Scarnival - The Art Of Suffering

Review von Akhanarit vom 30.08.2015 (6202 mal gelesen)
Scarnival - The Art Of Suffering Mit SCARNIVAL schießt mal wieder eine weitere Melodic Death Metal-Band aus Hannover empor, die nach einer ersten selbstbetitelten EP nun ihr Debütalbum Namens "The Art Of Suffering" vorlegen. Geboten wird aber nicht ganz der typische Melodeath, wie man vielleicht meinen könnte, denn hier wird mitunter doch sehr modern durch die Windungen des Genres geholzt. Immer wieder hat man das Gefühl, dass sich unter der melodischen Fassade ein kleiner Deathcore-Brocken verbirgt und auch im Vocal-Sektor wird variiert, was das Zeug hält. Tiefe Growls, keifende Screams und (leider) auch immer wieder, zugegeben sehr unspannende, Clean Vocals haben ihren Weg auf den Erstling der 2009 gegründeten Band gefunden.

Auch das Cover könnte zeitgemäßer nicht sein. Das Nagetier mit "eingebautem" Gebiss auf dem Rücken erinnert doch sehr stark an die Bilder, die uns vor ein paar Jahren aus der Tierversuchreihe/-forschung vor Augen geführt wurden. Ein menschliches Ohr auf dem Rücken einer Maus wachsen zu lassen wird hier einfach etwas mehr auf die Spitze getrieben. Ich muss gestehen, dass ich absolut keine Ahnung habe, wie weit diese Quälgeister heute sind und was da schon alles möglich ist. Ganz einfach, weil ich mir dieses künstlich erzeugte Leid nicht anschauen möchte. Reißt den Menschen die Knochen bei lebendigem Leib raus, erwürgt sie meinetwegen mit ihrem eigenen Dünndarm und kotzt ihnen Säure ins Gesicht. Solange es Fiktion bleibt, kann ich das durchaus als Unterhaltung akzeptieren. Wenn dieser Irrsinn dann jedoch auf die Realität umgelagert wird, dann hört der Spaß einfach auf. Mag sein, dass dies irgendwann mal Menschen das Leben oder zumindest die Lebensqualität verändern (ich tue mich dennoch schwer, das Wort "verbessern" zu benutzen) könnte, doch Fortschritt um jeden Preis kann nicht die richtige Lösung sein. Ihr seht, dass SCARNIVAL allein durch das Cover in der Lage sind, hier Gedanken hervorzurufen und das ist sehr erfreulich. Wir verschließen unsere Augen ohnehin vor zu vielen Gräueltaten und machen uns stattdessen lieber Gedanken, wie wir das nächste Iphone oder einen noch gewaltigeren Flatscreen in unsere Bude bekommen.

Aus musikalischer Sicht überzeugen mich SCARNIVAL allerdings nicht so ganz. Schon beim Opener und zugleich titelgebenden Track habe ich aus Sicht des Hörers (also einer Person, die einfach mal die CD anmacht und völlig unvoreingenommen an die ganze Kiste herangeht) bestenfalls ein "Na ja, geht so." auf den Lippen und auch die folgenden Tracks ändern diese Grundstimmung nicht wirklich. Als ich mich vor ein paar Tagen das erste Mal an dieses Review setzen wollte, schaltete ich nach dem ersten Song schon ab. Wird verschoben, bis ich für sowas in der richtigen Stimmung bin. Nun ja, so richtig bin ich immer noch nicht in Stimmung dafür, doch ich habe mich jetzt lange genug davor gedrückt und die Band verdient zumindest eine faire Chance, auch wenn das Material nicht so ganz meine Baustelle sein mag.

Die Produktion ist sehr fett und SCARNIVAL haben auch ein ganzes Arsenal an geilen Riffs an der Hand, jedoch ist mir die generelle Ausrichtung in der Tat zu modern und wirkt auf mich nicht wie Musik, die man unter dem Banner des Melodic Death Metal (also jenes Zeug, welches ich eigentlich reviewen wollte) führen sollte. Schon bei 'Losing Identity' ist meine Laune aufgrund der Vocals auf dem Tiefpunkt und auch ein Gastauftritt von Björn "Speed" Strid (SOILWORK) im Song 'Watch Me' lockt mich so gar nicht. SOILWORK war ja, wie mittlerweile einige von euch vielleicht wissen, auch nie Band meiner Begierde. So langsam werde ich eben auch alt und auch wenn der Gedanke, dass ich ernsthaft drüber nachdenke, ob das einer jüngeren Generation gefallen könnte (heilige Scheiße, vor ein paar Jahren war ich noch diese Generation!!!) oder nicht, mich selbst zum Kopfschütteln (in dem Fall nicht Headbangen) animiert ... Aber da habt ihr es doch. Wer auf modernen Extremmetal abfährt, der kann ja einfach mal ganz unverbindlich reinhören und entdeckt da ja unter Umständen was für sich selbst. Mir selbst sagt "The Art Of Suffering" nicht wirklich zu und ich würde nicht im Traum darauf kommen, mir dieses Album zu kaufen. Auch nicht zum Nice-Price. Trotzdem Danke für den Denkanstoß durch das geschmacklose Cover. Gibt einen halben Punkt extra!

Gesamtwertung: 5.0 Punkte
blood blood blood blood blood dry dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. The Art Of Suffering
02. God Given
03. The Easy Solution
04. Hindsight
05. Losing Identity
06. Watch Me
07. The Hunt
08. Rewind
09. Pathetic
10. Eternal Salvation
11. One Morning Left
12. Lies
Band Website: www.scarnival.de
Medium: CD
Spieldauer: 49:24 Minuten
VÖ: 07.08.2015

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