker Song - in der regulären Version in der Setlist zu haben. Irgendwie schafften jedoch SABATON und ihre Fans es, diese Klippe gekonnt zu umschiffen, weswegen hier kein flaues Gefühl in der Magengrube aufkam. 'Into The Fire' und 'Attero Dominatus' wurden kurzerhand zu einem sehr gelungenen Medley zusammengefasst, und mit 'Saboteurs' fand auch ein eher selten gespielter neuer Song den Weg in das Set der weiterhin sehr fannahen Schweden. Diese Fannähe merkte man selbst während des Konzertes. Als nämlich ein kleines Mädchen in der ersten Reihe Joakim leicht schüchtern ein Buch für ein Autogramm hinhielt, ließ der Sänger es sich nicht nehmen, auch die Autogramme der anderen Bandmitglieder auf der Bühne einzusammeln, seine Sonnenbrille an das Kind zu verschenken und von so ziemlich jedem Bandmitglied auch noch Pleks, Drumsticks und sonstige Erinnerungsstücke einzusammeln - eine mehr als schöne Geste! Dieses Selbstbewusstsein des nicht nur heutigen Tages spiegelte sich auch gegen Ende des Gigs wieder, denn man verzichtete zwar auf das übliche Schaulaufen mit den "Zugabe!"-Rufen, um einen Song mehr ins Set quetschen zu können, überzog jedoch trotzdem gut und gerne um 15 Minuten. Muss ich ernsthaft erwähnen, dass 'Primo Victoria' und das 'Metal Medley' so wie immer gewaltig abgefeiert wurden? Wohl kaum, und nachdem die Band unter tosendem Beifall die Bühne verlassen hatte - nicht ohne sich nochmals kräftig zu bedanken - war klar, dass das heute sicherlich der Auftritt des Festivals war und SABATON live einfach eine Macht sind. Wenn diese Jungs nicht in allzu ferner Zukunft die Headlinerposition bei Festivals haben werden, fresse ich sprichwörtlich einen Besen. Und ganz ehrlich: nach DIESEM Gig hätte ich nicht KREATOR sein wollen, die ja nun mal der eigentliche Headliner waren...


Set List SABATON

01. Ghost Division
02. Uprising
03. White Death
04. Screaming Eagles
05. Cliffs Of Gallipoli
06. Swedish Pagans
07. The Final Solution
08. 40:1
09. Into The Fire/Attero Dominatus
10. The Price Of A Mile
11. Saboteurs
12. Coat Of Arms
13. Primo Victoria
14. Metal Medley


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KREATOR



Da SABATON nicht nur den ohnehin verzögerten Zeitplan noch mal um 15 Minuten mehr ausreizten, sondern auch noch von der proppevollen Halle begeistert abgefeiert wurden, lief ein Mitglied der KREATOR-Crew schon Backstage ziemlich nervös durch die Gegend und konnte es kaum erwarten, dass die Schweden endlich die Bühne freigeben. Mille gab sich hingegen entspannt, und auch Ventor und Sami verbrachten die Zeit mit kleinen Warm-Ups. Als es dann endlich losging, schwor man sich noch kurz mit "Hass!"-Rufen ein, und dann ging es auch ohne großes Blimbim direkt zur Sache. Ich habe KREATOR in meinem Leben schon sehr oft live gesehen, und gerade wegen der doch vorhersehbaren Performance (von den Evergreens bis hin zu Milles immergleichen Ansagen) erwartete ich zum Abschluss dieses Festivals nicht mehr als einen netten Gig bei 1-2 kühlen Bierchen. Aber ich muss vorweg schicken, dass ich KREATOR in den letzten Jahren selten so stark gesehen habe. Es lag nicht nur am fetten Sound (schließlich stand in der Clubhalle ein Teil der Open-Air-Anlage!), sondern auch an der Band. Vielleicht waren sie gerade durch den großen Erfolg von SABATON angespornt, denn schließlich war auch nicht zu übersehen, dass nach den Schweden ein Teil des Publikums schon mal zur Party überging und die Halle nicht mehr ganz so voll war. Aber KREATOR legten ein unheimliches Brett hin und spielten so schnell und aggressiv, dass man meinte, es mit einem wirklich heißen Newcomer zu tun zu haben. 'Hordes Of Chaos' eröffnete die Spiele präzise gespielt und dennoch mit unbändiger Energie, und es dauerte nicht lange, bis sich in der vorderen Hallenhälfte ein Moshpit gebildet hatte, der konstant bis zum letzten Ton des Auftritts anhalten sollte. An Ansagen wurde einfach mal gespart, und es gab meistens einen fließenden Übergang von einem Thrasher zum nächsten. So packten KREATOR 16 Songs in ihre Setlist und gönnten dem Publikum nur wenige Pausen. Vor 'Enemy Of God' nahm sich Mille auch die Zeit, um kurz auf die Umstände des Festivals einzugehen. Er fand nur lobende Worte für das Andernacher JUZ, welches das Beste aus der beschissenen Situation gemacht hat, und wünschte sich, dass es noch mehr solche Jugendzentren in Deutschland geben würde, die mit Herz dabei sind und dennoch professionell arbeiten können. Dieser Meinung schließt sich der Rezensent an, genauso wie der Hoffnung Milles, dass es in den nächsten Jahren noch viele Summer's End Open Airs geben wird, und dann auch wieder die Sonne scheint. Aus Zeitgründen wurde nach dem brutalen 'Betrayer' auf das übliche Spielchen Wir-verlassen-die-Bühne-und-lassen-uns-wieder-bitten verzichtet, und KREATOR schlossen den Gig mit dem üblichen Zugaben-Doppel 'Flag Of Hate' und 'Tormentor' ab. Während ich 'Flag Of Hate' nach all den Jahrzehnten immer noch geil finde, geht mir 'Tormentor' schon ewig auf den Kittel. Nämlich seit KREATOR auf die komische Idee kamen, beim Refrain so deutlich auf die Bremse zu treten. Somit ist die originale Studio-Version von 1985 immer noch ungeschlagen, und die Jungs sollten entweder hier wieder Feuer reinbringen, oder einen neueren Kracher wie 'Enemy Of God' zum Rausschmeißer deklarieren. Insgesamt waren KREATOR jedoch ein würdiger Abschluss des Summer's End, und vor allem das dauerhaft austickende Publikum erinnerte an die Urzeiten der Thrash-Szene - fehlten nur noch Stagediver.

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Fazit



Wie gut das Summer's End unter diesen Umständen funktionierte haben wir ja bereits im Artikel mehrmals angesprochen. Auch das Publikum, mit dem wir sprachen, war total angetan. Schnell war vergessen, dass da draußen hinter der Halle eine in Mitleidenschaft gezogene Open Air Bühne einsam stand und still demontiert wurde, während in der Halle die Bands Gas gaben. Die Leute hatten Spass in den Backen, was auch in den Reaktionen zu unserer Videoreportage, die ebenfalls noch hier auf Bleeding4Metal erscheint, zu spüren war. Aber es machten auch Gerüchte die Runde, dass der JUZ-Liveclub schließen sollte. Dass dem so wäre war von Veranstalterseite aber nicht zu hören. Wohl aber steckt auch in Gerüchten meist ein Fünkchen Wahrheit, und so erfuhren wir in Gesprächen, dass die finanzielle Unterstützung des Liveclubs tatsächlich nicht rosig aussieht und dieses sein Angebot einschränken muss. Das teurere jährliche Open Air ist tatsächlich wohl einer der ersten Streichkandidaten. Warum das Budget für Livekonzerte nun straff limitiert wurde, obwohl man für diese sogar laut aktuellem Haushaltsplan einen Einnahmen-Überschuss einkalkulierte, ist merkwürdig. Es wäre wirklich schade, wenn ein "Kultur-Diktat" dazu führen würde, dass der JUZ-Liveclub nur noch reduzierte Veranstaltungen bieten könnte. Denn er hat in den vergangenen Jahren Konzerte für die Jugend organisiert, für die man ansonsten nach Köln oder Frankfurt fahren müsste. Das hat Andernach einen überregional guten Ruf eingebracht, und viele Stammgäste bringen auch gerne zu solchen Anlässen ihr Geld lieber ins JUZ als in irgendeine Großstadt-Halle. Das sollten die Stadtväter nie vergessen, denn eine zufriedene Jugend stellt später zufriedene Bürger.
Billing
Capital Joke - Adam Bomb - Orden Ogan - Amorphis - Sabaton - Kreator

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