Slope - Freak Dreams

Review von Metal Marcus vom 23.03.2024 (8428 mal gelesen)
Slope - Freak Dreams Kennt ihr das, wenn ihr ein Album hört und direkt denkt: "Ah, das kommt bestimmt von jenseits des großen Teichs, direkt aus Amerika"? Exakt so ging es mir, nach dem Genuss der ersten drei Tracks von "Freak Dreams", dem zweiten Album der Band SLOPE. Umso überraschter war ich, als ich im Presse-Info las, dass diese Band aus Deutschland kommt und dann auch noch direkt bei mir um die Ecke, nämlich aus Duisburg. Den Pott verbinde ich in musikalischer Hinsicht eher mit Thrash Metal der Marke KREATOR und SODOM, aber ganz bestimmt nicht mit einer wüsten Mischung, die man in den 90er als Crossover, Rap-Metal oder Funk-Metal kannte. Wenn ihr bei den drei Begriffen schon zusammenzuckt, oder zumindest die Nase rümpft, dann lasst bloß die Finger von dieser Platte - doch jeder, der sich genau darauf einlassen kann, ist hiermit herzlich eingeladen, mit mir gemeinsam diese gemischte Tüte näher unter die Lupe zu nehmen.

Der Opener 'Talk Big' ist mit 4 Minuten und 6 Sekunden der zweitlängste Song des Albums und stellt direkt klar, was den Hörer erwartet: Philipp Jeske begrüßt uns funkig auf der Gitarre und die Rhythmus-Fraktion, bestehend aus Bassist Joshua und Drummer Patrick, stellt einen mörderischen Groove bereit, der den Körper unweigerlich in Bewegung versetzt. Auf der bereitgestellten Spielwiese toben sich die beiden Sänger Fabio und Simon aus. Mit dem Song hatte man mich vom ersten Moment in seinen Bann geschlagen, doch die Duisburger setzen noch eins obendrauf: Das bereits vorab als Single ausgekoppelte 'It's Tickin'' startet als wahres Groove-Monster, entwickelt sich im Mittelteil zu einem wilden Rap-Battle, um wieder schwer groovend und mit einem absolut mitsingbaren Part zu enden. Leider kann dieses Niveau in meinen Ohren nicht über die volle Spielzeit von gut 35 Minuten gehalten werden. Vor allem bei den eher kürzeren Songs wie 'Chasing Highs' (2:10), 'Hectic Life' (1:56) oder 'NBQ' (2:10) vermisse ich diesen WOW-Effekt, der sich bei den ersten Tracks einstellte. Doch zum Glück dreht die Scheibe hintenraus noch mal richtig auf und haut dem Hörer mit 'WHY SAD' und dem Titeltrack 'Freak Dreams' zwei famose Nummern um die Ohren, bevor man beim Abschlusssong 'Out Of The Blue Into The Black' gemeinsam mit den Kollegen der Band DELUMINATOR die Platte richtig böse und irrwitzig enden lässt.

Wenn man der Band etwas vorwerfen kann, so ist es der Umstand, dass man bei einigen Songs unweigerlich an die großen und erfolgreichen Bands aus diesem Metier denken muss. Wenn man funkig mit Gitarre und Bass begrüßt wird, kommen einem unweigerlich (ältere) RED HOT CHILI PEPPERS in den Sinn, während ich beim Gesang nicht selten an die BEASTIE BOYS denken musste. Witzigerweise werden auch genau diese Bands als Referenz auf dem Sticker auf der CD genannt, sodass man sich dieses Umstandes offenbar auch vollends bewusst ist. Im positiven Sinn wirkt das Album dadurch ein wenig wie ein gutes altes Mixtape aus der goldenen Zeit des Crossover. Die glockenklare und verdammt fette Produktion macht aber unmissverständlich klar, dass wir es hier mit einem brandaktuellen Werk zu tun haben.

In jeder gemischten Tüte verstecken sich immer ein paar Dinge, die einem einfach nicht schmecken wollen, bei mir wäre es etwas zu viel Lakritz. Bei SLOPE hält sich der Anteil an Lakritz allerdings in Grenzen, sodass ich in sehr weiten Teilen dieses Album sehr genossen habe. Wer sich von der Genre-Bezeichnung Crossover oder auch Rap-Metal/Funk-Metal angesprochen fühlt, sollte auf jeden Fall einen Griff in diese gemischte Tüte wagen. Die fette Produktion, die enorme Kreativität und vor allem der Ideenreichtum beim Verschmelzen verschiedener musikalischer Genres machen hier richtig viel Spaß. Leider will bei mir dann doch nicht jeder Song zünden und ich hätte mir noch zwei weitere Kracher der Marke 'It's Tickin'' oder 'Freak Dreams' gewünscht. Somit schrammt man knapp an einer richtig guten Wertung vorbei, die vielleicht dann beim dritten Album erreicht werden kann, auf welches ich jetzt schon wahnsinnig gespannt bin, denn diese Band sollte man auf jeden Fall im Auge behalten. TICK TICK TIME IS UP, YOU HAVE TO LEAVE THAT PATH!

Anspielempfehlungen: 'Talk Big', 'It's Tickin'' und 'Freak Dreams'.

Wertung: 7,5 rote scharfe Chilischoten

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
1. Talk Big 4:06
2. It's Tickin' 3:05
3. Chasing Highs 2:10
4. Nosedive 3:25
5. Hectic Life 1:56
6. It's Always You 0:23
7. True Blue 2:53
8. NBQ 2:10
9. WHY SAD 3:38
10. Ain't Easy 3:08
11. Freak Dreams 3:31
12. Out Of The Blue Into The Black 4:49
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 35:14 Minuten
VÖ: 02.02.2024

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