Hasswut - Mund Zu!

Review von Farvynn vom 12.02.2022 (8700 mal gelesen)
Hasswut - Mund Zu! Manches ist schon zu krass um wahr zu sein: Albumtitel, Bandname und Songs sind alle deutsch, die Jungs selbst kommen aber aus Spanien (Alicante, wer es genau wissen mag), die Studios stehen in Spanien und dort wurde das Ganze produziert. Wenn man das alles mathematisch zusammenrechnen würde, wärs fast Spanien pur, mit einer Prise deutschem Charme, ist aber unterm Strich dennoch mehr in Richtung NDH oder sogar deutschem Industrial einzuordnen. HASSWUT mit Daniel NQ als Vocalist, Javix als Gitarrist und Programmer sowie Zufo als Keyboarder ist eine Mischung, die ihresgleichen wahrscheinlich nur unter deutschen Industrialgruppierungen Marke NACHTMAHR und CENTHRON findet. Gepaart mit den rasiermesserscharfen Gitarren, die ich im ersten Lauschangriff hören durfte, ist es mehr, als ich mir von Industrial Metal erträumt habe.

Ich sehe jetzt schon den ein oder anderen fragenden Blick der Leser. "Wie jetzt Industrial? Und das bei Bleeding4Metal?" Yes. Nein, wir sind nicht falsch abgebogen. Nein, wir wollen nicht das Genre wechseln und ja, trotzdem bewegen wir uns auch mal über den bekannten Tellerrand hinaus. Wollen wir aber mal schauen, was der Dancefloor so zu bieten hat. Deutsche Texte schon mal und vor allem nichts für schwache Nerven und prüde Menschen. Hier wird schon in 'F.F.F.' mit Schimpfworten um sich geschmissen, dass die Schwarte nur so kracht. Es ist aber gerade der schwächste Song der gesamten "Mund Zu!"-EP - und das gleich zu Anfang ... Schade eigentlich, dass es ein wenig deplatziert ist, denn gerade als Auftakt hätte ich mir ein wenig mehr Schwung gewünscht und nichts, das mehr nach 90er-Elektro klingt. Aber gleich der Titeltrack 'Mund Zu!' gleicht das direkt aus. Nicht nur ist es lyrisch eine ganze Ecke besser, da dieses nicht nur aus Schimpfworten und einigen Fillern besteht, sondern auch weil die Jungs zeigen, was sie instrumental auf dem Kasten haben. Zu meiner "Schande" muss ich gestehen, hatte ich doch eine sehr industrialgeprägte Jugend und höre gerade bei dem Song ganz viel von CENTHRON raus. Die elektronischen Beats peitschen wild um sich und halten einen selten länger als 20 Sekunden auf dem Stuhl, die dazu schneidenden Gitarrenriffs von Javix tun ihr Übriges. Bei 'Haters' kann ich mich nicht so recht entscheiden, welche Version ich bevorzugen würde. Egal ob als Original oder in der Remix-Fassung, an der MISERIA ULTIMA aus Finnland mitgewerkelt haben: jede hat ihre persönliche Note und während das Original ein wenig roher ist und teils an die harten Songs von STAHLMANN und Co erinnert, ist das Remix ein wenig ausgefeilter und erinnert stellenweile mehr an NACHTMAHR, mit denen die Spanier vor der aktuellen Krise schon als Vorband auf Tour waren.

Es ist eine spanisch-deutsche Freundschaft, die ihresgleichen sucht. Bis auf ein, für mich, leider recht schwerwiegendes Problemchen gleich zu Beginn, ist "Mund Zu!" ein Werk, zu dem man verdammt gut tanzen kann. Auch wenn mich Daniel NQ stellenweise sehr an Till Lindemann erinnert, ist weitaus weniger RAMMSTEIN zu hören, als ich erst vermutet hatte. Ich bin vom Sound fasziniert. Die Gitarre geht nirgends unter im elektronischem Dschungel, die Texte sind nicht unbedingt das Nonplusultra, aber durchaus zum Mitsingen oder auch Mitgrölen geeignet. Und wer sich gern mehr bewegt als nur zu headbangen, kommt mit HASSWUT mehr als nur auf seine Kosten. Chapeau, meine lieben Spanier, Chapeau.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. F.F.F.
02. Mund Zu!
03. Haters
04. Säure
05. Zünder
06. Haters (Remix 2021)
Band Website: www.facebook.com/hasswut
Medium: CD
Spieldauer: 21:31 Minuten
VÖ: 04.02.2022

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