Phil Campbell And The Bastard Sons - We're The Bastards

Review von Stormrider vom 16.12.2020 (9448 mal gelesen)
Phil Campbell And The Bastard Sons - We're The Bastards Natürlich ist man geneigt wann immer der Name PHIL CAMPBELL auftaucht, eine Referenz zu MOTÖRHEAD zu ziehen. Zu übermächtig ist der Name und das Vermächtnis, welches Lemmy und Co. in die Bücher der Musikhistorie geschrieben haben, und gerade auch der Personenkult um unser aller Lieblingswarze ist ja in den letzten Jahren nicht abgeebbt (und nein, ich meine nicht PETER MAFFAY). Insofern tut der umtriebige Gitarrero das einzig Richtige, er versucht gar nicht erst eine schlechte Kopie seines ehemaligen Brötchengebers zu sein. Dass es ihm aber massiv in den Fingern zu jucken scheint und er keine Ambitionen auf den Ruhestand hat, das zeigt die Veröffentlichungsrate der letzten Jahre. "The Age Of Absurdity" (2018), mit seiner Band, den BASTARD SONS, "Old Lions Still Roar" (2019), mit jeder Menge Gästen und Freunden unter dem Solobanner und nun also "We're The Bastards" wieder mit seinen Söhnen und Sänger Neil Starr. Ja, außer dem Fronter sind es ja wirklich alles seine Söhne, was per se schon eine vergleichsweise komische Konstellation ist, wenn der Vater mit dem Sohne das Tanzbein oder die Instrumente schwingt. Aber am Ende zählt natürlich vor allem die Musik. Und hier kann man problemlos konstatieren, dass die Band nach dem soliden Debüt noch einen Schritt nach vorne gemacht hat.

Eröffnet wird das Album vom Titelsong, der zwar alles andere als ein schlechter Track ist, aber am Ende doch musikalisch etwas sperrig daherkommt. Lyrisch hingegen ist es eine wunderbare Hommage an die Musik, sich selbst und die Fans: "Wir sind die Bastarde, ja und ihr seid es auch!" In der Folge gibt es ein durchweg cooles, groovendes Stück Rockmusik, welches trotz der Länge - 13 Songs sind heute ja doch schon eher selten, wo der Standard der Zehntracker geworden ist - niemals richtig schwächelt. Vielmehr lohnt es sich, die Highlights noch etwas mehr hervorzuheben. Für mich sind das zum einen der 'Desert Song'. Mit seinem Harmonica-Einstieg und seinem Countryflair erinnert er mich in Teilen an JOE BONAMASSA. Dabei ist der Name absolut Programm, ein Groove der ins Bein geht mit diesem Schuss Wüste. Augen zu und ab geht es im Kopf in den Sand. Überhaupt gibt es diese leichten Countryanleihen immer mal wieder zu hören, auch 'Born To Roam' spielt gekonnt damit. Wer auf einem der bekannten Rockradios in der letzten Zeit mal über CORY MARKS gestolpert ist, der wird hier wohl eine Ähnlichkeit nicht überhören. Aber nur, weil der Vater schon so lange im Geschäft ist, hat man mitnichten ein Altherrenalbum eingespielt. Dafür sind die Söhne dann doch zu jung, was dazu führt, dass auch jede Menge Rockradio-kompatible Songs den Weg auf "We're The Bastards" gefunden haben. Zum Beispiel erinnert mich 'Promises Are Poison' in seiner Phrasierung an COREY TAYLOR, der kürzlich ja auch ein gutes, wenngleich auch etwas inhomogenes, Album veröffentlicht hat. In Summe gibt es jede Menge Rock 'n' Roll-Riffs mit Blueseinschlag der typischen Campell-Art und natürlich auch einen kleinen Ausflug in die eigene Vergangenheit mit leichtem Punkeinschlag in Form von 'Destroyed'. Zum Abschluss liefert man dann noch eine astreine Ballade mit viel Gänsehautfeeling ab. Nicht, dass es besonders kreativ wäre, ein Album so ausklingen zu lassen, aber hier hat man noch ein emotionales Kleinod versteckt, auf dem Neil Starr sich auf ein neues Level seiner Vocals hebt. Ganz davon abgesehen, dass er sich hier schonungslos offen mit sich selbst auseinandersetzt, ist 'Waves' ein Track, den ich auch in Jahren bestimmt immer mal wieder laufen lasse, solche Emotionen setzt er frei.

In Summe ist "We're The Bastards" ein Album, das jedem Fan von groovigem Rock zusagen dürfte, der mit einem Glas Whiskey im Wüstensand sitzt. Dabei muss man aber nicht auf zeitgemäßen Sound und einen modernen Anstrich verzichten. Daneben hat die Band dank der wirklich starken Vocals von Neil Starr ein Ass im Ärmel, welches man auch in Zukunft noch gerne häufiger ausspielen und in Szene setzen sollte. Ich muss sagen, ich bin mittlerweile doch sehr positiv überrascht, wie sich PHIL CAMPBELL & THE BASTARD SONS in der Szene platzieren. Auch ohne das Namedropping des Papas wäre "We're The Bastards" ein Album, was seine Käufer finden sollte, denn das Material ist einfach zeitlos gute Rockmusik, die zu hören sich wirklich lohnt.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. We're The Bastards
02. Son Of A Gun
03. Promises Are Poison
04. Born To Roam
05. Animals
06. Bite My Tongue
07. Desert Song
08. Keep Your Jacket On
09. Lie To Me
10. Riding Straight To Hell
11. Hate Machine
12. Destroyed
13. Waves
Band Website: www.philcampbell.net
Medium: CD, LP
Spieldauer: 53:25 Minuten
VÖ: 13.11.2020

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten