Livebericht WASP |
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Ein Livebericht von Krümel aus Frankfurt am Main (Batschkapp) - 20.11.2017 (27160 mal gelesen) |
Bekanntlich haben WASP im Jahre 1992 ihr unvergessenes Konzeptalbum "The Crimson Idol" veröffentlicht. Was hab ich die Scheibe damals hoch und runter gehört. Und auch heute noch zählt das Werk zu meinen Alltime-Faves. Mithilfe von zehn Sahnehauben-Kompositionen wird darauf die traurige Lebensgeschichte von der schlimmen Kindheit über den Aufstieg zum Rockstar bishin zum tiefen Fall des Charakters Jonathan Aaron Steeles präsentiert. Aber wem erzähle ich das? Was jedoch weniger bekannt war: Zu eben jener Story wurde ein Film gedreht, der eigentlich planmäßig die musikalische Veröffentlichung begleiten sollte. Wie wir alle wissen, kam es nicht dazu. Doch welcher Anlass könnte sich besser dazu eignen, als das diesjährige Album-Jubiläum?! Also haben sich WASP entschlossen, unter dem "Re-Idolized"-Banner nach einem Vierteljahrhundert auf große Welttournee zu gehen - mitsamt des Films im Gepäck. Und Dank des zuständigen Labels NAPALM RECORDS dürfen wir bei der Show in der Frankfurter Batschkapp dabei sein. Obwohl schon voller Freude in den Tagen davor, wird diese ob des fiesen Dauerregens am Montag getrübt. Genau deswegen und des Feierabendverkehrs mit vollen Autobahnen gestaltet sich der Anfahrtsweg in die Mainmetropole ziemlich chaotisch: Man sieht nix, die Straßen sind überfüllt mit LKW und je näher wir nach Frankfurt kommen, desto dichter wird alles. Allein für die letzten zehn Kilometer brauchen wir über eine halbe Stunde. Da wir nicht wissen, dass es direkt an der Venue auch Essen gibt, gehen wir vorsorglich zu Burger King etwa zwei Kilometer vorher. Aber auch das ist ein großer Fehler, denn wir warten fast dreißig Minuten auf unser "Fast" Food. Aufgrund dieser Verspätung erreichen wir erst kurz nach acht die Straße, in der sich die Batschkapp befindet. Um festzustellen: alle Parkplätze in der Nähe dicht, also weiter weg parken und zwanzig Minuten zurücklaufen ... weswegen wir die Vorband verpassen, die nicht wie überall angekündet BEAST IN BLACK ist, sondern SPY ROW. Beim Einlass erfahren wir dann, dass es wegen des Fotopasses und der Ausrüstung Beschränkungen gibt. Bilder von WASP dürfen nur während der ersten drei Songs geschossen werden, anschließend muss die Kamera entweder bei der Security abgegeben oder sogar aus der Halle rausgebracht werden. Da der Umbau für den Hauptact bereits voll im Gange ist, schlägt sich Opa zum Fotograben durch, während ich mir einen halbwegs guten Sichtplatz in der sich immer weiter füllenden Halle suche. Auf der Bühne stehen schon drei Videoleinwände für den Film und auch sonst geht's recht flott mit dem Changeover. Dann geht endlich das Licht aus - die Show kann beginnen. Die Setlist bei diesem Konzert ist natürlich schon festgelegt, daher wundert es nicht, dass logischerweise 'The Titanic Overture' den Anfang macht. Schnell wird allerdings klar: Es gibt keine Lightshow. Während des gesamten Gigs bleibt ein Großteil der Bühne in einem fahlen, manchmal roten Licht, so dass man Blackie und seine Mitmusiker kaum sieht. Das ist schon mal sehr schade. Parallel zu den dargebotenen "Crimson Idol"-Stücke kann man den Schwarz-Weiß-Film bestaunen. Zwischen den Stücken erzählt ein Storyteller (gesprochen von Blackie Lawless selbst) weiter die Geschichte zu den bewegten Bildern. Die Darbietung der Truppe wirkt gerade im ersten Drittel recht statisch, es findet kaum Bewegung auf der Bühne statt. Außerdem dreht sich Blackie während der instrumentellen Parts immer zum Drummer um und steht so mit Rücken zum Publikum. Das kommt irgendwie etwas unpersönlich rüber, so dass man den Eindruck hat, dass die Zuschauer ebenfalls etwas zurückhaltender sind. Vielleicht liegt es daran, dass man sich durch den parallel gezeigten Film ein bisschen wie in einem Live Theaterstück vorkommt?! Die stimmliche Leistung des Fronters variiert von Stück zu Stück, mal klingt alles sehr gut und auf den Punkt. Bei den hohen Parts wie z. B. bei 'Chainsaw Charlie' kann man aber doch ein paar Probleme vernehmen. Man fragt sich das ein oder andere Mal, ob Blackie bei den sauberen Parts wirklich singt oder technisch unterstützt wird. Viele der Gesangsparts werden jedoch sowieso von Bassist Mike Duda und Gitarrist Doug Blair übernommen. Trotzdem lockert sich ab diesem Song auch die Stimmung ein wenig und die Leute gehen mal etwas mehr mit. Beim folgenden und eher ruhigerem 'The Gypsy Meets The Boy' singen dann auch einige hundert Kehlen mit. Nachdem alle Lieder des Albums durch sind, verlassen WASP die Bühne und auch der Film zu dem vom Band ertönenden 'Jonathan's Farewell' endet. Nach ein paar Minuten der nun entstehenden Pause, wird es etwas unruhig im Publikum und die Leute stimmen "Blackie"-Sprechchöre an. Irgendwann werden die Rufe erhört und ein kleines Medley diverser Songfragmente aus der Konserve setzt ein. Doch zunächst bleiben die Bretter noch verwaist. Und auch dunkel ist es nach wie vor. Doch plötzlich setzt sowas wie eine Lightshow ein und die vier Musiker kehren zurück auf die Bühne, um den nun folgenden zweiten Showpart - oder wenn man so will die Zugaben - zu präsentieren. Auch in diesem Encore-Teil darf die visuelle Untermalung nicht fehlen und so kann man auf den Leinwänden zu den Songs das jeweilige Original-Video betrachten. WASP starten dann auch voll mit 'L.O.V.E. Machine' durch. Man hört erfreulicherweise sofort, dass Blackie hier nun definitiv live singt. Fast augenblicklich hebt sich die Stimmung im Publikum. Endlich kommt so richtig Leben in die Bude - die Batschkapp bewegt sich. Auch die folgenden Klassiker 'Wild Child' sowie 'Golgatha' (bei dem die anfänglichen Klargesangsparts erneut verdächtig präzise klingen, was gar nicht zu den etwas kratzigen Vocals im Lied davor passen mag) werden freudig aufgenommen. Selbst Blackie kommt dann bei 'I Wanna Be Somebody' mal aus den Hüften und post kräftig am Mikro. Als die Menschen in der Halle dann noch den Refrain mitsingen bzw. fast komplett übernehmen, kommt endlich auch ein Feeling wie zu WASPs guten alten Zeiten auf. Schade, dass dies erst zum Ende hin passiert. Als der letzte Ton verklungen ist, verabschieden sich die vier Herren unter ordentlichem Applaus und das Licht geht an. Im Hintergrund läuft dabei noch 'I Wanna ...' in der Version der JUMPIN JIMES, einer LA Swing Band. Das ist ganz witzig anzuhören, doch währenddessen strebt schon ein Teil des Publikums Richtung Merchstand, um sich mit den diversen Tourshirts oder sonstigen Goodies einzudecken. Allerdings ist die angebotene Ware doch recht hochpreisig, da kostet ein Girlie-Shirt stolze 30 Euro. Das hat sicherlich einige (incl. mir) davon abgehalten, ein Erinnerungsstück mitzunehmen. Daher verlassen auch wir so flott es die restlichen der knapp 1000 Zuschauer ermöglichen die Batschkapp. Und blicken mit etwas gemischten Gefühlen auf den vergangenen Auftritt zurück: Einerseits sind WASP und ihr Album Kult - das steht völlig außer Frage. Außerdem ist der Schwarz-Weiß-Film zur Story sehr gut umgesetzt und fesselnd gewesen. Ich jedoch hätte mir das ein oder andere Mal während der Show etwas mehr Action von den Musikern gewünscht. Vor allem von Blackie, der zeitweise richtiggehend abweisend wirkte, wenn er uns allen den Rücken kehrte. Zum Glück war das im zweiten Showteil, als die vier weiteren Songperlen präsentiert wurden, gänzlich anders und so honorierten es die Leute auch entsprechend mit viel mehr Enthusiasmus. Alles in allem war es also schon ein Erlebnis, dass sich so wohl nicht wiederholen wird. Setlist des 1. Showteils: The Titanic Overture The Invisible Boy Arena Of Pleasure Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue) The Gypsy Meets The Boy Doctor Rockter I Am One The Idol Hold On To My Heart The Great Misconceptions of Me Jonathan's Farewell (aus der Konserve) Setlist des 2. Showteils: Medley (aus der Konserve) L.O.V.E. Machine Wild Child Golgotha I Wanna Be Somebody I Wanna Be Somebody (Swing-Version der JUMPIN JIMES aus der Konserve) |
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