Novembre - Materia

Review von Opa Steve vom 26.05.2006 (8003 mal gelesen)
Novembre - Materia Uff, dieses Album macht's mir aber wirklich nicht leicht. Von NOVEMBRE, die nun laut Info schon 15 Jahre im Geschäft sind, hatte ich im Leben noch nichts gehört. Beim Anblick des wirklich tollen Covers dachte ich schon, dass hier etwas Progressives und Düsteres auf mich zukommen würde. Umso erschrockener war ich beim Anspielen der Scheibe, als bereits der Opener 'Verne' auf übelst schmalzige Pop-Art aus den Speakern floss, so dass ich beinahe geneigt war, ein Putztuch zu holen und die CD abzuschreiben.

Irgendwie gelang es aber der CD, schon während des ersten Durchlaufs eine Form anzunehmen, dass ich mich meines frühen Urteils schon zu schämen begann. Die Songs blieben zwar melancholisch-poppig - daran konnte auch die alternativen Stromgitarrenriffs nichts ändern - aber immer wieder stieß eine musikalische Feinheit hervor, die mich aufhorchen ließ. NOVEMBRE spielen relaxt auf, niemals hart, und erzeugen irgendwo im Kosmos zwischen Alternative und Progressive unaufdringliche Sounds, auf die man sich erst einmal einlassen muss. Auffallend war die vordergründige Leichtigkeit der Kompositionen, aber die kunstvoll verwobenen Instrumentalstrukturen (vor allem der Drums) deuteten schon auf eine hohe Schule hin. Da wirkt es beinahe absurd, dass 'Comedia' mit einem echten Blast-Intro eingeleitet wird - ein einmaliger Vorfall von Härte auf dieser CD.

Aber so kunstvoll auch gearbeitet wurde: mir kommt diese CD immer noch wie ein Menü in einem tollen 3-Sterne-Restaurant vor, bei dem trotzalledem das Salz fehlt. "Fad" klingt zu negativ, weswegen ich den Begriff bewusst vermeide, aber ich denke, ihr könnt nachvollziehen, was ich meine. Wie ich im Restaurant zum Salz greifen würde, so möchte ich dem Trio aus Italien immer wieder etwas in den Hintern treten, doch etwas mehr Dampf in die Songs zu bringen. Vor allem mit Vokalist Carmelo Orlando habe ich ein echtes Problem, da sein melancholischer Gesang einfach zu überstilisiert wirkt (vor allem beim Schmachtpfropfen 'Croma', in dem er echte Ville-Anleihen auffährt).

Dieses Album hat viele gute Seiten und mit 'Jules' einen echten Klassesong. Aber da ich einfach keinen Zugang gewinne, ist eine faire Bewertung unmöglich. Reinhören ist angesagt!

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01 Verne
02 Memoria Stoica
03 Reason
04 Aquamarine
05 Jules
06 Geppetto
07 Comedia
08 The Promise
09 Materia
10 Croma
11 Nothijngrad
Band Website: www.novembre.co.uk/
Medium: CD
Spieldauer: 67:55 Minuten
VÖ: 19.05.2006

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