Interview mit Sina von Orphan Hate

Ein Interview von Vikingsgaard vom 16.05.2008 (11986 mal gelesen)
Die Berliner ORPHAN HATE wissen auf ihrem Debüt-Album mit einem Mix aus Death-Metal, melodischen/gefühlvollen und dennoch kraftvollen Parts, und natürlich mit der sehr beeindruckenden Sangeskunst von Frontfrau Sina zu überzeugen. Selbige war so nett, mir einige Fragen rund um die Band und das Album zu beantworten.

  Ich fange einfach mal mit meinem ersten Eindruck von "Blinded By Illusions" an, welcher, gebe ich zu, anfangs nicht der allerbeste war. Ich dachte so bei mir: „…lass doch das Mädel mal alleine singen, wat grölt der Spacken immer dazwischen…“. Ja, schmunzel ruhig, aber es war so. Wie kam es dazu, dass du dich für diese, doch recht derben, Growls entschieden hast?

Sina:   Hey, hey...immer langsam, junger Mann! Mein anderes Ich hat auch Gefühle... Die Frage müsste allerdings umgekehrt lauten, hab früher nämlich eher wenig gesungen, bevor ich zu den Orphans hinzukam. Und eine Antwort darauf wäre sicherlich: Sie haben jemanden gesucht, der beides macht, so dass ich dazu wohl eher wenig beigetragen habe. Wir alle sind allerdings froh, auch diese Gesangspassagen zu haben, da sie ein deutlich breiteres Spektrum an Emotionen zu lassen.

  Das ganze Album wirkt sehr durchdacht und ausgereift. Wie lange habt ihr an den Songs gesessen und wer ist bei euch die treibende Kraft in Sachen Komposition?

Sina:   Vielen Dank dafür! ;-) ...wir haben natürlich uns über jedes Detail Gedanken gemacht...und lang diskutiert...und hart daran gearbeitet, und es ist natürlich das Beste, was wir bisher gemacht haben...;-)! Spaß bei Seite: Natürlich ist es das Beste, was wir machen konnten zu dem Zeitpunkt, weil es das erste ist. Man muss allerdings die Hintergründe bedenken, dass wir uns mit diesem Album und nicht nur im Schreibeprozess, sondern in allem was dazu gehört, erst kennen gelernt haben, wodurch dieses erste Album wohl immer etwas Besonderes für uns bleiben wird. Zusammengefasst, um deine Frage zu beantworten, vielleicht zwei Jahre. Die treibenden Kräfte sind definitiv Alex und Marcus, die beiden Gitarristen, die mit den Ideen ankommen, und wahrscheinlich auch für deinen Eindruck gesorgt haben, da sie eine unglaublich musikalische Erfahrung mitbringen. Dennoch funktioniert es nur in diesem Gefüge.

  Wie gestaltet sich überhaupt euer Songwriting? Ja, ich spiele ein wenig auf den Altersunterschied an. Die Herren Instrumentalisten sind augenscheinlich in etwa in meinem Alter und müssten doch eigentlich einen ganz anderen musikalischen und persönlichen Background haben als du. Kommst du zur Probe mit einem Packen, sehr persönlicher, Texte unterm Arm reingelatscht und sagt: „Jungs, lasst’ s mal dazu krachen!“ ?

Sina:   So in etwa...nein, also die Gitarristen präsentieren ihre Ideen, die dann gemeinsam bearbeitet werden, solange, bis alle zunächst zumindest zufrieden sind. In diesem Prozess beginne ich mir dann Gedanken über Gesangsmelodien und Texte zu machen. Und zu der Altersfrage: Sicherlich haben die Jungs einen etwas längeren Background, und somit mehr Erfahrungen, aber mittlerweile ist das kein Problem mehr. Bedenke nur das Bild, wie’s ausgesehen haben muss, als ich mit meinen 18 Jahren damals den Proberaum zum ersten Mal betreten habe! :-) Musikalisch kommen wir alle sowieso aus einer anderen Richtung, sodass sich hier das Alter gar nicht bemerkbar macht, und wir vorallem dadurch nur an Möglichkeiten gewinnen können. Und außerdem, so alt sind sie doch gar nicht, meine Jungs! ;-)

  Wenn man selbst merkt, „Mensch, das Album wird was Großes!“ , wie sehr setzt ihr euch dann auch selbst in Sachen Songwriting unter Druck? Eure Arrangements reichen von radiotauglich bis Melodic Death Metal. Wen wollt ihr mit eurer Musik ansprechen und wie falsch ist es, euch als reine Death Metal Band zu bezeichnen?

Sina:   Nun, der Druck wird definitiv höher beim nächsten Album, aber lass uns doch erst einmal schauen, wie BbI läuft. Allerdings muss ich sagen, dadurch, dass wir immer besser und enger zusammenarbeiten, darf man sich nicht nur auf BbI freuen, sondern auch auf alles andere, was folgen wird. Aber letztlich sind wir selbst die härtesten Kritiker, und den Druck kreieren wir ganz von allein. Ansprechen wollen wir natürlich alle, die sich an guter Gitarrenmusik erfreuen können, aber wir machen unsere Musik unabhängig davon, was nicht heißt, dass unsere Ohren taub für Stimmen von außen sind. Diese Bandbreite ist sicherlich auch ein Produkt dessen, dass wir uns und unseren Sound wie gesagt im Entstehungsprozess erst kennen gelernt haben, aber auch zukünftig wird es harte und sanfte Klänge geben. Falsch ist gar nichts! Die Bezeichnungen sind höchstens von unterschiedlichem Unterhaltungswert. Ich denke, dass all diejenigen, die unsere Musik konsumieren, ein besseres Ohr dafür haben, wobei unsere Musik mit dem Melodic Death Metal Ausdruck sicherlich schon ganz gut beschrieben ist.

  Was waren eure letzten CD’s, die ihr gekauft habt und warum?

Sina:   Sina: The Mayfield Four – Fallout
Matze: Children of Bodom - Blooddrunk
Alex: Panzerballett – Starke Stücke
Marcus: Soilwork – Sworn To A Great Divide
Jan: Katatonia – The Great Cold Distance

Warum? Weil’s gefällt!

  Klar, hätte ich von selbst drauf kommen können… Zum Schluss noch ein paar abschließende Worte eurerseits, bzw. Raum für Anmerkungen, die mit den Fragen nicht abgedeckt wurden, aber unbedingt noch erwähnt werden sollten.

Sina:   Naja, zunächst natürlich vielen Dank, dass du uns diesen Raum hier gibst! Und an die Leser: Bewegt euren Hintern und kommt zu unseren Shows, es lohnt sich!!! Ansonsten wie immer ein großes DANKE an alle, die an der Mission „Orphan Hate“ mitarbeiten!!! :-) Cheers, Sina + OH

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