Urne - A Feast On Sorrow | |
---|---|
Review von Rockmaster vom 31.08.2023 (7304 mal gelesen) | |
Das, was URNE da abliefern, ist schon harter Tobak. Stilistisch ist die zweite Scheibe der Londoner schwer zu packen, was sich auch bei den üblichen Quellen widerspiegelt. Stoner, Sludge und Metalcore wird der Band zugeschrieben, und mein Gefühl ist, nichts davon passt wirklich. Klar trägt "A Feast On Sorrow" klare Züge der moderneren Metal-Gangarten. Die unerbittliche, eiseskalte Härte steht den melodischen Emo-Parts gegenüber, die sich dann wieder in dissonanten Elegien auflösen. Da kann sich der Anhänger der "klassischen" Gangarten, in denen die Stilmittel stringent durchdekliniert sind, schon ein wenig vor den Kopf gestoßen fühlen. URNE schaffen aber das Kunststück, dass man sich von den tief melancholischen bis depressiven Songs, die unter Ausschöpfung aller Ausdrucksarten ihr Lamento wehklagen und herausschreien, berührt fühlt. Das liegt sicher auch daran, dass der düsteren Stimmung persönliche Verluste von Sänger und Bassist Joe Nally zugrundeliegen, die er auf der aktuellen Scheibe zu verarbeiten versucht hat. Seine expressive, aggressive Art, die Vocals (meistens) herauszuschreien, wirken eiskalt, aber sie lassen den Zuhörer nicht kalt. Neu-Drummer James Cook hat in der Rhythmussektion das Heft in der Hand, oft treibt er die Band ziemlich vor sich her, aber sowohl starkes Geballer wie ruhigere Phasen werden stets songdienlich eingesetzt. Technisch ist das, was er abliefert, bockstark. Die Gitarrenarbeit von Angus Neyra ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich der Stil von URNE so schwer eingrenzen lässt. Die Riffs sind vielschichtig und zeichnen sich vielleicht weniger durch ein Übermaß an Hooks aus als durch die Atmosphäre, die sie schaffen, in die dann auch der letzte Zuhörer eintauchen können sollte. Mit seinem Aufnahmestudio und als Produzent stand bei "A Feast On Sorrow" niemand geringeres zur Stelle als GOJIRA-Fronter Joe Duplantier. Zusammen mit der Band ist es ihm gelungen, dass das Album genau das liefert, was es verspricht: Das ultimative, orgiastische Zelebrieren des Leidens. Die rohe Wut und Aggression kommen ebenso deutlich aus den Boxen wie das Leid, das sich Joe von der Seele singt und schreit. Den Kniff, beim Finale von 'The Long Goodbye/Where Do The Memories Go?' mit mehreren Gesangsspuren zu arbeiten, mag zwar live schwer zu reproduzieren sein, aber er verschafft dem Album einen intensiven Abschluss. Mit ruhigem, klaren Leadgesang und einer zweiten, leiser eingemischen Spur mit aggressivem Gefauche wird der Höhepunkt ambivalent aufgebaut, um dann die Textzeile "Where do the memories go?" ("Wo gehen die Erinnerungen hin?"), die den Bogen vom Anfang des Albums bis zum Ende schließt, versöhnlich und ruhig zu beantworten. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. The Flood Came Rushing In (6:19) 02. To Die Twice (6:06) 03. A Stumble Of Words (11:24) 04. The Burden (5:44) 05. Becoming The Ocean (4:53) 06. A Feast On Sorrow (6:10) 07. Peace (1:15) 08. The Long Goodbye/Where Do The Memories Go? (11:39) | Band Website: Medium: CD, digital Spieldauer: 53:30 Minuten VÖ: 11.08.2023 |
Alle Artikel