Concrete - Free Us From Existence

Review von Blaze Breeg vom 07.08.2020 (12858 mal gelesen)
Concrete - Free Us From Existence Ich gehöre zu den Schreiberlingen, die Überraschungen schätzen. Daher haben sich CONCRETE aus Albany, New York, bereits vor der Detailkritik einen fetten Pluspunkt redlich verdient: Das Quartett, bestehend aus Lenny Fletcher (Gesang), Jon Dorn (Gitarre), Ryan Centurioni (Schlagzeug) und Doug Reynolds (Bass), etikettiert sich in den sozialen Medien selbst - sehr shirttauglich - als "violent metallic hardcore". Streng genommen ist das nicht gänzlich unpassend, es führt aber bezogen auf den neuesten Output "Free Us From Existence" gleichzeitig in die Irre. Die US-Amerikaner bieten uns nämlich keinen metallischen Hardcore, sondern eher modernen Extreme Metal mit Hardcore-Elementen. Für mich ist das mehr als Erbsenzählerei, da die im Jahr 2010 formierten CONCRETE gewiss das Ziel verfolgen, ein möglichst großes Publikum zu erreichen - und letzteres befindet sich meines Erachtens zu einem beträchtlichen Teil in der Metalszene. Insbesondere Death Metal-Anhänger sollten der Scheibe den einen oder anderen Probedurchlauf gönnen, insofern ein Blick über den Tellerrand erwünscht ist. Schwarzmetaller, die sich durch das überaus gelungene, an den polnischen Nebel erinnernde Coverartwork (sowie den Albumtitel) angesprochen fühlen, dürften sich hier allerdings weitaus weniger heimisch fühlen als aufgeschlossene Thrasher.

Wir haben es bei "Free Us From Existence" mit einem amtlichen Hassklumpen zu tun, der auf der lyrischen Ebene reichlich angefressen-sozialkritisch daherkommt und in musikalischer Hinsicht, passend dazu, ebenfalls keine Gefangenen macht. Der wuchtige Sound steht den sieben Songs ausgezeichnet zu Gesicht. Die Spielzeit von einer halben Stunde ist obendrein genau richtig, um sich ordentlich abzureagieren - vor allem wegen der Intensität des Gehörten muss man eh erst einmal durchschnaufen, fühlt sich dabei jedoch mit Sicherheit besser. Nun ist es nicht so, dass CONCRETE stumpf drauflosprügeln. Ganz im Gegenteil: Auch wenn die vorliegende Platte selbstverständlich nichts für Feingeister ist, sorgen die zahlreichen Rhythmus- und Tempowechsel für ein kurzweiliges, keineswegs eintöniges Hörerlebnis - beispielhaft empfehle ich 'Starving Serpent', weil dieser Track alle Trademarks der Band in sich vereint. Gerade die schleppenden Parts verstärken die giftige Atmosphäre, die "Free Us From Existence" auszeichnet. Obwohl alle Bandmitglieder einen sehr guten Job abliefern, ist es vor allem die Rhythmusabteilung, die mich mit ihrem tighten, energiegeladenen Zusammenspiel begeistert. Hier gibt es allerlei Feinheiten zu entdecken, welche ein langanhaltendes Vergnügen mit der Scheibe in Aussicht stellen. Köpfe, die Ryan und Doug nicht zum Wippen bringen, sind mutmaßlich bewegungsunfähig. Selbstverständlich schweben die Growls von Lenny über allem, jedoch gibt es in puncto Wiedererkennungswert leichte Abzüge. Die äußerst mannschaftsdienliche Gitarrenarbeit von Jon überzeugt mich, da der Hauptsongwriter der Band auch als Solist einige spannende Akzente setzen kann - man höre diesbezüglich exemplarisch in den mit über sechs Minuten Spielzeit schon fast "epischen" Schlusstrack 'Apthotic Mirror' rein.

Im Ganzen gesehen haben wir es demnach mit einer gelungenen Veröffentlichung zu tun, die meines Erachtens ein paar Durchgänge benötigt, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Nach dem Erstlausch mag "Free Us From Existence" etwas unspektakulär anmuten, aber: Geduld! Ich kann es nicht oft genug wiederholen ... CONCRETE revolutionieren den hardcorelastigen Extreme Metal natürlich nicht, bieten uns allerdings eine bemerkenswerte Mixtur, die Aufmerksamkeit verdient.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Executing Vengeance
02. Starving Serpent
03. Path Of Fire
04. Psychological Crucifixion
05. World Tomb
06. Parasites
07. Apthotic Mirror
Band Website: /www.facebook.com/concretehc/
Medium: CD
Spieldauer: 29:16 Minuten
VÖ: 07.08.2020

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