Interview mit Zoltan Bathory von Five Finger Death Punch

Ein Interview von Rabenfeder vom 28.04.2010 (19118 mal gelesen)
FFDP könnte man beinahe als Shooting Stars der letzten Jahre bezeichnen. Gitarrist Zoltan fand trotz des Wirbels Zeit, ein paar Fragen zu beantworten.

Ihr seid momentan auf Tour. Läuft bisher alles glatt?

Zoltan Bathory: Wir sind momentan bei unserer neunten USA-Tour. Das ist eigentlich unsere vierte Headliner-Tour, wir haben God Forbid und Shadows Fall als Vorbands dabei. Die Tour läuft großartig, bis jetzt waren die ersten 14 Termine ausverkauft. Zudem reisen wir mit einem größeren Gefolge. Einer größeren Crew, mehr Bussen, Lichtshow, Lasern und all diesen Dingen. Es ist sehr wichtig, die Show immer größer zu machen, damit die Leute das nächste Mal wiederkommen, wenn wir wieder da sind.

Welche 1-3 eher ungewöhnliche Dinge hast Du auf Tour dabei? Natürlich jenseits von den üblichen Dingen wie Kleidung, Instrumenten usw..

Zoltan Bathory: Ich reise immer mit meinem mobilen Pro-Tools Studio - so kann ich unterwegs aufnehmen. Und meistens habe ich meine zusammenfaltbare Judo-Matte dabei, damit ich trainieren kann, wenn ich Zeit dazu habe.

Ich habe von einem Rabatt für Frauen auf eurer U.S.-Tour gelesen. Die ersten 100 kommen umsonst rein. Waren zu viele Männer und zu wenige hübsche Mädels vor der Bühne?! Oder was hat euch sonst dazu inspiriert? *lach*

Zoltan Bathory: Ich glaube die Idee mit den 100 Frauen funktioniert auf mehreren Ebenen. Stell Dir vor Du wärst ein Kerl und müsstest Deine Discoqueen-Freundin mit zur Show schleppen. Sie wird den ganzen Abend aber die Lautstärke und die verschwitzten Männer in der Moshpit jammern. Aber wenn sie unweigerlich mit Dir Schluss macht hast Du wenigstens das tröstende Gefühl, dass Du nichts für ihre Death Punch-Karte zahlen musstest, haha! Und die Mädels, die neugierig auf Metal sind - solange es nichts kostet - könnten auch aufkreuzen. Und naja, das wären mehr rekrutierte Frauen für diese Seite. Und ich denke, den Jungs bei den Auftritten wird es nichts ausmachen, haha!

Habt irgendwelche Rituale, die ihr vor den Gigs begeht?

Zoltan Bathory: Die Shows sind ziemlich anstrengend und körperlich anspruchsvoll, deshalb dehnen wir uns alle vor den Auftritten. Aber davon abgesehen haben wir keine ausgefallenen Rituale. Kein Ziegenschlachten, und wir hacken auch keinem Hahn den Kopf für den Teufelsaltar ab.

Gibt es spürbare Unterschiede zwischen dem Publikum auf euren Konzerten in den Staaten und in Europa?

Zoltan Bathory: Wir sind in der glücklichen Lage, dass unsere Fans überall gleich verrückt sind, wo auch immer wir hingehen. Sie reißen das Dach von den Gebäuden, in denen wir spielen.

Ich war beim Anhören von "War Is The Answer" recht überrascht, viele softe Passagen sowie auch eine Ballade ('Far From Home') zwischen groovigen und häufiger auch melodischen Parts zu finden. Der Band-, der Albenname sowie das Artwork haben den Eindruck von rauerer Musik gemacht, wenn man vorher noch nie etwas von FIVE FINGER DEATH PUNCH gehört hat. Kam das von selbst oder war es Absicht, um eure Hörer etwas zu überraschen?

Zoltan Bathory: Als ich aufwuchs und mir die IRON MAIDEN-Cover ansah, hat es mich umgehauen, ich liebte ihr Artwork. Und meiner Meinung nach sind IRON MAIDEN eine der größten Metalbands, die es je gab. Aber wenn man sich diese IRON MAIDEN-Platten heute anhört sind sie immer noch ziemlich melodisch und bei weitem nicht so hart wie die Metalbands der letzten 10 Jahre. Dennoch sehen ihre Cover „härter“ aus als die meisten anderen. Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob die meisten Leute die Verbindung zwischen dem Albumcover und der Härte der Band knüpfen. Wir mögen einfach diese Art von Symbolik und diese Musik. Wie auch immer man das betrachtet, in welches Subgenre man uns stecken will, wir sind eine Metal Band und wir sind stellenweise wirklich hart, aber sind eben auch vielseitig. Für uns wäre es langweilig, die ganze Platte über die gleiche Art von Songs zu spielen. Ich mag die SCORPIONS, ACCEPT, aber auch SLAYER und PANTERA. Ich weiß nicht, wieso ich nicht all diese Bands als Einflüsse haben könnte. Deshalb haben wir Melodien, Grooves, harten, dunklen, technischen Kram, Gitarrensoli und ein paar weichere Momente. Im Grunde genommen ALLES, was wir am Metal lieben. Es gibt keine Regeln. Es ist Heavy Metal. Das ist der Grundgedanke dieses Genres, „Scheiß auf die Regeln!“.

Wenn ihr die Band aus welchen Gründen auch immer umbenennen müsstet... irgendeine Idee, wie man sie alternativ nennen könnte?

Zoltan Bathory: Five Finger Donkey Punch? Oder Five Freaks Doing Pushups? Haha. Wir hatten einen Wettbewerb, wer den dümmsten Namen für die Abkürzung FFDP findet. Aber wenn Du die Frage ernst meinst hatten wir eine Menge möglicher Namen. Einer davon war "Dim Mak", was eine Kampfkuntsstechnik ist, die ebenfalls "Death Punch" bedeutet. Wir haben auch über "Free Radicals" nachgedacht, aber das klang so wie man eine Punkband nennen sollte. Es gab eine ganze Liste von Namen. Am Ende haben wir diesen genommen, denn Du hättest jedes Mal, wenn wir den Bandnamen nannten, die Gesichter der Leute sehen sollen. Es war unbezahlbar, sie fragten "Five Finger... was?!". Deshalb dachten wir "Ok, das ist seltsam genug, damit die Leute sich dran erinnern werden.".

FIVE FINGER DEATH PUNCH haben eine ziemlich steile Karriere hingelegt. Während 2 Veröffentlichungen vom U.S. Underground zu internationaler Aufmerksamkeit, wahrscheinlich nicht zuletzt aufgrund des Awards "Beste neue internationale Band" des Metal Hammers. Ist es ein wahr gewordener Traum, oder gab es auch Momente, in denen ihr euch gewünscht habt, nicht so viel Berühmtheit erlangt zu haben?

Zoltan Bathory: Kein Bedauern, absolut nicht. Das ist es, was wir wollten und wofür wir hart gearbeitet haben. Wir waren die letzten 4 Jahre unterwegs und haben nur Halt gemacht, um das zweite Album aufzunehmen. Je größer die Orte sind, an denen wir spielen können, desto mehr Spaß macht es. Der Erfolg der Band ermöglicht es uns, größere und bessere Shows zu veranstalten. Ich schaue da auf IRON MAIDEN und RAMMSTEIN als Inspiration. Ich will die Shows so bildlich wie möglich machen, wenn ich das verdammte Raumschiff auf der Bühne landen könnte, würde ich es tun. Zum Prominenten-Status: Wir waren ständig am Reisen und hatten keine Möglichkeit zu beurteilen, wie schnell die Band wuchs. Deshalb war es etwas überraschend, dass uns aus dem Nichts heraus Leute auf der Straße erkannten. Und das andere, worauf einen keiner vorbereitete, ist, dass man mit dem Erfolg gleichzeitig auch viele neidischen Hasser hat. Ich mache Musik, ich habe Spaß und ich lebe mein Leben. Und dann spuckt irgend ein Idiot, den ich nie getroffen habe, der nichts über mich weiß, Hass und schreibt im Internet Scheiße über mich, die nicht im Entferntesten wahr ist. Diese Verlierer haben so eine Leidenschaft für's Hassen, dass es mich wirklich erstaunt. Wenn sie die gleiche Energie in etwas Konstruktives stecken würden, wären sie vermutlich sehr erfolgreich. Ich verstehe es einfach nicht, denn Musik, die ich nicht mag, höre ich einfach nicht. Aber ich kann es mir nicht vorstellen, ins Internet zu gehen und meine Zeit damit zu verschwenden, dumme, hasserfüllte Scheiße darüber zu schreiben, während das richtige Leben an einem vorbeizieht.

Setzt dieser Erfolg die Band hinsichtlich des nächsten Albums unter Druck, oder könnt ihr die Erwartungen von anderen einfach ausblenden und Songs unbeeinflusst schreiben und aufnehmen?

Zoltan Bathory: Es gibt ein unausgesprochenes Geheimnis über die Straße zum Erfolg. Die Wahrheit ist, dass niemand Erfolg berechnen und vorhersagen kann, da es ganz beim Publikum liegt. Man kann Menschen nicht dazu bringen, deine Musik zu mögen, egal wie viel Geld man in die Reklame steckt. Deshalb ist die einzige Möglichkeit ehrlich zu sein und nur zu spielen, was man persönlich auch spielen möchte. Wenn andere mögen, was du tust, werden sie einen unterstützen. Wenn sie es nicht mögen, naja, dann hat man wenigstens Spaß, weil man etwas tut, was im Einklang mit der eigenen Persönlichkeit steht. Das ist die Regel, nach der wir leben. Deshalb gibt es keinen Druck, weil es uns egal ist, was cool oder nicht cool ist, oder wie die Erwartungen sind. Wir liefern platten ab, mit denen WIR zufrieden sind und haben einfach Glück, dass es viele andere Leute gibt die mögen was wir tun.

Gibt es eine besondere Stimmung, Art oder einen Ort, an dem ihr Songs schreibt?

Zoltan Bathory: Ja, gibt es. Wir schreiben die Musik zuerst, weil wir fest glauben, dass die Musik für sich alleine stark genug sein sollte. Sie muss auch ganz ohne Worte Spaß machen. Wenn wir einmal glauben, damit fertig zu sein, und nur dann geben wir sie weiter an Ivan, damit er die Texte schreiben kann.

Jeder einzelne von euch hat eine Menge Tattoos. Käme es in Frage, dass ihr euch alle das gleiche Motiv stechen lasst?

Zoltan Bathory: Wahrscheinlich nicht. Wir haben alle unsere Vorlieben und Abneigungen. Es wäre schwer, etwas zu finden, das wir alle genug mögen, um uns damit tätowieren zu lassen.

Wenn Du eine Person deiner Wahl treffen, egal ob schon tot oder noch lebendig, und nur eine einzige Frage stellen könntest - wer und was wäre das?

Zoltan Bathory: Haha, ich würde Nicole Simpson fragen, wer es getan hat.

Danke, dass Du Dir Zeit für dieses Interview genommen hast. Die letzten Worte gehören Dir!

Zoltan Bathory: Danke für das Interview, wir werden euch hoffentlich alle diesen Sommer in Deutschland sehen!

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