Livebericht Stone Sour (mit Hellyeah ) |
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Ein Livebericht von Elvis aus Cologne (E-Werk) - 23.10.2010 (19523 mal gelesen) |
STONE SOUR - bei diesem Namen denken viele gleich, "Ah, das ist doch dieses Nebenprojekt vom SLIPKNOT-Sänger, richtig?"... und liegen damit einerseits nicht ganz und andererseits doch ziemlich falsch zugleich. Das Quintett aus Des Moines, Iowa, ist nämlich genau betrachtet die ursprüngliche Band von SLIPKNOT-Frontpsychopath Corey Taylor, die allerdings erst nach dessen Einstieg bei den maskierten Kerlen aus dem gleichen Ort Anfang der 200er wiederbelebt wurde und Veröffentlichungen zustande brachte. Und auch, wenn mit James Root an der Leadgitarre ein weiteres SLIPKNOT-Mitglied dabei ist, so handelt es sich doch bei STONE SOUR um eine vollwertige, absolut eigenständige Band, die mit der skandalösen Rasselbande nur bedingt vergleichbar ist. Da zudem die Musik trotz der Mitglieder und vor allem der Stimme doch deutlich anders ist als das, was die neun Jungs sonst so produzieren, können STONE SOUR zwar natürlich zum einen SLIPKNOT-Fans, zum anderen aber auch viele andere Fans begeistern. Ich selbst rechne mich klar zur letzteren Gruppe, denn trotz allem Respekt für die Erfolge der Band und deren durchaus spektakuläre und nahezu hypnotische Liveperformances, musikalisch kann ich mit SLIPKNOT wenig anfangen. Der in diversen Genres beheimatete Hard Rock von STONE SOUR, der neben Alternative Gefilden diverse andere Genres streift und ein willkommenes Ventil für die melodiösen Ausbrüche von Corey Taylor und Konsorten schafft, weiß da doch viel besser zu gefallen. Die Mischung aus Melodiosität, Härte, Eingängikeit und ruhigen Balladen, die dabei dennoch locker einmal sogar radiotaugliche Singles ausspuckt, ist zu überzeugend, um sich nicht von ihr einlullen zu lassen. Mit der Meinung stehe ich nicht alleine da, denn nach dem starken selbstbetitetelten Debüt aus dem Jahre 2002 war es vor allem das grandiose "Come What(Ever) May" vor vier Jahren, das STONE SOUR als eine echte Macht verkaufstechnisch als auch musikalisch etablieren konnte. Die fünf Jungs um Corey Taylor als auch dessen Jugendfreunde Josh Rand an der Rhythmusgitarre und Shawn Economaki am Bass ließen sich davon dennoch nicht beirren und schlugen Anfang September mit dem dritten Album "Audio Secrecy" erneut zu. Jetzt hätten STONE SOUR es sich leicht machen können und einfach weiter voll in dieselbe Kerbe hauen können, stattdessen scherten sie sich darum nicht weiter und zogen ihr Ding durch, wobei sie die Härte einen Tick zugunsten noch mehr Melodiosität zurückschraubten. Das brachte zwar von mancher Seite den Vorwurf ein, teils gar fast schon nach NICKELBACK zu klingen, scherte Corey und Co. allerdings herzlich wenig. Denn so oder so: "Audio Secrecy" ist ein klasse Album geworden und dürfte sicherlich dafür sorgen, dass STONE SOUR sich weiter steil auf dem aufsteigenden Ast wiederfinden werden, den sie seit dem Debüt emporgeklettert sind. Die Livequalitäten der Jungs sind auch schon mächtig unter Beweis gestellt worden (was allerdings bei der Besetzung auch kein Wunder ist) und - lange Rede, kurzer Sinn - so wundert es niemanden, dass beim heutigen Konzert der "Audio Secrecy"-Tour es im Kölner E-Werk mächtig eng wird. STONE SOUR ziehen offensichtlich gut Publikum und ich wäre eher erstaunt, wenn der nächste Gig im Rheinland nicht in einer mindestens eine Nummer größeren Location stattfinden würde. Das Publikum ist heute eher jünger, aber nicht unglaublich jung - wir sprechen hier nicht von einem Teenie-Phänomen - und durchaus heterogen. Doch bevor es Zeit für Corey Taylors Ausbrüche ist, machen zunächst einmal HELLYEAH die Bühne unsicher. Ob es die Schuld der sogenannten Metal-Supergroup und ihres höllischen Namens ist, dass die Temperaturen im E-Werk heute immer höher werden oder ob es nur an den vielen Fans liegt? Schwer zu sagen, sie zeigen jedenfalls schon mal, dass die beteiligten Namen dem Publikum schon mal nicht ungeläufig sind. Immerhin bestehen die Amerikaner aus Dimebag Darrells Bruder Vinnie Paul (Ex-Drummer von PANTERA und DAMAGEPLAN), Sänger Chad Gray und Gitarrist Greg Tribett (beide MUDVAYNE) und Tom Maxwell, dem Gitarrist von NOTHINGFACE. Mittlerweile zupft mit Bob Zilla (ebenfalls DAMAGEPLAN) ein weiterer bekannter Name den Bass. Und die Band, die aus ihren Südstaaten-Wurzeln keinerlei Hehl macht, heizt wirklich gleich gewaltig ein. Mit dem selbstbetitelten Track steigen die Amerikaner ins Set ein und schaffen sofort die Grundlage für einen mehr als launigen Gig. Das Publikumn geht von Anfang an richtig gut mit und hat ganz offensichtlich seinen Spass an der Musik, die ganz gut als eine Kreuzung der Ursprungsbands der Mitglieder beschrieben werden kann. Fans und Musiker schaukeln sich gegenseitig hoch und so bleibt die Stimmung bei der gelungenen Mischung der beiden Alben "Hellyeah" und dem diesjährigen "Stampede" in der Set List stets oben. Auch wenn es, wie schon erwähnt, immer wärmer wird und nach und nach sowohl auf der Bühne als auch davor alle immer schwitzen, nachdem mit 'Alcohaulin' Ass' der letzte Song verklungen ist, bleiben an sich nur glückliche Gesichter zurück. Wenn das mal kein gelungener Auftakt für den Konzertabend war! Set List HELLYEAH 01. 'Hellyeah!' 02. 'Goddamn' 03. 'Matter Of Time' 04. 'Cowboy Way' 05. 'Hell Of A Time' 06. 'You Wouldn't Know' 07. 'Stampede' 08. 'Alcohaulin' Ass' Der Change Over findet hiernach dann schon mal geheimniskrämersich unter Ausschluss des Publikums statt - denn schon kurz nachdem HELLYEAH die Bühne verlassen haben, fällt ein weißer Vorhang herab. Immerhin ist man (vermutlich auch ein bisschen aufgrund der relativ frühen Curfew im E-Werk) flott unterwegs, denn es ist nicht viel später als 21 Uhr, als nach dem vom Band lautstark eingespielten QUEEN-Klassiker 'We Will Rock You' (ein Song, der trotz schwerster Anstrengungen immer noch nicht so totgespielt ist, dass man ihn wirklich hassen könnte) die Lichter verlöschen und der weiße Vorhang seine zweite Funktion enthüllt, allerdings noch ohne zu fallen. Zu den Chor-Gesängen von John Williams 'Duel Of The Fates' aus "Star Wars Episode I: The Phantom Menace" (zur Erinnerung: das ist der Titel, der am Ende beim Kampf gegen den rot-schwarz gesichtigen Sith Lord mit den niedlichen Hörnchen, Darth Maul, gespielt wird) stimmt ein buntes Farbenspiel aus STONE SOUR-Logos auf den Gig ein. Zu den ersten Klängen des vorab kostenlos als Download veröffentlichten 'Mission Statement' fällt der Vorhang und Corey und seine Jungs legen mit diesem perfekt gewählten Opener aus dem aktuellen Album gleich voll los. Wirkte die Stimmung bei HELLYEAH schon hervorragend, so explodiert sie im Verlauf des STONE SOUR-Gigs förmlich. Der ebenso wie seine Kollegen bestens aufgelegte Corey Taylor kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Mit "'Reborn' und 'Made Of Scars' schießen sie gleich zwei Reißer von "Come What(Ever) May" hinterher, die die Menge noch mehr zum Toben bringen. Corey springt eh wie ein aufgebrachter Flummi auf der Bühne herum und performt sich in Grund und Boden, was zwangsläufig die Aufmerksamkeit von den ebenfalls alles andere als statisch agierenden Mitstreitern ablenkt. James Root beispielsweise gibt sich alle Mühe, Fans auf der Balustrade das gewünschte Plektrum zukommen zu lassen, was ihm nach etlichen Versuchen von der gegenüberliegenden Bühnenhälfte sogar tatsächlich glückt. Der Fronter packt nebenbei immer wieder seine gar nicht mal üblen Deutschkenntnisse aus und interagiert kräftig mit dem Publikum. Mit 'Say You'll Haunt Me' und 'Unfinished' ist auch das aktuelle "Audio Secrecy" jetzt wieder an der Reihe und die mächtige Anzahl der Hände, die bei der Frage, wer das Album hat, nach oben schnellt, dürfte sogar halbwegs hinkommen. Im Gegensatz zu manchen Bands machen STONE SOUR heute jedenfalls nicht die Erfahrung, dass keiner das neue Material hören möchte und die Liveprobe besteht es auch mit Bravour. Soundtechnisch ist heute Abend eh nichts großartig auszusetzen. Nicht umsonst rühmen STONE SOUR sich, auch live ihre Songs umsetzen zu können und trotz des Livefeelings geht die soundtechnische Komplexität des Materials nicht verloren. Die Band hat ersichtlich einen Mordsspaß auf der Bühne und man nimmt Corey Taylor locker ab, wie begeistert er sich beim Publikum bedankt - auf die Weise kann man als Musiker nur Spaß am Gig haben. Die Hitze macht sich auch bei STONE SOUR bemerkbar, denn Corey ist schon nach wenigen Songs nur noch mit klatschnassem Hemd unterwegs. Der Stimmung tut's jedenfalls keinen Abbruch und besonders emotional wird es, als er nur mit Gitarre bewaffnet den Hit 'Through Glass' anstimmt, bis am Ende die Band einsteigt. Das erstmals bei "Rock am Ring" live vorgestellte 'Digital (Did You Tell)' und der Opener des ersten Albums, 'Get Inside', beschließen das reguläre Set, das nach einer knappen Stunde beendet ist. Die Zugabe lässt jedoch nicht lange auf sich warten und nach 'The Bitter End' von "Audio Secrecy" gibt es noch 'Hell & Consequences' von "Come What(Ever) May". Ob Mr. Taylor die Songs nun wegen der Temperaturen mit freiem Oberkörper performt, weil es ihm einfach zu warm wurde oder ob er doch nur seine diversen Tattoos noch präsentieren möchte, die unter dem Hemd doch verborgen blieben, bleibt wohl sein Geheimnis. Kein Geheimnis bleibt jedoch, dass STONE SOUR hier heute mächtig abgeräumt haben und erwartungsgemäß das Konzert nach leider nur gut 70-75 Minuten Spielzeit mit '30/30-150' beschließen. Auch wenn natürlich etwas mehr Musik noch schöner gewesen wäre, die Zeit verging wie im Flug und hat einmal mehr all die Lügen gestraft, die STONE SOUR als bloßes Nebenprojekt sehen. Das enorme Potential der Band zeigte sich durchgehend und wer glaubt, dass Corey Taylor nur schreien kann, wurde beeindruckend eines Besseren belehrt. Was der SLIPKNOT-Sänger hier mit seinen Jungs gezeigt hat, war schlichtweg nur großes Kino. "Audio Secrecy" dürfte in der Form für die Band den endgültigen Durchbruch markieren und ihnen den verdienten Erfolg bescheren - mit STONE SOUR muss gerechnet werden. Ein grandioses Konzert mit zurecht durchweg zufriedenen Besuchern und einer Band, die in Zukunft größere Locations brauchen wird und im Billing bei Festivals nur nach oben rutschen kann - zwei Daumen hoch! Set List STONE SOUR 01. 'Mission Statement' 02. 'Reborn' 03. 'Made Of Scars' 04. 'Say You'll Haunt Me' 05. 'Unfinished' 06. 'Your God' 07. 'Let's Be Honest' 08. 'Bother' 09. 'Through Glass' 10. 'Digital (Did You Tell)' 11. 'Get Inside' Encore: 12. 'The Bitter End' 13. 'Hell & Consequences' 14. '30/30-150' |
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