Astral Bazaar - Hypnosis Of The 12th Degree

Review von baarikärpänen vom 18.12.2024 (8785 mal gelesen)
Astral Bazaar - Hypnosis Of The 12th Degree Sind wir mal ehrlich, die Zeiten, in denen es im Sog von Acts wie NIGHTWISH, HIM, SENTENCED oder STRATOVARIUS so schien, als gäbe es ein unerschöpfliches Reservoir an Bands im Land der tausend Seen, sind vorbei. Ob man jetzt so weit gehen muss wie Deutschlands größte Metal-Postille, wo es mittlerweile zum guten Ton zu gehören scheint, viele Truppen aus Finnland alleine wegen ihrer geographischen Herkunft links liegen zu lassen, sei mal dahingestellt. Fakt ist aber auch, dass wir hier in einem kleinen Land leben (was die Einwohnerzahl angeht) und es nun mal eine Tatsache ist, dass besagtes Reservoir eben doch endlich ist. Auch hier gilt es dann, aus der Zahl nachschießender Bands die rauszusuchen, die auch wirklich das Zeug haben, im internationalen Vergleich Akzente zu setzen, seien sie noch so klein. Dazu zählen seit einigen Tagen für mich unbedingt ASTRAL BAZAAR, die tatsächlich in der Lage sein könnten, die schon seit Ewigkeit verwaisten Fußbabdrücke der finnischen Prog-Großmeister KINGSTON WALL zu füllen. Keine Musik also, die den Mainstream aufmischt, die aber auf dem Zettel von Hörerinnen und Hörern landen sollte, die noch bereit sind, sich auf ein Album wie "Hypnosis Of The 12th Degree" einzulassen, jede Sekunde zu genießen.

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Normalerweise lassen uns ja die Label/Agenturen eine Band-Bio zukommen, was im Falle von ASTRAL BAZAAR leider nicht geschehen ist. Aber das Internet hilft ja (bedingt) weiter. Die Finnen existieren bereits einige Jährchen und "Hypnosis Of The 12th Degree" ist bereits ihr dritter Longplayer, wobei die beiden Vorgänger mehr oder weniger in Eigenregie veröffentlicht wurden. "Astral Bazaar plays an exotic blend of progressive and psychedelic rock with plenty of improvised jams!", so das Statement, welches sich auf der Bandcamp-Seite finden lässt. Und das trifft es eigentlich auch ganz gut. Genau das hätte man wohl auch zu den bereits erwähnten KINGSTON WALL schreiben können. Kein Wunder also, dass sich im Sound des Fünfers Querverweise zu den 60er- oder (frühen) 70er-Jahren finden. Mal locker-flockig, mal mit einer gehörigen Portion Psychedelia versehen, wobei ASTRAL BAZAAR einen relativ gesunden Mittelweg gefunden haben, dies alles in ihrer Musik zu verarbeiten, ohne anstrengend zu werden. Ein gewisses Alleinstellungsmerkmal haben ASTRAL BAZAAR in ihrer Sparte dadurch, dass hier drei Gitarristen zu hören sind und ganz bewußt auf Keyboards verzichtet wird, dafür aber ein Saxophon zu hören ist. Im Gegensatz zu der Nervensäge bei der diesjährigen Fußball-EM setzen ASTRAL BAZAAR ihr Saxophon aber sehr dezent ein und verleihen ihren Songs einen durchaus schönen Farbtupfer.

Der Einstieg in dieses farbenprächtige Album gelingt mit 'Cast A Shadow On The Lizard's Eye' äußerst gelungen. Keine Ahnung, ob mir der Fünfer zustimmen mag, aber gerade die Gitarren erinnern mich sehr an Petri Walli, der es bei all seiner Klasse vortrefflich verstand, sich auch mal dezent zürückzunehmen. So hätte es wirklich klingen können, wenn die BYRDS mit ihrer Westcoast-Lässigkeit auf psychedelische PINK FLOYD in ihrer Syd Barrett-Phase gestoßen wären. Diesen Eindruck vermittelt auch das direkt nachfolgende 'Acid Rain', wobei hier vor allem der harmonische mehrstimmige Gesang zu gefallen weiß. Ich hab' keine Ahnung warum, aber wenn ich 'Fractions' höre, kommt mir 'Flowers Never Bend With The Rainfall' von SIMON & GARFUNKEL in den Sinn. Wohlweislich nicht pur 1:1, sondern schon mit der auf diesem Album typischen psychedelischen Note. Der Titelsong (gleichzeitig auch der längste auf der Scheibe) hat seinem Namen entsprechend wirklich etwas Hypnotisches. Platz nehmen auf dem fliegenden Teppich, die Räucherstäbchen an und den Ausblick genießen bei einem Nachtflug über mondbeschienene Sanddünen. 'Lost In The Medina' ist so etwas wie ein Vorspiel für den letzten Song des Albums 'Saharan Lament' und setzt den Ton/das Feeling für das, was kommt. So liefert 'Saharan Lament' orientalische Rhythmen, die auf spacige Klänge treffen. Besonders hier werden die Querverweise zum Debüt von KINGSTON WALL für mich sehr offensichtlich und es darf gar mal (wohldosiert und nicht nervig!) jazzig werden in Teilen. Großen Anteil am mehr als positiven Eindruck dieser Scheibe hat auch die warme Produktion.

Alles in allem ist "Hypnosis Of The 12th Degree" ein wirklich schönes Album, das aber weit entfernt von hart rockenden Klängen ist. Es muss ja auch nicht immer die Brechstange sein, nicht wahr? Mir sagt vor allem die Art und Weise zu, wie die fünf Finnen dieses gewisse Mittelmaß finden. Es wird nie zu seicht, aber eben auch nie zu abgefahren. Man kann sich fallen oder hinwegtragen lassen, oft beides gleichzeitig in einem einzelnen Song. Wenn es denn wirklich einen Kritikpunkt an "Hypnosis Of The 12th Degree" gibt, dann ist es die Spielzeit. Ich für meinen Teil hätte sehr gut mit der doppelten Spielzeit leben können. Ändert aber alles nichts dran, daß mir dieses Schätzchen satte neun Punkte wert ist.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Cast A Shadow Upon The Lizard's Eye
02. Acid Rain
03. Fractions
04. Hypnosis Of The 12th Degree
05. Lost In The Medina
06. Saharan Lament
Band Website: www.facebook.com/AstralBazaar/
Medium: CD, Digital
Spieldauer: 37:22 Minuten
VÖ: 29.11.2024

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