Interview mit Axel von Axel Rudi Pell

Ein Interview von Odin vom 22.06.2002 (30211 mal gelesen)
"...es wird diskutiert, bis ich Recht habe."

Nat:   Guten Abend Axel, wie geht's Dir? Macht das eigentlich noch Spaß, immer die ganze Promotion zu machen für ein neues Album?

Axel:   Ja, alles klar. Es macht immer Spaß bis zu einer bestimmten Grenze, wenn zum Beispiel - ich hoffe Du fragst das gleich nicht - der Interviewer fragt "erzähl' mir mal den Unterschied zwischen dem jetzigen Album und dem letzten". Da sag' ich "hast du's nicht gehört, oder was?"... Das sind so nervige Sachen, aber das ist nur zwischendurch mal.

Nat:   Du bleibst im Großen und Ganzen ja deinem Stil sehr treu. Meinst Du, das entspricht den Erwartungen der Fans, oder machst Du das, weil es eben so Dein Ding ist?

Axel:   Ja. Beides. Also zuerst mal mache ich es, weil es mein Ding ist, ich bleibe also meiner eigenen Linie treu, weil es eigentlich auch die Musik ist, die ich persönlich privat ganz gerne höre. Und auf der anderen Seite freuen sich die Fans natürlich immer, weil Pell kann man eigentlich blind kaufen. So nach dem Motto "einmal Pell, immer Pell". Ist aber auch ganz ok so, denke ich. Ich bin ja auch nicht der Einzige, der immer den gleichen Stil verfolgt, da gibt's ja noch andere Bands wie U.D.O. zum Beispiel oder Running Wild oder so.

Nat:   Die Bandzusammenstellung ist jetzt auch schon seit einiger Zeit stabil geblieben. Siehst Du das inzwischen als gefestigte Band oder sind das trotzdem nur "Mitmusiker" um Dich herum?

Axel:   Ähm... Mitmusiker um mich herum in einer gefestigten Band. (lacht) Ja, klar, die Jungs und ich sind ja jetzt in der Besetzung schon seit ich glaube September ´98 zusammen und ich bin eigentlich relativ zufrieden, die anderen auch, wir haben auch immer viel Spaß, sei es live oder auch beim Aufnehmen, und wir freuen uns auch immer wieder, wenn wir mal zusammen sind - was sicherlich anders wäre, wenn wir jetzt eine Band wären im Sinne von Band, wo jeder ein 20%-Mitspracherecht hätte (weil wir 5 Leute sind), das würde sicherlich Mord und Totschlag geben, könnte ich mir vorstellen. Auch wenn wir jetzt jeden Tag proben würden, würde es sicher nach einiger Zeit Reibereien geben, die aber jetzt halt nicht da sind, und so hat jeder immer Spaß. Bei uns wird immer solange Diskutiert, bis ich Recht habe, also ist das kein Problem.

Nat:   Also es ist schon so, dass es nicht sehr demokratisch zugeht, sondern das musikalische geht von Dir aus und Ihr trefft Euch dann hin und wieder mal, um die Songs auszuarbeiten oder auch nur zum Aufnehmen?

Axel:   Wir treffen uns eigentlich im Studio nur zum Aufnehmen und die Songs arbeite ich eigentlich vorher immer alle aus und sage dann jedem schon so etwa, wo die Richtung hergehen soll oder wie's am besten klingen soll und das läuft dann auch eigentlich.

Nat:   Ihr habt dieses Jahr auch schon live gespielt...

Axel:   Ja klar, die Tour ist jetzt grade seit ein paar Wochen vorbei und war auch ein tierischer Erfolg. Wir haben bei jeder Tour immer Publikumszahlen, die nach oben gehen, was mich auch immer verwundert, aber es ist so und das ist schon cool.

Nat:   Hast Du einen Überblick, Dein wievieltes reguläres Album das jetzt ist? Da hast Du dir ja schon ein recht umfangreiches Lebenswerk geschaffen.

Axel:   Das ist das 9. reguläre und insgesamt das 13. Album, ja, doch. (lächelt hörbar)

Nat:   Was bedeutet es für Dich, Musik zu machen?

Axel:   Alles. Die Musik ist eigentlich mein Leben, da baut sich alles drauf auf. Ich würde niemals was anderes machen wollen, nur damit ich mehr Kohle verdiene oder sonstwas. Und ich bin auch ganz zufrieden damit, dass ich mitlerweile seit etwa 10 Jahren auch ganz okay davon leben kann. Das war eigentlich immer mein Hauptziel und irgendwann habe ich es halt mal geschafft. Jetzt hoffe ich, dass ich das noch 30 Jahre so weitermachen kann. (lacht)

Nat:   (lacht) Das ist ein optimistisches Ziel. Also Du lebst jetzt wirklich nur von der Musik?

Axel:   Ja, klar.

Nat:   Hast Du auch was "anständiges" gelernt?

Axel:   Ich hab' mal Industriekaufmann gelernt, in grauer Vorzeit.

Nat:   Bist Du da in Deiner Anfangszeit auf Unterstützung - in der Familie zum Beispiel - gestoßen, oder musstest Du Dich alleine durchbeißen?

Axel:   Unterstützung gab‘s am Anfang nicht, weil meine Eltern haben immer gesagt, die Ausbildung und die Schule erstmal sind wichtiger. Als ich das irgendwann dann mal abgeschlossen habe - ich habe auch nebenher immer noch so gejobbt und habe die Musik so nebenher laufen lassen - irgendwann haben die aber auch mal gesehen, dass es gar nicht mehr anders geht als dass man sich jetzt entscheiden muss, entweder die Musik oder Job. Und ich habe dann gesagt "okay, Musik ist jetzt mein Job" und habe eben den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Das war eigentlich auch okay und meine Eltern sind eigentlich ganz zufrieden damit, die ganze Familie eigenlich.

Nat:   Wenn Du von der Musik lebst, unterliegst Du da auch gewissen Zwängen im Business, dass Du gewisse Vorgaben erfüllen musst, oder bist Du schon noch soweit frei?

Axel:   Ich muss in einem gewissen Zeitraum schon ein Album abliefern, es ist aber nicht so, dass die Plattenfirma mich jetzt dazu zwingt und sagt "Du musst jetzt innerhalb der nächsten 12 Monate wieder ins Studio gehen", das mache ich dann schon mehr oder weniger freiwillig. Es waren also zwischen dem letzten regulären Studio-Album und diesem jetzt sowieso knapp über zwei Jahre Zeit dazwischen, das ist aber eigentlich auch okay. Ich habe also nicht so einen Zwang, dass ich jetzt dann-und-dann veröffentlichen muss. Nur wenn ich ins Studio gehe und nenne den Termin und die sagen dann "okay, wir veröffentlichen an dem-und-dem Tag", dann ist natürlich schon ein Druck da, das heißt ich muss dann auch bis dahin fertig sein, sonst können die den VÖ ja nicht halten.

Nat:   Gibt es aktuelle Neuigkeiten?

Axel:   Ja, wir haben jetzt den Gig in Bochum mitgeschnitten für eine DVD und für eine live Doppel-CD, das soll irgendwann im Oktober dann erscheinen, wann genau, weiß ich noch nicht, wahrscheinlich zeitgleich. Auf der DVD sind dann aber zusätzlich noch so ein paar Bonussachen; da sind Interviews mit jedem Musiker drauf und auch - das habe ich privat gedreht - "The Making Of Shadow Zone", also die letzte Platte, wie wir im Studio arbeiten und so, das geht nochmal circa 40 Minuten. Das wird eine relativ lange DVD, die für die Fans dann auch okay sein dürfte, denke ich, zumal eben nicht nur dieses Live-Konzert drauf ist.

Nat:   DVDs sind ja in letzter Zeit schwer im Kommen. Die neuen Medien - wie auch das Internet - haben doch schon eine große Bedeutung gewonnen?

Axel:   Auf jeden Fall, ja klar. Ich meine - alleine das Internet! Was ich nicht okay finde ist, wenn sich die Leute diese MP3-Files ziehen - ich selber mache es auch nicht. Was ich allerdings okay finde, wenn man sich, wie bei mir jetzt zum Beispiel, weil ich eine Homepage habe, bevor die Platte rauskommt, 4 oder 5 Songs jeweils von ´ner Minute Länge sich runterholen kann, die sich schonmal anhören kann, weil in manchen Plattenläden kann man ja heute gar nichts hören. Und nur sich immer auf die Kritiken verlassen, die in manchen Heften stehen, da ist man auch schnell mal böse mit reingefallen, sage ich mal.

Nat:   Alles klar, das war's dann erstmal. Ich danke Dir schön und wünsche weiterhin viel Erfolg. Sehen wir Dich diesen Sommer auf Festivals?

Axel:   Ich danke auch. Nein, überhaupt nicht dieses Jahr.

Nat:   Fährst Du in den Süden in Urlaub?

Axel:   Nein, ich muss ja an der DVD und der Live-CD noch arbeiten. Ich muss jetzt bald wahrscheinlich nach Teneriffa fliegen zum Mischen ... (Gelächter) ...ja, weil da das Studio ist vom Charly Bauerfeind.

Nat:   Dann freuen wir uns schonmal auf die kommenden Veröffentlichungen. Ciao!

Axel:   Tschüß!

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