Bethlehem - Hexakosioihexekontahexaphobia | |
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Review von Opa Steve vom 18.11.2014 (6826 mal gelesen) | |
Zwei alte BETHLEHEM-Scheiben stehen schon seit den späten Neunzigern in meinem Regal und ich schätze sie wegen ihrer Originalität und der authentisch-kranken Ausstrahlung. Es handelt sich dabei um die Werke 'Dictius Te Necare' und 'S.U.I.Z.I.D.', die in ihrer dadaistischen Textform und ihrer gewagt expressionistischen Musik tatsächlich eine Einzigartigkeit im breiten Musikspektrum darstellen. Als die Band dann elektronisch experimentierte, verlor ich das Interesse und das kommerzielle "Mein Weg" schien mir damals nur noch ein letztes Aufbäumen zu sein, bevor die einstige Wahnsinns-Maschine ihre Daseinsberechtigung verlieren würde. Nun ist es genau 10 Jahre später und Urgestein Bartsch veröffentlicht mit Kollege Torturer als Duo unter dem Namen BETHLEHEM wieder ein Studioalbum, welches nun doch nach so langer Zeit wieder mein Interesse weckte. Würde es BETHLEHEM gelingen, nochmal den Irrsinn der vergangenen Zeit zu entfesseln? Wer nicht weiterlesen möchte, für den greife ich das Fazit nun schon vorweg: Nein, es ist ihnen nicht gelungen. Im Gegenteil, die zehn Jahre, die seit "Mein Weg" vergangen sind, haben im musikalischen Material weder nennenswerte Fortschritte gebracht noch atmosphärisch in irgendeiner Form Spuren hinterlassen. Die Scheibe klingt vom ersten Ton an enorm brav und nur hin und wieder blitzen die Melodieführungen von Jürgen Bartsch heraus, die sich aber beherrscht und ruhig gespielt in das Material integrieren. Im ersten Schreck muss man sogar schauen, ob man nicht vielleicht eine neue Scheibe von UNHEILIG und Konsorten im Player hat. Nein, hat man nicht. Aber pathetischer Klargesang, getragene Dark Metal-Riffs und auch noch Gitarrensoli wie bei den SCORPIONS sind einfach zu viel des Guten. Der lyrische Irrsinn beschränkt sich auch mittlerweile mehr auf die Titel denn auf die Texte. Titel wie 'Verbracht In Plastiknacht' oder 'Letale Familiäre Insomnie' geben noch entfernt eine Idee, was die Band in früherer Zeit ausmachte, bleiben aber inhaltlich weit hinter dem Paralleluniversum von einstigen Meisterwerken wie 'Teufelverrückt Gottdreizehn' zurück. Aktuelle Plattitüden wie 'Nazi-Zombies Mit Tourette-Syndrom' spielen hingegen so viele Ligen tiefer, dass man nur noch Mitleid mit dem verschwundenen Einfallsreichtum hat. Die meisten Parallelen zu den ursprünglichen BETHLEHEM finde ich in 'Spontaner Freitod', welches fast die alte Klasse erreicht, wobei sie aber auch stark bei sich selbst kopieren und das Eröffnungsriff an 'Du Sollst Dich Töten' anlehnen. Ebenfalls etwas härter ist 'Kinskis Cordycepsgemach' und schlägt stark in die Doom-Richtung. Ansonsten beherrscht berechenbarer Dark Metal mit viel Pathos und oft cleanen Gitarren das Geschehen. In sich und für sich allein betrachtet ist dieser auch gar nicht schlecht, aber aalglatt und unaufgeregt. Und wenn ich ein Attribut absolut nicht mit BETHLEHEM verbinde, dann ist es "unaufgeregt". Unter diesem Gesichtspunkt muss ich dieses Review und meine Bewertung leider ungewohnt subjektiv abgeben. Gesamtwertung: 4.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Kettenwolf Greint 02. Egon Erwins Mongo Mumu 03. Verbracht In Plastiknacht 04. Gebor'n Um Zu Versagen 05. Nazi Zombies Mit Tourette-Syndrom 06. Spontaner Freitod 07. Warum Wurdest Du Bloß Solch Ein Schwein 08. Höchst Alberner Wichs 09. Ich Aß Gern Federn 10. Letale Familiäre Insomnie 11. Kinskis Cordycepsgemach 12. Antlitz Eines Teilzeitfreaks | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 63:03 Minuten VÖ: 10.10.2014 |
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