Livebericht Nile (mit Terrorizer und Exarsis) |
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Ein Livebericht von Eddieson aus Bad Oeynhausen (Druckerei) - 06.02.2018 (31350 mal gelesen) |
Gefühlt ein Mal im Jahr wird der kleine Ort Bad Oeynhausen in der Nähe von Bielefeld von einer Horde Metallern überrannt, da das Kulturzentrum "Die Druckerei" zum jährlichen Headbangen einlädt. Als illustre Entertainer konnte man in den letzten Jahren schon OBITUARY, VADER, KEEP OF KALESSIN, MARDUK und eben heute Abend NILE mit TERRORIZER gewinnen. Die umliegende Siedlung, die etwas höherschichtig anmutet, scheint diesem Treiben mit einem skeptischen Auge zu beobachten, doch wir alle wissen ja, dass Metaller im Grunde gute Menschen sind. Nun bin ich also an der Druckerei angekommen und natürlich ist es schon recht voll, da wir kurz vor offiziellem Beginn sind. Menschen aus allen umliegenden Städten haben sie heute hier getroffen. Ist zwar ein Dienstagabend, aber dennoch haben ca. 200 Leute den Weg hierhin gefunden. Die Atmosphäre in dem Laden hier ist immer recht entspannt. Die Bühne, ungefähr kniehoch, ist selbst von der Theke aus zu sehen und auch vom Sound her, habe ich hier noch kein schlechtes Konzert gesehen. Ich bin etwas überrascht, als ich die Running-Order sehe und sich da doch glatt noch eine vierte Band eingeschlichen hat, ich bin bis dahin doch nur von drei Bands ausgegangen. Okay, dann halt vier. Den Auftakt macht eine junge Death-Metal-Band, deren Namen ich leider vergessen habe (sorry Jungs!), die aber einen guten Job machen. Melodischer Death Metal, der die Anwesenden gut aufwärmt. Dennoch ist für mich erstmal Smalltalk und ein Getränk angesagt. EXARSIS stehen nach einer kurzen Umbaupause als nächstes auf der kleinen Bühne, die zur Hälfte schon von Kollias' Schlagzeug eingenommen wird. Die Griechen haben sich dem Thrash Metal verschrieben und unterlegen diesen mit einem starken Eierkneif-Gesang. Die Band macht Spaß, hat ordentlich Spielfreude und noch mehr Feuer untern Hintern. Leider wird der Bewegungsdrang der Band von der kleinen Bühne etwas eingeschränkt, dennoch springt der Funke aufs Publikum über. Die Power, die von der Bühne ausgeht, überträgt sich auf das Publikum. Mir waren die Jungs bisher doch ziemlich unbekannt, was sich ja nun zum Glück geändert hat, und mir das Zeichen gegeben wurde mich doch mal etwas mehr mit den Griechen zu beschäftigen. Klar, an einem Dienstagabend mit einer Location mitten in einer Siedlung, bleibt bei vier Bands leider nicht viel Spielzeit für eine Vorband. Was einerseits schade ist, da sie wirklich gut waren, aber andererseits kommen jetzt TERRORIZER und auf die bin ich mächtig gespannt. Bisher war es mir ja vergönnt geblieben die Band live zu sehen. Und ich muss auch sagen, dass mir eigentlich nur das Debüt "World Downfall", ein Klassiker, wirklich zusagt. Ach, und um eines gleich vorwegzunehmen, Dave Vincent ist nicht mit dabei. Er hat zwar einige Songs eingespielt, ist aber nie mit der Band live aufgetreten, und das tut er auch heute nicht. Klar, er hätte nach seinem Abgang von MORBID ANGEL zwar etwas mehr Zeit, will sich aber wohl doch eher auf seine Country-Karriere konzentrieren. Und um mal Klarheit in das Line-up-Chaos zu bringen, auf der Tour stehen, bzw. sitzen Sandoval (Drums), MONSTROSITYS Harrison (Gitarre) und Molina (Vocals, Bass), der ebenfalls bei MONSTROSITY spielt, auf der Bühne. Nachdem am Schlagzeug noch einige kleine Veränderungen vorgenommen werden mussten, geht es auch schon los. 'Need To Live' und 'State Of Mind' werden sofort losgeprügelt. Die meisten Blicke und Handys richten sich (natürlich) auf Sandoval. Klar, der Typ ist schon irgendwie ein Legende und mit seinen fast 50 (!!) Jahren ist es unglaublich, wie er seine Felle verprügelt. Mancher Jungspund, der hinter seinem Kit einen auf dicke Hose macht, kann sich da so die ein oder andere Scheibe abschneiden. Ohne groß durchatmen zu können geht es auch direkt mit 'Hordes Of Zombies', 'Sharp Knives' und 'Conflict' weiter. Harrison posiert gekonnt hinter seiner Gitarre, Molina konzentriert aufs schnelle Spielen und Singen und Sandoval ist einfach nur eine Macht. 'Crematorium', 'After World Obliteration' und 'Injustice' knallen weiter. Während 'Whirlwind Struggle', 'Dead Shal Rise' und natürlich 'World Downfall' das Ende bilden. Nein, eine großartige Bühnenaction war nicht zu erwarten, aber es hat Spaß gemacht den Jungs bei der Arbeit zuzugucken. Und da ich bekanntlich kein Riesen-Grindcore-Fan bin, kann ich auch gut damit leben, dass das Geballer nach ca. 45 Minuten vorbei ist. Für Schlagzeug-Nerds ist dieser Abend doch der reinste Leckerbissen. Nach Sandoval kommt nämlich jetzt der nächste Freak hinter den Kesseln. Kollias ist ja auch schon eine Marke für sich und technisch einer der besten Schlagzeuger in der Metal-Szene, der sich bei den anderen Technik-Freaks in der Band natürlich voll austoben kann. Sanders, seines Zeichens Gitarrist und Mastermind der Band, ist auch so ein Nerd (im positiven Sine), der gleich zwei Bildschirme vor sich auf der Bühne stehen hat. Ich bin da absoluter Laie und kann nicht sagen, wofür das gut sein soll. Egal, es geht um die Musik und so starten NILE mit einem ägyptischen Intro, bevor sie gleich mit der ersten Überraschung loslegen. 'Ramses Bringer Of War' stand seit sieben Jahren nicht mehr auf der Setlist und einen besseren Opener kann die Band kaum auspacken. Dienstagabend und Tourauftakt, die Stimmung ist grandios, sowohl im Publikum, als auch auf der Bühne. Sanders hat ein Dauergrinsen und schlägt ständig mit Bassist/Vocalist Brad Parris ab. Auch für Smalltalk zwischen den Bandmitgliedern, allen voran Kollias, ist Platz. Relativ zügig geht es weiter mit 'Sacrifice Unto Sebek', 'The Black Flame' (ebenfalls vier Jahre nicht live gespielt) und 'Smashing The Antiu', welches auch vier Jahre auf seinen Einsatz wartete. NILE zeigen sich also Flexibel und mutig in der Gestaltung der Setlist. Ob das mit den neuen Mitgliedern zu tun hat, sei mal dahingestellt. Ich finde es jedenfalls stark und sympathisch, dass die alten Songs auch mal wieder ausgepackt werden. 'Defiling The Gates Of Ishtar', 'Kafir!' und 'In The Name Of Amun' bilden das nächste Trio. Zwischendurch beschwert sich Kollias, dass seine Bassdrum etwas zu laut ist, doch im Großen und Ganzen scheint die Atmosphäre innerhalb der Band wirklich gut. Gitarrist Brian Kingsland erzählt noch schnell, dass es für ihn das erste oder zweite Mal in Deutschland ist und er sich hier sehr wohlfühle, bevor es dann mit 'The Fiends Who Come...', 'The Howling Of The Jinn' und 'Kheftiu Asar Butchiu' weitergeht. 'The Howling....' haben sie, lt. eigener Aussage, noch nie in Deutschland gespielt und prompt haben sie ihn heute total versemmelt. Da haben sie irgendwie aneinander vorbeigespielt, aber anstatt das zu versuchen zu vertuschen, geht die Band da sehr offen und spaßig mit um und sagen selbst, dass sie den Song jetzt geschrottet haben. Schön zu sehen, dass auch so technisch versierte Leute, wie NILE Fehler machen und so locker damit umgehen können. 'Unas The Slayer Of The Gods' und natürlich 'Black Seeds Of Vengeance' bilden den Abschluss eines großartigen Konzertes. Egal wann und egal wo, NILE können immer überzeugen. Vor ein paar Tagen war ich bei CRADLE, die mich mit ihrer neuen Bandbesetzung total überzeugt haben und bei denen es offensichtlich war, dass die neue Besetzung der Band gut tut und dasselbe kann ich von NILE behaupten. Manchmal muss man halt einen schweren Schritt wagen, um selbst wieder etwas voran zu kommen. |
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