Defences - Shadowlight | |
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Review von derkleinekolibri vom 30.11.2024 (4640 mal gelesen) | |
APRIL ART und GHOSTHER haben sich in deutschen Landen längst einen Namen gemacht. Seit Anfang Oktober 2024 touren sie gemeinsam quer durch Deutschland und werden am 21. Dezember 2024 ihr letztes Konzert vor dem Jahreswechsel in Schmallenberg geben. So weit, so gut. Beiden Bands sind Frontfrauen (Lisa-Marie Watz und Jenny Jansen) geschenkt worden, wie man sie sich nur wünschen kann. In die gleiche "Schublade" passt eine nichtdeutsche Band: DEFENCES, 2013 in Hertfordshire gegründet. Auch hier steht eine Frontfrau ganz vorne, aber keinesfalls als Blickfang: Cherry Duesbury ist eine ebensolche Rockröhre wie Lisa-Marie und Jenny. Neben Cherry shoutet beziehungsweise growlt der Keyboarder William Young, Calum Willmots Flitzefinger malträtieren die sechs Saiten seiner E-Gitarre, Owen Hughes-Holland entlockt seinem Bass Töne, die durch den Körper gehen und den Magen vibrieren lassen, und für so manches klangliche Donnerwetter ist Drummer Kyle Parke verantwortlich. DEFENCES haben auf der britischen Insel längst einen Status erlangt, dass ihr Backkatalog mittlerweile mehrere Millionen Streams verzeichnen kann. Auch Headliner-Touren liegen hinter ihnen. Die fünf Engländer pflegen einen guten Kontakt zu ihrer Online-Community. 2014 gab es die erste Veröffentlichung von ihnen, eine EP namens "Stitches In Sanity". In jener Zeit, als in Europa und dem Rest der Welt so gut wie nichts mehr ging, versackten auch die Aktivitäten des Fünfers. Nun debütiert man nach dem Wechsel zu "Long Branch Records" mit "Shadowlight", einem Alternative Metal-Album der besonderen Art. Zehn Titel hat man sich nicht nur aus den Fingern gesogen, sondern diese auch filigran umgesetzt. Los geht's gleich mit dem ersten Höhepunkt, der unter anderem vom vorhin bereits hochgelobten Bassmann beherrscht wird, während Cherry erste Zeichen ihres wohlklingenden Gesangs von sich gibt und der Keyboarder exaltierte Growls hinzufügt. 'The Curse' macht von Anfang an deutlich, dass man nicht nur auf Aggressivität, Brachialität und hochenergetisches Geprügel setzt, sondern auch äußerst gepflegte, ruhige, sanfte und seichte Phasen voll zur Geltung bringt. In den weniger als 35 Minuten Laufzeit des Albums läuft man zu keiner Zeit Gefahr, gequält, gelangweilt oder schläfrig zu werden. Besonders die krassen Gegensätze des Gesangs harmonieren genauso gut wie Zucker und Zimt auf Milchreis: man will einfach mehr ... 'Gold In The Dark' würde mich inspirieren, so altmodisch wie früher bei Konzerten mal ein brennendes Feuerzeug in die Luft zu halten und mich mit den Wogen der Musik zu bewegen. 'Perish' hat deutlich Elemente, die mir bei der vor kurzer Zeit veröffentlichten GHOSTHER-EP Schweißperlen auf die Stirn trieben. 'Ego (Maniac)' beweist einmal mehr, dass Keyboards nicht nur gefühllose und kalte elektronische Instrumente sind, sondern wundervolle Klanglandschaften in die Musik einbringen können. Hierzu belebt das Riffing der beiden Saiteninstrumente den Charakter des modernen Alternative Metals und zerstrahlt den leichten Ohrwurmcharakter, dem in der Welt des Pops so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird. Beliebig kann man mit den folgenden Titeln weiterfahren - es bleibt immer dabei, dass man wegen des Variantenreichtums schon innerhalb der Songs einfach nicht weghören kann. Der Titelsong 'Shadowlight' kündigt schließlich das Ende des Longplayers an. Diesem bescheinige ich sogar eine Art Hit-Charakter für jene Hörerschaft, die sich zwar mit Rock beschäftigt, aber nichts mit leicht andersartigen, zum Teil sehr harten oder schnellen Stücken anfangen kann. Auch wenn wir schon beim Albumende waren, 'The Almost' ist das absolute Highlight von "Shadowlight". Alleine der Bass hat mir schon die Schuhe ausgezogen. In diesem Titel lassen die Frontfrau und ihre vier Mitmannen alle Muskeln spielen, derer sie habhaft werden können. Ich glaub es nicht, das Stück hat mich jetzt derart verwirrt, dass ich in meine Teetasse erst zwei Stück Würfelzucker gab und diese dann mit Cola Light (!) auffüllte. Danke, DEFENCES, gut gemacht. Schade, dass das Coverartwork nicht mein Ding ist. Doch das sollte das allerletzte Argument überhaupt sein, das neue Album nicht kaufen zu wollen. Es gibt drei Möglichkeiten, "Shadowlight" zu erwerben: als CD, als weißes Vinyl und digital. Entscheidet euch ... Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. The Curse 02. Gold In The Dark 03. Perish 04. Ego (Maniac) 05. Silence & The Sound 06. Breathe It In 07. Inspirit 08. The Almost 09. Greatness 10. Shadowlight | Band Website: Medium: CD, LP, Digital Spieldauer: 34:47 Minuten VÖ: 08.11.2024 |
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