Interview mit Ragnar von Bifröst

Ein Interview von Krümel vom 30.04.2016 (19122 mal gelesen)
Dem "Heidenmetal" (2010) folgte 2013 das "Tor In Eine Neue Welt" - im Februar dieses Jahres erschien mit "Mana Ewah" ein weiteres BIFRÖST-Werk. Und da es schon irgendwie Tradition geworden ist, dass wir BIFRÖST nach der Veröffentlichung eines Albums ein wenig auf den Zahn fühlen, haben wir Fronter Ragnar auch diesmal ein paar Fragen gestellt.

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Hallo! Ihr seid ja schon quasi alte Hasen bei Interviews mit Bleeding4Metal. Ich hoffe ihr habt uns immer noch was zu sagen?!

Ragnar: Hallo! Ja, das kann man wohl sagen. Es freut uns, dass Euer Interesse am Werdegang von BIFRÖST nach wie vor ungetrübt ist und ihr uns weiterhin so tatkräftig unterstützt. Super Sache! Nachdem ich ein ziemliches Plappermaul bin, kann ich euch beruhigen. Es gibt immer etwas zu sagen!

Seit dem letzten Album sind knapp zweieinhalb Jahre vergangen. Dieses Mal mussten die Fans nicht ganz so lange warten. Was ist in der Zwischenzeit so alles geschehen bei BIFRÖST? Gibt es ein paar erzählenswerte Details?

Ragnar: Wir wollten es diesmal zeitlich alles etwas knackiger hinter "Tor In Eine Neue Welt" setzen. Das ist uns geglückt, auch wenn es am Ende des Tages wieder Verzögerungen gab und alles länger gedauert hat als ursprünglich vorgenommen. Aber so ist das einfach immer mit neuem Material - es gibt so viele Dinge, die sich verzögern können ... Angefangen vom Artwork bis hin zum Mixing/Mastering. Es war diesmal auch relativ herausfordernd, Termine zu finden, an denen Lukas, Matthias und ich Zeit hatten, um ins Studio zu gehen. Aufgrund meiner aktuellen beruflichen Situation habe ich soviel zu tun, dass es mir schwer fällt, Termine spontan wahrzunehmen. Ich muss fast alles lange genug vorplanen und selbst wenn ich dies konsequent verfolge, kommt es oft anders oder Tasks stehen im Weg. "Mana Ewah" war also definitiv eine Herausforderung in jeglicher Hinsicht für uns, aber wir haben sie gut gemeistert und sind zufrieden mit dem Endergebnis, welches wir nach mehreren Verschiebereien gerade noch "in time" abliefern konnten. Aktuell bereiten wir uns auf die zwei Gigs in Deutschland vor, die in Kürze anstehen. WGT und Gaahlen Moscht - wir freuen uns jeden Fall schon drauf!

Der Titel "Mana Ewah" bedeutet soviel wie "Der ewige Mensch" und klingt ziemlich bedeutungsschwanger. Was genau steckt dahinter bzw. wie seid ihr darauf gekommen?

Ragnar: Der Titel war ein Einfall, der in einer Skype-Session von Matthias und mir geboren wurde. Es soll den ewigen Kampf und die gleichzeitige Symbiose zwischen Mensch und Natur skizzieren. Für mich persönlich ist es ein schöner Albumtitel, da er zeigt, worum es textlich geht. Nämlich den Mensch mit all seinen Problemen und Situationen, in die er sich im Verlauf seines Lebens verstrickt. Ich schreibe stets Texte aus persönlichen Erfahrungen und Dingen, die ich im Alltag beobachte bzw. die mir zu denken geben. Wer wachsam durchs Leben geht, hat viel zu erzählen und ich tue dies mit meinen Texten!

Ich finde, dass sich euer Sound etwas gewandelt hat. Ihr geht deutlich härter, schwerer und dunkler zu Werke. Seht ihr das genauso?

Ragnar: Das sehen wir genauso und haben dies bewusst so arrangiert. Wir gehen eine Spur mehr in Richtung "Black Metal", wenn man so will. Es passt einfach besser zu uns, als das ewige Gedudel!

Im Gegensatz zu früher, sucht man auf dem neuen Werk lustige Texte vergebens. Vielmehr erzählt ihr mit den Lyrics eine - wie ich finde tragische - Geschichte. Um welche genau handelt es sich dabei?

Ragnar: Wie du treffend bemerkt hast, ist unsere Musik härter, schwerer und dunkler geworden. Genauso verhält es sich auch mit den Texten. Ich denke, dass unser Werk ein schönes Gesamtbild ergibt und in sich stimmig ist. Es war daher nur ein logischer Schritt, etwas düstere Thematik zu verarbeiten. Übrigens haben die Songs keinen bewusst erkennbaren Zusammenhang - sie handeln wie oben bereits erwähnt eben alle vom Mensch mit seinen Fehlern und Eigenheiten, Gefühlen, Höhen und Tiefen durch die er im Leben geht. imgright

Die Reviews der Mags und Zines auf die Scheibe sind ja überwiegend positiv ausgefallen. Gibt es eigentlich auch Reaktionen, welche euch total gegen den Strich gehen?

Ragnar: Klar. Die wird es immer geben. Ein paar Party-Pagan-Kinder, die sich über fehlende Spaß-Tracks wie 'Runde um Runde' aufregen oder denen meine Stimme, die ja doch recht speziell ist, nicht gefällt, gibt es immer. Man kann es nicht jedem recht machen und das ist auch nicht unser Ziel beziehungsweise soll auch gar nicht unser Ziel sein. Wir machen das, was uns gefällt und was wir selbst hören wollen - nicht, was man von uns erwartet zu tun - deswegen machen wir Metal und keinen Pop. Das gefällt auch vielen größeren Labels nicht, die nur auf Ihre Verkaufszahlen achten, ohne dabei darauf zu achten, qualitativ hochwertige Musik mit dem entsprechenden Einfallsreichtum zu veröffentlichen. Wenn ich im Geschäft die hundertste Scheibe des immer gleichen Old-School-Death Metals sehe, frage ich mich, ob manche einfach stehengeblieben sind und wer so etwas noch kauft. Aber da wären wir bei persönlichen Präferenzen ...

Seid ihr denn überhaupt selbst vollkommen zufrieden mit dem Ergebnis oder gibt es etwas, das ihr im Nachhinein hättet besser machen können? Oder was ihr vielleicht für die Zukunft anders machen wollt?

Ragnar: Meiner Meinung nach gibt es immer Verbesserungspotential. Ich finde zum Beispiel, dass ich den Titeltrack 'Mana Ewah' verhältnismäßig schwach eingesungen habe, habe aber schon Feedback bekommen, dass er toll gelungen ist. Wie es in der Kunst eben immer ist - alles ist Ansichts- und Geschmackssache. Im Großen und Ganzen sind wir jedoch mit dem Output zufrieden und haben die Arbeit im Studio mit Daniel Fellner sehr genossen - er weiß was er tut und ist ein echt "lässiger Kerl".

So weit ich weiß, ist der ein oder andere von euch noch in anderen Bands tätig. Könnt ihr das alles unter einen Hut bringen? Oder "wirft" man manchmal eventuell die Sachen durcheinander beziehungsweise kommt in Zeitkonflikte?

Ragnar: Zeitkonflikte sind vorprogrammiert. Sowohl aufgrund der Tatsache, dass wir alle in anderen Projekten tätig sind, als auch, weil einige von uns beruflich einfach sehr viel um die Ohren haben. Es war uns von Anfang an klar, dass diese Band immer ein Hobby sein wird, dem wir nachgehen, weil es uns Spaß macht und nicht weil wir uns davon finanzielle Ausschüttungen erwarten. Mein Geld verdiene ich persönlich lieber woanders und nutze das Musikmachen als notwendigen Ausgleich zum sonst so disziplinierten und ernsten beruflichen Alltag. Ich spiele für mein Leben gern Gitarre und stehe gern auf der Bühne. Es macht mir einfach Freude und mit gutem Zeitmanagement bekommt man fast alles hin, auch wenn es manchmal schwer fällt, die vielen Dinge zu koordinieren. Oft sind es auch Prioritätsentscheidungen - wenn wir einen Gig haben, nehmen wir uns die Zeit zu proben einfach. Manchmal kommt dabei etwas anderes zu kurz, aber der Tag hat einfach nur 24 Stunden und die muss man optimal ausnutzen, ohne dabei auch Vater Schlaf zu vergessen, was uns allen wohl trotzdem ab und an passiert.

Wie geht's nun weiter bei BIFRÖST? Ich denke, Ermüdungserscheinungen sind nicht zu verzeichnen ... !?

Ragnar: Haha, Ermüdungserscheinungen nicht, aber wir werden jetzt definitiv einmal einen Gang runterschalten und uns ausreichend Zeit nehmen, alles zu verdauen und an neuem Material zu arbeiten. Daher halten wir uns 2016 auch rar auf der Bühne und werden nur ein paar wenige ausgewählte Gigs spielen, wie zum Beispiel das WGT in Leipzig oder das Gaahlen Moscht Festival. Auf diese Gigs freuen wir uns dafür schon riesig!

Zum Schluss sage ich natürlich Danke - und wie immer haben bei uns die Musiker das letzte Wort. Du kannst noch all das sagen, was Dir so auf dem Herzen liegt ...

Ragnar: Danke an alle da draußen für die Unterstützung. Ich hoffe wir sehen uns auf dem ein oder anderen Gig bzw. Konzert dieses Jahr!

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