Queensryche - Digital Noise Alliance | |
---|---|
Review von Rockmaster vom 13.10.2022 (6717 mal gelesen) | |
QUEENSRŸCHE gehört zu den Bands, die ihr eigenes Kreuz tragen müssen, da niemand jemals ihren Namen fallen lässt, ohne dass ihre alten Geniestreiche in den Ohren nachhallen. Sei es das frühe Meisterwerk "Rage For Order" oder ihr Magnus Opus "Operation: Mindcrime", nach denen ihre Karriere musikalisch eigentlich kaum noch zu toppen war, oder doch der Mega-Seller "Empire", der den kommerziellen Höhepunkt der Bandgeschichte markierte. So oder so gab es sicherlich genug Zweifler, die der Band spätestens nach dem Rausschmiss von Vokalwunder Geoff Tate (der aktuell solo mit "Rage For Order" und "Empire" im Gepäck auf Tour ist) kaum noch eine Zukunft vorhergesagt hätten. Inzwischen ist aber ein ganzes Jahrzehnt vergangen, in denen die Band mit Todd LaTorre am Mikro vier Alben veröffentlicht hat, auf denen die Band genug QUEENSRŸCHE-DNA bewahrt und doch alte Fesseln abgeworfen hat. Mit "Digital Noise Alliance" liegt nun Longplayer Nummer 16 in einer sage und schreibe vierzigjährigen Bandgeschichte vor. Mit 'In Extremis' startet das Album stark, der Titel illustriert eigentlich alle Qualitäten, die man von QUEENSRŸCHE erwartet: überbordende Melodien sowohl bei Todds Gesang als auch den tollen Gitarrenläufen von Michael Wilton und Rückkehrer Mike Stone, der Parker Lundgren an der zweiten Gitarre ersetzt. Nachdem Todd bei den Aufnahmen von "The Verdict" eingesprungen war, hat den Sitz von Gründungsmitglied Scott Rockenfield nun offiziell Live-Drummer Casey Grillo übernommen. Der Eindruck mag subjektiv sein, aber die neue Scheibe wirkt rhythmisch deutlich straighter als die Vorgänger, auch Eddie Jackson am Bass spielt zurückhaltender oder hat zumindest nicht den gleichen Support am Schlagzeug wie zuvor. Vielleicht wird diese Wahrnehmung aber auch dadurch verstärkt, dass bei einer guten Stunde Spieldauer Titel dabei sind, bei denen man die QUEENSRŸCHE-eigene Inspiration vermisst. Schon die zweite Nummer 'Chapters' ist nach mehreren Durchgängen im inneren Ohr einfach nicht existent, und auf 'Lost in Sorrow' brilliert zwar Todd, aber der instrumentalen Begleitung fehlt ein wenig Pfiff - und die QUEENSRŸCHE-typischen, wundervollen Gitarrenmelodien. Nichtsdestotrotz hat "Digital Noise Alliance" genug weitere starke Nummern am Start, zum Beispiel 'Behind The Walls', 'Out Of The Black', 'Realms' oder 'Hold On'. Die Wurzeln des neuen Albums liegen in der Pandemie-Zeit, und wie viele andere hat wohl auch Michael Wilton in der Zeit seinen Speicher, Keller oder die Rumpelkammer aufgeräumt. Wie jeder weiß, was man einmal im hintersten Regal deponiert und dreißig Jahre nicht mehr angerührt hat, das darf noch lange nicht weg. Gleiches gilt auch für das wundersame Sammelsurium an Marshall-Amps, die Michael vorgefunden hat und die mit den Namen diverser Alben aus der Frühzeit der Band ("The Warning", "Rage For Order", "Mindcrime", "Empire") beschriftet waren. Michael hat mit Freuden die alten "Biester" angeschlossen und wiedererweckt, was nach eigenem Bekunden eine tolle Atmosphäre erzeugte. Fans dürfen also von Herzen tippen, nach welchen alten Scheiben die einzelnen Titel klingen. Einen ganz eigenen Klang, der teils an PINK FLOYD erinnert, haben QUEENSRŸCHE für die schöne Ballade 'Forest' erzeugt. Ein bisschen ratlos hinterlässt einen indes die Idee, die Billy Idol-Nummer 'Rebel Yell' zu covern. Die bleibt auf "Digital Noise Alliance" beim besten Willen ein Fremdkörper, und irgendwie hätte ich sie nicht gebraucht - obwohl man anerkennen darf, dass sie die Vielseitigkeit der Musiker belegt. Mit 'Tormentum', das so sehr nach der "guten alten Zeit" klingt wie wenige andere Titel auf der Scheibe, hätte gut und gerne Schluss sein dürfen. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. In Extremis (4:42) 02. Chapters (3:43) 03. Lost In Sorrow (5:12) 04. Sicdeth (4:43) 05. Behind The Walls (6:15) 06. Nocturnal Light (5:44) 07. Out Of The Black (4:19) 08. Forest (4:47) 09. Realms (3:49) 10. Hold On (4:57) 11. Tormentum (7:30) 12. Rebel Yell (4:48) | Band Website: www.queensryche.com Medium: CD Spieldauer: 60:28 Minuten VÖ: 07.10.2022 |
Alle Artikel