Einvigi - Sielulintu | |
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Review von Tailgunner vom 12.01.2021 (9149 mal gelesen) | |
Zuweilen ereignen sich schon eigenartige Zufälle, so dass man eigentlich gar nicht mehr so recht an selbige glauben möchte. Einer dieser unwahrscheinlichen Zufälle ist, dass mir eine Fügung den Auftrag für das Review des Debutalbums von EINVIGI, welches auf den Namen "Sielulintu" hört und Finnisch für Seelenvogel ist, zugedacht hat. Der unwahrscheinliche Zufall besteht allerdings nicht alleine in der Zuweisung des Reviews, sondern in der Tatsache, dass ich erst zwei Wochen zuvor von einem guten Freund die Franzosen ALCEST zwingend empfohlen bekam, deren Album "Kodama" dann auch innerhalb von drei Tagen auf meinem Plattenspieler landete und sich seitdem dort ausgesprochen wohl fühlt. Und nun sitze ich hier und lausche den Klängen von EINVIGI, deren Label Inverse Records in dem mir vorliegenden Promo-Text EINVIGI auch tatsächlich dem Genre des Blackgaze zuordnet und die Genrepioniere ALCEST dort als Referenz namentlich benennt. Der Auftakt des Albums klingt dann auch gleich verdächtig ähnlich wie der Auftakt des Stückes 'Kodama' der Franzosen. Sogleich beschleicht einen die Befürchtung, dass sich die Finnen hier möglicherweise doch etwas zu sehr haben inspirieren lassen und die kreative Leistung der Franzosen abschöpfen. Diese Befürchtung erweist sich jedoch beim weiteren Hören sehr schnell als gegenstandslos. EINVIGI schaffen es problemlos, hier ihre ganz eigene Note zu etablieren, indem sie hier teilweise Folk-Elemente zum Einsatz kommen lassen, ohne dabei jedoch jemals auch nur ansatzweise der Grenze des Kitsches zu nahe zu kommen. Das Album beschwört die raue skandinavische Natur und erzeugt gewaltige Bilder der finnischen Wildnis vor dem inneren Auge. Die Mythen scheinen zum Greifen nahe, wenngleich ich das Besungene nur erahnen kann, da sämtliche Stücke ähnlich wie bei ALCEST ausschließlich in der Landessprache der Musiker dargeboten werden, was dem Ganzen jedoch noch eine zusätzliche faszinierende Facette verleiht. Den Gesang teilen sich der eigentliche Sänger Petterie Granberg, der einen ordentlichen Job abliefert, wobei sein Klargesang jedoch noch Luft nach oben hat, und der Bassist Joonas Koppanen, der die Screams beisteuert, die einfach als gelungen bezeichnet werden müssen. Führt man sich vor Augen, dass man es hier mit einem Debüt zu tun hat - die Band wurde 2014 ins Leben gerufen - muss man anerkennen, dass die vier Jungs ihre Instrumente beherrschen und die Arrangement doch verdammt gut durchdacht und stringent sind. Sicher ist EINVIGI nicht deren erstes Betätigungsfeld, dafür klingt "Sielulintu" einfach zu gut, was auch auf die Produktion zutrifft. Die sechs Stücke bringen es auf eine Spielzeit von 35 Minuten. Das ist für ein Album nicht sonderlich üppig, jedoch begeht man hier auch nicht den Fehler und verliert sich in nichtssagenden Passagen, welche die Spielzeit künstlich aufblähen. Das Werk ist in sich ausgesprochen schlüssig und das Songwriting effizient. Ich hätte auf diesem Level vielleicht gerne noch einen Song mehr gehabt, um irgendwo Richtung 40 Minuten Spielzeit zu kommen, aber am Ende lieber so als dass man Gefahr läuft, den Hörer zu langweilen oder einen Song mit hinein zu nehmen welcher das Niveau des restlichen Albums nicht halten kann und man sich somit den stimmigen Gesamteindruck des Seelenvogels ruiniert. Stimmig ist auch das Coverartwork, welches minimalistisch aber ausgesprochen ansprechend ist. Die verträumte und entrückte Mischung aus rasenden Black Metal-Parts und wunderschönen ruhigen Arrangements lässt mich in dem Werk versinken. Zugegeben stehe ich gerade erst am Beginn meiner Reise in das Blackgaze Genre und gerade auch die weiteren Alben von ALCEST möchten von mir noch entdeckt werden, aber das vorliegende Album von EINVIGI hat mich sofort erreicht und ich könnte mir vorstellen, dass den Finnen hier noch eine gute Zukunft bevorsteht. Bei einem so homogenen Gesamtwerk welches zwar eingängig aber zugleich komplex arrangiert ist, fällt es schwer einzelne Stücke hervorzuheben. Mir gefallen aber besonders 'Alttarille' mit seiner Mischung aus purer Raserei unterbrochen von majestätischen Akustik-Parts und 'Korven Yllä Tanssivat Tulet', welches auf über acht Minuten kommt und das Album genial abschließt. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Soturin Uni 02. Alttarille 03. Noitajoki 04. Synty 05. Sielulintu 06. Korven Yllä Tanssivat Taivaan | Band Website: www.facebook.com/Einvigi/ Medium: CD Spieldauer: 35:40 Minuten VÖ: 11.12.2020 |
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