Section H8 - Phase One

Review von Rockmaster vom 22.04.2019 (4808 mal gelesen)
Section H8 - Phase One Ostern, und ich muss ganz schön suchen, um die fünf Titel auf dem Erstlinswerk "Phase One" von SECTION H8 zu finden. Mit 1:22 bis 2:21 Minuten Länge tarnen die sich schon ziemlich gut. Äußerlich alle im gleichen Gewand, in schöne vollkommen gar nicht glänzende Hardcorofolie verpackt und alles vokal-kreischokoladenumhüllt, unterscheiden sich die Füllungen doch ein wenig. Und irgendwie sind die Titel musikalisch ja ganz cool. Anfang ist immer eine atmosphärisch daherkommende Klangkulisse, dann geht es kurz mit kleinen Bassläufen und ordentlich Krach und Gekreische daher, und plötzlich ist Schluss, geradezu abgewürgt wird jeder einzelne Song.

Sänger Mexi hat die Titel geschrieben, um seiner Abscheu gegenüber dem Zustand der Gesellschaft auszudrücken. Freies Denken gebe es nicht mehr, und er fühle sich hier fehl am Platze. Na ja, nein, die Meinung teile ich nicht. Auch wenn die verkommene Gesellschaft üblicherweise nicht diese Form des Hardcore an Ostern spielt. Trotzdem, die Ostereierfüllungen, die uns Dan Weinraub am Bass, Aldo Felix und Ryan Jimenez an den Gitarren und Yogie am krachenden Schlagzeug liefern, schmecken bei jedem der einzelnen Titel. Extrem kurz sind halt sämtliche Songs und auch die EP mit weniger als achteinhalb Minuten. Fast alle guten Punksongs, die ich jemals gehört habe, waren schon so knapp über zwei Minuten lang, da sind SECTION H8 etwas unterdurchschnittlich. Ein bisschen könnte man meinen, da wird kurz und knapp die Essenz einer der politischen Aussagen von Mexi eingegossen, und ab in die Ostereiertüte. Normalerweise sind bei den Minieiern schon so um die zwanzig in einer Tüte, hier sind es nur fünf. Na ja. Da geht noch was. Schwierig stelle ich mir so ein Konzert vor. Fünfzig bis sechzig Titel, um anderthalb bis zwei Stunden Show zu stemmen, das wäre schon ein Haufen. Andere Bands machen da Ansagen zwischen den Titeln, die sind so lang wie ein Titel von SECTION H8.

Etwas irritierend finde ich, dass der mit 2:21 Minuten quasi sagenhaft lange Titel 'Lullaby' eingeläutet wird mit 'You Can Get It If You Realy Want' von Reggae-Künstler Jimmy Cliff (nagelt mich bitte nicht ans Kreuz, wenn es sich nicht um die Originalaufnahme handelt sondern um eine der 1000 anderen, dafür ist gerade das falsche christliche Fest). Das ist nix zum Einschlafen. Na ja. Sei's drum. Allerdings bin ich, wenn der Titel rum ist, gerade erst mit dem Zähneputzen (wichtig nach den Schokoeiern) fertig. Puh, zum Glück noch nicht musikalisch eingeschläfert. Aber irgendwie scheint mir der Song genau dafür auch nicht zu taugen. Vermutlich geht's eh wieder um einen gesellschaftlichen Missstand.

Da mir dieser Job als Osterüberraschung zugeteilt wurde, wäre jetzt eine Rezension ohne Bewertung möglich, aber ich finde die Jungs cool und sie haben ein paar schöne Blutstropfen auf der Skala verdient.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. A.D. (Anno Diabolus) (1:41)
02. Melting Plot (1:23)
03. Novocain (1:22)
04. Lullaby (2:21)
05. Phase One (1:41)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 8:28 Minuten
VÖ: 29.03.2019

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