Interview mit Sebastian "SEB" Sippola von Grand Magus

Ein Interview von Elvis vom 28.01.2011 (26936 mal gelesen)
Vor der Show im Vorprogramm von MOTÖRHEAD und DORO gab uns GRAND MAGUS-Drummer SEB ein paar Einblicke in den Songwriting-Prozess der Band, das Tourleben und GRAND MAGUS im allgemeinen. Lest selbst, was der workarge Schießbudenzauberer zu Legenden und der Zukunft des Metal zu sagen hat - viel Spaß!

Hallo SEB, freut mich, Dich zu treffen und dieses Interview mit Dir machen zu können. Seit wann seid Ihr jetzt mit MOTÖRHEAD auf Deutschland-Tour?

Sebastian "SEB" Sippola: Die Tour hat am 30. November angefangen, heute ist somit erst der dritte Gig mit MOTÖRHEAD.

Auch, wenn's noch früh ist, wie läuft's bislang so?

Sebastian "SEB" Sippola: Gut! Die Reaktionen waren sehr, sehr, sehr gut. Grade, wenn man sieht, dass wir die erste Band des Abends sind und nach uns noch DORO vor MOTÖRHEAD spielt, sind die Reaktionen der Fans richtig, richtig, richtig gut!

Wie seid Ihr denn zu dieser Tour dazugekommen?

Sebastian "SEB" Sippola: Ich hab' keine Ahnung, es war letztlich die Plattenfirma. Wir bekamen eben die Chance, mit ihnen auf Tour zu gehen.

MOTÖRHEAD sind ja heute eine echte Legende im Geschäft. Sie machen jedes Jahr diese Touren am Jahresende in Europa und die Hallen werden immer größer. Wie fühlt man sich, wenn man mit einer solchen großen, ehrwürdigen Band unterwegs ist?

Sebastian "SEB" Sippola: Es ist fantastisch, wie Du schon sagst, sie sind eine legendäre Band. Mein erstes MOTÖRHEAD-Album habe ich mit dreizehn Jahren gekauft, das war "Iron Fist". Wer hätte damals gedacht, dass ich mal mit der Band auf Tour sein würde heute? Das ist schon außergewöhnlich, ich bin da ziemlich glücklich.

Immerhin haben MOTÖRHEAD ja auch einen schwedischen Drummer, das ist ja eine Verbindung zu GRAND MAGUS.

Sebastian "SEB" Sippola: Klar, Mikkey Dee. Wir haben ihn getroffen und ein bisschen auf Schwedisch mit ihm geplaudert (lacht).

DORO ist ja ebenso ein großer Name in der Metalwelt. Das ist wirklich ein feines Paket für die Fans.

Sebastian "SEB" Sippola: Ja, absolut!

Euer aktuelles Album "Hammer Of The North" hat ja allgemein sehr gut abgeschnitten, auch bei uns gab's vom Kollegen 10 von 10 Punkten dafür. Was kommt Deiner Meinung nach als Nächstes?

Sebastian "SEB" Sippola: Tatsächlich war ja jedes GRAND MAGUS-Album anders. Nicht alle waren der Metal, den wir jetzt spielen. Wir haben mittlerweile unseren Stil gefunden, wenn man das so sagen kann, die Weise, in der wir die Musik in der Band eben spielen.

Den Stil habt Ihr über die Jahre entwickelt?

Sebastian "SEB" Sippola: Ja, schon seit ich 2006 der Band beigetreten bin, kann die Band die Art von Musik machen, die sie spielen möchte, wenn Du verstehst. Das ist sehr gut für mich und die ganze Band.

Wo "Hammer Of The North" so positiv aufgenommen wurde, denkst Du, dass da auch ein gewisser Druck für den Nachfolger entsteht?

Sebastian "SEB" Sippola: Wenn wir Songs schreiben, ist das immer Teamarbeit. JB kümmert sich um die Texte und Melodien, aber die Musik als solche ist Teamwork. Wir denken nicht darüber nach, was wir müssen - sicher, wir müssen großartige Songs schreiben. Aber am Anfang wissen wir deswegen noch nicht, wo das jeweils endet, wenn der Songwriting-Prozess anfängt, ob es gut oder schlecht wird. Wenn's schlecht ist, kommt's eben in die Tonne.

Beim Songwriting kann man ja unterschiedlich an die Angelegenheit herangehen. Man kann einfach die benötigte Anzahl an Songs für das Album schreiben oder man kann ebenso viele Songs schreiben und die besten davon herauspicken. Wie macht Ihr das bei GRAND MAGUS?

Sebastian "SEB" Sippola: Wir schreiben nur die Songs, die wir auch wirklich aufnehmen. So war's immer, so haben wir's stets gemacht.

Genau auf den Punkt.

Sebastian "SEB" Sippola: Nico von ENTOMBED hat sich die Songs vorher mal angehört und ein paar kleine Änderungen vorgeschlagen, bevor wir sie aufgenommen haben. Wir haben auch ein paar Demos gemacht und einen Bonustrack aufgenommen.

Das ist ja der übliche Weg.

Sebastian "SEB" Sippola: So will man das eben in dem Geschäft für die Japan-Version. Aber es ist ein guter Song, ein wirklich fantastischer, großartiger Track.

Ich mag die Herangehensweise. Wo liegt Deiner Meinung nach der Vorteil?

Sebastian "SEB" Sippola: Sicher kann man z.B. 30 Songs machen, aber wenn Du doch schon weißt, dass Du nur zwölf davon nehmen wirst, kannst Du auch gleich nur die Songs schreiben, die Du auch aufnimmst. Ich weiß gar nicht, wie man es ernsthaft anders machen sollte. Klar, wenn Du 30 Songs hast, ist das schon toll. Aber wenn die alle richtig, richtig, richtig gut sind, dann wird's schwer mit der Auswahl (lacht).

Wie stellt Ihr sicher, dass die Qualität für Euch stimmt? Ist das nur das Feeling der Band, von Euch drei also, oder spielt Ihr das Material auch mal anderen Leuten, abgesehen vom Produzenten, vor, sprich Familie oder Freunde?

Sebastian "SEB" Sippola: Nein, das machen wir nicht. Die Songs spielen wir anderen Leuten währenddessen nicht vor, auch nicht Freunden. Wir sprechen einfach drüber und wenn einer den Song nicht mag, dann ist der Titel raus.

Also eine Teamentscheidung?

Sebastian "SEB" Sippola: Ja, absolut. Manchmal kommt JB mit einem Riff an und mag es nicht ganz so sehr. Wenn Fox und ich das dann großartig finden, nehmen wir's trotzdem auf (lacht). Ich spiele Schlagzeug, von daher habe ich nicht sonderlich viele Riff-Ideen. Für JB ist das z.B. recht hart. Manchmal ist es nicht einfach, jemand anderem klarzumachen, ob es gut oder schlecht ist.

Ihr solltet an sich am besten wissen, was richtig und falsch für GRAND MAGUS ist. Magst Du diese Studioarbeit oder spielst Du lieber live?

Sebastian "SEB" Sippola: Ich bin eher der Live-Typ. Im Studio ist es oft anstrengend, weil alles so perfekt sein muss, während man live einfach mit Feeling spielen kann. Im Studio geht's dagegen gar nicht ums Feeling, sondern alles muss nur besonders gut sein.

Die meisten Bands spielen heute im Studio ja eh nicht mehr zusammen, sondern mischen nur noch aus diversen Spuren zusammen.

Sebastian "SEB" Sippola: Nun, so läuft's halt heute. Wir machen zumindest das Grundgerüst live üblicherweise.

Welchen Song von "Hammer Of The North" spielst Du denn am liebsten live?

Sebastian "SEB" Sippola: 'Hammer Of The North'. 'I, The Jury' ist auch gut. Eigentlich sind die alle gut, aber wir haben ja nur 30 Minuten Spielzeit zur Verfügung.

Wie schwer ist es, die Songs für ein solches Set rauszupicken?

Sebastian "SEB" Sippola: Das is ziemlich hart, aber da wir das neue Album promoten müssen, steht das natürlich eher im Vordergrund. Wir spielen sechs Songs, das sind genau die 30 Minuten.

Wo Ihr an sich mit jedem Album größer geworden seid, denkst Du, es ist weiterhin Platz für die Songs vom Anfang der Karriere? Wollen die Fans die überhaupt noch hören heute?

Sebastian "SEB" Sippola: Sicher gibt es auch Fans, die Sogns vom ersten Album hören wollen. Für einen Gig dieser Länge können wir aber nicht alle Alben abdecken. Das geht eher mal bei einer Festivalshow.

Die Festivalshwos sind ja vor allem dazu da, neue Fans zu bekommen und Promotion zu machen, neue Leute an die Band heranzuführen. Was gefällt Dir persönlich besser?

Sebastian "SEB" Sippola: Das stimmt schon. Wir können eben nicht auf Tour gehen und mal eben vor 5.000 Leuten am Abend spielen. Das ist schon sehr gut für uns. Wenn wir alleine touren, können wir am Abend vielleicht vor 500 Leuten spielen. Trotzdem kommen nach der Show viele Leute und kaufen zum Beispiel das neue Album am Merchandise-Stand.

Magst Du diese eher intimeren Clubs und Hallen, wo man näher an den Fans ist?

Sebastian "SEB" Sippola: Nah an den Fans sind wir auch jetzt schon, da wir ganz am vorderen Bühnenrand sind. Die kleinen Clubs mag ich auch gerne. Trotzdem, die großen Bühnen sind auch toll.

Mehr Platz für Euch.

Sebastian "SEB" Sippola: Genau, mehr Platz und besserer Sound. Und mehr Leute.

Wenn Du an Merchandise denkst, eine Band wie MOTÖRHEAD hat z.B. diesen charakteristischen Schriftzug und Snaggletooth als Maskottchen. Sie haben Massen an Merchandise. Ihr seid da eher sehr bodenständig.

Sebastian "SEB" Sippola: Das ist unser Stil. Wir halten es gerne einfach. Das ist meiner Meinung nach eh am besten.

Ihr konzentriert Euch also lieber auf die Musik und wollt nicht wie KISS werden.

Sebastian "SEB" Sippola: Oh, natürlich schon, dann würden wir nämlich richtig Kohle scheffeln (lacht).

Merchandise ist heute ja neben dem Tourgeschäft eine sehr wichtige Einnahmequelle. Abgesehen davon, dass die Ticketpreise jedes Jahr steigen, brauchen selbst die großen Bands die Tourneen ja, um ihr Geld zu verdienen. Arbeitet Ihr immer noch nebenher?

Sebastian "SEB" Sippola: Ich auf jeden Fall, es ist aber ein Teilzeitjob.

So etwas in der Art hatte ich auch in einem älteren Interview mal gelesen. Ist das in gewisser Weise vielleicht auch ein Vorteil? Oder wäre es Dir anders lieber?

Sebastian "SEB" Sippola: Es gibt so viele Bands da draußen und vielleicht wird diese Tour für uns alles verbessern. Bislang kann ich noch nicht vollends von der Musik leben. Im März gehen wir mit einer großen Band vier Wochen auf Tour, vor allem in Deutschland. Im Sommer kommen dann natürlich die Festivals. Was im Herbst ist, wissen wir noch nicht, vermutlich steht wieder eine Tour an.

Wie lange werdet Ihr schätzungsweise für "Hammer Of The North" touren?

Sebastian "SEB" Sippola: Ich nehme an, das ganze nächste Jahr.

Und dann geht's wieder zurück ans Schreiben?

Sebastian "SEB" Sippola: Ende nächsten Jahres, ja.

Das nächste Album können wir als erwarten für...

Sebastian "SEB" Sippola: ...2012.

Was möchtest Du mit GRAND MAGUS gerne erreichen?

Sebastian "SEB" Sippola: (lacht) Ich weiß es nicht.

Kein spezieller Traum oder sowas in Sicht...?

Sebastian "SEB" Sippola: Ich würde gerne von der Musik leben können. Vielleicht ein bisschen populärer werden und mal in den Staaten touren.

Warst Du schon mal in den Staaten?

Sebastian "SEB" Sippola: Nicht mit GRAND MAGUS.

Irgendwelche Aussichten bislang?

Sebastian "SEB" Sippola: Derzeit konzentrieren wir uns auf Europa. Vielleicht gibt's noch ein paar Japan-Daten.

Bei mir ist der letzte Aufenthalt in den Staaten zwar schon ein bisschen her, aber das Internet gibt einem ja ein bisschen Einblick, was da ungefähr los sein könnte musikalisch. Denkst Du, es ist schwer für Euren Musikstil dort hinzugehen und richtig Erfolg zu haben?

Sebastian "SEB" Sippola: Nein, das denke ich an sich nicht. Wir haben meines Wissens nach ziemlich viele Fans dort drüben, die uns gerne auf Tour sehen würden. Es gibt meiner Meinung nach jede Menge Bands, die diesen schnelleren Metal spielen. Wir spielen einen klassischen Metal, da gibt's schon einige Leute, die das gerne hören möchten.

Das könnte in der Tat ein Markt sein. Heute klingen ja viele Bands ziemlich austauschbar. Oft kann man noch nicht mal wirklich einen Unterschied zwischen den Songs merken.

Sebastian "SEB" Sippola: Ich weiß. Selbst höre ich nicht besonders viel Musik. Ich bin da eher von der alten Schule - RAINBOW, BLACK SABBATH, das sind die Sachen, die ich mir anhöre. Die anderen Jungs hören eher andere Sachen.

Wo Du RAINBOW und BLACK SABBATH erwähnst, dieses Jahr mussten wir ja leider den Tod von Ronnie James Dio beklagen. Er hat ja nie groß über sein Alter gesprochen und immer gesagt, dass letztlich nur die Musik zählt. Dennoch, wir näheren uns einem Zeitpunkt, an dem die ganzen Legenden nach und nach wegsterben werden.

Sebastian "SEB" Sippola: Wir sind noch da (lacht)!

Es ist schwer vorstellbar, dass sogar Lmmy irgendwann seinen Hut nehmen wird, oder?

Sebastian "SEB" Sippola: Ja, er macht das schon gefühlt seit Ewigkeiten.

Hätte man das vor dreißig Jahren erwartet? Kaum zu glauben, dass er mittlerweile Mitte 60 ist.

Sebastian "SEB" Sippola: Mich macht das immer etwas nachdenklich, was ich in dem Alter tun werde, wenn ich selbst 60 bin. Vielleicht nicht unbedingt dasselbe, aber man weiß es nie.

Würdest Du's in Betracht ziehen?

Sebastian "SEB" Sippola: Klar, aber das ist schwer zu sagen. Vielleicht werden wir dann noch spielen. Möglicherweise ändern wir auch unseren Stil und spielen Country.

Bisschen weg von Eurem derzeitigen Stil, aber METALLICA haben ja auch eine Entwicklung hinlegen wollen. Vor Jahren habe ich mich ab und an gefragt, ob die ganze alte Garde in Würde und mit Stil altern kann, aber Lemmy ist der Beweis, dass es geht.

Sebastian "SEB" Sippola: Absolut.

Wo Ihr Euch jetzt auf das aktuelle Album und die Tour dazu konzentriert, kannst Du vermutlich noch nicht wirklich viel dazu sagen, was wir beim Nachfolger erwarten können?

Sebastian "SEB" Sippola: Nein, musikalisch wird's wohl ähnlich sein wie "Hammer Of The North". Der Rest steht noch in den Sternen, ob's nun schneller oder härter wird, keine Ahnung. Aber es wird auf alle Fälle gut, wir machen nämlich keine schlechten Platten (lacht). Das wollen wir nicht.

Feierst Du eigentlich Weihnachten, das steht ja kurz bevor? Rob Halford z.B. hat ja sogar ein Album mit Weihnachtssongs aufgenommen letztes Jahr.

Sebastian "SEB" Sippola: Ich habe eine Familie und Kinder, da feiern wir natürlich auch Weihnachten, aber ohne Kirche und all das. Ganz schlicht und einfach. Ich mag Weihnachten nicht sonderlich, das ist mir zu stressig. GRAND MAGUS würden wohl eher keine Weihnachtslieder spielen.

Ich mag Halfords Weihnachtsalbum, weil's einfach ehrlich ist. Ein paar Anleihen an JUDAS PRIEST könnte Ihr ja manchmal auch nicht ganz verleugnen.

Sebastian "SEB" Sippola: Halford ist natürlich auch eine Ikone. Bei uns ist's aber nicht so, dass wir vorhaben, einen Song zu schreiben, der in die Richtung von JUDAS PRIEST geht. Wir machen einfach unser Ding und das ist manchmal das, was dabei herauskommt. Es ist nicht so, dass wir es beabsichtigen, auch wenn's jetzt so klingt, wenn Du's hörst.

Ab und zu wie JUDAS PRIEST zu klingen ist ja keine Schande.

Sebastian "SEB" Sippola: Es ist auch schwer, einen neuen Heavy Metal-Stil zu machen, da alles schon mal gemacht wurde. Wir können nur möglichst gute Songs schreiben.

Letztlich ist's ja auch nur...

Sebastian "SEB" Sippola: ... Rock 'n' Roll, ich weiß (lacht). Es ist alles Hard Rock.

Viele halten ja sogar MOTÖRHEAD für Metal oder sonst was.

Sebastian "SEB" Sippola: Aber es ist Rock 'n' Roll.

Das sagt Lemmy ja auch und wenn er's nicht weiß, wer dann? Am Ende ist alles nur Rock 'n' Roll. Und mit diesen schönen Worten, noch ein kleiner Schlusssatz für unsere Leser?

Sebastian "SEB" Sippola: Kauft unser Album, das ist nämlich gut. Eines der besten Alben, wenn ihr mich fragt (lacht).

Danke für das Interview und eine tolle Show nachher!

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten