Interview mit Sänger Archie von Santa Cruz

Ein Interview von Stormrider vom 09.04.2015 (16145 mal gelesen)
SANTA CRUZ haben kürzlich ihr zweites Album, den idealen Sommersoundtrack, veröffentlicht. Wir unterhielten uns mit Sänger und Gitarrist Archie über den aktuellen Rundling und weitere Themen, wie z. B. die Bedeutung des Rock 'n' Roll.

Ihr habt ja gerade Euer zweites, wirklich starkes, Album veröffentlicht (Review), und gerade die positiven Vibes darauf machen es zu einem perfekten Sommersoundtrack. Im Vergleich zu Eurem Debüt "Screaming For Adrenaline" habt Ihr dennoch eine leichte Stiländerung vorgenommen. Gab es einen Grund für diese Kurskorrektur?

Archie: Nein, nicht direkt. Aber die meisten Songs auf "Screaming For Adrenaline" waren schon ein paar Jahre alt, so habe ich z. B. den Refrain von 'Let Me' bereits zu Schulzeiten geschrieben. Oder nimm 'Aiming High', das ist einer unserer ältesten Songs, den spielen wir bestimmt schon seit 2010. Als es nun ans Songwriting für "Santa Cruz" ging, hatten wir lediglich ein weißes Blatt Papier und keine alten Stücke oder Songfragmente mehr. Da wir uns als Songwriter und Musiker aber in der Zwischenzeit alle weiterentwickelt haben, kamen die Änderungen ganz natürlich, ohne speziellen Hintergedanken.

Was genau sind denn dabei für Dich die größten Unterschiede zwischen "Santa Cruz" und "Screaming For Adrenaline"?

Archie: Ich denke, "Santa Cruz" spiegelt mehr uns selbst wider, während unser Debüt ein 80er Album durch und durch war, dem ein wenig die Eigenständigkeit und Originalität fehlt. Natürlich lieben wir alle "Appetite For Destruction" oder das erste Album von SKID ROW, aber wir haben festgestellt, dass wir nicht exakt so klingen müssen, um unsere Leidenschaft für diese und unsere Musik zu zeigen. Eine Band sollte sowieso immer versuchen sich weiterzuentwickeln, denk zum Beispiel an die Unterschiede zwischen LED ZEPPELIN's "II" und "III" oder den Sprung von "Appetite" zu den "Use Your Illusion"-Alben. Ich muss also zugeben, dass "Screaming For Adrenaline" insoweit ein Stück Eigenständigkeit fehlte, obwohl ich das Album und seine Attitüde natürlich immer noch liebe.

Solch selbstkritische Töne hört man ja doch eher selten. Hat sich denn diese Erkenntnis im Songwriting dann bemerkbar gemacht?

Archie: Ja, aber leider nicht so wie man es vermuten könnte. Vielmehr lief auch dieser Songwriting-Prozess nicht so, wie ich mir das grundsätzlich vorstelle. Wir hatten leider nicht die Zeit, die Songs als Band in unserem Proberaum, dem CRUZ-Pit, noch gemeinsam weiterzuentwickeln. Wir haben die Songs geschrieben und sind damit ins Studio gegangen, ohne sie im Proberaum immer und immer wieder zu spielen und sie dadurch noch zu entwickeln. Sie sind zwar ziemlich gut geworden, aber in der Hinsicht bin ich eigentlich etwas altmodisch und möchte die Songs gerne im Proberaum immer wieder zocken, dazu ein paar Gerstenkaltschalen trinken und erst dann ins Studio gehen, wenn sie sich über einen gewissen Zeitraum bewährt haben. Dieses Mal haben wir die Songs als Band eigentlich erst gemeinsam geprobt, nachdem wir sie im Studio bereits eingespielt hatten. Das war für uns schon etwas schräg.

Dafür, dass Du mit dem Prozess unzufrieden bist, ist es doch ein wirklich gelungenes Album. Nun habt Ihr es ja als Self-titled-Album veröffentlicht. Häufig sind diese Alben ja ein Statement wie eine Band ihren Sound gerne selber definieren möchte. Ist "Santa Cruz" für Dich genau das Album, welches den Bandsound von SANTA CRUZ definiert?

Archie: Es fühlte sich einfach richtig an, dieses Album self-titled zu veröffentlichen, denn es definiert, was SANTA CRUZ in exakt diesem Moment ausmacht. Wer kann schon sagen wie wir in ein, zwei oder gar fünf Jahren klingen werden? Das kann man nie vorhersehen, aber das finde auch unglaublich spannend. Denk nur mal an "Blood Sugar Sex Magik" und "By The Way" von den RED HOT CHILI PEPPERS. Die gleiche Band und doch klingen die Alben so verschieden. Für mich stellt daher ein Album immer eine Momentaufnahme im Leben einer Band dar.

Dann sind wir mal gespannt wie Ihr in fünf Jahren wirklich klingen werdet. Aktuell habt Ihr ja eine Menge Mitsing-Ohohohos, Nanananas und Ahahahahas in den Songs. Denkst Du nicht, dass dies zu einer recht kurzen Halbwertzeit eines Songs führen kann?

Archie: Ich persönlich liebe diese Chöre in Songs. Die besten Refrains sind für mich die in 'Livin On A Prayer' von BON JOVI und 'Kickstart My Heart' von MÖTLEY CRÜE. In beiden gibt es Ohhhs und Yeaaaahs. Oder nimm 'Born To Be My Baby'. Ich denke diese Songs haben den Test der Zeit sehr gut überstanden. Insofern spricht nichts gegen diese Mitsingparts.

Werfen wir einen Blick aufs Cover. Während Euer Debüt ein sehr buntes Cover hatte, welches aufgrund seiner Farben und Gestaltung schon fast Assoziationen in den Hip-Hop-Bereich zuließ, habt Ihr nun ein Cover, was im Vergleich eher schlicht wirkt, aber ebenfalls nicht wirklich auf das Genre schließen lässt. Was hat Euch dieses Mal zum Cover-Artwork inspiriert? Und was hat es mit den vier Symbolen auf sich?

Archie: Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie ein Cover eine falsche Indikation auf den musikalischen Inhalt geben kann, aber unser Ziel war es ein simples Bild und Booklet zu gestalten, so nach dem Motto: Let The Music Do The Talking. Quasi wie das "Weiße" der BEATLES oder das "Schwarze" von 'TALLICA. Wir haben also einfach ein Foto einer Wand in unserem Proberaum geschossen, unseren Caesar-Schädel draufgepackt und die Symbole dazu. Die Symbole selbst haben wir gefunden, als wir an dem Cover zu unserer Single 'We Are The Ones To Fall' gesessen haben. Sie stehen für das Chaos, das Hexagramm, das Auge der Vorhersehung und unser CRUZagram.

Als junge Band, die aktuell sehr viel auf Tour ist, was magst Du am meisten am Leben on the road?

Archie: Wir sind frei, das bedeutet Rock 'n' Roll für mich, frei zu sein.

Bedeutet, Ihr lebt den Rock N' Roll-Lifestyle auch entsprechend aus, oder achtet Ihr darauf immer in bester Verfassung zu sein und geht früh zu Bett?

Archie: Natürlich wollen wir Spaß haben, aber nicht um jeden Preis, denn die Musik und unsere Show stehen zu 100% im Mittelpunkt. Wenn du die Shows mit so viel physischem Einsatz spielst wie wir, dann musst du daneben auch ein wenig auf dich selber achten. Seine Karriere wegen regelmäßigem und übermäßigem Alkoholkonsum oder Drogen zu riskieren, ist schlicht total bescheuert und hat für mich nichts mit Rock 'n' Roll zu tun. Wenn du also deine eigenen Grenzen kennst und respektierst und dich nicht regelmäßig wie ein unreifer Idiot benimmst, sobald es darum geht Spaß zu haben, dann ist das Leben auf Tour fantastisch.

Welche Pläne habt Ihr denn noch für den Rest des Jahres? Ihr seid ja noch auf Tour mit AMARANTHE und werdet im Herbst noch eine eigene Headliner-Tour spielen. Gibt es daneben noch weitere Aktivitäten, oder startet Ihr bereits mit dem Songwriting für das nächste Album?

Archie: Nach unserer US-Tour mit AMARANTHE werden wir noch ein paar Festivals spielen, hauptsächlich in Finnland. Und eine Album-Release-Show wird es im Juni in Helsinki auch noch geben. Zum Thema Songwriting: Hier sind wir mittlerweile in einem laufenden Prozess, in dem wir immer Ideen sammeln. Es gibt also keine bestimmte Songwriting-Phase, sondern wir notieren einfach alles, was uns gefällt, so dass wir für die nächste Platte aus unseren besten Ideen auswählen können.

Wir nähern uns nun schon dem Ende unseres Interviews, ich habe noch ein paar Quickies für Dich: Was war das letzte Album, welches Du Dir gekauft hast?

Archie: "The Venom" von MARGINAL.

Was war das beste Album, welches Du Dir in den letzten zwölf Monaten durch die Ohren geblasen hast?

Archie: Das war "Rumours" von FLEETWOOD MAC.

Und was ist Dein aktueller Lieblingssong, natürlich erstmal kein SANTA CRUZ-Song?

Archie: 'Wild Animal' von RUNNING WILD!

Und nun Dein aktueller SANTA CRUZ-Favourite!

Archie: Das sind derzeit 'Velvet Rope' und 'Bye Bye Babylon'. Was ist denn Deiner?

Ich persönlich favorisiere 'My Remedy'. Wenn Du wählen könntest, was sollte der letzte Song sein, denn Du jemals hören kannst?

Archie: Da nehme ich 'Just Like Paradise' von DAVID LEE ROTH.

Wenn Du Dich nicht entschieden hättest Dein Leben als Musiker zu leben, welcher Job wäre Dir sonst noch in den Sinn gekommen?

Archie: Vielleicht Regisseur?!

Wer sollte denn in einer Band spielen, die Du Dir, mit Ausnahme der SANTA CRUZ-Mitglieder, selber zusammenstellen darfst?

Archie: Here we go: Steve Clark (R.i.P.) von DEF LEPPARD an der Rhythmusgitarre, Eddie Van Halen an der ersten und Zakk WYLDE an der zweiten Leadgitarre. Die Vocals übernimmt Sebastian Bach, und die Rhythmussektion bilden Duff McKagan und Tommy Lee.

Gibt es ein Lieblingszitat, welches Dich durch Dein Leben begleitet?

Archie: "The future is unwritten" von Joe Strummer. (Sänger der englischen Punkband THE CLASH - Anm. des Redakteurs)

Was darf nie im Tourbus fehlen?

Archie: Bier, Ingwer, Wasser und Kaffee.

Das war es auch schon für heute. Wie es bei uns gute Tradition ist, gehören die letzten Worte an unsere Leser Dir.

Archie: Glaubt an Euch selbst, Ihr könnt alles erreichen!!

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten