Crystal Throne - Crystal Throne

Review von baarikärpänen vom 10.12.2021 (8554 mal gelesen)
Crystal Throne - Crystal Throne Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich in Frankreich einiges tut in Sachen Heavy Metal. Und da spreche ich jetzt nicht eine Band wie GOJIRA an, auch nicht die vielen Black Metal-Truppen, sondern vor allem die Bands, die sich dem "wahren Stahl" verschrieben haben. Alle die also, die tief in den traditionellen Werten stecken. Einige äußerst spannende Vertreter sind zum Beispiel ADX, EXISTANCE, HERZEL oder auch TENTATION, und natürlich auch die wiederbelebten SORTILÈGE. Darf man in dem Zusammenhang von einer New Wave of French (True) Heavy Metal sprechen? Ich möchte das fast bejahen, denn kaum hat man die eine Band wohlwollend abgefeiert, steht schon die nächste in den Startlöchern. So wie die aus dem Nordosten von Frankreich stammenden CRYSTAL THRONE, die soeben ihr selbstbetiteltes Debut veröffentlicht haben.

imgcenter


CRYSTAL THRONE bestehen seit 2019 und haben einige Mitglieder in ihren Reihen, die zuvor schon bei anderen Bands Erfahrung sammeln durften, so Bassist Jefferson Brand bei den technischen Deathern CATALYST oder Sänger Terry DeFire bei den belgischen Heavies/Speedstern HORACLE. Nun haben CRYSTAL THRONE recht wenig mit technischem Death oder Speed Metal zu tun, denn die Jungs verorten sich eher im progressiven Heavy Metal und zählen unter anderem FATES WARNING oder auch QUEENSRÿCHE zu ihren Einflüssen. Zum Glück, möchte ich fast sagen, beziehen sich CRYSTAL THRONE eher auf die Frühphase genannter Truppen, also einer Zeit vor "Perfect Symmetry" oder vor "Empire". Also auf Scheiben, auf denen Heavy Metal noch groß geschrieben wurde (je nachdem, wie man es sieht). Der Anteil an reinen Metal-Sounds ist dann auch bei CRYSTAL THRONE recht hoch und macht das Debüt zu einem ganz feinen Ding.

So verwundert es dann auch nicht, dass "Crystal Throne" mit einem kurzen Instrumental, 'Fate & Tragedy', eröffnet wird und der Song durchaus an progessive Acts denken lässt. Genau die bleiben aber schon beim anschließenden 'Rise To Glory' über weite Strecke brav vor der Tür, denn der Song hat ordentlich Dampf zu bieten, was auch am Riffing liegen dürfte, das eher an Speed Metal erinnert. Überhaupt zeigt sich hier bereits, warum Gitarrist Max Waynn gerade Jason Becker zu seinen Vorbilder zählt. Was soll ich sagen, Max Waynn macht seinem Vorbild alle Ehre, denn was er auf allen Songs des Albums an Soli auspackt, das ist schon bemerkenswert, verkommt aber niemals zur Solo-Show. Auch das direkt nachfolgende 'Timespace' kann mit Tempo punkten, und hier wird zum ersten Mal klar, warum sich CRYSTAL THRONE gerade QUEENSRÿCHE als Inspiration ausgesucht haben. Denn der Song steht ganz im Geiste der legendären EP und von "The Warning" der Prog-Götter aus Seattle. Gut übrigens, dass Sänger Terry DeFire hier erst gar nicht versucht, einen Geoff Tate zu imitieren, was ja sehr oft nur schiefgehen kann. So überzeugt er lieber mit seiner eigenständigen Stimme, die sich auch in hohen Lagen gut macht. Eine durchaus interessante Mischung gibt es auf 'Shades Of Existance' zu hören, wenn für meine Ohren NWoBHM auf mittachtizger IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST trifft, teutonischer Stahl (manche Parts erinnern mich gar an RUNNING WILD) auf Progressive Metal. Ebenso aufhorchen lässt dann auch 'Steelbirds'. Zum einen durch seinen Beginn, der klassisch angehaucht an Yngwie Malmsteen denken lässt, nur um in einen Banger überzugehen, der, obwohl progessiv ausgerichtet, an die alte französische Schule erinnert. 'Foreshadowed Sands' mit seinem zu Beginn sehr gedrosselten Tempo, lässt mich wieder an IRON MAIDEN denken, hat aber einige wirklich abgefahrene Prog-Passagen, die richtig Spaß machen. Für mich der Track, der sich hin und wieder auch an modernen Sounds orientiert. Vielleicht auch der sperrigste Song auf "Crystal Throne", was absolut nicht nachteilig zu verstehen ist. Vor allem bietet er auch Drummer Alex Gricar und Bassist Jefferson Brand Raum, um zu zeigen, was sie können. Wo wir eben schon bei den modernen Einflüßen waren, auch 'Valkyrie Ride', obwohl ein eher auf traditionellen Metal ausgerichteter Banger, hat einige zu bieten, unter anderem die gezielt und passend eingesetzten Growls. Eine wahre Abrissbirne haben CRYSTAL THRONE mit 'Mechanical Tyranny' an vorletzter Stelle des Albums geparkt. Nicht nur der Titel des Songs lässt an VOIVOD denken, sondern auch die musikalische Umsetzung, die geschickt the best of both worlds verbindet. Einerseits thrashige Parts, andererseits immer truemetallisch. 'Crystal Warrior', der längste Song des Albums, beschließt "Crystal Throne". Und hier macht Terry DeFire es doch, denn vor allem zu Beginn des Songs erinnert er mich an Geoff Tate. Alles in allem ist 'Crystal Warrior' der Track, der sich am ehesten als reiner Progressive Metal bezeichnen lässt. Für meinen Geschmack haben CRYSTAL THRONE mit diesem Song, der im Gegensatz zum Rest des Materials fast getragen erscheint, einen schönen Schlusspunkt unter ihr Debüt gesetzt. Ein Debüt übrigens, das nicht auf Nummer sicher geht, denn dafür fordert das Album den Hörer zu sehr, trotz der zwei Songs, die relativ straight um die Ecke kommen. Aber genau die haben CRYSTAL THRONE geschickterweise direkt am Anfang platziert, was den Hörer nicht gleich auf eine Probe stellt. Geschickt übrigens auch die Wahl von Velio Josto für das Artwork, der unter anderem schon für RIOT V oder ENFORCER ganze Arbeit geleistet hat. Auch wenn CRYSTAL THRONE noch ohne Label sind, weiß auch die Produktion zu überzeugen. Gerade in den zurückliegenden zwei Jahren ja immer so eine Sache, wo nie klar war, ob und wie eine Band sich zu den Aufnahmen treffen konnte und sehr oft getrennt voneinander die Files hin- und hergeschickt wurden.

Mich haben ja schon TENTATION oder EXISTANCE mit ihren neuen Alben überzeugt. War deren Musik durchaus als straight zu bezeichnen, liefern CRYSTAL THRONE mit ihrer interessanten Mischung aus Progessive Metal und traditionellem Stahl nochmal ein echtes Ausrufezeichen aus Frankreich. Wer also etwas mit dieser Mischung anfangen kann, obendrauf noch einen echten Könner an den sechs Saiten zu schätzen weiß, der macht sich umgehend auf den Weg und besucht die Jungs auf Bandcamp. Wer schnell genug ist, bekommt vielleicht auch noch eine der auf 200 Stück limitierten Vinyl-Scheiben.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. Fate & Triumph
02. Rise To Glory
03. Timescape
04. Shades Of Existence
05. Steelbirds
06. Foreshadowed Sands
07. Valkyrie Ride
08. Mechanical Tyranny
09. Crystal Warrior
Band Website: www.facebook.com/crystalthronetrve/
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 47:17 Minuten
VÖ: 24.11.2021

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten