Vogelfrey - Nachtwache | |
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Review von Zephir vom 27.10.2019 (7850 mal gelesen) | |
Es ist ja schon reichlich creepy, das neue Cover, das die Mittelalter-Folk-Metaller ihrem jüngsten Output verpasst haben. Dabei haben die Spielleute um Frontmann Jannik Schmidt ihren ganz eigenen Sinn für Humor keineswegs verloren: "Nachtwache", das fünfte Studioalbum von VOGELFREY, geizt ebensowenig mit fetten Gitarren und ausgelassener Violine wie mit ironischen bis frivolen Lyrics in ihren tanz- und hüpfbaren Stimmungsmachern. Dabei ist "Nachtwache" im Vergleich zum Vorgänger "In Ekstase" (2017) deutlich härter, erwachsener und trotz der immer wieder durchscheinenden unvermeidlichen Satirestimmung weitaus reifer. Das fängt an bei der Musik selbst, die düster geworden ist, brachial vor allem in der Saitenfraktion, was bei VOGELFREY nicht nur E-Gitarre (Jannik Schmidt, Dennis Walkusch) und Bass (Christopher Plünnecke) bedeutet, sondern auch Violine (Alexander Suck) und Cello (Johanna Heesch). Dass man Letzteres ganz schön heavy schrubbern kann, weiß die Hörerschaft von COPPELIUS schon lange, und VOGELFREY nutzen auch die Violine mitunter so gar nicht lieblich, sondern im mittelaltermetallischen Stil. Mit 'Ära Des Stahls' beginnt die Platte ganz schön straff und heftig, unter heroischen Instrumental- und Gesangslines wirkt der Auftakt, der uns in die Schlacht reiten lässt, nahezu pagan. Dem Metal huldigen VOGELFREY im stampfenden Beat von 'Schüttel Dein Haupt' (die Drums prügelt gekonnt Dominik Schmidt), und das fetzig abgaloppierende 'Magst Du Mittelalter?' ist, so scheint's, eine waschecht ernst gemeinte Parodie auf die Mittelalter-Szene, bei der wohl nur die Szene selbst weiß, wie man das zu nehmen hat. Die melodiösen Widrigkeiten in 'Metamnesie' erinnern hier und da an CORVUS CORAX, die schamlos-selbstbewussten Lyrics hingegen erinnern einfach an VOGELFREY. Mit 'Sündenbock', dem in der Szene obligatorischen Hexenjagd-Track, und noch mehr mit 'Alptraum' geht es allein musikalisch ein bisschen in Richtung Mittelalter-Gothic-Metal, hier könnten auch Freunde von alten SUBWAY TO SALLY auf ihre Kosten kommen. Erstmals ruhiger wird es mit Track Nummer sieben, 'Walhalla'. Zu Beginn ist der Song neofolkig akustisch, dann geht er in eine hochemotionale Metal-Ballade über, die unfassbar kitschig ist und in ihrem Kitsch unfassbar schön. Was war da los? Erstens hätte ich so eine Rührseligkeit (mit epischen Background-Chören!) bei VOGELFREY nicht erwartet, zweitens ist das mein Lieblingstrack, und drittens wüsste ich gern, wie er zustande kam. Er atmet den gleichen Geist wie der Titel 'Yggdrasil' der schwedischen BROTHERS OF METAL und fällt damit frappierend aus dem Rahmen der "Nachtwache". Es bleibt bei diesem kurzen pathetischen Intermezzo, denn 'Midwinter' geht wieder in den wilden Galopp über, der die feuchtfröhlichen Feierwut-Lyrics untermalt, und das folgende 'Spieglein, Spieglein' hat wiederum etwas düster Gotisches an sich. Titel und Spieglein-Metapher sind schon oft dagewesen, aber ich muss sagen, dass sich der lyrische Gehalt in VOGELFREYs Song von den üblichen Schwarzromantik-Plattitüden durchaus positiv abhebt. Und der abschließende Titel 'Auf St. Pauli' spricht dann ja wohl wieder für sich: Klar, VOGELFREY sind ja Hamburger ... Fazit: "Nachtwache" ist noch in dem Maße sarkastisch und parodistisch, in dem eine gelungene metselige Markt- und Kneipenfeier dies braucht; dabei ist das Werk deutlich reifer und hat die juvenile Albernheit, die noch den Vorgänger durchzogen hat, hinter sich gelassen. Im kommenden Dezember werden VOGELFREY übrigens auch mit den oben genannten SUBWAY TO SALLY die Bühne teilen, gemeinsam mit FIDDLER'S GREEN - das könnte eine Party werden ... Anspieltipps: 'Metamnesie' für Feierwütige; 'Alptraum' für Liebhaber der düsteren Stimmung, und 'Walhalla' ist mein persönlicher Favorit. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Ära Des Stahls 02. Schüttel Dein Haupt 03. Magst Du Mittelalter? 04. Metamnesie 05. Sündenbock 06. Alptraum 07. Walhalla 08. Midwinter 09. Spieglein, Spieglein 10. Auf St. Pauli | Band Website: www.myspace.com/vogelfrey Medium: CD Spieldauer: 43:00 Minuten VÖ: 25.10.2019 |
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