Kings Of Mercia - Battle Scars

Review von Rockmaster vom 16.11.2024 (620 mal gelesen)
Kings Of Mercia - Battle Scars Wenn zwei Musiker altbekannter Bands sich zusammentun, ist alles möglich von sentimentaler Erinnerung an die gute alte Zeit über exzessives Abfeiern derselben bis zum gelungenen Revival. FATES WARNING-Gitarrist Jim Matheos wollte Anfang des Jahrzehnts mal was ganz anderes komponieren als Progressive Metal und begann für eine noch nicht existierende Band ein paar Hard Rock-Nummern zu schreiben. Das verbreitete sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda, bis jemand den Kontakt zu FM- (UK) Sänger Steve Overland herstellte. Der war gleich Feuer und Flamme, und die Band KINGS OF MERCIA war beschlossene Sache. Um diese zu komplettieren, wurden Simon Phillips am Schlagzeug, der immerhin Gastspiele bei großen Namen wie THE WHO und TOTO in seiner Vita hat, und Bassist Joey Vera, ebenfalls von FATES WARNING, rekrutiert. Nach dem 2022 veröffentlichen, selbstbetitelten Erstling liegt nun mit "Battle Scars" die zweite Scheibe vor. Kreativer Kern des Quartetts ist das Duo Jim und Steve, die sich die rohen Songs und die dazu entwickelten Gesangsmelodien und -harmonien im Ping-Pong-Verfahren zusenden, um sich dann gemeinsam auf die beste Version zu verständigen und diese auszuarbeiten. Das Ergebnis sind zehn Songs, die meist klassischer Hard Rock sind, die aber in die eine Richtung mit recht heavy ausgefallenen Riffs ausbrechen, und in die andere mit Steves starkem, AOR-tauglichem Gesang, ohne jemals die Grenze zum Metal oder in die seichten Gefilde zu überschreiten.

Mit dem straighten Rocker 'Guns And Ammunition', den man in jeder amerikanischen Hard Rock-Kneipe hören könnte (außer vielleicht jenen, wo der Wirt/Veranstalter erst mal das Schusswaffenverbot am Einlass durchsetzen muss), beginnen die KINGS OF MERCIA ihr neues Album. Während der Opener die zu erwartende Härte des Albums illustriert, zeigen die Jungs bereits mit dem zweiten Titel 'Eye For An Eye', wie weit (oder auch nicht) sie sich in Richtung AOR aus dem Fenster lehnen wollen. Richtig cool und leicht funky ist 'Legend', und 'Don't Ask' kommt wohl mit dem härtesten Riff des Albums daher (vielleicht in Konkurrenz mit 'Hell 'n' Back'). Die starke, inhaltlich düstere Nummer 'Aftermath' hätte es laut Jim fast nicht auf das Album geschafft, da er lange zögerte, Steve den Songentwurf zu schicken, in der Erwartung, dass er Steve nicht gefallen würde. Ein Glück für Jim, ein Glück für die KINGS OF MERCIA, und ein Gück für alle Zuhörer, dass er sich doch durchringen konnte. Für mich ist der Titel neben 'Legend' einer der besten auf der Scheibe. 'Aftermath' wie auch der ruhige, melancholische Titeltrack 'Battle Scars', den man einfach auf sich wirken lassen muss, sind leider schon wieder allzu zeitgemäß. Der Osten Europas muss mit zehntausenden Kriegsheimkehrern umgehen, die ihrerseits die Erfahrungen aus dem Schützengraben verarbeiten und im realen Leben klarkommen müssen (das - allgemein gefasste - Thema von 'Battle Scars'), und angesichts des Klimawandels und aus ihren Rollen gefallener alter und neuer Supermächte (die gerade alle nicht so "super" sind), müssen wir uns Gedanken machen, in welchem Zustand wir unseren Planeten nach unserem Ableben hinterlassen wollen ('Aftermath').

Mit musikalischen Wurzeln (vermutlich) in den guten alten 70ern und mit Karrierebeginn in den 80ern bringen die KINGS OF MERCIA ein wohltuend klassisches Verständnis für ihre Musik mit. Die Band harmoniert großartig, und, egal in welcher Hinsicht, ihnen gelingt jeder Spagat mit Leichtigkeit. Die Songs auf 'Battle Scars' hätten toll in die 80er-Jahre gepasst, und doch klingen sie taufrisch. Die Mischung aus heavy Riffs und melodischem Gesang funktioniert toll, rhythmisch geht es straight zur Sache, aber auch Joeys Arbeit gefällt mir ausnehmend gut. Die alten Herren spielen Musik, die zeitlos ist, und die man gut und gerne auch jedem guten Newcomer im Genre zuschreiben könnte. Wer Hard Rock für ein angestaubtes, aus der Zeit gefallenes Genre skurriler Gestalten hält, kann sich hier eines Besseren belehren lassen. Und wer dabei kein Körperteil ruhig halten kann, muss in 'Battle Scars' eh reinhören.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Guns And Ammunition (4:25)
02. Eye For An Eye (4:17)
03. Between Two Worlds (4:18)
04. Legend (3:50)
05. Battle Scars (4:40)
06. Don't Ask (3:28)
07. Aftermath (4:01)
08. Hell 'n' Back (4:13)
09. Cold (4:12)
10. Angels & Demons (5:39)
Band Website:
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 43:03 Minuten
VÖ: 25.10.2024

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