Interview mit Sonja Kraushofer, Martin Höfert von Persephone

Ein Interview von Lestat vom 07.12.2007 (7757 mal gelesen)
Nach "letters to a stranger" stellten sich Sonja und Martin von PERSEPHONE einem Interview - und gaben Aufschluss darüber, wie das Album und die Idee dazu entstanden sind und was eine Kuh - entschuldigt - Hagen mit der Band zu tun hat.

Ihr habt gerade das neue Album "Letters To A Stranger" herausgebracht. In meinen Augen ein sehr gelungenes Werk. Seid ihr mit den bisherigen Kritiken zufrieden?

Martin Höfert: Ja, mehr als das. Klar, es gibt auch Rezensenten, die mögen das Album nicht so sehr, aber das ist dann schlichtweg eine Geschmacksfrage: Selbst dann wird noch respektvoll darüber berichtet.

Sonja Kraushofer: Da kann ich mich nur anschließen. Ich bin auch sehr zufrieden. Ich hatte das Gefühl, dass sich alle Kritiker sehr viel Zeit und Mühe gemacht haben über das Album zu schreiben, selbst die, bei denen es nicht so gut weg kam. Für mich zählt aber vielmehr, dass sie sich damit auseinandergesetzt haben, so können wir auch mit schlechteren CD Besprechungen gut leben...

Liefen die Aufnahmen reibungslos ab?

Sonja: : Ja, im Grunde schon.

Martin: : Es gab ein kleineres technisches Problem bei einer Session, ansonsten lief alles bestens.

Sonja: : Mit den meisten Musikern haben wir auch schon auf den Vorgängeralben zusammen gearbeitet. Das war sicherlich auch ein Grund warum wir so gut und manchmal schneller als wir dachten, vorangekommen sind. Die Musiker kannten uns und unsere Arbeitsweise bereits und wir wussten um ihre Stärken und Herangehensweisen. Für mich ist es sehr wichtig, dass sich alle Musiker, die für ein PERSEPHONE Album einspielen auch mit den Songs bzw. ihren Parts identifizieren können. Es geht ja nicht nur darum Töne aufzunehmen, ich bin der festen Überzeugung, dass man immer auch die Persönlichkeit des Instrumentalisten auf der Aufnahme hört. Das macht die Aufnahme-Sessions auch immer so spannend für mich. Martin bereitet die Demos immer sehr akribisch vor, wir und die Musiker haben daher ein sehr klares Bild wie das fertige Lied klingen soll bzw. wird. Wenn dann nach und nach die Guide-Tracks durch echte Klänge ersetzt werden, ist das immer ein sehr tolles Gefühl. Es ist einfach schön mitzuerleben, wie den Songs nach und nach Leben eingehaucht wird.

Wie kam die Idee, Briefe zu verfassen?

Sonja: : Eine gute Freundin hat mir zum Thema „Letters to a Stranger“ folgendes geschickt: null null „Dank eines Briefes schafft man für sich selbst Raum, in dem augenscheinlich Unaussprechliches aussprechbar wird. Durch die Ruhe und Zeit die man sich für einen solchen Brief nimmt, legt seine Seele darin leichter offen.“ Ives Thuwis Das trifft für mich die Aussage von „Letters to a Stranger“ genau auf den Punkt. Das Album handelt von zwei Personen die sich nur für einen Augenblick sehen und sich dann wieder aus den Augen verlieren, doch dieser eine Augenblick verändert alles. Obwohl sie sich nicht kennen, spüren sie eine enge Vertrautheit, das Gefühl von Geborgenheit, als würden sie sich schon immer kennen. Um mit der Situation zu recht zu kommen, beginnt die Protagonistin Briefe an den Fremden zuschreiben. Durch das Schreiben fühlt sie sich ihm näher und kann ihren Gedanken so freien Lauf lassen. Allerdings schreibt sie die Briefe in der Gewissheit, dass diese den Unbekannten nie erreichen werden.

Kann man dem "Stranger" auch eine konkrete Person zuweisen? Oder ist es mehr eine Art Archetyp? Oder nur ein Platzhalter?

Sonja: : Das ist der Phantasie der Hörer überlassen...

Würdest du es als Konzeptalbum bezeichnen?

Sonja: : Nein. Eigentlich nicht. Ich kann den Begriff Konzeptalbum wirklich nicht mehr hören, deshalb würde ich auch „Letters to a Stranger“ nicht als solches bezeichnen. Natürlich folgt das Album einem roten Faden, einem Gedanken... dem Unbekannten... Als Konzeptalbum würde ich aber lieber Alben wie „Operation Mindcrime“ von Queensryche oder „Schlafende Hunde“ von Janus bezeichnen. Leider hat der Begriff für meinen Geschmack sehr an Bedeutung verloren, was ich sehr schade finde.

Wie war das Konzert mit dem Philharmonischen Kammerorchester in Wernigerode im September 2006? Wie kam es dazu?

Martin: : Es war ein großes Erlebnis, das wir gleichermaßen Dr. Christian Juranek (Verwalter und Museumsdirektor von Schloss Wernigerode) und Dirigent MD Christian Fitzner zu verdanken haben, die beide sehr begeistert von der Musik von PERSEPHONE sind. Natürlich bedeutete es auch viel Arbeit, da ich die Songs erstmal für Orchester umschreiben musste. Aber es hat sich definitiv gelohnt.

Zu dem Album hat das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode ja auch wieder seinen Teil beigetragen - Wird es in Zukunft weitere Zusammenarbeit geben?

Martin: : Ich hoffe es.

In wie weit ist PERSEPHONE dein Projekt? Oder denkst du, dass es nicht dein Projekt, sondern eine Band ist?

Sonja: : „Alles meins!!“ (lacht) Nein, ich habe Persephone von Anfang an mehr als Band gesehen und es hat sich auch im Laufe der Jahre zu einer Band entwickelt. Ich mag meine Musiker. Wirklich! Wir sind schon eine ganz coole Truppe, es macht sehr viel Spaß gemeinsam mit Holger, Johannes und John zu arbeiten und unterwegs zu sein. Besonders freut mich dabei, dass es nun auch unsere Fans und die Presse so sieht.

Fühlst du dich einer Szene zugehörig? Was ist Szene für dich?

Sonja: : Das ist im Moment schwierig zu beantworten. Vor ein paar Jahren hätte ich noch alle Lanzen für die „Schwarze Szene“ gebrochen. Leider musste ich beobachten, dass sich viele Dinge, die ich damals sehr schätzte verlieren... und dass die „Schwarze Szene“ immer mehr Mode-Erscheinung als Lebensgefühl darstellt... Das finde ich ein bisschen schade. Deshalb: Join the very, very dark scene!

Ihr habt ja Hagen, die Kuh - nun gut, eigentlich ist Hagen ein männlicher Name, also: Hagen, den Ochsen - als Maskottchen. Wieso eine Kuh/einen Ochsen? Wie kam es dazu?

Martin: : Kurz vor der Abfahrt zu einem Konzert schenkte uns die damalige Freundin unseres Percussionisten dieses Stofftier – Sonja hat eine starke Affinität zu allem, was mit Kuh zu tun hat; selbst unser Kater, der schwarz-weiß gefleckt ist, kam da nicht drum herum und heißt deshalb MuhKuh - und ich taufte es sofort „Hagen“. Er sieht auch ein wenig aus wie ein Hagen, oder?

Sonja: : Stofftier??! ES?! Ochse?! Das hört er gar nicht gerne! „Selber“! - Soll ich Euch übrigens von ihm bestellen. Seit Winter 2004 kam Hagen die heilige Bandkuh zu uns. Er begleitet uns zu Konzerten, ins Studio und schreibt seine eigene Kuhlumne auf www.darkreflection.de, außerdem bekommt Hagen mittlerweile sehr viel Fanpost, der er sich natürlich auch mit sehr viel Hingabe widmet.

Zu guter Letzt vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft, vor Allem für die bevorstehende Tour. Gibt es noch ein paar letzte Worte, die du loswerden willst?

Sonja: : Wir freuen uns immer über Publikum, deshalb würden wir es schön finden, wenn möglichst viele Bleeding4Metal-Leser zu unseren bevorstehenden Konzerten im neuen Jahr kommen würden. Hagen kontrolliert das!!

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