Stillers Tod - Jupiter | |
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Review von Zephir vom 09.09.2020 (3916 mal gelesen) | |
![]() Musikalisch bewegen sich STILLERS TOD im ausgewiesen experimentellen Bereich. Es wird heftig geblastet und in überwiegend deutscher Sprache gefaucht, dabei spielt man gerne und viel mit ausladenden orchestralen Arrangements, die mitunter recht synthetisch klingen, sich aber insgesamt ganz gut in die schwarzgallige Masse einfügen, zumal auch chorale Backgroundgesänge und christlich anmutende Engelsstimmen zum Einsatz kommen - die dem Ganzen dann einen recht pathetischen, etwas affektierten Charakter verleihen. Übernommen und fortgeführt haben die Musiker weiterhin Ideen von klassischen Komponisten wie Mozart und Schubert; es ist zuweilen ziemlich gekonntes Klavier zu hören. 'Rosmarin' will gar dem Fado huldigen, aber um das zu beurteilen, kenne ich mich in der portugiesischen Musik nicht genug aus. Zudem hören wir rituell-reduzierte Stimmungsbilder mit Klargesang: Es sind dies liturgische Gesänge in hebräischer Sprache. Es ist nicht einfach, all dies in Worte zu fassen. Gedacht ist "Jupiter" als Konzeptalbum, und dieses Konzept ist ehrlicherweise schwer nachzuvollziehen. Thematisch ganz schön psychoanalytisch geht es um Persönlichkeitsentwicklung und Traumata, Eltern-Kind-Beziehung und Archetypen. (Zwar gibt es die von mir vermuteten literarischen Einflüsse, so etwa in einer Vertonung von Goethes 'Erlkönig', aber solche Poesiebezüge sind vorsichtig zu handhaben, um nicht aus ihrer Ernsthaftigkeit ins Lächerliche zu kippen.) Zwei eingeflochtene Chorthemen stehen jeweils für eine Vater- und eine Mutter-Repräsentation, die im letzten Track gemeinsam erklingen. Während die erste Hälfte des Albums ein wenig für sich zu stehen scheint, bildet die zweite Hälfte eine Einheit, die "Himmelskörpersymphonie" in vier Teilen. Äh, klingt kompliziert? Ist es auch. Veröffentlicht wurde über das kleine, aber feine Label Schattenpfade, welches bekanntermaßen das schwarzmetallische Experiment nicht scheut. Ich komme noch nicht wirklich in das Konstrukt von "Jupiter" rein, aber ich sage mal vorsichtig so: Wer sich vorstellen kann, wie man die Avantgarde der früheren GRABNEBELFÜRSTEN mit dem symbolträchtigen Pathos von SAMSAS TRAUM zu mischen versucht und bei dieser Vorstellung neugierig wird, der sollte mal reinhören. Gesamtwertung: 6.5 Punkte ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | |
Trackliste | Album-Info |
01. Angstbeißer 02. Erlkönig 03. Rosmarin 04. Metamorphosen 05. Die Himmelskörpersymphonie Part I: Zricha 06. Die Himmelskörpersymphonie Part II: Mutter Sonne 07. Die Himmelskörpersymphonie Part III: Zrichat Yare'ach 08. Die Himmelskörpersymphonie Part IV: Vater Mond | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 53:00 Minuten VÖ: 06.09.2020 |
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