Pale Divine - Consequence Of Time | |
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Review von Blaze Breeg vom 20.08.2020 (12548 mal gelesen) | |
Das Herz des klassisch orientierten, aber scheuklappenfreien Doom Metals schlägt gegenwärtig in den Vereinigten Staaten. Da können alle europäischen Länder einpacken, die orthodoxen Genre-Götter REVEREND BIZARRE sind schließlich in Rente. Während ARGUS, KHEMMIS und PALLBEARER als Zugpferde der lebendigen Szene in Übersee einzustufen sind, gibt es darüber hinaus Bands wie ORODRUIN und PALE DIVINE, deren Bekanntheitsgrad in der breiteren Metalszene hierzulande trotz qualitativ herausragender Outputs geringer ist. Zur Erinnerung: ORODRUINs "Ruins Of Eternity" war für mich im zurückliegenden Jahr DAS Doom-Highlight schlechthin. Ein kleiner Spoiler: PALE DIVINE dürften sich diesen Titel anno 2020 sichern und die sympathischen Griechen ACID MAMMOTH nach mehreren Monaten vom Thron stoßen. Doch der Reihe nach ... PALE DIVINE aus Glen Mills im nordöstlichen Bundesstaat Pennsylvania musizieren bereits seit 1995, erst als Trio, später als Quartett. Von den Gründungsmitgliedern sind noch Greg Diener (Gitarre, Gesang) und Darin McCloskey an Bord. Ron McGinnis (Bass; seit 2012) und Dana Ortt (Gitarre, Gesang; seit 2018) vervollständigen das aktuelle Line-up. Außer McGinnis waren alle Künstler zudem bei der Doom-/Hardrock-Formation BEELZEFUZZ aktiv. Bei "Consequence Of Time" handelt es sich um den sechsten Longplayer aus dem Hause PALE DIVINE - für Doom-Verhältnisse, Achtung übler Kalauer, ein solides Arbeitstempo. Die vorliegende Scheibe buhlt mit drei Assen im Ärmel nachdrücklich um die Gunst der doomaffinen Metalgemeinde: 1) Der organische, warme Sound ist im Plastikzeitalter eine Wohltat. Bereits nach wenigen Sekunden fühlt man sich als Freund traditioneller Klänge wie zu Hause. Man möchte sich unweigerlich vor das prasselnde Kaminfeuer setzen und den Ohrenschmaus bei einer Flasche Spätburgunder und einer üppigen Käseplatte genießen. 2) Der Gesang ist ebenso einzig- wie großartig. Dana Ortt feiert auf "Consequence Of Time" seine Premiere vor dem Mikrofon - und man darf festhalten: Diese Verpflichtung hat sich schon allein auf dieser Ebene gelohnt. Egal, ob Ortt und Diener abwechselnd oder zweistimmig zu Werke gehen, es ist ein Traum. Selten ist es einer Metalband gelungen, zwei ausdrucksstarke Sänger effizienter einzusetzen. Ihr seid auf der Suche nach Combos mit einem Alleinstellungsmerkmal? Nun, bei PALE DIVINE werdet ihr fündig! Aber - und somit kommen wir zu 3) - nicht nur im Hinblick auf die Vocals. Ortt und Diener zaubern auch an ihren Sechssaitern: Wer auf saftige Tony Iommi-Riffs, schwermütig-melodische Twin-Gitarren und ausgedehnte, kreative Soli steht, dürfte "Consequence Of Time" einen Schrein errichten. In diesem Genre konnten lediglich die eingangs erwähnten ORODRUIN 2019 ein ähnlich atemberaubendes Niveau erreichen. Hiermit plädiere ich im Übrigen - mit wenig Aussicht auf Erfolg - für eine Doppel-Headlinertour im kommenden Jahr! Zum Glück kann das Songwriting mit den drei beschriebenen Assen mithalten. Klassisch doomige Nummern wie der Opener 'Tyrants & Pawns (Easy Prey)', der auch einen Ausflug ins Epische wagt, treffen auf kompakte, rocklastigere Tracks wie 'No Escape' und dezent proggig angehauchte Kompositionen wie den Rausschmeißer 'Saints Of Fire'. Hervorzuheben sind regelmäßig auftauchende THE DEVIL'S BLOOD-Vibes (achtet mal auf die Vocals!), die den letztgenannten Song ebenso veredeln wie den Titeltrack, der gleichzeitig das Glanzlicht der Scheibe ist. Einzig 'Consequence Of Time' knackt die Zehn-Minutenmarke und schafft dabei das Kunststück, die Hörer dank der Gitarrenmagie - man achte auf das abschließende Traumsolo! - und des gänsehauterzeugenden zweitstimmigen Gesangs durchgängig zu fesseln. Spätestens jetzt ist die Rotweinflasche leer! Wir haben es hier ohne Zweifel mit einem der besten Lieder des laufenden Jahres zu tun, weit über den Doom-Mikrokosmos hinaus. Nicht unerwähnt bleiben darf das nahezu ebenbürtige 'Phantsmagoria', in dem nicht zuletzt die Vocals für eine mystische, hypnotisierende Atmosphäre sorgen, die ein großes Eskapismuspotenzial aufweist: Wer braucht schon mehr oder weniger harte Drogen, wenn er völlig legal solchen formidablen Tonfolgen lauschen kann? Alles in allem ist "Consequence Of Time" abwechslungsreich genug, um nicht nur eingefleischte Doom-Jünger anzusprechen. Als echtes Gitarrenalbum nimmt das Album eine weitaus größere Zielgruppe ins Visier, die es - so viel Realitätssinn muss sein - in dieser bizarr-ungerechten Musikwelt aber nicht erreichen wird. Im Kern servieren uns PALE DIVINE acht Songs, die primär BLACK SABBATH und deren Erbe verpflichtet sind. Die Band ist an keiner Stelle berechnend, sondern durchweg authentisch und beseelt. Es ist gar nicht so einfach, in diesem Genre frisch und einzigartig zu klingen. Das US-Quartett kreiert dank des außergewöhnlichen Gesangs sowie der phänomenalen Gitarrenarbeit etwas Besonderes, an dem sich künftig alle anderen Doom Metal-Bands messen lassen müssen. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Tyrants & Pawns (Easy Prey) 02. Satan In Starlight 03. Shadow's Own 04. Broken Martyr 05. Phantsmagoria 06. Consequence Of Time 07. No Escape 08. Saints Of Fire | Band Website: www.facebook.com/serpentspath Medium: CD Spieldauer: 42:43 Minuten VÖ: 26.06.2020 |
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