Velvet Viper - Nothing Compares To Metal

Review von derkleinekolibri vom 30.07.2023 (4724 mal gelesen)
Velvet Viper - Nothing Compares To Metal Nach über sechzig Jahren auf dieser Welt gibt es immer noch Dinge, die mich absolut vom Hocker hauen. Dazu möchte ich euch eine kleine Geschichte erzählen, die sich im Jahre 1973 zugetragen hat: Eine kleine Frau, 153 Zentimeter groß (genauso wie meine Mutter), betritt die Bühnen der Welt in einem arschgeilen Leder-Outfit. Der Bass, den sie sich umgeschnallt hat, scheint sie erschlagen zu wollen. Aber nicht er ist es, der die Oberhand behält, sondern SUZI QUATRO, denn sie führt ihn seiner Bestimmung zu und entlockt ihm alle möglichen und unmöglichen Töne. Alle Welt lauschte damals dieser amerikanischen Rockröhre, die vermutlich vielen noch zögernden rockenden Frauen zum glänzenden Vorbild wurde.

Im Mai 1973 ging Suzis Singledebüt 'Can The Can' durch die Decke. Bereits zwei Monate später folgte '48 Crash'. Dieses Stück führte mich zur ersten Berührung mit der damals 25-jährigen Jutta Weinhold, deren Name mir bis dato unbekannt war. Wie in den 70ern üblich, gab es von englisch gesungenen Liedern deutsche Coverversionen. So auch von '48 Crash', das Jutta als 'Feuer Und Eis' noch im selben Jahr veröffentlichte. Leider schaffte es Jutta trotz ihrer seinerzeit bereits exzellenten Stimme nicht, wie Suzi als BRAVO-Starschnitt über meinem Bett zu prangen und mir den einen oder anderen feuchten Traum zu bescheren.

Ein weiteres Mal machte Jutta dann von sich Reden, als sie ein vielbeachtetes Konzert mit ihrer Band in Berlin gab, das muss 1978 oder 1979 gewesen sein. Stimmlich weiter gefestigt, konnte man sich ihrem Gesang nicht entziehen. Fast eine Dekade später erblickte man sie auf diversen Musikkanälen im Fernsehen. Als Frontfrau von ZED YAGO begeisterte sie mit ihren Jungs und mischte die biedere Musikwelt auf. Das 1988er Debütalbum "From Over Yonder" schlug ein wie eine Bombe. MTVs ein Jahr zuvor ins Leben gerufene Sendung "Headbangers Ball" verschloss sich den deutschen Klängen nicht. Auch VIVA zeigte Jahre später ZED YAGOs Output des Öfteren. Fortan verschwand Jutta nicht mehr aus meinem Blickfeld.

Mit VELVET VIPER schlug Jutta dann das nächste, bis heute andauernde Kapitel ihrer Karriere auf. Die remasterten beiden Alben der 90er Jahre kann ich euch nur ans Herz legen. Bilden diese doch den Grundstock zu dem, was mir heute einen echten Ohrgasmus beschert hat. Mit dem sechsten Album "Nothing Compares To Metal", welches am 21. Juli 2023 veröffentlicht wurde, krönen Jutta, Holger, Johannes und Micha ihr bisheriges musikalisches Schaffen und setzen sich ein Denkmal. Sie haben sich nicht lumpen lassen und elf Songs auf die CD gepackt, die jedem Vergleich mit anderen Bands des Genres locker standhalten. Kontinuierlich wurde es von Album zu Album besser. Das aktuelle Werk in Zukunft noch zu toppen, dürfte ein fast unmögliches Unterfangen werden. Denn hier werden alle Register gezogen, die der Heavy Metal-Fan kennt. Jeder Song - keiner ist kürzer als fünf und keiner länger als acht Minuten - zeigt das gewaltige Spektrum von VELVET VIPER. Wie bereits in der Vergangenheit, behandeln die Texte klassische, mythische und poetische Themen. Das Konzept kommt voll zur Geltung. Die Komplexität der Stücke ist unbegreiflich, man muss sie unbedingt gehört haben.

Die Musik von VELVET VIPER zu beschreiben, überfordert meine steinalten Gehirnwindungen mit ihren immer weniger werdenden funktionierenden Synapsen. Dafür spricht jede einzelne Sekunde aller Songs mein Gefühl an, das noch bestens in Schuss ist. Mir geht echt das Herz auf. Die Vorstellung, Jutta und ihre Mannen bringen das alles auch so auf die Bühne, lässt mich vor Verzückung grunzen. Schließlich weiß ich, was es bedeutet, Gast auf einem VELVET VIPER-Konzert zu sein. Ich denke da an das Treffen der Facebook-Gruppe "Heavy Metal Fans" im Jahre 2021, welches zu Ehren eines Jahre zuvor gestorbenen Gruppenmitglieds stattfand. Jutta gab am Ende des zweitägigen Festivals ein Ständchen zu Ehren des Toten, das einem förmlich die Tränen in die Augen trieb.

Das Cover zum Album wurde übrigens von Roland Heckmann gestaltet, das Bild der Schlange stellte Pete Linforth zur Verfügung. Erwerben kann man "Nothing Compares To Metal" als CD im Digipak mit acht Tracks, drei Bonustracks und einer Laufzeit von knapp 66 Minuten. Die limitierte Vinylversion bietet 49 Minuten Laufzeit und acht Titel, auf die Bonusstücke muss man leider verzichten. Selbstverständlich kann man VELVET VIPERs sechstes Album auch digital gegen einen entsprechenden Obolus seinen Festplatten hinzufügen.

Ach, habe ich es schon erwähnt? "Juttas Stimme ..."

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Nothing Compares To Metal
02. Invisible Danger
03. Urd Wardande Skula
04. Blood On The Moon
05. Speak Truth To Power
06. Sorcerer's Apprentice
07. Heroic Hearts
08. Rise From The Fallen
09. The 4th Part
10. New World Child
11. Es Kommt Die Zeit
Band Website: www.facebook.com/VelvetViper
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 65:51 Minuten
VÖ: 21.07.2023

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