Kawir - Kydoimos

Review von Chaosswampchicken vom 29.04.2024 (9578 mal gelesen)
Kawir - Kydoimos KAWIR ist wieder so eine Band, über die ich im Vorfeld nicht viel wusste, das heißt für mich ganz viel Recherche und ich würde lügen, wenn ich sagen würde: Ich hasse das. Die Band wurde in der frühen griechischen Black/Pagan Metal-Szene der 90er Jahre gegründet und gilt als eins der Urgesteine eben dieser Szene. Der nun neunte Longplayer "Κυδοιμοσ" (übersetzt "Kydoimos", eine Gottheit, die den Klang und das Chaos des Krieges darstellt) zelebriert also auch 30 Jahre Bandhistorie. Was wir von dem neuen Material erwarten dürfen und wie es sich zu den anderen Alben unterscheidet, finden wir jetzt heraus. Was jedenfalls den hellenischen Extreme Metal betrifft, können sich KAWIR direkt hinter ROTTING CHRIST und SEPTIC FLESH einordnen, wenn man die Qualität und die Kontinuität in ihrem Output über die Jahre zu Rate zieht.

Der blinde Prophet

Opener 'Teiresias' (Ein blinder Prophet in der griechischen Mythologie), beeindruckt direkt mit einer bedrückenden, aber dennoch von Atmosphäre geladenen, Klangkulisse, prasselnder Regen, der Schrei einer Eule sowie das dunkle Aufheulen der Vocals von Porphyrion, sind nur ein paar der Besonderheiten im ersten Track von "Kydoimos". Den Opener, so wie einen weiteren Song des Albums, kennt man bereits von der EP "War Of The Giants" aus 2022. Die Einnahmen eben dieser Platte wurden damals zu 100% der Genesung ihres Gitarristen Therthonax gewidmet, der schwer erkrankt war. Ansonsten bekommen wir hier nach vorne treibendes Doublebass-Geprügel von Agisilaos, wütende Vocals und eine spannende Bassline. Bei 'Field Of Flegra' lässt man uns kaum Zeit zum Durchatmen, hier wird sogar durch die Flötenmelodien gewalzt, der Track ist auch ein gutes Beispiel für die hervorragende Arbeit an den Instrumenten auf diesem Album. Surrende Riffs mit ausschweifenden Keyboardparts von Dis Pater sowie nach vorne treibenden Leads sind hier das Gerüst. Hinzu kommen noch die harschen und kalten Vocals des Sängers, die den Song zu einem Genuss machen - zumindest für mich. Ein absolutes Highlight auf diesem Machwerk ist sicherlich die sich mit dem trojanischen Krieg befassende Trilogie, bestehend aus den Songs 'Myrmidons', 'Achilles & Hector', als auch 'Achilles Funeral'. Die beiden ersten sind der Dramaturgie entsprechend eher aggresiv und beißend, das epische 'Achilles Funeral' verfolgt da einen anderen Ansatz. Hier wird auf der Muttersprache der Hellenen eine theatralische Ansprache gehalten, all das untermalt die angedachte Stimmung zusätzlich.

Der Klang des Krieges

Nach diesem Epos kommen wir nun zum Titeltrack 'Kydoimos', der die gleiche auf Atmosphäre und Stimmung ausgelegte Klangkulisse, die in das Album einführte, hat. Er leitet uns nun hin zum Ende. Rohe und blank liegende schwarzmetalische Melodien werden von Chorklängen in der Bridge unterstützt, dazu die verachtenden und furiosen Vocals machen den Song zu einem würdigen Titeltrack. Bevor wir zum Closer kommen, wenden wir uns noch einem der Lieder zu, die mit einem Gastauftritt aufwarten können. Zum Einen ist das 'Hecatonchires', in dem Jim "Mutilator" Patsouris (ehemaliges Gründungsmitglied und erster Bassist von ROTTING CHRIST) mitwirkt. Verschiedene Blasinstrumente, schon zu Beginn zu hören, Schreie, die im Hintergrund hallen und immer wieder griechischer Sprechgesang; diese verschiedensten Klänge und Details fügen sich wunderbar in das Lied ein, es entsteht eine tolle Symbiose. Nun kommen wir zum Closer 'War Is The Father Of All', BATHORY-typische Marschrhythmen und das gemäßigtere Tempo lassen uns noch einmal in das antike Griechenland abtauchen, die Chorklänge wirken fast wie Abschiedsgesänge, bevor man in den Kampf zieht. Ein gelungener Abschluss für dieses musikalische Schlachtenepos.

Fazit

KAWIR haben mit "Kydoimos" ein starkes Album veröffentlicht. Ich habe zwar ein paar mehr Anläufe gebraucht, um das Konzept mit allen Details in seiner Gänze zu verstehen, aber bin damit zu dem Schluss gekommen, dass ich es unbedingt in meiner persönlichen Sammlung haben muss. Vieleicht wird auf dem einen oder anderen Lead etwas zu sehr "verhart" aber das ist auch eher Meckern auf hohem Niveau. Ihr solltet euch für die Scheibe ein wenig Zeit nehmen, um die vielen Kleinigkeiten herauszuhören. Wenn ihr euch in der düsteren, brachialen, aber auch in der verworrenen und melodischen Welt des Black Metal wohlfühlt, dann werdet ihr an "Kydoimus" viel Freude haben.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Teiresias (ΤΕΙΡΕΣΙΑΣ)
02. Fields Of Flegra (ΦΛΕΓΡΑΣ ΠΕΔΙΟΝ)
03. Centauromachy (ΚΕΝΤΑΥΡΟΜΑΧΙΑ)
04. Hecatonchires (ΕΚΑΤΟΓΧΕΙΡΕΣ)
05. Myrmidons (ΜΥΡΜΙΔΟΝΕΣ)
06. Achilles & Hector (ΑΧΙΛΛΕΑΣ ΚΑΙ ΕΚΤΟΡΑΣ)
07. Achilles Funeral (Η ΚΗΔΕΙΑ ΤΟΥ ΑΧΙΛΛΕΑ)
08. Echetlaeus (ΕΧΕΤΛΑΙΟΣ)
09. Kydoimos (ΚΥΔΟΙΜΟΣ)
10. War Is The Father Of All (ΠΟΛΕΜΟΣ ΠΑΝΤΩΝ)
Band Website: www.facebook.com/kawirofficial
Medium: CD
Spieldauer: 52:29 Minuten
VÖ: 19.04.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten