Interview mit Liam von Cancer Bats

Ein Interview von Wulfgar vom 03.05.2010 (17051 mal gelesen)
Anlässlich der neuesten Veröffentlichung aus dem Lager der CANCER BATS war Frontröhre/Gesellschaftskritiker/Lyrikus Liam Cormier so freundlich uns einen umfassenden Überblick zu verschaffen.

Als erstes mal herzlichen Dank, dass ihr Bleeding4metal.de ein Interview gewährt.

Ihr habt just euer drittes Album "Bears Mayors Scraps and Bones" fertiggestellt. Wie kommt es dazu, dass ausgerechnet diese 4 Wörter den Namen des Albums bilden?

Liam: Der Name ist eine Referenz an die 4 Bandmitglieder, jedes der 4 Wörter ist einer unsere Spitznamen. Ich wollte wirklich dass der Name des Albums reflektiert, dass die CANCER BATS ein festes Line Up haben, dass aus diesen 4 Typen besteht. Soll eigentlich heißen: Das ist es was wir jetzt zusammen erreichen können und genauso klingt die Band! Auf unserem letzten Album hatten wir keinen Bassisten und wir schrieben es als 3er mit Jaye, der kurz nachdem wir aus dem Studio raus waren, in die Band kam. Ich wollte damit genau den Punkt herausheben, dass wir seit diesem Album das stärkste Line Up haben das wir je hatten und endlich genau die Art von Musik machen können, die wir immer machen wollten.

Aber jetzt zum Album an sich. Hattet ihr Schwierigkeiten? Ich frage nur weil es manchmal heißt, die Aufnahmen für das 3. Album wären irgendwie verflucht.

Liam: Lustig, dass man das so sagt, weil es eigentlich fast das leichteste war. Jetzt Jaye in der Band zu haben, hat den ganzen Schreibprozess unheimlich vereinfacht. Wir mussten nicht raten wie der Song mal klingen könnte oder wie viel härter wir ihn hinterher im Studio hinbekommen würden. Wir wussten von Beginn an, wie sich Sachen anhören und wie es Tag für Tag klingen würde, also war alles wesentlich entspannter. Ich denke auch, wir haben aus Fehlern, die wir auf den vorigen beiden Alben gemacht haben, gelernt, was dieses Mal nicht passieren sollte oder Probleme zu vermeiden, denen wir schon mal begegnet sind. Alle Korrekturen die wir machen konnten, haben wir sortiert und letztenendes gemacht noch lange bevor wir auch nur einen Fuß in das Studio gesetzt haben. Es ist schön zu wissen, dass man was gelernt hat, nachdem man jeden Fehler begangen hat wie er im Buche steht, haha.

Man findet Alben mit 14 Songs heutzutage nicht allzu oft. Es scheint so als hättet ihr in der Schreibephase ziemlich viele Ideen gehabt, richtig?

Liam: Klaro, für uns war es eine echt schwere Entscheidung, welche Songs nicht auf dem Album sein werden, weil wir sie alle lieben und von allen denken, dass sie richtig geil sind. Letztenendes haben wir uns für 14 Songs entschieden und haben 2 für B-sides gelassen. Ich denke dass man dieser Tage, wo kaum noch jemand tatsächlich Alben kauft, gut daran tut den Leuten etwas zu geben, das ihr Geld wert ist. Ganz nebenbei fühle ich mich immer ein wenig verarscht, wenn Alben zu kurz sind. Ich hoffe einfach mal, dass wir die Aufmerksamkeit der Kids lange genug aufrecht erhalten können.

Ihr spielt eine moderne Mixtur aus Hardcore, Punk und Metal. Ist das ein Gemisch aus euren persönlichen Musikgeschmäckern, oder sind das genau die Stile, die ihr schon immer verbinden wolltet?

Liam: Wir sind alle riesige Musikfans und hören selbst alle möglichen Arten Musik, so dass das was wir spielen letzlich nur eine Ausgeburt unserer 4 verrückten Gehirne ist. Ich denke auch, es macht uns einfach mehr Spaß verschiedene Stile zu verwirklichen, anstatt ein komplettes Set nur mit schnellen oder langsamen Songs zu spielen, oder so. Ich für meinen Teil mag die unterschiedlichen Vibes weil sie es meiner Meinung nach wesentlich interessanter machen durch unser Set zu ackern.

Wenn ich mir die Songs ins Gedächtnis rufe, schwebt mir 'Black Metal Bicycle' als erstes durch den Kopf. Sicher wegen dem Titel, der im Song selbst gar nicht erwähnt wird. Worum geht es in dem Song eigentlich?

Liam: Der Song handelt von mir selbst, aber auch von jedem der schonmal von anderen be(vor)urteilt wurde, die keine Ahnung hatten, wo du herkommst. So oft im Leben denken Leute, dass wir diese rauen, derben Typen sind, weil wir bärtig sind, schwarze Klamotten anhaben und in dieser lauten Band spielen oder sie denken, wir wären die total hängengebliebenen Arschlöcher, wobei wir uns in Wahrheit nicht krasser davon unterscheiden könnten. Zu viele falsche Vorstellungen in der Welt und ich weiß wie frustrierend das für mich sein kann. Darum gehts in diesem Song.

Ich denke 'We are the undead' ist eins der Sahnehäubchen auf dem Album, was hat euch zu diesem Song inspiriert?

Liam: Das ist auch einer meiner Lieblingssongs! Der Song handelt von uns und unseren Freunden, die immer noch da draußen unser Ding machen und dabei die beste Zeit haben. Es gibt so viele Leute, die irgendwann fühlen, dass sie ihre Träume ab einem gewissen Alter in den Wind schießen müssen, weil sie Druck verspüren einen ordentlichen Job zu kriegen oder ne Familie zu günden. Und dieser Song will sagen: Scheiß drauf! Wir leben weiter so wie es kommt und haben für immer die beste Zeit.

Spricht man nun über die innere Bedeutung eurer Lieder, ist mehr oder weniger klar ersichtlich, dass ihr Sozial- und Gesellschaftskritik auf eure Fahnen geschrieben habt. Wie kommentiert ihr das?

Liam: Ich denke das sind die Hauptpunkte, die ich anzuschneiden versuche und mit möglichst vielen Beispielen aus meinem eigenen Leben versehe, um die Botschaft nach außen zu tragen. Ich fühle wie Leute, die den Songs zuhören und die Lyrics lesen, ihre eigenen Leben damit identifizieren können, möglicherweise durch Erfahrungen, die ich gemacht habe und sie fühlen, dass sie nicht die einzigen sind, die sich in solchen Situationen so und so fühlen. Ich mag den Gedanken, dass dergestalt eine solche Verbindung entstehen kann und diejenigen die uns hören oder lesen wissen werden, dass wir darin zusammen sind und unsere Songs genauso für sie gemacht sind, wie sie für uns sind.

Jetzt mal zu was anderem. DOWN werden ziemlich oft als einer eurer großen Einflüsse genannt. Ich persönlich fand es relativ schwer diesen Aspekt aus eurer Musik herauszuhören, mal abgesehen von eurem Song 'Raised Right'. Geht ihr jetzt mehr eigene Wege, anstatt euch an diese Art Wurzeln zu halten?

Liam: Unserer Ansicht nach zeigt 'Raised Right' sehr viel von dem Einfluss, den die ganze NOLA Szene, wo DOWN, CORROSION OF CONFORMITY, EYEHATEGOD, ACID BATH und Tonnen anderer Bands herstammen, auf uns hat. Ich denke auch dieser Song zeigt unsere Stoner-Metal Seite auch ganz gut, wo Bands wie ELECTRIC WIZARD, CHURCH OF MISERY, BLACK MOUNTAIN, DEAD MEADOW und sowas zu Hause sind. Für uns bedeutet es Spaß die Idee auszureizen, was unsere Band sein kann und speziell für mich, wie es klingt neue Sachen mit meiner Stimme auszuprobieren, während man zeitgleich versucht es immernoch brutal und heavy klingen zu lassen. Außerdem liebt meine Mutter diesen Song.

In der Vergangenheit habt in schon in Europa getourt, wie hat es euch hier gefallen?

Liam: Wir lieben es in Europa zu sein. Wir haben hier haufenweise Gigs hingelegt seit wir 2006 das erste Mal hier waren und jetzt kennen wir haufenweise super Locations in allen möglichen krassen Städten mit haufenweise Fans und Freunden, was für uns natürlich fantastisch ist. Mit dem neuen Album werden wir in Europa unterwegs sein und wir können es alle gar nicht abwarten.

Es ist bei uns im Bleeding4Metal die Tradition die letzten Worte des Interviews euch zu überlassen.

Liam: Ich möchte nur jedem danken der uns in den letzten Jahren unterstützt hat und ich hoffe, ihr mögt das neue Album. Ich kann es kaum erwarten, mit jedem von euch auf einer unserer Shows zu feiern. Ah und danke dass ihr das Interview macht!

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