Fifth Angel - When Angels Kill

Review von baarikärpänen vom 17.06.2023 (3914 mal gelesen)
Fifth Angel - When Angels Kill Der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich noch sehr genau, wie er im Frühjahr 1987 ein Review zum Debüt einer Band aus dem Großraum von Seattle (Bellevue, um es genau zu sagen) für ein klitzekleines Fanzine in die Schreibmaschine getippt hat. Fünf Punkte, also die Höchstwertung in unserer damaligen Bewertungsskala, war mir der selbstbetitelte Erstling von FIFTH ANGEL wert. Und ich stehe auch noch 2023 zu jedem einzelnen (rückblickend allerdings auch sehr naiven) Wort, das mir damals einfiel. Was für ein Album, was für eine talentierte Truppe. FIFTH ANGEL haben alleine mit diesem Album einen Legendenstatus zementiert, der sie bis in unsere Zeit fast schon unsterblich macht, wenn immer Fans US-Metal diskutieren. Da war es dann auch nur logisch, dass FIFTH ANGEL umgehend bei einem Major landeten. Leider, muss man aber auch sagen. Denn der Nachfolger "Time Will Tell" war zwar alles andere als schlecht, aber wenn man ehrlich ist, ging viel von der Magie des ersten Albums verloren. Trotzdem hätte es für FIFTH ANGEL nur nach oben gehen können. Wenn sie denn durchgehalten hätten.

Die Fans zumindest haben FIFTH ANGEL nicht vergessen. 2010 kam dann der vielumjubelte Auftritt beim KIT, zuletzt wieder in diesem Jahr dort auf der Bühne. 2018 meldeten sich FIFTH ANGEL dann endlich mit neuem Material zurück. "The Third Secret" zeigte eine umgekrempelte Band, für den Ausnahmesänger Ted Pilot übernahm Kendall Bechtel neben der Gitarre auch noch das Mikro. Für meinen Geschmack war "The Third Secret" schon eher durchwachsen, ging gerade noch knapp als gut durch. Tja, fünf Jahre später und wieder mit Wechseln im Line-up erscheint nun "When Angels Kill" und lässt mich ehrlich gesagt mehr als zwiegespalten zurück.

Kendall Bechtel ist mittlerweile wieder Geschichte und mit Steven Carlson steht ein neuer Mann hinter dem Mikro, den man getrost als Lichtblick bezeichnen kann. Auch Ed Archer, der schon auf dem Debüt zu hören war, ist wieder zurück in der Band. Und das wären dann aus meiner Sicht die einzig nennenswerten positiven Punkte zur neuen Scheibe. "When Angels Kill" ist ein sogenanntes Konzept-Album. Daran ist an sich ja nichts Verwerfliches. Wenn aber die Story, die hier vertont wird (Protagonist schläfert sich durch sein Leben, entdeckt sein Gewissen, revoltiert gegen Obrigkeiten) schon zigmal vertont wurde, dann ist das schon mal langweilig. Man hätte das Mäntelchen des Schweigens darüber legen können, wenn denn wenigstens die Musik den Karren rausgezogen hätte. Passiert aber leider nicht. Warum die Fans des diesjährigen KIT die neuen Songs, die FIFTH ANGEL live präsentierten, abgefeiert haben - ich habe keine Erklärung dafür. Nicht falsch verstehen, wenn man "When Angels Kill" so rein als das sieht, was es ist, ein stinknormales US-Power-Metal-Album mit gelegentlichen Schlenkern gen Heavy Metal und in seinen ruhigen Momenten auch hardrockig, dann kann man es durchaus als semi-gut bezeichnen. Rein handwerklich ist hier ebenfalls alles im grünen Bereich. Alleine wegen Drummer Ken Mary lohnt sich das reinhören. Aber alleine ein genialer Drummer macht aus einem durchschnittlichen Album, das an vielen Ecken auch noch zu gewollt modern klingt, kein Meisterwerk. Was mich ebenfalls stört (reine Ansichtssache natürlich - andere Hörer werden es mögen) sind die ausgedehnten Spoken Words-Passagen zwischen den eigentlichen Songs. Durch die Songs musste ich mich geradezu durchkämpfen, bis dann schließlich am Ende der Scheibe sowas wie das Licht am Ende des Tunnels in Form von 'Light The Skies' stand. Da blitzt sie dann kurz mal wieder auf, diese Magie, die das Debüt und (mit Abstrichen) "Time Will Tell" so herausragend machte. Gut, "When Angels Kill" ist weit davon entfernt ein Stinker zu sein, einer neuen Band hätte man attestiert, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Aber wir reden hier nun mal nicht von einer neuen Truppe, sondern von FIFTH ANGEL, ein Name, der immer noch hohes Ansehen genießt. Bei mir ist das leider mit "When Angels Kill" deutlich gesunken.

Wenn da nicht FIFTH ANGEL auf dem Cover stehen würde, ich hätte wirklich siebeneinhalb Punkte, quasi als Mutmacher, für einen Newcomer gezückt. Aber da steht nun mal FIFTH ANGEL. Wer mit diesem Namen antritt und dann so ein austauschbares Werk anbietet, der muss damit leben, dass der Bonus des Neueinsteigers wegfällt. Auch wenn die musikalische Umsetzung/technische Leistung absolut in Ordnung ist, ist dieses Album für mich eine Demontage alter Glanztaten und landet im Vergleich zu den ersten beiden Scheiben irgendwo im Niemandsland. Werden unzählige Hörer komplett anders sehen, aber so ist das nun mal mit der persönlichen Empfindung.



Gesamtwertung: 6.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Descent Into Darkness
02. When Angels Kill
03. Resist The Tyrant
04. On Wings Of Steel
05. We Are Immortal
06. Empire Of Hate
07. Run To The Black
08. Seven Angels
09. Blinded And Bleeding
10. Kill The Pain
11. Five Days To Madness
12. Ashes To Ashes
13. The End Of Everything
14. Light The Skies
Band Website: www.fifthangel.com
Medium: CD, LP
Spieldauer: 68:57 Minuten
VÖ: 16.06.2023

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten