Extreme - Take Us Alive

Review von des vom 23.04.2010 (5215 mal gelesen)
Extreme - Take Us Alive EXTREME litten lange am 'Wind Of Change'-Syndrom, hatten sie doch 1990/1991 mit 'More Than Words' einen Welthit abgeliefert, der wochenlang von den Radiostationen auf- und abgedudelt wurde, bis ihn wirklich niemand mehr hören konnte. Leider wurde dabei größtenteils übersehen, dass das Album, von dem 'More Than Words' stammt, "Pornograffity", das zweite Album der Band, eine wahre Perle des Funkrock/Hardrock darstellte. Auch das nachfolgende Album "III Sides To Every Story", welches übrigens auf Vinyl als Doppel-LP erschien, die dem Titel folgend nur auf drei Seiten bespielt war ("mine", "yours" und "the truth"), schlug in die selbe Kerbe. Üppig produziert, sozialkritische Texte und musikalisch perfekt, nur mit dem Nachteil, dass kein Radiohit darauf war. EXTREME schlitterten an ihrem Höhepunkt in die Krise (wir erinnern uns: Grunge an jeder Ecke) und lieferten mit "Waiting For The Punchline" ein ziemlich zwiespältiges Album ab. Die Songs wären ja in Ordnung, aber die Produktion ist ultrareduziert und vor allem die strikte links-rechts-Trennung von Gitarre und Bass klingt, tja, gewöhnungsbedürftig. Die Platte wurde ein Flop, die Band trennte sich, Gitarrist Nuno Bettencourt ging auf Selbstfindung und Sänger Gary Cherone für ein ebenfalls recht verkorkstes Album namens "III" zu VAN HALEN.

Das wäre es gewesen, könnte man meinen, doch relativ überraschend und ohne großen Pomp stellten EXTREME 2008 "Saudades De Rock" in die Plattenläden und nun legen sie mit "Take Us Alive" einen Livemitschnitt nach. Was soll man sagen? Ich finde es klasse, dass diese Band, deren Musik mich lange Zeit begleitet hat, wieder am Leben ist, und das beinahe in Originalbesetzung. Und so macht auch dieser Livemitschnitt, auf dem Songs von allen Alben - sogar von "Waiting For The Punchline" - gespielt werden, richtig Freude. Gary Cherone singt noch immer wie ein junger Gott, auch wenn er am Album in einer seiner launigen Ansagen bekundet, dass er wohl deutlich älter geworden ist, und Nuno Bettencourt macht noch immer seinem Ruf, ein Kultgitarrist zu sein, alle Ehre.

EXTREME kommen live beinahe ohne Samples und Keyboards aus, die fast ausschließlich nur für Intros zum Einsatz kommen; auf die heutzutage übliche Unsitte, dass Chöre von der Festplatte kommen, wird verzichtet. Zu Recht, stellen doch Nuno Bettencourt und Bassist Pat Badger ihre Sangesqualitäten mehrfach unter Beweis. Durch dieses Verzichten auf üppige Einspielungen klingen die Songs aber anders als auf Platte; man muss sich etwas daran gewöhnen, dass die Nummern wesentlich reduzierter und kantiger (aber keineswegs schlechter) um die Ecke kommen.

Die Setlist lässt wohl kein Highlight aus: 'Decadence Dance' ist der perfekte Opener, 'Rest In Peace' und 'It's A Monster' stellen weitere Höhepunkte dar, doch auch 'Ghost' und 'Take Us Alive' vom aktuellen Album fügen sich gut ein. Zwischendurch darf Nuno Bettencourt solieren ('Midnight Express', 'Flight Of The Wounded Bumblebee'). Im Finale findet sich mit 'Am I Ever Gonna Change' sogar eine Überraschung. Ok, 'More Than Words' wird natürlich auch gespielt, besser gesagt abgefeiert (und ich muss sagen, ich kann es mir wieder anhören). Wie zu erwarten, fungiert hier das Publikum als euphorischer Chor.

Nach "Saudades De Rock" ein weiteres gelungenes Lebenszeichen der Band, bei dem man sich nur an den authentischen Soud gewöhnen muss. Man darf sich jedenfalls auch auf die dazugehörige DVD freuen.

des

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
CD1
01. Decadence Dance 8:12
02. Comfortably Dumb 5:23
03. Rest In Peace 5:22
04. It (s a Monster) 5:30
05. Star 5:42
06. Tell Me Something I Don t Know 7:59
07. Medley Kid Ego - Little Girls - Teacher s Pet 6:01
08. Play With Me 9:07
09. Midnight Express 4:10

CD2
01. More Than Words 7:27
02. Ghost 4:52
03. Cupid s Dead 6:58
04. Take Us Alive 6:05
05. Flight of the Wounded Bumblebee 1:51
06. Get the Funk Out 7:37
07. Am I Ever Gonna Change (no ?) 6:58
08. Hole Hearted 4:14
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 110:00 Minuten
VÖ: 23.04.2010

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