Street Fighter - Second Hand Hero

Review von derkleinekolibri vom 15.10.2023 (3968 mal gelesen)
Street Fighter - Second Hand Hero Berlin, Sternzeit 19,76008. Ein kleiner Steppke, einen Tag zuvor gerade 9 Jahre alt geworden, sitzt fasziniert vor dem 1960 von seinen Eltern gekauften Saba Röhrenradio Freiburg und hört zum ersten Mal URIAH HEEPs 'Bird Of Prey' ...

Rednitzhembach, Sternzeit 4,22457. Aus dem kleinen Kerl von damals ist bereits ein Opa geworden, der 'Bird Of Prey' mittlerweile unzählige Male gehört hat. Da geschieht etwas Unerwartetes: Die Musik von STREET FIGHTER landet zum ersten Mal in den leicht maroden Gehörgängen. Noch immer recht ordentlich funktionierend, blitzt es in jenen Gehirnwindungen auf, in denen zigtausende Songs abgespeichert sind. Das hört sich doch verdammt nach URIAH HEEP an. Und dabei bleibt es nicht. Es ploppen immer mehr Erinnerungen auf: DEEP PURPLE, DIO, RAINBOW und WHITESNAKE sind nur einige wenige Namen, die einem beim Hören des Debütalbums "Second Hand Hero" von STREET FIGHTER in den Sinn kommen.

STREET FIGHTER ist ein Projekt des dänischen Multiinstrumentalisten Marco Angioni, der seit einigen Jahren auch bei MERIDIAN spielt. Um sein Vorhaben, ein Hard Rock/Heavy Metal-Album zu erschaffen, das bestens in die Mitte der 80er Jahre gepasst hätte, holte er sich etliche bekannte Musiker ins Haus. Die Liste der Special Guests liest sich wie ein kleiner Roman: Chris Catton (BOYS FROM HEAVEN), Klaus Agerbo (MERIDIAN), Lars Märker (MERIDIAN), Martin J. Andersen (BLINDSTONE) Michael Bastholm (ARTILLERY), Michael Catton (TAINTED LADY), Michael Hvolgaard (THORIUM), Peter Bruun (MERIDIAN), Rasmus Bom Andersen (DIAMOND HEAD), Sofia Schmidt (ETHEREAL KINGDOMS), Soren Andersen (ELECTRIC GUITARS) und Stefan Jensen (EXELERATE). Als aktuelles Line-up der Band werden Klaus Agerbo, Marco Angioni, Peter Bruun, Sofia Schmidt und Stefan Jensen genannt.

Der gewollte Rücksturz um fast vier Jahrzehnte ist gelungen. Damals hätte ich das Album sofort gekauft und meiner Sammlung hinzugefügt. Zu jener Zeit gab es glücklicherweise nur physische Tonträger. Leider hat man sich nämlich dazu entschlossen, "Second Hand Hero" nur digital anzubieten. Wenn wenigstens eine CD nachgeschoben werden würde, wäre das sicher im Sinne vieler Musikliebhaber. Es ist ein wahrer Genuss, sich durch die acht Songs zu hören. Die Gitarren werden virtuos gespielt und auch mal richtig gequält, der Bass lässt an manchen Stellen das Herz hüpfen und das Schlagzeug gibt dem Ganzen den richtigen, manchmal auch in den Vordergrund tretenden Hintergrund. Etwas schwierig für einige Musikfans dürfte es allerdings sein, sich auf die verschiedenen Stimmen einzulassen. Man kann es halt machen wie man will - es ist immer falsch. Vernimmt man ein Album lang nur eine Stimme, finden es viele öde, variiert der Gesang wie hier, wird das als störend empfunden. Die Mischung ist dennoch gelungen, wie ich finde.

Marco Angioni spielt übrigens bei der Hälfte der Songs alle Instrumente selbst, 'Sister Moon' ist sogar komplett frei von jedweder Hilfe, denn es ist ein Instrumental. Das Album beginnt sofort richtig rockig. Hard Rocker der alten Schule werden sofort ihre Freude haben. Danach beginnt auch schon das Sammeln von Eindrücken vergangener Zeiten. David Coverdale mag immer wieder erzählen, er hätte WHITESNAKE frei von Einflüssen seiner früheren Band LED ZEPPELIN gehalten, aber 'Deadend City' klingt nach einer Mischung genau dieser beiden Acts. 'Black Potion' beginnt wie eine in den 80ern auf fast jedem Album zu findende Rockballade, steigert sich dann aber doch in eine gewisse Härte und lässt wohlige Schauer den Rücken herunter laufen. 'Devil In Disguise' wiederum fährt so ziemlich alles an Rang und Namen der 70er und 80er auf, bekommt dafür auch (m)eine Hörempfehlung. Dem Rausschmeißer hat Marco Angioni eine gehörige Portion AXEL RUDI PELL verpasst.

Alles in allem ein sehr gelungenes, leider mit 38 Minuten viel zu kurzes Album, das man aber dennoch unbedingt noch physisch herausbringen sollte. Auch wenn derzeit viele Bands auf den Trichter gekommen sind, die 80er Jahre aufleben zu lassen, so steht hier ein Vertreter dieser Gruppe in den Startlöchern, der es bei allen Gemeinsamkeiten mit vorgenannten Bands geschafft hat, noch genügend Eigenständigkeit durchklingen zu lassen und bei dem es zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. Gäbe es ein Vinyl von "Second Hand Hero", ich hätte es ...

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Fall Of The Ash
02. Deadend City
03. Black Potion
04. Queen Of The Night
05. Devil In Disguise
06. Heartbreak Ritual
07. Sister Moon
08. Nordic Noise
Band Website: www.streetfighter.berlin
Medium: Digital
Spieldauer: 38:09 Minuten
VÖ: 08.09.2023

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