Cardinal Wyrm - Devotionals

Review von Blaze Breeg vom 23.12.2020 (11119 mal gelesen)
Cardinal Wyrm - Devotionals Im Doom-Sektor macht der Klerus immer mal wieder auf sich aufmerksam: Man denke an REVEREND BIZARRE oder - noch ein paar Stufen höher - Messiah Marcolin. Nun haben wir es - irgendwo dazwischen - mit CARDINAL WYRM zu tun. Das Trio aus der Bay Area existiert bereits seit 2009, dürfte aber bis zum heutigen Tage als Geheimtipp gelten.

Freunde orthodoxer Genre-Klänge sind bei den US-Amerikanern allerdings fehl am Platze. "Devotionals", Studioalbum Nummer vier, ist eine wahre Wundertüte. Oder eher: Ein abgefahrener Trip, der den Hörer beim ersten Durchgang komplett überfordert. CARDINAL WYRM bieten prächtige rockig-doomige Weirdo-Musik, die ich eher auf dem Roadburn als auf dem Hammer Of Doom verorte, auch wenn das Würzburger Publikum durchaus tolerant ist. Hier könnte jedoch für viele eine Grenze überschritten werden, selbst bei MESSA wurden im letzten Jahr schon ein paar Leute unruhig.

Aber was macht die Sache so speziell? Nun, die Platte ist auf allen Ebenen durch zahlreiche dissonante Töne gekennzeichnet, die unsere Hörgewohnheiten auf die Probe stellen. Die Gesangslinien sind nahezu durchgäng schräg, gewöhnungsbedürftig ... und dadurch einzigartig. Ja, die Scheibe versetzt mich nicht selten in Psychedelic-Stimmung - vermutlich funktioniert sie über weite Strecken mit bewusstseinserweiternden Substanzen erst zu 100%, aber ich mutmaße nur, weil ich diesbezüglich auf einen Selbsttest verzichtet habe. Als Kassenpatient sollte man Risiken eben minimieren. Keineswegs riskant ist hingegen ein Blick auf das wunderbare Artwork von Kim Holm, der auch schon Releases von Szenegrößen wie ABBATH, PRIMORDIAL und SÓLSTAFIR veredelt hat. Meines Erachtens fängt das Gemälde den, in einem angenehmen Oldschool-Sound daherkommenden, Wahnsinn ganz gut ein.

Kurzum: CARDINAL WYRM werden polarisieren, keine Frage. "Devotionals" ist eine klassische Love-it-or-hate-it-Geschichte, die niemanden kaltlassen dürfte. Man darf sagen, dass dies mutmaßlich das größte Kompliment ist, das man einem Künstler machen kann. Der Stinkefinger Richtung Mainstream gefällt mir ausgesprochen gut. Eine Punktewertung verbietet sich hier, da wir es mit einem Kunstwerk zu tun haben, das für sich steht und über einen langen Zeitraum erkundet werden muss. Hört einfach mal rein, wenn ihr ein bisschen mutig seid.

Dies war meine letzte Review für dieses Magazin. Ich bedanke mich bei allen Leserinnen und Lesern für ihr Feedback und bei den Kolleginnen und Kollegen für die gute Zusammenarbeit.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Gannet
02. Mrityunjaya
03. Imposter
04. Selimesh
05. Canticle
06. Abbess
07. Nightmarchers
08. Do We Have Another Battle Left in Us?
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 50:42 Minuten
VÖ: 11.12.2020

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten