Kings Crown - Closer To The Truth

Review von baarikärpänen vom 11.11.2023 (7738 mal gelesen)
Kings Crown - Closer To The Truth Frontiers standen bei mir seit geraumer Zeit auf keinem guten Blatt. Ein Label, das gefühlt im Sekundentakt neue Alben auf den Markt wirft, die sich alle dadurch auszeichnen, dass sie beliebig sind. Eine Allstar-Band (meist eher B- oder C-Promis) nach der anderen wurde von den Label-Bossen aus dem Boden gestampft, denen Haus- und Hofkomponist Alessandro del Vecchio Songs zuschusterte, die allesamt nach dem Baukastenprinzip des Melodic Rock zusammengebastelt waren - austauschbar. Nicht nur Frontiers, sondern auch del Vecchio, der an sich ja ein begnadeter Songwriter/Musiker/Produzent ist, haben sich damit keinen großen Gefallen getan. Irgendwann in den letzten Monaten muss auch die Chefetage von Frontiers zu der Ansicht gekommen sein, denn was in den vergangenen Wochen auf Frontiers erschienen ist, das macht wieder mächtig Spaß und weiß sehr zu überzeugen. Für mich am herausragendsten dabei das Debut der schwedisch-englischen Band KINGS CROWN rund um Gitarrist und Bandgründer Martin Kronlund.

Da saß er also vor seinem Haus in Spanien, der Gitarrist Martin Kronlund (GYPSY ROSE, PHENOMENA). Und wenn man die Seele in der Sonne baumeln lässt, dann kommen die Ideen fast schon von alleine angeflogen. Eine dieser Ideen war, ein Hard Rock-Album aufzunehmen, im Stile der 70er, mit einer modernen Produktion. Fehlten nur noch die nötigen Mitstreiter, aber die waren schnell in Gestalt von Sänger Lee Small (PHENOMENA, SWEET), Anders Skoog (Keyboards), Pontus Engborg (Drums) und Bas Berra (Bass) gefunden. Die Arbeiten am Debut "Closer To The Truth" konnten beginnen. Und das, meine Damen und Herren, ist ein Album, wenn nicht sogar DAS Album, das - so fern man auf diese Art Hard Rock steht - auf jede Einkaufsliste gehört.

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Sollten dem/der einen oder anderen beim Blick auf das Cover WHITESNAKE in den Sinn kommen und er/sie entsprechende Musik erwarten, dann liegt er/sie gar nicht mal so falsch. Ging mir auf jeden Fall so. Aber KINGS CROWN laufen gar nicht erst in die Falle, zu einem Rip-Off der weißen Schlange zu verkommen. Weniger VANDENBERG, dessen neues Album ja auch erst erschienen ist, dafür mehr eigene Note. Wenn man Hard Rock im Stile der 70er spielt, dann liegt es natürlich auf der Hand, sich auch bei Coverdale seine Inspirationen zu holen. Aber eben nicht nur. Es gab ja noch andere Bands, die diese Ära geprägt haben, unter anderem DEEP PURPLE, LED ZEPPELIN und RAINBOW (ich höre gar ein wenig frühe ALCATRAZZ raus). So verwundert es dann auch nicht, wenn zum Beispiel ein Song wie 'Servant' ganz dezent an ZEPPELIN erinnert, Lee Small an Plant. Aber schon bei diesem Song wird klar, wie geschickt KINGS CROWN ihre Songs geschrieben haben. Da ist bei allen Referenzen zu anderen Bands immer eine eigene Handschrift zu erkennen. Besonders deutlich wird diese bei den "fetzigeren" Stücken auf der Scheibe, 'Still Alive', 'Stranger' oder auch 'Down Below'. Dem gegenüber stehen dann die gebremsten Nummern wie das balladeske 'Standing On My Own' oder das bluesrockige 'Stay The Night', die geschickt über das Album verteilt sind. Und dann wären ja noch die Songs "in between", wie 'Closer To The Truth', welches mich besonders an Graham Bonnet und ALCATRAZZ auf "No Parole From Rock 'n' Roll" erinnert hat, vor allem was den mehrstimmig gesungenen Chorus betrifft. Man darf KINGS CROWN attestieren, dass wirklich (fast) alles auf "Closer To The Truth" kompetent umgesetzt ist. Das beginnt beim tollen Gesang von Lee Small, der sich eben nicht wie ein zweiter Coverdale anhört, setzt sich fort bei der Gitarre von Martin Kronlund, der sich ganz tolle Riffs und Soli aus dem Handgelenk schüttelt und endet bei den Keyboards von Anders Skoog, der eben nicht nur Hammond-Sounds verwendet, sondern auch andere Spielereien gekonnt einbaut. Einzig mit der Produktion tue ich mich etwas schwer, was natürlich an meinem Vorab-Download des Labels liegen könnte. Aber genau diese Produktion, sollte sie denn auch so auf dem Finished Product sein, ist mir etwas zu "modern". Vor allem den Drums fehlt der erdig klingende Punch. Aber hey, die Qualität der Songs an sich sollte dafür mehr als entschädigen.

KINGS CROWN gehen fast zeitgleich mit den ähnlich gelägerten VANDENBERG mit ihrem Debut ins Rennen. Bei aller Klasse ihres Konkurrenten (dem ich locker mal acht Punkte gegeben hätte), haben KINGS CROWN für meinen Geschack eindeutig die Nase vorne. Ganz einfach, weil sie eigenständiger tönen, was ja schon ein kleines Kunststück ist, wenn man bewußt eine Scheibe im Sinne der großen Vorbilder schreiben und veröffentlichen will. Von meiner Seite achteinhalb Punkte. Und wer sich nicht am Sound stört, der darf noch einen halben Punkt addieren.



Gesamtwertung: 8.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. It's Too Late
02. Servant
03. Still Alive
04. Standing On My Own
05. Stranger
06. Down Below
07. Stay The Night
08. Closer To The Truth
09. I Will Remember
10. Don't Hide
11. Darkest of Days
Band Website: www.facebook.com/kingscrowntheband/
Medium: CD, Digital
Spieldauer: 46:27 Minuten
VÖ: 13.10.2023

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