Deceptic - The Artifact

Review von Contra vom 26.09.2014 (7385 mal gelesen)
Deceptic - The Artifact Die Kombination der Wörter Metal und Göteborg löst bei mir eine ähnliche Reaktion aus, wie die Kombination der Wörter Bier und Bayern. Ok, zugegeben: So ziemlich jede Wortkombination, die Bier beinhaltet, löst bei mir Pawlowsche Reflexe aus. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass ich bei der Promovergabe von DECEPTICs Debüt "The Artifact" sofort und kleinhirngesteuert "Hier, hier, ich, ich" rief. Hätte ich mal meine vorlaute Fresse gehalten.

Der schwedische Fünfer beglückt mit einem Opener, den ich eigentlich schon nach 30 Sekunden wieder aus machen wollte. Nicht der nahezu rifflosen Gitarre wegen, die sich fast ausschließlich auf vom Melodeath angehauchte Kurzläufe auf den oberen Saiten beschränken, unterlegt von einsilbigen Stakkatos. Nein, das Songwriting ist gar nicht so schlecht und gerade der Schlagzeuger versteht sein Handwerk gut. Der Grund, warum 'Heart Of The Swarm' zum absoluten Fehlstart wird, ist der Sänger. Der cleane Gesang geht noch. Zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber immerhin trifft William Gustafsson die Töne. Mit typisch modernem Geplärre zwar und ab und an mit Elektroschnickschnack unterlegt, der sich arg nach Autotune anhört, aber es geht. Doch das ist nichts, gar nichts im Vergleich zu den "Shouts". Ich habe - und das ist kein Witz - noch nie so ohrenverachtendes Katze-im-Mixer-Gekeife gehört. Das ist traurig, denn mit einem anständigen Sänger könnten DECEPTIC aus ihren abwechslungsreichen Songs und den wirklich guten Texten mehr rausholen. So sind sie nur eine Bande von talentierten Musikern im großen, weiten Meer des hochmodernen Metals. In diesem Meer reicht Talent dummerweise nicht, nur ein bisschen talentiert zu sein, da kann man seine Musik noch so oft "Progressive" nennen. Progressiv ist an "The Artifact" übrigens nahezu nichts.

"The Artifact" hat seine Stärken in der Produktion und dem Songwriting. Zwar wäre an vielen Stellen weniger sehr viel mehr gewesen, aber jeder Song hat einen gewissen Wiedererkennungswert, genauso funktioniert das Album als Ganzes. Blöd nur, dass das Ganze sich exakt wie SOILWORK oder neue IN FLAMES anhört. Für deren Fans sind DECEPTIC durchaus empfehlenswert, Innovationsausbrüche sollten aber besser nicht erwartet werden. "The Artifact" ist ein grundsolides Debüt, bekommt von mir aber keine Wertung. Der Grund ist relativ simpel: Obwohl die Metal Archives definitiv nicht die allerletzte Instanz in der Frage "was ist Metal und was nicht?" darstellen, muss ich Ihnen darin zustimmen, DECEPTIC nicht aufzunehmen. Denn mit Metal haben die kaum was am Hut. Aber das haben IN FLAMES auch nicht mehr. Und die kommen immerhin auch aus Göteborg.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Heart Of The Swarm
02. Ocean
03. Lead Astray
04. Pulling Levers
05. The Shining Throne
06. A World Unknown
07. Depraved
08. Smorgasbord Of Shame
09. Life Finds A Way
10. Reborn
Band Website: www.facebook.com/deceptic
Medium: CD
Spieldauer: 38:42 Minuten
VÖ: 29.08.2014

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten