Interview mit Roger Rüfenacht von Bloodstained Ground

Ein Interview von Akhanarit vom 08.02.2015 (11229 mal gelesen)
Im Gewand düsterer Kammermusik. - Die Integration klassischer Instrumente im Death Metal ist nicht unbedingt alltäglich, wenn man nicht gerade BLOODSTAINED GROUND heißt. Die Schweizer Band hat erst kürzlich mit "A Poem Of Misery" ein Ausrufezeichen setzen können und dabei so manchen Liebhaber trostloser Klänge in nihilistische Ekstase versetzt. Grund genug, dass wir Frontmann Roger Rüfenacht zum Gespräch bitten.

Hallo Roger und danke, dass du dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst. Wie geht es dir und dem Rest der Band mit einem neuen Album im Rücken?

Roger Rüfenacht : Danke, klagen können wir nicht. Es erfüllt schon mit etwas stolz, wenn die Scheibe so gut ankommt; zur Zeit herrscht also ein wenig Euphorie!

Erstmal Gratulation zu eurem mehr als gelungenem "A Poem Of Misery"! Für mich gehört euer zweites Album mit zu den Highlights des Jahres 2014. Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis?

Roger Rüfenacht : Und gleich nochmals herzlichen Dank dafür! Wir sind alles in allem sehr zufrieden mit der Scheibe, aber wie es halt so ist mit den eigenen Werken: Ganz zufrieden ist man nie und man findet immer das eine oder andere, das man noch verbessern kann. Aber im Speziellen gefällt uns selbst sehr, wie gut es geklappt hat, die Streichinstrumente zu integrieren.

Erzähl doch bitte mal ein wenig über den Entstehungsprozess der Scheibe. War es ein langer Weg vom Songwriting bis hin zu den Aufnahmen?

Roger Rüfenacht : Wir hatten zu Beginn eigentlich ein Grundgerüst eines Songs von Thomas und auf dem wurde aufgebaut. Jeder gab seinen Senf dazu, was natürlich zu einigen Diskussionen führte. Doch schlussendlich haben wir alles so hingekriegt, dass jeder in der Band seinen Einfluss darauf hatte und so ein Werk von uns entsteht.

Wenn du das neue Album mit eurem Debüt vergleichst ... Was hat sich verändert und was hat sich als Trademark für BLOODSTAINED GROUND herauskristallisiert?

Roger Rüfenacht : Wie schon vorher erwähnt, wurde der ganze Songwriting-Prozess dynamischer und wir haben viel mehr Einflüsse in das Projekt einfließen lassen, als noch bei der ersten Scheibe. Was natürlich zu einer enormen Veränderung geführt hat, ist der Schlagzeugerwechsel, da wir jetzt mit Markus einen sehr viel Blastbeat-freudigeren Trommelmeister haben.

Sehr gelungen finde ich den Einsatz der klassischen Instrumente. Ihr habt hier mit einfachen Mitteln maximale Wirkung erzielt, denn sie schaffen eine ganz besondere Atmosphäre, die ich in dieser Form noch bei keiner anderen Band erleben durfte. War es eure Intention, den Einsatz eher minimalistisch zu halten, oder hättest du dir insgeheim ein fettes Orchester gewünscht?

Roger Rüfenacht : Das ist so im Songwriting-Prozess entstanden, wir haben uns selbst die Sachen angehört, sind sie durchgegangen und fanden einfach, dass diese Instrumente da hin gehören. Kein fettes Orchester darum, weil es den Songs die Atmosphäre und die Tiefe nimmt, es würde einfach zu pompös und aufgesetzt wirken. Wir haben sie so eingesetzt, wie wir es für das Richtige in unseren Songs hielten.

Was fasziniert euch so am Mittelalter? Thematisch bewegt ihr euch ja bevorzugt in diesen Gefilden.

Roger Rüfenacht : Das Mittelalter ist für mich als Texter eher Mittel zum Zweck. Klar, ich habe mich sehr eingehend damit beschäftigt und eine gefühlte Tonne Bücher darüber gelesen, jedoch steht die Gesellschaftskritik klar im Vordergrund für mich. Das Mittelalter ist in dem Fall halt ein teilweise sehr krasses Beispiel für die Leichtgläubigkeit der Menschen und wie leicht sie mit Angstmacherei zu grausamen Taten getrieben werden können.

Was ganz besonders bei mir hängen geblieben ist, war unterm Strich die Aussage: "Ich habe doch nur gesagt, was ich denke", womit ihr mehr als deutlich in Richtung Christentum und der einhergehenden Unterdrückung schießt. Welchen Stellenwert hat Religion für euch als Künstler (also auf das Erscheinungsbild von BLOODSTAINED GROUND bezogen) und wie schätzt du persönlich den Einfluss der Kirche in der heutigen Zeit ein?

Roger Rüfenacht : Als Künstler ist es für mich einfach ein Bildnis der Schwäche und Leichtgläubigkeit der Menschen. Man muss hier aber klar den Glauben und die Religion auseinander halten, das sind zwei verschiedene paar Schuhe. Man sollte meinen, dass solche Ereignisse wie die Inquisition die Menschen etwas lehrt, tut es aber leider nicht, wie man ja überall auf der Welt sieht. Ich persönlich schätze den heutigen Einfluss der Kirche als nicht mehr so groß ein. Die Zeiten der Kreuzzüge und der Inquisition sind vorbei und ich hoffe inständig, dass das auch so bleibt.

Kommen wir doch direkt mal zu den Live-Gigs. Was wird bei euch für 2015 auf dem Plan stehen?

Roger Rüfenacht : Nach dem tollen Gig, den wir am Meh-Suff Winterfestival spielen durften, stehen im Moment nur noch 2 weitere Konzerte fest im Plan. Beide laufen unter dem Motto "Zofingen Rocks". Das wurde ins Leben gerufen, weil es sehr viele gute Bands in Zofingen gibt und wir das gerne auch so in der Schweiz zeigen möchten. Ansonsten ist noch die eine oder andere Anfrage offen, wo leider noch kein Datum steht, aber wir haben definitiv noch Platz für Konzerte dieses Jahr und hoffen auch, dass noch einige auf den Plan kommen!

Gibt es schon Pläne für das nächste Album, oder lasst ihr euch jetzt erstmal ausgiebig Zeit "A Poem Of Misery" zu promoten?

Roger Rüfenacht : Wie ich gehört habe, ist Thomas bereits wieder dabei ein paar Gerüste zu schustern, wie absehbar aber das nächste Album ist, kann ich jedoch nicht sagen. Wir konzentrieren uns zur Zeit doch eher auf die Arbeit mit "A Poem Of Misery" und möchten es so gut und breit gefächert wie nur irgend möglich der Welt präsentieren.

Wie hast du Metal für dich entdeckt und welche Bands beeinflussen dich als Musiker im Speziellen?

Roger Rüfenacht : Ich habe den Metal damals durch Freunde entdeckt, so mehr oder weniger mit der Gründung meiner ersten Schülerband. Die Band, die mich am meisten beeinflusst, ist jedoch dieselbe geblieben, und zwar AT THE GATES. Es sind einige dazu gekommen und einige andere wieder weggefallen, aber AT THE GATES sind geblieben. Was sicherlich auch einen großen Einfluss hat, sind Bands wie BEHEMOTH, FLESHGOD APOKALYPSE usw.

Wie würdest du jemandem deine Band beschreiben, der noch nie etwas von euch gehört hat?

Roger Rüfenacht : Ich würde es so beschreiben: Es ist melodischer Death Metal mit schwedischer Seele und norwegischer Brutalität im Gewand von klassischer, düsterer Kammermusik.

Roger, ich und das B4M danken dir für das Interview und wünschen euch maximalen Erfolg mit "A Poem Of Misery". Es wäre mehr als verdient!

Roger Rüfenacht : Ich danke für das tolle Interview und die Fragen. Vielen Dank auch für das Kompliment und die Glückwünsche.

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