Livebericht Wolfheart (mit Before The Dawn und Hinayana) |
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Ein Livebericht von Krümel aus Siegburg (Kubana Live Club) - 08.11.2023 (28373 mal gelesen) |
Die "King Of The North"-Tour ist irgendwie schon etwas Besonderes. Nicht nur, weil es die allererste Headliner-Reise der bereits seit über einem Jahrzehnt existierenden Melodic Death/Black Metaller WOLFHEART ist. Nein, sie sollte eigentlich bereits viel früher stattfinden, als das namensgebende "King Of The North"-Album veröffentlicht wurde. Nun hat es zum Glück endlich doch geklappt, dass die Finnen durch Europa tingeln können. Darüber hinaus gibt es gleich eine weitere Besonderheit: Als zweite Band befindet sich BEFORE THE DAWN im Lineup. Kenner des finnischen Metals wissen, dass auch hier Mastermind Tuomas Saukkonen seine musikalischen Finger im Spiel hat. Die melodischen Deather BEFORE THE DAWN wurden quasi mit dem Entstehen von WOLFHEART auf Eis gelegt. Doch dieses Jahr hat der Workaholic Saukkonen diese Truppe wiederbelebt. Anders als früher übernimmt aber nicht mehr er selbst die Growls und auch der frühere Sänger Lars Eikind ist nicht mehr an Bord. Stattdessen hat man für das Mikro den finnischen "The Voice"-Finalisten Paavo Laapotti verpflichten können. Um das Triple zu komplettieren, ergänzen die US-amerikanischen HINAYANA mit ihrem ebenfalls im Melodic Death Metal angesiedelten Sound perfekt diesen Tourtross. Bei so einem Bandaufgebot musste ich natürlich nicht lange überlegen und habe mir zusammen mit Opa Steve das wirklich tolle Package live im Siegburger "Kubana" gegönnt, welches eine beliebte Location für diverse Metalkonzerte ist. Mit den Texanern HINAYANA eröffnet pünktlich um halb acht der vielversprechende Konzertabend. Obwohl die Band hierzulande noch nicht allzu bekannt ist, hat sich vor der Bühne bereits eine beachtliche Meute versammelt. Als Opener-Song wählt die Truppe - bestehend aus Casey Hurd (Gesang, Gitarre), Erik Shtaygrud (Gitarre), Daniel Vieira (Drums) und Matt Bius (Bass) - keinen Song ihres kürzlich veröffentlichten Albums. Stattdessen steigt man leicht atmoshärisch mit dem doomigen und von Klavierparts durchzogenen 'Death Of The Cosmic' von der gleichnamigen EP von 2020 ein. Damit treffen die Jungs offenbar genau den Geschmack des Publikums, denn dieses belohnt den Einstieg mit ordentlichem Applaus. Fronter Casey grüßte daraufhin mit einem enthusiastischen "We are HINAYANA all the way from Austin, Texas" - und von diesem Moment an war klar, dass Energie im Mittelpunkt des Abends stehen würde. Mit 'Cold Conception' folgt ein weiteres EP-Stück, bevor sich die texanische Band im Folgenden ausschließlich dem neuen Werk "Shatter And Fall" widmen. Felldrescher Daniel steigt dabei in 'Sacred Delusion' so energisch ein, dass sich sein Drumkit zerlegt. Dies kann von den Roadies jedoch schnell wieder zusammengeflickt werden, sodass die Melodic Death Doomer voller Elan weitere Songs wie 'Spirit And Matter', das intensivere 'Triptych Visions' oder 'A Tide Unturning', welches sich durch eine langsame, epische Struktur auszeichnet und das auf CD durch die Präsenz von Tuomas Saukkonen verstärkt ist, präsentieren. Die Reaktionen der Zuschauer sind äußerst positiv, und die Band scheint von der Begeisterung sichtlich erfreut zu sein. Trotz der intensiven Bühnenpräsenz der Band, die zudem die Shows ohne ihren Keyboarder Michael Anstice bestreiten muss, der aus gesundheitlichen Gründen leider nicht dabei sein kann, gibt es neben dem lockeren Drumkit weitere technische Herausforderungen. Aufgrund der fehlenden Backline sind die Gitarren durchweg zu leise, und beim letzten Song verirren sich einige schiefe Töne in die Leads. Dennoch beeindruckt HINAYANA mit einem hohen Energielevel und ihrem ausgezeichneten Stageacting. Die Band beweist, dass Stillstand für sie ein Fremdwort ist. Dieser Auftritt ist zweifellos eine eindringliche Einführung in die musikalische Welt der Texaner und ein vielversprechender Vorgeschmack auf ihr kommendes Schaffen. Wir dürfen gespannt sein, wie sich ihre Bekanntheit hierzulande entwickelt und hoffen, dass diese Tour dazu beiträgt. Setlist 01. Death Of The Cosmic 02. Cold Conception 03. In Sacred Delusion 04. Spirit And Matter 05. Reverse The Code 06. Triptych Visions 07. A Tide Unturning Da das Publikum von HINAYANA bereits gut angeheizt wurde, haben BEFORE THE DAWN von Beginn ihres Sets an natürlich ein leichtes Spiel. Die Meute begrüßt die Band und ihren neuen Sänger Paavo Laapotti voller Enthusiasmus und so steigt diese gleich mit dem älteren 'Unbreakable' - übrigens eines der besten BTD-Stücke überhaupt - an diesem Abend live ein. Man merkt sofort: Die Jungs haben richtig Bock zu rocken, und so erlebt das "Kubana" eine kraftvolle Live-Performance, die mit einer tollen Songauswahl aus dem breiten Spektrum der Finnen aufwartet. Als zweiten Song präsentieren Juho Räihä (Gitarre), Pyry Hanski (Bass), Paavo (Vocals) und Tuomas (Drums) etwas aus dem diesjährigen Album "Stormbringer". Die folgenden 'My Darkness', 'Faithless' und 'Dying Sun' führen die Fans wieder zurück in die Vergangenheit der finnischen Melo Deather. Und jedes Lied wird vom Publikum gebührend während der Darbietung und mit freudigem Beifall am Ende abgefeiert. Die positive Stimmung überträgt sich natürlich schnell auf die Band, und so sieht man vor allem Tuomas Saukkonen hinter seinen Drums immer wieder freudig grinsen. Auch Fronter Paavo zeigt sich stimmlich wie bewegungstechnisch äußerst agil und beeindruckt durch unermüdliches Propellerbanging, wodurch seine Dreadlocks voll zur Geltung kommen. Weiter geht es im Programm mit neuem Material ('Chains' und 'Downhearted'). Auch dabei merkt man, dass die Zuschauer bereits bestens mit den "neuen" BEFORE THE DAWN vertraut sind. Nach einer kurzen Verschnaufpause, die von dem atmosphärischen Instrumental 'Winter Within Introlla' begleitet wird, rufen BEFORE THE DAWN dazu auf, wieder in vorherige gute Stimmung einzusteigen: "Come on Siegburg, make some noise!". Wen wundert es da, dass die Menge enthusiastisch mit einem kollektiven "Hey hey" antwortet!? Mit der Frage des Sängers, ob sich das Publikum etwas Schnelleres wünsche, startet der achte Song, 'Wrath', gefolgt von der Aufforderung zu einem Moshpit. Die Meute lässt sich nicht lange bitten und leitet den ersten Circlepit des Abends ein. Die Band wiederum zögert nicht, das Energielevel weiter zu steigern, indem sie 'Deathstar' zum Besten gibt. Soundtechnisch sind im Vergleich zur ersten Band die Gitarren etwas lauter eingestellt und dadurch besser zu hören. Der Gesang zeichnet sich durch einen beeindruckenden Wechsel zwischen Growls und klaren Vocals aus. Trotzdem ist auch hier deutlich zu bemerken, dass die Band ohne Backline spielt und sich vermutlich nicht optimal hören kann. Aber das ist den Zuschauern ziemlich egal, denn sie erleben einen Auftritt, der sich nicht nur durch die kraftvolle Musik, sondern auch durch die spürbare Interaktion mit der Band beeindruckt. Die Fans sind überglücklich, aber als die Finnen zum krönenden Abschluss 'Deadsong' ankündigen, bekunden die vorderen Reihen durch zustimmendes Kreischen, dass dies für sie der beste Titel BEFORE THE DAWNs schlechthin ist und das Publikum singt jede Zeile textsicher mit. BEFORE THE DAWN hinterlassen nach einer Dekade der Funkstille zweifellos einen bleibenden Eindruck in Siegburg und zeigen, warum sie in der Metal-Szene so geschätzt wurden und immer noch werden. Setlist 01. Unbreakable 02. Destroyer 03. My Darkness 04. Faithless 05. Dying Sun 06. Chains 07. Downhearted Pause mit Instrumental 'Winter Within Introlla' 08. Wrath 09. Deathstar 10. Deadsong Die Bühne bebt und das Publikum tobt, als WOLFHEART, der Headliner des Abends, die Szene betritt. Schon bei den ersten Riffs des Openers 'Skyforger' - welches auch auf dem aktuellen Album "King Of The North" der Einsteiger ist - wird deutlich, dass der Sound nun auf einem ganz anderen Level ist. Die Energie im Raum ist sofort greifbar, und das begeisterte Publikum feiert vom ersten Moment an ihre lang erwarteten Lieblinge in vollen Zügen. Mit einer kurzen Begrüßung, die mit einem begeisterten "It's good to be back" unterstrichen wird, ist die Verbindung zwischen Vageliss Karzis (Leadgitarre), Joonas Kauppinen (Drums), Tuomas Saukkonen (Gitarre, Vocals) und Bassist Lauri Silvonen und dem Publikum sofort spürbar. Vor jedem der folgenden Songs, die abwechselnd neues und älteres Material wie beispielsweise 'Ghost Of Karelia' vom 2013er Debüt "Winterborn" oder 'Zero Gravity' (2015 - "Shadow World") repräsentieren, versammeln sich die Musiker mit dem Rücken zum Publikum um das Drumkit. Damit schaffen sie so eine kurze, aber intensive Atmosphäre der Konzentration, bevor die nächste explosive Klangwelle losbricht. Besonders beeindruckend ist 'Routa Pt. II', bei dem eine Vielzahl von Blastbeats zum Einsatz kommt. Die Gitarristen und der Bassist lassen zudem während des Songs unermüdlich ihre Mähnen im Takt kreisen, was allein beim Zusehen einen schwindelerregenden Effekt hat. Diese visuelle Darstellung spiegelt perfekt die unglaubliche Energie dieses Auftritts wider, bei dem sowohl die Musiker auf der Bühne als auch das Publikum vor der Bühne alles geben. WOLFHEART beweist live zweifellos noch mehr Power als auf ihren Studioaufnahmen. Die Setlist stellt insgesamt eine mehr als gelungene Mischung aus den bereits erwähnten und den sonstigen früheren Favoriten wie 'Aeon Of Cold' oder das treibende 'The Hammer' und den neuen Hits ('Knell', 'The King') dar. Beeindruckend sind neben der kraftvollen, energiegeladenen musikalischen Leistung auch die mit riesigen (künstlichen) Elchgeweihen geschmückten Mikroständer. Dieses Wolfspack rockt definitiv das Siegburger "Kubana". Aufgrund des frenetischen Beifalls lassen sich WOLFHEART nicht lange für eine Zugabe auf die Bühne zurückbitten. Bevor die Band jedoch ein letztes Mal ihre Power darbietet, gibt es eine der seltenen Ansagen dieses Abends von Tuomas selbst, mit der er die Bedeutung dieses Abends betont. Man merkt, dass er und die ganze Band sich unglaublich über ihre erste Headliner-Tour freuen. Dies auch deshalb, weil WOLFHEART drei Wochen lang die Bühne mit ihren Soulmates von BEFORE THE DAWN sowie ihren Freunden HINAYANA teilen dürfen. Insgesamt hinterlässt das finnische Kraftpaket einen wirklich bleibenden Eindruck und beweist, warum sie zu den Spitzenkräften der Melodic Death/Black Metal-Szene gehören. Die Show ist nicht nur einfach ein Konzert, sondern ein mitreißendes Erlebnis, das die Fans noch lange in Erinnerung behalten werden. Ein besonderer Moment, der von Tuomas kommentiert wird: "It's the best Thursday ever!" Allerdings führt diese durchaus ernsthaft gemeinte Aussage zu Lachern, denn es ist erst Mittwoch ... Aber egal - wir alle vor der Bühne wissen was er und seine Mitstreiter damit sagen wollen! Und mit 'The Hunt' beschließen die Finnen mehr als würdig eine absolut sehenswerte Headliner-Show, für die sie verdientermaßen begeisterten Applaus ernten. Für mich ist dies eine der besten Liveauftritte im Jahre 2023. Setlist 01. Skyforger 02. Ghost Of Karelia 03. Zero Gravity 04. Knell 05. Boneyard 06. Routa Pt. II 07. The King 08. Strength And Valor 09. Aeon Of Cold 10. The Hammer 11. The Hunt (Zugabe) Damit ist aber noch lange nicht Schluss, denn nach den Auftritten scheut keine der Bands den direkten Fankontakt. Nahezu alle Musiker kommen nach ihren jeweiligen Performances beziehungsweis ganz am Ende entweder zum Merchandise-Stand oder sie mischen sich selbst unter das Publikum. So auch BEFORE THE DAWN-Sänger Paavo Laapotti, der die Fragen der ihn umringenden Fans freudig und freundlich beantwortet. Auch die Jungs von HINAYANA werden lange belagert, um alten und neuen Fans, bereitwillig CDs etc. zu signieren. Selbst der Meister Tuomas Saukkonen, der ja bereits zwei Sets hinter sich hat, lässt sich nicht lange bitten und signiert unermüdlich Merch-Artikel und steht für unzählige Fotos mit den Fans zur Verfügung. Schade, schade - aber auch der schönste Konzertabend muss einmal zu Ende gehen. Aber wie viele der Zuschauer bin ich sehr froh, bei der ersten Headliner-Tour von WOLFHEART zusammen mit BEFORE THE DAWN und HINAYANA dabei sein zu dürfen. |
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