Death The Leveller - II

Review von Divine Victim vom 18.04.2020 (7622 mal gelesen)
Death The Leveller - II Das war mal eine schwere Geburt. Ich selbst würde mich als Epic Metal-Fan bezeichnen, LORD VIGO haben zum Beispiel vor Kurzem ein Highlight abgeliefert und die letztjährigen Releases von CRYPT SERMON und ISOLE zählten beide zu meinen Top Ten-Alben. Aber, dass ich nach den ersten fünfmal Hören noch immer keinen richtigen Zugang zu einem Album hatte, war doch eher eine Seltenheit. Dies sollte beim Debütalbum "II" von DEATH THE LEVELLER, welche 2016 gegründet wurden und deren erste Veröffentlichung aus dem Jahr 2017, die EP "I", sehr gut rezensiert wurde, der Fall sein. Und zumal diese Band mittlerweile als neuer Stern am Doomhimmel bezeichnet wird, wollte ich mich nicht so schnell zufrieden geben. Ob sich das gelohnt hat, erfahrt ihr jetzt.

Wie bei fast jeder irischen Band - circa zwei Drittel aller irischen Bands spielen angeschwärzten Metal - ist der Einfluss von den großen PRIMORDIAL unverkennbar. Ein düsterer Sound, gespickt mit viel Emotionalität und Melancholie, erinnert doch sehr an die Landsmänner. Und Sänger Denis Dowling gelingt es auch sehr gut, die Gefühle in dem doch sehr genretypischen, aber auch sehr starken Gesang zu übermitteln. Natürlich hört man auch hier PRIMORDIAL-Frontmann Alan Averill "Nemtheanga" raus. Hierbei unterscheiden sich die beiden aber insofern, dass Dowlings Gesang deutlich mehr im Vordergrund steht und somit eher an Averills Doomprojekt DREAD SOVEREIGN erinnert. Aber auch für die anderen Bandmitglieder ist diese Musikrichtung nichts Neues. Bassist Dave Murphy, Drummer Shane Cahill sowie Gitarrist Gerry Clince spielten alle bis zum 2015 beschlossenen Hiatus für die Celtic Doom-Band MAEL MÓRDHA - auch wenn sie keine Gründungsmitglieder jener Band sind, wurden alle Alben mit ihnen im Line-up veröffentlicht.

Mit 38:43 Minuten ist die Platte zwar relativ kurz, gerade mal 30 Sekunden länger als die EP. Jedoch hat man sich auch hier wieder für vier Songs in Überlänge entschieden. Als Motiv wurde das Thema Sterblichkeit beziehungsweise die Vergänglichkeit des Lebens gewählt. Hierbei behandelt man das aus einer sehr persönlichen, subjektiven, selbstreflektierenden Perspektive, wobei die Interpretation dem Hörer überlassen werden soll. Und auch sie präsentieren die Melancholie des Lebens in einer Art und Weise, wie nur Iren das können. Leute aus einem Land, welches in der Geschichte von immer wiederkehrender Unterdrückung geprägt wurde, sei es durch Römer, Nordmänner, ihre englischen Nachbarn, die Kirche oder Großkonzerne, die bis heute immer wieder die tiefschwarze Seite des Kapitalismus präsentieren. Wenn man bedenkt, welche große Bedeutung der pure Existenzkampf für alle Iren hat, dann wird einem klar, wo all diese Emotionen herkommen. Vielleicht ist das ein Weckruf an alle, dass das einzige, was uns gerade durch diese schwierige Zeit bringen kann, Solidarität ist.

Mit dem Opener 'The Hunt Eternal' beginnt "II" sehr düster und bedrückend - ich sag nur PRIMORDIAL - bis sich die Stimmung im eher verschwommenen Chorus lockert. Es ist ein Kontrast, etwas Befreiendes, aber auch sehr Nachdenkliches. Hier wird nämlich darauf abgezielt, dass der Hörer seiner Interpretation freien Lauf lässt. Auch wenn es kein Song zum Mitgrölen ist, hinterlässt er doch einen Eindruck, der längere Zeit bestehen wird. Aber auch das ist wieder sehr subjektiv und wird bei jedem unterschiedlich sein.

Der darauffolgende längste Song 'The Golden Bough' beginnt auch wieder düster, aber weniger bedrückend als melancholisch. In der Mitte des Songs folgt dann ein Stilbruch und man nimmt an Tempo auf. Hier ist der Song wirklich episch und ich merke jetzt, während ich die Zeilen hier verfasse, dass er mich mittlerweile mitnimmt. Dowling ist hier auch wieder sehr stark, da er sehr im Einklang mit der Musik und besonders den Tempo- und Stimmungswechseln ist. Abschließend folgt nämlich eine sehr emotionale Passage, in der Epik und Niedergeschlagenheit gut miteinander korrespondieren und sich fast schon dialogartig abwechseln.

Bei 'So They May Face The Rising Sun' wird es am emotionalsten. Laut eigenen Angaben ist es ein Tribut an verstorbene Nahestehende. Und ja, diese Trauer wird definitiv übermittelt. Respekt an alle Bandmitglieder, das ist ein wirklich schöner Song und die Stimmung wurde hervorragend rübergebracht. Der Gesang und das Gitarrenspiel sind einfach nur schön. Ich würde bei dem Song sogar einen Vergleich mit meiner Lieblings-Epic Doom-Band der letzten Jahre ziehen, DAUTHA. Aber wer denkt, dass man den Song einfach nebenbei mal laufen lassen kann, der liegt sehr falsch. Wer die Magie des Liedes spüren möchte, muss sich auf ihn einlassen.

'The Crossing' schließt letztendlich die Platte ab. Und meiner Meinung nach ist er ein sehr guter Abschluss. Er vereinigt die bereits öfter genannten Elemente, Düsterheit, Nachdenklichkeit, Trauer, Melancholie und besonders Epik, miteinander und ist damit auch wieder sehr vielseitig und vielschichtig. Außerdem merke ich wieder, wie sich mir der Song öffnet/ geöffnet hat, während ich hier schreibe. Besonders das Ende begeistert mich als Fan von Epik besonders.

Hier möchte ich wieder auf PRIMORDIAL verweisen. Wenn ich bei dem Album von Epik spreche, ist es nicht die Art Epik, die man von VISIGOTH oder ETERNAL CHAMPION kennt. Nein, es ist eine viel nachdenklichere und präzise gezielte Epik. Man will nicht sein Schwert zücken, aber man will in die Ferne ziehen. Nachdenklich seiend, in sich gehend, aber gleichzeitig auch das große Ganze, die Ewigkeit, im Blick habend.

Fazit - Um nochmal auf den Anfang des Reviews zu verweisen: Ja, es hat sich gelohnt. DEATH THE LEVELLER präsentieren in ihrer Art und Weise ein fantastisches Album. Wenn jemandem all das, was ich oben erwähnt habe, zusagt, wenn jemand diese Emotionalität tief in sich wiederfindet, könnte das für jene das Album des Jahres sein. Aber ganz im Gegenteil, sollte sich das Album einem nicht öffnen, wird man tief enttäuscht. Zwischen sechs und zehn Punkten könnte man alles geben - weniger wäre frech, weil alle vier Musiker ihre Aufgabe einfach zu gut erfüllen -, völlig abhängig von der Person und welche Wirkung das Album und dessen Elemente auf sie hat. Nach sehr häufigem Hören kann ich sagen, es beginnt sich zu öffnen, ich sehe und fühle die Genialität. Somit hat sich allein während des Verfassens von diesem Review meine geplante Bewertung um einen halben Punkt verbessert. Ich bin mir sicher, dass ich das Album am Ende des Jahres noch besser finden werde, aber ich kann nur sagen: Hört es euch an. Bildet euch selber eine Meinung. Das Album ist so gut wie eure Interpretation.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. The Hunt Eternal
02. The Golden Bough
03. So They May Face The Rising Sun
04. The Crossing
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 38:43 Minuten
VÖ: 13.03.2020

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten