Lord Dying - Clandestine Transcendence

Review von Chaosswampchicken vom 18.01.2024 (8080 mal gelesen)
Lord Dying - Clandestine Transcendence LORD DYING - "Clandestine Transcendence"

LORD DYING ist erfrischend anders, die Sludge-Combo aus Portland wirkt dynamischer und progressiver als übliche Vertreter des Genres. Die Band verwandelt Tragödie und Verlust in Triumph. Von den bescheidenen Anfängen in 2011, mit der Veröffentlichung ihres selbstbetitelten Demo-Tapes als auch der EP "Lord Dying", bis hin zu den Longplayern "Summon The Faithless" (2013), "Poisoned Altars" (2015) und "Mysterium Tremendum" (2019), hat die Band auf wunderbare Art melancholische, schwere Musik für Misanthropen und Träumer geschaffen. Fünf Jahre später sind sie nun mit ihrem vierten Longplayer "Clandestine Transcendence" zurück, es ist Teil zwei einer geplanten Trilogie, die mit "Mysterium Tremendum" ihren Anfang nahm. Wie sich das neue Machwerk von LORD DYING von bisherigen Veröffentlichungen unterscheidet, sehen wir uns jetzt einmal genauer an.

Der zweite Akt

Wie erwähnt, ist "Clandestine Transcendence" Teil einer Trilogie, beginnend mit "Mysterium Tremendum" (lateinisch für "eine ehrfurchtgebietende Tragödie" oder auch "eine schreckliche Tragödie"). Die Erzählung, die sich um eine zentrale Figur dreht, die die Band "The Dreamer" nennt - ein konzeptionelles Thema, das manchmal monströs, aber auch klagend und verletzlich klingen kann. Eric Olson (Gesang und Gitarre) beschreibt "The Dreamer" als ein unsterbliches Wesen, das sterben möchte. Auf "Clandestine Transcendence" bekommt er diesen Wunsch erfüllt. Der Opener 'Universe Is Weeping' gleicht mit seinem Gitarrenintro einem alten Western, zur Mitte hin nimmt der Song dann stampfend an Fahrt auf. Der weibliche A Capella-Part von Alyssa Maucere (Bass und Gesang) nach der Bridge ist ein tolles Element, um den Track ausklingen zu lassen und deutet für mich auf einen spannenden weiteren Verlauf des Albums hin. 'I Am Nothing I Am Everything' wartet mit einem grandiosen Drum-Solo von Kevin Swartz zu Beginn des Songs auf, dazu gesellen sich schwere und tief gestimmte Gitarrenriffs von Eric und Chris. Der krächzende und gleichzeitig zum Teil schon flüsternde Gesang von Eric wirkt an manchen Stellen schon fast wie aus der schwarzmetallischen Ecke. 'Unto Becoming' ist ein düsterer New Wave-Rocksong - wenn man die Augen schließt, ist man direkt im nächsten Gothic Club und macht die Nacht zum Tag. 'Final Push Into The Sun' und 'Dancing On The Emptiness', die beiden längsten Titel des Albums, wirken unheimlich abwechslungsreich, sie sind dramatisch, im nächsten Moment wahnsinnig melodisch, nur um dann mit einer ordentlichen Portion Oldschool Rock zu überraschen. Was man hier klar hören kann, ist der Einfluss von MASTODON.

Eine Verbindung, gebrochen durch den Tod

Leicht wehmütig wird es dann im Track 'A Bond Broken By Death', mit einem Akustikeffekt belegte Gitarren geben einen leichten Folk-Einschuss. Zur Mitte des Liedes hin nimmt das Ganze an Wucht und Schnelligkeit zu. Kreative Soli sowie die melancholischen Vocals stechen hier heraus. 'Soul Metamorphosis' hingegen ist so ein Song, der zwar heraussticht, für mich aber, weil er zum Teil recht unkoordiniert wirkt, ein Song, auf den ich mich nicht so richtig einlassen kann. Man muss ihm aber zugutehalten, dass er wahnsinnig nach vorne treibt. Noch einmal schwermütig wird es dann in 'Swimming In The Absence' und 'The Endless Road Home', das das Album abschließt. Besonders in 'Swimming In The Absence' mag ich den gefühlvollen Gesang, der von fast flüsternden Vocals im Hintergrund unterstützt wird, das gibt dem Ganzen viel mehr Tiefe und spiegelt das Thema des Konzeptes von "Clandestine Transcendence" sehr gut wider und lässt einen selber einen leichten Hauch von Verzweiflung spüren. Bei 'The Endless Road Home' zeigen LORD DYING noch einmal, was sie können, eine schnell gespielte Bassdrum ist hier führend im Klangkonzept, das Aufbruchsstimmung schreit. Die Vocals hier erinnern mich stark an die Stimme des Sängers von LORD OF THE LOST. Der Track ist perfekt, wenn man sich selber gerade ein wenig verloren oder nachdenklich fühlt.

Fazit

LORD DYING haben im Gesamten ein tolles Album herrausgebracht. "Clandestine Transcendence" ist diverser in den Arrangements der Musik und zelebriert verschiedene Metal-Subgenres in ihren Songs. Die Band zeigt damit, dass sie sich immer weiter entwickelt, aber trotzdem bei dem bleibt, was sie ausmacht. Hier ist die ruhigere Seite noch träumerischer; die harte Seite dafür noch etwas härter. Für mich eine Nordamerika-Version von ENSLAVED in dem Punkt, dass sie ohne Angst neue Melodien probieren und keine Limits an ihre Kompositionen setzen.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
1. Universe Is Weeping
2. I Am Nothing I Am Everything
3. Unto Becoming
4. Final Push Into The Sun
5. Dancing On The Emptiness
6. Facing The Incomprehensible
7. A Brief Return To Physical Form
8. A Bond Broken By Death
9. Break In The Clouds (In The Darkness Of Our Minds)
10. Soul Metamorphosis
11. Swimming In The Absence
12. The Endless Road Home
Band Website: www.facebook.com/LordDying
Medium: CD, LP
Spieldauer: 58:59 Minuten
VÖ: 19.01.2024

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